Astronomie wird zunehmend teurer

  • Hi Guenter,


    Heidenhain ist ein schoenes Beispiel. Mein Gymnasium hatte im Gruendungsjahr 1965 einen 100/1000er angeschafft, damals 2500DM. Ich habe selbst einen 150/900er Newton etwa gleichen Baujahrs renoviert, der damals 6500DM kostete. Zum Vergleich - 1965 bekam man den VW Kaefer Cabrio fuer ca. 5000DM. Auto oder Sechszoeller?


    Also ich um 1982 mit der Astronomie anfing, war ein Sechszoeller ein High-End-Teleskop vieler Anbieter. Der Tasco 16V (4000 Mark), oder das gleiche Geraet als "Bresser Blue-Line" (4650 Mark Listenpreis). Laut Katalog "fuer den ambititionieren Amateur und Sternwarten".


    Heute ist ein Sechszoeller deutlich besserer Qualitaet (Parabolspiegel statt Sphaere mit Jones-Bird-Korrektor) fuer ca. 400-500 Euro zu haben. Es ist kein Geraet fuer Fortgeschrittene mehr, sondern wird als Einstiegsgeraet bezeichnet. Und oft kommt dann "Nimm lieber gleich nen Achtzoeller".


    Ganz besonders ist der Preisverfall auch bei der Elektronik und den Okularen zu spueren. Elektronik sowieso - das erste schneckenlangsame GOTO von Vixen zum Beispiel, oder das Celestron 8 CCT (12000 Mark Ende der 1980er Jahre), das selbst in den USA ein Ladenhueter war - das alles verglichen mit der Flut an heutigen GOTO-Systemen.


    Und dann die Okulare - 1980s war ein Ploessl noch "high end" und kostete deutlich ueber 100DM. Heute liegen diese Teile oder baulich verwandte Okulare teils schon Einsteigergeraeten bei. Keine Huyghens-Wellensittichaugen mit Tunnelblick und flauen Bildern mehr, die selbst am Newton chromatische Aberration sichtbar machen konnten.


    Von daher denke ich schon, dass wir in einer Zeit leben, wo die Geraete erschwinglicher sind als zuvor. Natuerlich gibt es Schwankungen, die durch Wechselkurse bedingt sind (oder durch Pandermien).

  • Hallo,


    ich glaube das Corona da derzeit euch etwas mit spielt. Ich liebäugle seit einigen Monaten mit dem RedCat/SpaceCat von William Optics. Das hat mal eben eine ordentliche Preissteigerung hin bekommen. Vor ein paar Monaten noch bei ~800 EUR nun stellenweise bei über 900 EUR. In Amerika scheint der Preis dafür stabiler zu sein.


    Vermute mal wir haben ein paar Engpässe.


    Aber das der Preis auf Dauer steigt ist ja auch nicht unnormal. Zumindest ~2 % Inflation p.a. strebt die EZB ja an. Das es stellenweise mehr oder weniger ist, ist da auch normal. Es geht ja um einen gemittelten Warenkorb.


    VG


    Christian

  • Es sind teilweise aber schon explizit (manche) in Deutschland ansässigen Großanbieter, die preislich extrem anziehen.


    Man gibt die Mehrwertsteuersenkung nicht an die Kunden weiter.


    Man hat für das gleiche Produkt auf der Website x verschiedene Preise. Wenn man über Preisvergleichsseiten das Produkt aufruft, bekommt man im Gegensatz zum normalen Besuch günstigere Preise. Und auf Amazon steht wieder ein anderer Preis. Und auf ebay nochmal ein anderer Preis. Ich werde also dafür bestraft, dass ich direkt die Website des Händlers aufrufe? Das mal Marketing...


    Das von dir genannte RedCat ist das "William Optics v1.5 RedCat 51 APO f/4.9"? Warum werden hier teilweise über 900€ dafür aufgerufen, wenn das bei unseren europäischen Nachbarländern für 770€ angeboten wird, z.B. in England bei firstlightoptics oder die Preisempfehlung von Williams Optics selbst bei umgerechnet 630€ liegt? Bei Okularen oft das gleiche Spiel. In Deutschland gerne mal Premiumpreise nehmen 10-30% über den europäischen Nachbarn.

  • Hallo Michls,


    man kann sich natürlich hier Luft machen über die Preisbildung in Deutschland und was das alles kostet. Ich möchte auch nicht mehr zahlen als nötig.
    Aber wenn man Preise hier und im Ausland vergleicht, muß man aufpassen, daß man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Andere Länder haben andere Kostenstrukturen für Geschäft und Vertrieb, Versand, Mehrwertsteuer etc. Das schlägt sich auch in den Preisen nieder. Wenn man davon hier profitieren möchte, muß man eventuell eine höhere Mehrwertsteuer, Einfuhrzölle und Versandkosten bezahlen, dann wird es am Ende auch nicht günstiger.
    Es gibt für Teleskope keine Preisbindung, das regelt der Markt (Angebot und Nachfrage). Wer seine Ware unter Selbstkosten anbietet wird vom Markt verschwinden und wer Wucherpreise nimmt auch. Da hilft nur Augen aufmachen und schauen, was die Sachen anderswo kosten. Keiner wird bestraft für das Aufmachen einer Webseite eines Händlers. Es wird ja keiner gezwungen dort zu kaufen, wenn einem der Preis nicht zusagt.


    Gruß


    Heiko

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Michls</i>
    <br />Das von dir genannte RedCat ist das "William Optics v1.5 RedCat 51 APO f/4.9"? Warum werden hier teilweise über 900€ dafür aufgerufen, wenn das bei unseren europäischen Nachbarländern für 770€ angeboten wird, z.B. in England bei firstlightoptics oder die Preisempfehlung von Williams Optics selbst bei umgerechnet 630€ liegt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Großbritannien hat Schlussverkauf – wenn der Brexit vollzogen ist, kommt Zoll drauf, wenn sie z.B. in die EU liefern (wie jetzt schon, wenn du in USA bestellst). Wenn das Lager dann noch zu voll ist, ist das Britische Empire zu klein, um alles loszuwerden. Und so viele Handelsabkommen hat das UK noch nicht.


    Ansonsten gilt Angebot und Nachfrage – wenn aus China keine Ware nachkommt, steigen die Preise. Der Redcat z.B. steht bei Williams auf nicht lieferbar – wenn ihn jemand unbedingt will, warum dann zum UVP anbieten? Was bringt mir ein günstiger Preis, wenn das Gerät nicht lieferbar ist... Aber du kannst ja immer noch versuchen, mit dem Händler zu handeln[:)]


    Amazon ist gerne mal billig, um die Konkurrenz platt zu machen – aber wenn was ist, können die nur austauschen, nicht reparieren oder beraten. Ein reiner Kistenschieber spart sich die Personalkosten für (hoffentlich) fachkundige Verkäufer. Wenn die Fachhändler weg sind, steigen beim Kistenschieber die Preise, gibt ja keine Konkurrenz mehr.


    Und Deutschland hat halt noch ein höheres Lohnniveau als manche Nachbarn. Daher gibt es z.B. bei Autos auch schon lange Reimporteure. Aber du darfst ja kaufen wo du willst - vergiss nur nicht, dass Reklamationen ggf. über den Händler abgewickelt werden, nicht über den Hersteller.


    Beste Grüße,
    Alex

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