(M57), M12, M11, (Neptun): Beobachtungen vom 14./15. Juli 2005
Ort: Heidelberg Lat. 49.377 / Long. 8,69
Newton (Seben Big Boss) 150/1400 mit Plössl 25 und 6,5 mm sowie 20, 12,5 und 4mm ("Supermarktsortiment").
Die erste halbwegs sternenklare Nacht seit gut vier Wochen: abends noch Schleierwolken, die sich nur langsam auflösten, später wurd’s besser. Grenzgröße bei nur etwa 4,9-5,1mag gemessen am Gamma- und Betha-Sternenumfeld in Lyra gegen 23:30 Uhr. Mein 150/1400er Newton auf gut abgekühltem und umfangreich abgedunkeltem Vorstadt-Balkon hatte nach der Auskleidung mit matter Fotopappe zuletzt eine wesentlich verbesserte Qualität gezeigt. Für eine bessere Dunkeladaption war zusätzliche Stadtlichtreduktion mit dunkler Folie über Wäscheleine allerdings nötig.
M57, den ich neulich erstmals bei 350facher Vergrößerung beobachten konnte – Zentralstern indirekt erahnbar; konnte ihn allerdings nicht halten -, war heute wg. der Beeinträchtigungen durch hohen Dunst ein wenig lohnendes Objekt. Mit M3 und M56 wollte ich mich nicht lange aufhalten, weil ich den Dunst für sehr hinderlich hielt. Dafür war M12 recht ordentlich in 56x und 70x bei etwas verbesserter Grenzgröße (5,2mag) gegen 0:30 Uhr. Allerdings wirkte M12 insgesamt sehr neblig, und man könnte den nahe bei TYC 5054 gelegenen Haufen-Kern bei diesen Witterungsverhältnissen gut und gerne für Koma und Schweif eines Kometen halten: Das erinnert einen daran, dass Charles Messier einst auf der Suche nach Kometen solche Objekte katalogisierte, die verwechselt werden konnten und er ging auch davon aus, dass es sich bei Nr.12 um einen unauflösbaren Nebel handelt.(http://deepsky.astroinfo.org/Oph/m12/)
Mein nächstes Objekt, leicht vom Schwanz des Adlers aus aufzufinden, war M11 (Wild Duck Cluster). Schon im 25x50-Spektiv oder Fernglas ist dieses ein netter Anblick und mit deutlichen Strukturen teilweise auflösbar. Mit 70x hat man nicht minder seine Freude, und bei 112x muss man unbedingt den Zeichenstift herausholen. Dieser Haufen ist voll von lose verteilten Riesen und wurde schon 1681 ausgemacht; Messier konnte das bis dahin eher neblige Objekt rund 50 Jahre später auflösen. Dennoch nahm er ihn in seine Liste auf, obwohl die Gefahr, darin noch einen Kometen zu sehen, schon damals gering war.
Der ganze Schütze war wegen "Bodennebels" flachgefallen, aber unerwartet kam Capricornus gegen 2 Uhr hoch genug und bei plötzlich guter Sicht übers Hausdach, was mich auf die Idee brachte, nach Neptun zu fahnden (Grenzgröße nun etwa 5,4mag): Nördlich von Iota Cap. hält er sich auf, hatte ich in Erinnerung. Vor ca. 4 Wochen hatte ich einen Ausdruck gemacht zur Auffindhilfe, aber eine aktuelle hatte ich nicht vorbereitet. Die „Pyramide“ auf Iota (Gruppe um TYC 6360) hatte ich mit 70x angepeilt, aber wohin war Neptun verschwunden? Ein paar Schwenks nach links und rechts in einem Sternenumfeld von ca. 8,5 bis 10,5mag blieben letztlich erfolglos: Sieht ja alles gleich aus! Das nächste Mal also mit besserer Vorbereitung.
Fazit: zwei schöne Premieren für mich (M11 und 12) und jede Menge offene Ziele für die nächsten Nächte.
CS Matthias