Alte Montierung (EDIT: Badener Montierung)

  • Hallo Zusammen


    Ich habe bei einer Auktion eine Katze im Sack gekauft.

    Auf der Montierung ist keine Bezeichnung drauf.

    Alter und Funktionalität unbekannt.

    Es sieht aber recht robust aus.

    Kennt von Euch jemand das Modell?


    CS Konrad

  • Ich tippe auf irgendwas aus der Schweiz. In einer juengeren Auflage von Hans Rohrs "Das Fernrohr fuer Jedermann" habe ich so eine Montierung gesehen, die nach einem Schweizer Ort benannt war.


    Gerade nach "Zuercher Montierung" geschaut, fand ich ein Bild einer baugleichen Montierung auf einer Seite "baden.astronomie.ch", die aber nicht mehr zu existieren scheint. Das Bild, das mir Google anzeigt, erscheint mir der Erinnerung nach sogar das Bild aus dem Buch zu sein. Ich habe allerdings nur die Erstauflage hier, wo noch keine Fotos drin sind.


    Edit: Badener Montierung. So hiess die! Ich fand ein Textsegment eines Vereins namens AGB in Baden. Aber die Seite selbst scheint nicht mehr zu existieren. In dem Textsegment, das meine Suchmaschine noch anzeigt, heisst es:

    Zitat

    Die Badener Montierung wurde zur Legende unter Amateurastronomen in der ganzen Schweiz und bildet e in Paradebeispiel für eine gut durchdachte, sauber und kompetent ausgeführte, technisch hochstehende parallaktische Fernrohrmontierung mit Motorantrieb.


    Das klingt doch schon mal gut. Vermutlich werden die mitlesenden Eidgenossen hierueber mehr beitragen koennen.

  • Hallo Jurgen, Volltreffer!


    Ich kriege die Seite nicht angezeigt.

    Mit der Bezeichnung habe ich aber entsprechende Fotos gefunden.

    Es scheint sich um das Modell "Badener Mobil" von 1965 zu handeln.


    OGS Seebach - Bild in Vollgrösse anzeigen


    Bin gespannt, ob es noch funktioniert.

    Wird wohl schwierig an verlässliche technische Daten zu kommen.

    Da passen gemäss Foto offensichtlich grosse Teleskope drauf.

    Was könnte man der wohl an Zuladung zutrauen?


    CS Konrad

  • Die Badener Montierung ist anscheinend eine optimierte deutsche Montierung, die speziell auf Laufruhe und Schwingungsfestigkeit ausgelegt wurde von Ing. Herwin Ziegler.

    Falls jemand Informationen zu der Montierung hat, würde mir das sehr weiterhelfen.


    CS Konrad

  • fastride

    Hat den Titel des Themas von „Alte Montierung“ zu „Alte Montierung (EDIT: Badener Montierung)“ geändert.
  • Etwas Recherche hat ergeben, dass sich die AGB (Astronomischer Verein Baden) unter dessen Auftrag und Projektierung die "Badener Montierung" gebaut wurde sich ausgerechnet dieses Jahr aufgelöst hat.

    Weiter konnte ich herausfinden, dass von dieser Montierung maximal 50 Stück gefertigt wurden.


    CS Konrad

  • Mittlerweile sind ein paar Infos mehr dazu gekommen.


    Die Montierung hat damals (1965) etwas über 2000 Schweizer Franken gekostet.

    (Kann man da schätzen, was das nach heutiger Kaufkraft bedeuten würde, das müssen ein paar Monatslöhne gewesen sein)


    Hab mir auch das von Jurgen erwähne Buch "Das Fernrohr für Jedermann" von Hans Rohr aus einem Antiquariat besorgt.

    Da soll gemäss Ausssage des ehemaligen Präsidenten des AGB die Montierung auf über 100 Seiten vom Konstrukteur selber beschrieben sein.


    Mal sehen, ob was daraus wird.


    CS Konrad

  • Hallo Konrad,

    ich kenne das Bild im "Fernrohr fuer Jedermann" verlegt vom Orell Fuessli-Verlag, Ausgabe 1984. In meiner vorhandenen Erstausgabe (Rascher-Verlag, 1949) sind noch keine Bilder davon drin.

  • Hallo Konrad,

    ich kenne das Bild im "Fernrohr fuer Jedermann" verlegt vom Orell Fuessli-Verlag, Ausgabe 1984. In meiner vorhandenen Erstausgabe (Rascher-Verlag, 1949) sind noch keine Bilder davon drin.

    Oh!


    Glück gehabt (hoffe ich), hab grad nachgeschaut, hab die Edition 1983, da wird es hoffentlich drin sein.

    Das Buch hatte 24 Auflagen, war also durchaus erfolgreich.


