Astrofotografie wie 1990

  • Hallo,


    ich möchte mal ein Video darüber machen, wie man in der Zeit vor den Digitalkameras Astrofotografie betrieben hat. Ich suche dazu Materialien die zu dem Thema passen. Das können Astrofotos sein, Fotos von Ausrüstungsgegenständen etc. Toll wären natürlich wirklich Gerätschaften. Vielleicht auf Leihbasis, in einem gewissen Rahmen würde ich auch Dinge abkaufen.


    Interessieren würden mich z.Bsp.:
    Purus Uhrwerksnachführung
    Hyperanlagen
    Alte Filme
    Fokusmasken
    Filmansaugungen
    ST4 Autoguider
    etc. etc. etc. was euch sonst noch so einfällt.


    Wer das für eine gute Idee hält, und mich vielleicht unterstützen möchte bei dem Projekt, darf sich gerne melden per PN oder


    frank(ätt)astrophotocologne.de




    CS Frank

  • Hallo Frank,


    so richtig begann das dann damals mit der Komposittechnik under 3 Monochrom Imulsionen von Kodak und dem Technikel Pan Film, mit den Celestron Schmidt Kameras und den Lichtenknecker Fitflat Cameras, ich hatte die 8" Celestron Schmidtkamera mit Kleinbild - Filmkassete von Hans Vehrenberg übernommen.


    http://www.g2-astronomie.de/wp…hmitdkamera_3-300x232.jpg


    Die es ermöglichte nicht mit den einzelnen Filmschnipseln arbeiten zu müssen.


    http://www.g2-astronomie.de/meine-ausruestung/


    http://www.g2-astronomie.de/wp…/Klappdach-sternwarte.png


    Damit bin ich 14 Tage im Mai 1983 nach Spanien gefahren um DeepSky + Kometenafnahmen von C/1983 H1 ( IRAS-Araki-Alcock ) zu machen Aufnahmen zu machen,


    Dort sind mir 36 Aufnahmen auf gehypertem Technical Pan Pan 2415 - 35mm Film vom Kometen und guten Deepsky Objekten mit 3 Farbfiltern gelungen.


    Ist schon eine echte Plackerei gewesen, so viel Zeit hinter dem Ga - 4 Nachführokuar zu sitzen dauend die Filter zu wechseln wie der auf 2 Leitsterne auszurichten für die gleiche Kamera Orientierung und sich dabei die Mücken vom Leib zuhalten!


    Leider konnte ich es nicht erwachten den Film erst zu Hause zu entwickeln und habe das vor Ort machen lassen, mit dem Hinweis um was es sich hierbei handelt.



    Nach 2 Tagen ging ich zum Abholen, kam der Schock, dort wurde mir gesagt es tut mir sehr leid, aber ein Defekt in der Entwicklermachine hätten den Film in der ganzen Länge aufgeschlitzt, hier haben Sie 3 gleiche Filme als Endschädigung.


    Für mich war damit das Filmen mit dieser chemischen Fototechnik Durch!


    Nur noch mit Spiegelreflex und Objektiven auf Farb - Diafilm und selbst entwickelt!


    Aber über dieses 3 Farben Komposit verfahren gibt es ja genug infos bei den Alte Fotohasen aus der zeit soweit man es im Web noch findet!
    In den damaligen Celestron Prospekten, wird das schon sehr schön und informativ mit Beispielbildern beschrieben!


    Da wäre es auf jeden Fall wert, mal aufzuziegen wie man damals an solche Fotos kam, die ja eigentlich maßgeblich zu dem Astronomie Boom ab der 1980ger Jahre geführt haben, der bis heute anhält!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Günter,


    das klingt nach authentischen Berichten eines begeisterten Astros. Ich höre gerne auch den Erzählungen von Stefan Binnewies zu, der auch früher in Spanien etc. unterwegs war. Spanien war damals das Namibia der Astrofotografie. Über die Dreifarbkomposittechnik habe ich viel gelesen, die Aufnahmen damals waren spektaklär. Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, dann so eine Enttäuschung wie du sie erlebt hast.
    Wenn ich darf, werde ich ggf. deine Bilder zeigen?


