Hallo liebe Astrofreunde,
ich konnte beim Bau eines Solar-Newton eine etwas überraschende Erkenntnis gewinnen, die ich gerne weitergebe und für weitere Gedankengänge in den Raum stelle.
Knapp der Vorlauf. Für die Weißlichtbeobachtung brauchts ordentlich Lichtdämpfung. Und da die Sonne auch mit schwachen Kontrasten glänzen kann, brauchts ein Teleskop, das gut Kontraste übertragen kann. Dafür gibts die drei üblichen Verdächtigen, Refraktor, Refraktor, Refraktor. Und da der mir als APO (da Weißlicht) und mit 150mm Öffnung und 750mm Brennweite einfach zu teuer ist undsoweiter, soll es ein Solar-Newton werden. Seine Obstruktion wird durch kleinstmöglichen Fangspiegel nach unten gedrückt und dann schaue ich weiter.
Bleibt das Thema Lichtdämpfung. Auch hier die üblichen Verdächtigen. Folie, Glasfilter, Herschel-Prisma, Herschel-Keil, Brewster-Keil. Beim Newton ergeben sich noch zwei andere Möglichkeiten, da er bereits zwei reflektierende Flächen hat. Alles soweit bekannt.
Christian Viladrich hat mir in seinem Buch und auf seiner Homepage Mut gemacht, es mit einem entspiegelten Hauptspiegel als Lichtdämpfung für die visuelle Beobachtung zu versuchen.
Klar, entfernt man die Spiegelbeschichtung, ist der Spiegel bei polierter Rückseite durchsichtig und bei rauher Rückseite translucent. In der Theorie ist das einer guten Kontrastübertragung in beiden Fällen abträglich. Für die Praxis wäre die Frage zu klären, wie abträglich das in dem ein oder anderen Fall konkret ist (Relevanz) und wie man die Kontrastübertragung des entspiegelten Hauptspiegels, so denn relevant, verbessern kann.
Kurz, gutem Rat folgend habe ich einen rückseitig rauhen Spiegel entspiegelt. Und dann translucent lassen? Das wollte mir nicht so ganz eingehen. Vor allem, weil ich schon mal ein MC Rubinar entspiegelte, dem Spiegel durch rückseitiges Schwärzen die Translucenz nahm und so schöne Beobachtungen hinlegen konnte.
Ich habe nun einen kleinen Versuchsaufbau gemacht, um die Aufhellung der Rückseite - die würde den Kontrast mindern - abhängig von derem Belag zu testen.
Den Spiegel habe ich rückseitig mit fünf Testflächen versehen, und vier davon mit schwarzer Farbe bestrichen. Die Farben sind
„Berger Antireflexfarbe Astro“
„ALDI Rex Permanentmarker“
„Staedtler permanent Lumocolor schwarz“
Die Reihenfolge
- Rex und Staedtler zweischichtig, Rex zuerst
- Staedtler permanent Lumocolor schwarz
- ALDI Rex Permanentmarker schwarz
- Berger Antireflexfarbe Astro
- translucent
Zunächst in der Durchsicht, von oben nach unten
Rex und Stadtler zusammen -> ziemlich blickdicht
Staedtler -> nicht ganz so blickdicht
Rex-> na ja, schon durchscheinend
Berger -> blickdicht
Um den Effekt vernünftig sichtbar und fotografierbar machen zu können, habe ich einen Laser auf höchste Helligkeit gestellt und die Testflächen spiegelvorderseitig schräg angestrahlt. Es kommt fotografisch nicht gut rüber, ich versuch es in Worten.
wieder gleiche Reihenfolge
- Staedtler und Rex -> wenig überstrahlt, diamantig glitzernde Fläche
- Staedtler -> wenig überstrahlt, diamantig glitzernde Fläche
- Rex -> am wenigsten überstrahlt, diamantig glitzernde Fläche
- Berger -> fast gleich hell überstrahlt wie die nachfolgend unbeschichtete Testfläche
- Translucent -> hell überstrahlt
-> Völlig überraschend ist der ALDI Rex Permanentmarker in diesem kleinen Test der eindeutige Gewinner. Das lässt sich erklären und nicht auf Fotos wiedergeben.
-> Die Farbe dieses Markers ist so dünnflüssig, dass sie offenkundig am besten in die rauhe Oberfläche des Glases eindringen kann.
Die Berger Farbe bietet das tiefste undurchsichtigste Schwarz und überrascht dann mit Wirkungslosigkeit gegenüber dem Designziel. Sie ist sehr dickflüssig durch den hohen Anteil an schwarzen Farbpigmenten.
Damit ist die Sache klar, der rückseitig rauhe Spiegel erhält die ALDI Rex Farbe.
Es schaut grausig aus, aber es wirkt bereits. Ein zweiter Auftrag ist schwierig beziehungsweise aufwändig aufzubringen, da die erste Schicht vom Lösungsmittel angegriffen wird. Am besten wäre es den Stift öffnen und die Farbe auftupfen. Ich habe für mich entschieden, dass dieser Aufwand sich nicht mehr lohnt. Der Test erfolgte mit einem Laser mit einer enormen Helligkeitsdichte, weit weit über der der Sonne. Ich will da mal die Kirche im Dorf lassen.
Um offen zu sein, ich wollte ursprünglich die Berger Farbe nehmen, und einer Eingebung folgend, dachte ich, teste das mal. Das Ergebnis, wie gesagt, für mich völlig überraschend. Und der Staedtler ist auch etwas dickflüssiger als der ALDI, deckt auch besser. Das spürt man beim Auftrag. Nur, die beste Wirkung hat in diesem Fall der ALDI. Ich schwärzte mit dem auch Linsenränder, die Wahl fiel auf den, weil es den günstig gab oder gibt, nicht weil ich obiges geahnt hätte.
Gedanken, Anregungen dazu, herzlich willkommen.
Viele Grüße, Reinhold