    CS Konrad

  • Dann hast Du wohl die Ausgabe, die ich meinte. Und ich hatte mich mit dem Auflagedatum um ein Jahr vertan. Es hat den Schutzumschlag mit dem roetlichen Deepskyobjekt im Hintergrund (M8? Schon so lange her, 1990 hatte ich es ausgeliehen, um meinen Sechszoeller zu schleifen).

  • Hallo Konrad

    Diese Bader-Montierung wurde mehrmals in Kleinserie hergestellt von Leuten aus dem Umfeld der BBC heute ABB in Baden unter Leitung von Herrn Bohnenblust und Aufsicht von E.Ziegler. Wir haben für den Club im Jahre 1974 eine erworben. Sie trug klaglos einen schweren und langen 18cm Newton. Sie ist optimiert auf Schwingungsarmut bei relativ geringem Eigengewicht.( Kurze Deklinationsachse). Die Nachführgenauigkeit für Langzeitaufnahmen reichte aus für die Celestron-Schmidtkamera f: 300mm. Es gelangen mir damit gute Sternfeldaufnahmen bei 15min Belichtung. Für unzählige Beobachtungsnächte leistete sie einen guten Dienst. Kurzum es war ein Erfolgsmodell für den Club.


    Ist bei deinem Modell der Frequenzwandler für den 12V Synchronmotor dabei, sonst wirds schwierig sie zum Laufen zu bringen?

    Trag Sorge zu dem Ding.......

    Gruss Emil

  • Emil

    Bin gerade am abklären, was alles dabei ist.

    Die Montierung stammt aus einer Haushaltsauflösung, ich hole sie erst Samstag ab.

    Gemäss ersten Fotos ist kein Frequenzwandler dabei.

    Weiss nicht, was die Leute da schon in die Tonne gekloppt haben.


    Würde da ein handelsüblicher Lastunabhängiger Frequenzwandler auch seinen Dienst tun?

    Oder würdest du die Montierung ohne Frequenzwandler gar nicht erst nehmen?


    Und ist es korrekt, dass nur die Stundenachse motorisiert war?


    CS Konrad

  • Hallo Konrad

    Ja, die Deklination ist nicht motorisiert.

    Ohne Frequenzwandler kannst du nicht Gas geben bzw. nicht die Geschw. ändern. Ansonsten reicht ein Trafo für 12/ 24 V. mit der Netzfrequenz.

    Irgend einen Umwandler kannst du nicht verwenden . Die techn. Daten des Motors brauchst du. Wahrscheinlich ist es ein SAIA-BURGESS Murten CH Synchronmotor.

    Also wenn du nur die 12V Kabel Anschlüsse dabei sind, kommt etwas auf dich zu bis es läuft....

    Gruss Emil

  • Soweit ich weiss, laufen Synchronmotore immer nur in einer Richtung. Damals wurden die Montierung oft so motorisiert, dass der Motor lieber ein bisschen schneller als zu langsam lief (z.B. bei der Regulusmontierung von Witte & Nehls). Dann hatte man einen Ein/Aus-Schalter am Zufuehrkabel, mit dem man kurz mal ausschalten konnte, um den Fehlgang zu kompensieren. Frequenzwandler waren teurer Luxus. Sie erlaubten eine feinfuehlige Einstellung der Grundfrequenz, und hatten Taster fuer die Erhoehung oder Verringerung selbiger fuer Nachfuehrkorrekturen. Der Dynamikbereich ist aber nicht mit dem einer Schrittmotorsteuerung zu vergleichen, wo Beobachter mit z.B. 16x ueber das Feld fahren koennen, um Objekte zu zentrieren.

    Meine Rupp-Montierung (Typ4, 70/63er Achsen, Baujahr 1980) hatte einen Synchronmotor, der spaeter mit einem Frequenzwandler von APM nachgeruestet wurde, der fuer TAL-Teleskope bestimmt war. Vielleicht waere das etwas fuer Dich? Er hatte zumindest 12V Eingang, aber ich weiss nichts ueber den Ausgang. Ich muss das Ding mal raussuchen und nachmessen. Wenn geeignet, koenntest Du vielleicht auf dem Gebrauchtmarkt was bekommen.


    Oder aber Du ruestest auf eine Schrittmotorsteuerung um. Du koenntest dann auch die Deklination motorisieren, um einen Autoguider zu benutzen. GOTO geht nicht, weil der Deklinationsfeintrieb als Tangentialarm nur endlich ist. Ich habe schon ein paar alte Montierungen Posthum mit einer simplen Sky-Watcher-Zweiachssteuerung motorisiert, wobei ich die Vorgelege passend waehlte, um den Unterschied der Schneckenraduntersetzung auszugleichen. Die Steuerung fuer die EQ5 beispielsweise ist fuer 144 Zaehne ausgelegt.

