Eine englische Fotonacht mit Hindernissen (2021 Sep 11/12)

  • Gestern, am 11. September 2021, klarte es gegen Nachmittag auf. Astro-Alarm war angesagt, und sowohl der 200/5000er Refraktor mit der ZWO ASI 120MC-Kamera war fuer die Planeten startklar, als auch der 14" Meade SCT "Obelix" auf der alten Ruppmontierung mit der astromodifizierten Canon EOS40D. Hier war ein 0.63er Reducer verbaut, um mit f/6.3 und Autoguider Deepsky zu machen.

    Los ging es zum Aufwaermen mit den Planeten. Der Jetstream verhiess nichts Gutes, und so war es dann auch ein Gewaber. Trotzdem faszinierend, was man dank kurzer Belichtungen und Wavelets insbesondere am Jupiter noch rausholen kann. Beide Bilder mit 5m Brennweite und 1min Videos, bei Jupiter mit 60 fps und bei Saturn mit schlappen 16 fps. Also deutlich weniger Einzelbilder, die laenger belichtet werden mussten und das bei einem tiefer stehenden Objekt. Es kam uebrigens ein ZWO ADC zum Einsatz, der in Firecapture vor den jeweiligen Aufnahmen eingerichtet wurde.



    Nun auf zum Vierzehnzoeller. Als erstes wollte ich mal auf M16 halten und die "Saeulen der Schoepfung" aufnehmen. Die Transparenz war nicht sehr gut. Allein das Objekt zu finden war ein Stochern im Trueben. 9x50-Sucher, Tirion-Atlas. Schliesslich, nach einigem Hangeln von Stern zu Stern, war da dieses Fleckchen. Neunmal drei Minuten war die magere Ausbeute, bevor die Klemmschraube der Ruppmontierung in den Polblock zu fahren drohte. Hier muss ich noch was einkuerzen. Aber es reicht, um ein paar der "Tiere" zu sehen, die man in dem beruehmten Hubblebild erblickt: Die Giraffe, der Hund ... leider schlaegt der Himmelsgradient in der oberen linken Bildecke zu, und Canon's Digital Photo Professional hat keine Gradientenkorrektur. Hier wird baldmoeglichst die Investition in "Pixinsight" faellig ...



    Watt nu? Wieder M27? Ich beschloss, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Ich nahm den planetarischen Nebel NGC6891 im Delphin aufs Korn. Autoguider eingerichtet. Die Motoren machten komische Geraeusche. Hin und her und hin und her. Sterne sahen aber gut aus. 3min, dann ... kein PN. Nur ein auffaellig heller, unscharfer Stern - na klar, das isser. Hoffnungslos ausgebraten. Ich habe dann doch lieber nur 20s belichtet. Spaeter beim Auswerten zeigte sich, wie winzig dieser PN ist. Der Versuch des Bildausschneidens liess erkennen, dass die Sterne leicht kreuzfoermig (!) waren. Hmmm. Hin und her und hin und her ... da war wohl die Autoguiderkalibration in die Hose gegangen. Und ich habe gelernt, dass dieses Objekt wohl eher was fuer die kleine ZWO ASI - Kamera ist, fuer "lucky imaging" wegen der hohen Flaechenhelligkeit. Hier mein nur bedingt sehenswertes Machwerk:



    Schliesslich beschloss ich, in den Pegasus zu gehen und mal wieder auf Stephans Quintett zu halten. Tirion kennt das nicht, also Deep Sky Reisefuehrer von Stoyan hergenommen. Ich brauchte eine Dreiviertelstunde, um das Objekt zu finden! Ein kleines Zweitteleskop neben dem 9x50-Sucher wuerde hier helfen. 2.2m Brennweite ergeben halt doch ein kleines Gesichtsfeld! Neunmal drei Minuten, dann (weil diesmal der Autoguider so gut lief) 31mal 5 Minuten, insgesamt drei Stunden bevor es sich zuschmandete.


    Da ich zwei leicht versetzte Pointings hatte, ergab sich in der Schnittmenge ein fast quadratisches Bildfeld. Immerhin wurden hierdurch die unscharfen Sterne am Rand unterdrueckt. Hier habe ich wohl immer noch nicht den korrekten Abstand zum Chip, denn eigentlich sollte das doch scharf sein. Auch wieder ein Himmelsgradient ...

    Ein BIldausschnitt erschlaegt den Gradienten und die aufgeblaehten Randsterne. Hier kommen die fuenf herumtobenden Galaxien nun richtig zur Geltung:



    Bislang mein bestes Bild dieser Galaxiengruppe. Es gibt noch viel zu tun, um den 14" routiniert zu betreiben.

    Inzwischen war ein Halo um Jupiter sichtbar, der im Suedwesten stand. Das Sommerdreieck buesste Atair ein. Vom Westen zog Dunst auf. Die Nacht war alle.

  • JSchmoll

    Hat den Titel des Themas von „Eine englische Fotonacht mit Hinternissen (2021 Sep 11/12)“ zu „Eine englische Fotonacht mit Hindernissen (2021 Sep 11/12)“ geändert.
  • Bester Professor,


    ich kenn mich als Visueller mit den photographischen Fachausdrücken gar nicht aus, aber die Bilder gefallen mir, vor allem StephansQuintett find ich sehr schön geworden, danke fürs Zeigen


    vlobg

  • Hallo Stephan,

    schoen, von DIr zu hoeren und dass Dir mein Bild von "Deinem" Quintett gefaellt. ;) Hast Du es schon mal visuell beobachtet. Ich sah es einmal in meinen Achtzoeller (Skywatchernewton) vom Kielder Forest aus, unter Dark Sky Park - Bedingungen. Ein diffuses Gewusel, ohne wirklich zu sehen, was abgeht. Ich muss das mal mit meinen 14" visuell probieren. Aber mein Himmel ueber der Sternwarte ist alles Andere als "Dark Sky", eher Bortle5.

  • Hallo Jürgen


    natürlich probier ich immer wieder mal StephansQuintett, auch bei mir zu Hause geht in wirklich guten Nächten mit dem 14-Zöller ein bißchen was, zumindest drei davon sind dann eindeutig zu erkennen, am Besten wars mal in einer guten Nacht am heimatlichen Almberg-Teffen, MItterfirmiansreuth, aber nicht so schön natürlich wie auf Deinen Photos, auch wg dem Namen guck ich da immer wieder mal hin,


    mit schönen Grüßen

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