    CS Frank

  • Hallo Frank,


    Ich besitze eine PURUS-Uhrwerksmontierung, die ich zur Verfügung stellen könnte. Verkaufen möchte ich sie nicht, aber ich wäre bereit, sie Dir zuzuschicken. Ich habe auch ein paar Fotos damit gemacht und hier im Astrotreff veröffentlicht. Allerdings schon mit moderner Kameratechnik (Canon 1000Da), ich habe die Montierung erst vor ein paar Jahren gekauft. Als Uhrmacher muss man schließlich eine Uhrwerksmontierung haben. [;)]


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Frank,


    Klar kannst Du! wenn ich doch noch ein paar Fotos von damals, von einer defekten Festplatte ziehen kann, würde ich sie Dir gerne zusenden, kann aber bis weit in de Spätherbst dauern, bis ich das hinkriege.


    Habe 1988 alles eingescannt, da ein Wasserschaden in meinem Hobbykeller viele Bilder und ca. 580 Astro - Zeichnungen von 1965 ab, schon zerstört hatte!


    Das passiert halt wenn sowas irgendwie lagern muss und es passiert wenn man mal 2 Tage nicht da ist!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Marcus,


    das ist sehr nett. Eine Purus wurde mir schon versprochen, vielleicht, sollte das doch nicht klappen, komme ich gerne darauf zurück. Uhrmacher, ja, da muss man sowas haben :)
    CS Frank

  • Servus Frank,


    hier mal ein kurzer Abriss der Geschichte zur Hypersensibilisierung von Astro-Filmen auf der Sternwarte in Diedorf. Ich denke, so ähnlich wird es bei den meisten auch gegangen sein.
    Unsere Hyperanlage war von einem findigen Metallbauer gefertigt worden, und bestand aus einem Stahlzylinder mit Gaszu-/abfluss, einem Druckmesser und einer T-förmigen Befestigung des Deckels, die auch druckstabil war.
    Im Dunkeln wurde dann der Film (es passten 2 hinein) auf eine Entwicklerspirale aufgewickelt und in die Anlage gesteckt, die anschließend verschlossen wurde. Dann wurde die Luft mit einem ausgedienten Kühlschrankaggregat (das jahrelang nach dem Kühlmittel stank) abgesaugt, und dann Formiergas (90% N2, 10% H2) mit 3.6 Bar Druck eingefüllt. Anschließend wurde das Ganze mittels Heizmanschetten aufgeheizt und etwa 22 Stunden "gebacken", wobei die Temperatur mit einer Regelelektronik konstant gehalten wurde.
    Der knifflige Punkt war: wie lange, bei welchem Druck und Temperatur muss die Wärmebehandlung erfolgen? Das war nur durch Ausprobieren herauszufinden. Und so machten wir eine Hyperung mit Ausgangswerten (für jeden Film anders!), und probierte aus, ob der Film bei längerer Belichtungszeit in der Empfindlichkeit in die Knie ging, oder schon zu sehr vorgeschwärzt war. Da der Film anschließend ja entwickelt werden musste, und auch die gesamgte Prozedur Zeit brauchte, konnten wir am Wochenende nur maximal 2 Zeit-Temperatur-Druck-Kombinationen ausprobieren. Erst nach etlichen Testläufen (und mehreren Monaten) war dies für einen Film erreicht. Und dann kam der nächste Film dran.
    Irrsinnig aufwändig und zeitintensiv, aber bei schlechtem Wetter gut als Überbrückung machbar. Und die Ergebnisse der Filme bei der Fotografie waren ein regelrechter Quantensprung, insbesondere der Kodak TP 2415.


    Hier ein Bild unser Hyperanlage von damals.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    das ist ja wahnsinn! Ich dachte man hat das im Schnellkochtopf gemacht, erinnere mich an einen Artikel in SuW.
    Kannst du etwas sagen warum das überhaupt funktioniert hat? Ich meine mal gelesen zu haben, dass dem Film Wasser entzogen wurde und dadurch die Empfindlichkeit gesteigert wurde. Auch erinnere ich mich an das Vorbelichten von Filmen.