    Bei der Rupp ist genau das in die Hose gegangen. Es war auch nur ein Versuch, da die Montierung sichtlich um Groessenordnungen schwerer ist als die EQ5. Ich habe dann von der englischen Firma AWR eine Zweiachssteuerung erworben, die auch mit Autoguider wunderbar funktioniert. Kostenpunkt waren hier 600 Pfund (ca. 700 Euro, aber durch den Brexit-Wahnsinn kommen noch Einfuhrgebuehren dazu). Vielleicht findest Du auch einen elektronikbewanderten Mitstreiter, der Dir so ein Ding bauen kann. Allein die Moeglichkeit, mit hoeherer Geschwindigkeit die Umgebung abzufahren und Objekte rasch zu zentrieren, laesst mich diese Loesung favorisieren (im Vergleich zu Synchronmotor mit Frequenzwandler).

  • GOTO geht nicht, weil der Deklinationsfeintrieb als Tangentialarm nur endlich ist. Ich habe schon ein paar alte Montierungen Posthum mit einer simplen Sky-Watcher-Zweiachssteuerung motorisiert, wobei ich die Vorgelege passend waehlte, um den Unterschied der Schneckenraduntersetzung auszugleichen.

    Hallo Jurgen


    Danke erstmals für Dein Interesse.


    Das mit dem "endlichen Tangentialarm" versteh ich nicht, was ist hier die Beschränkung?


    CS Konrad

  • Baader hat früher folgendes Produkt angeboten:


    Synchron Motorsteuerung für Siberia / Tal Teleskope


    Ermöglicht den Antrieb der Siberia / Tal Teleskope und jeder anderen Montierung mit einem 12 V / 50 Hz Synchronmotor über eine Autobatterie. Maximale Ausgangsleistung 8 W / 12 V AC, Versorgungsbereich 12 – 14 V DC ( Autobatterie ) oder 12 V AC ( 12V Netztrafo ), Quartzgenaue Frequenzeinstellung von 43,7 Hz bis 52,4 Hz in 0,01 Hz Schritten über Kodierschalter, Nachführgeschwindigkeit + / - 25% über zwei Taster, Verpolungsschutz bis 20 V.


    Das Teil ist aber nicht mehr im Angebot, wahrscheinlich mangels Nachfrage.

    Vielleicht hat es ja einer noch in der Schublade liegen?


    CS Konrad

  • Hi Konrad,


    Du kannst durch den Feintrieb in Deklination allein nicht jede Deklination erreichen. Nach ein paar Grad kommt dieser Feintrieb zu einem Ende, und um ihn wieder nutzbar zu machen, musst Du zurueckkurbeln. Die Philosophie hinter dieser Konstruktion ist, durch Oeffnen der Klemmung die gewuneschte Deklination grob anzufahren, um dann mit dem Feintrieb die letzten Korrekturen zu machen. Auch Nachfuehrkorrekturen sind damit moeglich. Aber eben kein Anfahren, weil Du diese Achse mit diesem Feintrieb konstruktionsbedingt nicht um 180 Grad drehen kannst.

    Moderne Montierungen, die alle auf GOTO ausgerichtet sind, haben an dieser Stelle ein zweites Schneckenrad (das erste ist in Rektaszension, um eine beliebig lange Nachfuehrung zu gewaehrleisten). Aber zum Zeitpunkt, als die Badener Montierung konstruiert wurde, waren computergesteuerte Teleskope in der Amateurastronomie unueblich. Da man sowieso die Montierung nach Oeffnen der Klemmung manuell drehen konnte, wurde der Aufwand des Schneckenrades durch den einfacher zu fertigenden Tangentialarm gespart.

    Es gab sogar mit der T-Montierung des Zeiss Telementors eine Montierung, die in beiden Achsen endliche Feintriebe hatte. In meinen Augen eine Fehlkonstruktion, da man in Rektaszension nur eine halbe Stunde lang nachfuehren konnte. Hat sich dann auch im Montierungsbau nicht durchgesetzt. #

  • @Jurgen


    Achso, jetzt ist klar.

    Man müsste also den Feintrieb abhängen und durch ein Schneckenradgetriebe an der Achse ersetzen für GoTo. Wahrscheinlich sehr Aufwendig und sehr teuer.


    Goto ist für mich aber zunächst mal nebensächlich, die Stundennachführung sollte aber schon funktionieren. Vorerst und wahrscheinlich auch auf längere Sicht will ich damit auch nicht fotografieren. Die Visuelle Beobachtung steht in Vordergrund.

    Die Skalen sind so grosszügig angeschrieben, dass ein recht genaues Ansteuern von Hand zu einer Koordinate möglich sein sollte. Für die Feinkorrektur bei der Nachführung wäre aber so ein Teil, wie in meinem letzten Beitrag (Synchron Motorsteuerung für Siberia / Tal Teleskope) schon eine Voraussetzung.


