Hallo ihr Lieben,
ich gebe zu, ich bin seit längerem etwas forenfaul geworden. Der Astrosommer war so berauschend und intensiv, dass es mit dem Herbstanfang und viel mehr bewölkten Abenden auch mal ganz nett war, ein bisschen was Anderes zu machen.
Ein paar richtig tolle Abende hat es im September und Oktober aber schon gegeben, ein paar längere und auch kürzere Ausflüge auf die Alb waren drin und ich habe meine Nachbarschafts-Lichtabwehr optimiert
Ich verrate mal nicht gleich das größte Highlight zu Beginn, sondern zeige euch meine spannendsten Himmelsfunde, die ihren bescheidenen Weg zu Papier gefunden haben.
Nummer 1) Ein Doppelstern, der die Nase eines grinsenden Gesichtes bildet: STF 240 (Aries)
Nummer 2) Der Offene Sternhaufen NGC 743 (Cassiopeia), der ungefähr wie ein Dreieck daherkommt und (möglicherweise aus meiner hungrigen Sicht betrachtet) innerhalb einer viel größeren Nusschleife liegt (wie diese gedrehten Teile vom Bäcker - die ist so bei 20-fach zu sehen). Ja, ich bekomme beim Sternegucken immer so nach und nach Hunger, je länger ich draußen sitze [:p]
Nummer 3) Der Offene Sternhaufen Melotte 31 (Flying Minnow), den unter Garantie jeder von euch kennt. Selten wage ich mich an Sternhaufen mit so vielen Sternen, obwohl gerade die im Übersichtsokular so richtig genial aussehen! Dieses eine Mal habe ich mich doch überwunden, denn es war ein Beobachtungsabend, an dem ich bewusst wenig beobachtet, dafür aber alles gezeichnet habe.
Nummer 4) Galaxientechnisch bin ich mit meinem Standort daheim ja nun wirklich nicht gesegnet, aber bei unserem Stammtischler-Teleskoptreffen auf der Alb Anfang September habe ich mich an eine Galaxie im Perseus gewagt, NGC 1023, die Perseus Lenticular Galaxy. Ein kleines, unscheinbares Oval, das aber seinen Weg in mein Okular gefunden hat. Yeeaaaah! Galaxien sehe ich ja leider echt selten, deshalb habe ich bisher auch nur vier Zeichnungen, diese hier ist tatsächlich die neueste und qualitativ beste von allen. Auf Papier sehen sie immer recht gut aus, beim Digitalisieren geht mir leider immer viel verloren. Et voilà:
Und wo wir schon beim Thema "Galaxien" sind. Ich bin ja bekennende "Kernguckerin", wenn es um unsere wunderschöne Nachbargalaxie geht. Nicht einmal die Schwäbische Alb hat mir dieses Jahr mehr als ihren Kern offenbart ... bis Oktober!
Haltet euch fest, es war mein größtes Highlight im gesamten Astrojahr. Es war ein kurzer Spontanausflug auf die Alb mit meinem Männe, abnehmender Mond, der aber erst spät aufgehen sollte und mit außergewöhnlich klarer, ruhiger und transparenter Luft. Ich habe im Süden Aquarius und Capricornus abgegrast und viele schöne Objekte entdeckt. Gegen Ende und wenn die Konzentration nachlässt, schwenke ich immer zu bekannten Objekten, deren Reiz nicht nachlässt. Das waren natürlich die Plejaden (haben selbst meinen Mann jetzt im Refraktor begeistert) und dann ... ja dann ... dachte ich: Ach, guck' dir halt mal wieder Andromeda an. 21-fache Vergrößerung, 3,8° Gesichtsfeld (reicht für den Kern ja bekanntlich dicke aus) und draufhalten. Mir entfuhr eines der lautesten "BOAH"'s seit langem, das waren ja ... das waren Staubbänder! Gigantisch groß, lang, breit, quer durchs Bild, die Galaxie passt nicht ansatzweise mehr hinein, so filigrane Strukturen, wie ich sie nur von Fotos kannte! Dieser Okularanblick stand für mich den Fotos in nichts mehr nach, so habe ich Andromeda noch nie zuvor gesehen. Es war gigantisch! Das ist absolut erinnerungswürdig, es war unfassbar schön.
So schön, dass es mich seitdem nur noch selten in den eisigen Garten gelockt hat und ich mich ein wenig auf meinen beobachteten "Lorbeeren" ausruhe und darauf warte, bis es wieder unter den Nägeln juckt. Wenn es soweit ist, lest ihr wieder von mir
Habt eine schöne Adventszeit, bis bald!
Sarah