    Überhaupt mal eine vielleicht etwas doofe Frage, aber was macht man bei so einer Montierung, wenn man die Stundenachse von Hand auf eine Zielposition schwenken möchte? Kann man den Motor abkoppeln? gegen die Schnecke drehen ist ja nicht möglich.


    CS Konrad

  • Da sollte eine Klemmung dran sein - in beiden Achsen. Du lockerst in Rektaszension den Kontakt vom Schneckenrad zur Achse. Da ist wahrscheinlich eine Klemmschaube an der Nabe des Schneckenrades, oder das Schneckenrad ist axial an das Ende der Achse festgeschraubt - und diese Verbindung laesst sich mit einem Handrad oder Knauf lockern. Das nennt sich "Klemmung". Es kann auch sein, dass das Schneckenrad mit der Achse fest verbunden ist, sich aber der Rektaszenzionsteil nach Loesen einer geeigneten Klemmung frei um die Achse drehen laesst. So ist es zum Beispiel bei der HEQ5 oder EQ6 von Sky-Watcher: Die Achse ist ans Schneckenrad gekoppelt, das sich im Deklinationsblock befindet. Die herausragende Achse steckt im Rektaszensionsblock und ist dort dreh- und klemmbar gelagert.

  • Nachtrag: Manche Montierungen haben auch keine Klemmungen, sondern Rutschkupplungen. Hier kannst Du einfach mit etwas Kraft die Montierung grob verstellen, aber die Reibung der Kupplung verhindert durch ihren Widerstand ein ungewolltes Verstellen. Schau erstmal, ob Du Klemmungen findest. Denn eine Montierung mit Kraft gegen eine angezogene Klemmung zu verdrehen, kann das Getriebe beschaedigen.


    In Deklination scheint Deine Klemmung hinter der Feintriebsschraube zu liegen. Da ist eine duenne Schraube mit einem Loch im Kopf, wo vielleicht mal ein Hebel drin sass.

    In Rektaszension kann ich auf Deinen Bildern keine Klemmung finden. Aber kein Bild schaut unter das Schneckenrad, wo eine Klemmung angebracht sein koennte.

  • Danke für Deine Geduld Jurgen.


    Wenn ich die Montierung am Samstag endlich im Haus habe, werde ich mal eine Bestandsaufnahme machen, was alles da ist und was nicht.

    Der Frequenzumwandler ist nicht mehr auffindbar und wurde anscheinend auf dem Elektroschrott entsorgt, weil keiner wusste, dass das zur Montierung gehört ;( .

    Da muss ich den Preis wohl nachverhandeln.


    CS Konrad

  • Visuell brauchst Du den Frequenzwandler nicht unbedingt, da die Verstellmoeglichkeiten eh begrenzt sind. Ich wuerde an Deiner Stelle versuchen, eine kommerzielle Zweiachssteuerung zu adaptieren. Von Sky-Watcher gibt es diese rote Steuerung, die auch einen ST4-Port fuer Autoguiding hat und bis zu 16x verfahren kann. Fuer die EQ5 ist sie fuer 144 Zaehne ausgelegt, waehrend die Version fuer die EQ3-2 fuer 120 Zaehne (*) ausgelegt ist. Durch ein passendes Vorgelege (2 Zahnraeder oder Zahnriemen mit passend dimensionierten Raedern) kannst Du das an beide Achsen adaptieren.


    (*) Gerade nochmal gegoogelt: Das Schneckenrad der EQ3-2 scheint 130 Zaehne zu haben. Vielleicht kann das ein mitlesender Besitzer nochmal festnageln.

  • Ich hab auf dem Foto versucht zu zählen und komme auf wahrscheinlich 180 Zähne (eventuell auch 168).

    Das würde aber auch bedeuten, dass ich den Synchronmotor beurlaube und einen Schrittmotor (Oder auch 2) anbauen müsste.

    Das kann in Arbeit ausarten.

  • Wenn es 180 Zaehne sind, muss sich die Schnecke etwas schneller drehen als bei 144 Zaehnen. Du muesstest die Sky-Watcher EQ5-Steuerung beispielsweise um den Faktor 180/144 uebersetzen. Das ist gekuerzt 15/12. Also ein Ritzel mit 15, eines mit 12 Zaehnen oder erweitert 30 und 24 Zaehne. Je nachdem was erhaeltlich ist. Je nach Motoranbau kann dieser in die falsche Richtung drehen, aber die Steuerung hat den NS-Schalter fuer die Suedhalbkugel. An meinen Geraeten, wo ich die Zweiachssteuerung adaptierte, stelle ich die Steuerung einfach auf S und es funktioniert.

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