    CS Frank

  • servus Frank,


    soweit ich weiß, funktioniert der Hypersensibilisierungseffekt wie folgt:
    "Nassfilme" sind für Belichtungszeiten deutlich unter einer Sekunde ausgelegt. Dazu brachten die Hersteller Wasser und Sauerstoff in die Emulsionsschichten ein, um Filme z.B. gegen Röntgenstrahlung (etwa am Flughafen) oder gegen Wärmestrahlung (Sonneneinstrahlung, Sommer, im Auto...) unempfindlich zu machen.
    Der Nebeneffekt heisst Schwartzschild-Effekt: bei längeren Belichtungszeiten, wie sie bei der Astrofotografie üblich sind, geht die Empfindlichkeit an den Stellen, an denen schon Licht aufgetroffen ist, stark zurück. So hatte ein 400 ASA/ISO-Film nach etwa 20 min Belichtungszeit nur mehr 100 ASA/ISO, und nach 30 min nur mehr 50 ASA. Ob man dann nochmals 30 min oder auch 5 Stunden belichtet hätte, hätte keinen Unterschied mehr gemacht: der Film wäre nicht mehr geschwärzt worden.
    Es ist also nicht nötig, die Empfindlichkeit zu steigern, sondern es gilt zu verhindern, dass die Empfindlichkeit mit der Dauer der Belichtungszeit zurückgeht. Das macht man, indem man das Wasser und den Sauerstoff durch Stickstoff und Wasserstoff ersetzt.
    Um nun kein brennbares Gasgemisch zu bekommen (das wäre bei einem H2-Anteil von >15% der Fall), nahm man das Industriegas Formier-Gas mit 90% N2 und 10% H2. Der Austausch der Gase wurde durch Überdruck und höhere Temperaturen beschleunigt, sonst hätte das vielleicht eine Woche gebraucht.
    Bei Raumtemperatur wäre dieser Austausch wieder rückgängig gemacht worden: der Effekt wäre nach 2-3 Tagen wieder verloren. Also musste man die Filme möglichst gut kühlen (bei uns lagen sie in Folie eingeschweißt im Tiefkühlfach), und waren dann auch Jahre haltbar.


    Wir haben hypersensibilisierte Filme 1993 (eingepackt und in einer Kühltasche gekühlt) nach Namibia gebracht. Bei der Gepäckkontrolle bestanden wir darauf, dass sie nicht geröntgt werden ("Das sind wissenschaftliche Filme, die dürfen nicht geröntgt werden." "Unsere Anlage ist bis 10.000 ASA unbedenklich." "Ja, aber die haben 100.000 ASA!" "Oh, dann können Sie weitergehen." - Heute völlig undenkbar.). Während des Fluges packte die Stewardess die Filme ins Eisfach der Küche im Flugzeug - superfreundlich[:)].
    In Namibia wurden die Filme weiter eisgekühlt in einer im Boden eingelassenen Betonbox (unser "Kühlschrank") gehalten, was ihnen über 4 Wochen Fotoaufenthalt nicht schadete.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo,


    Lothar, habe dir eine PN geschickt.


    Stefan, sehr aufschlussreich, das konnte ich so in der Form noch nirgends lesen. Den Schwarzschildeffekt kannte ich, aber das Detail mit Wasser und Sauerstoff war mir neu, prima, wieder was gelernt.
    Ich hoffe ich kann irgendwann auch mal solche Geschichten erzählen, ein Namibia Aufenthalt ist ja dagegen heute Routine. Originalzitat eines Sicherheitsbeamten als er meinen Tak FSQ untersucht hat: Das ist doch gar nix, da habe ich schon größere gesehen. Nicht mehr zu beeindrucken die Jungs :)


    CS Frank

  • Hallo Frank,


    hier noch zwei Links:
    http://www.himmelsjaeger.de/filme/


    https://books.google.de/books?…child%20verfahren&f=false


    Ich habe nie persönlich Filme gehypert, daher kann ich nicht viel dazu beitragen. Ich entsinne mich aber noch, daß es zwei Verfahren dazu gab, Gas-Sensibilisierung und Tiefkühlen.


    Gruß, Gerd

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo Gerd,


    danke für die Links.
    Ja, es gab noch Tiefkühlkameras. Da wurde der Film mit Trockeneis runtergekühlt. Ich glaube aber das haben wenige nur gemacht. War immer mein Traum mal sowas zu besitzen. In einem Buch gabs eine Baunleitung. Hab das Buch leider vor einigen Jahren verkauft. Soweit ich weiß gab es in den USA auch ein fertiges Modell, komerziell vertrieben.


    CS Frank

  • Hallo Frank,


    hier auf die Schnelle ein Foto der Celestron - Williams _ COLD Camera aus dem Prospekt!



    Nächte Woche kann ich Dir bei Interesse, davon ein paar Scans anfertigen von allem was ich darüber habe!


    Auch von meiner Schmidt Camera

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Frank,


    ein seid Jahren weggezogener + vermisster Freund, hat hier die Seiten der Kometen betrachtet und sah meinen Nicknamen in diesem Beitrag hier,
    und meldete sich Vorgestern bei mir!


    Mit dem Hinweis, hallo Günter ich habe noch 3 Bilder die Du seinerzeit mit der 8" Schmidt Kamera in der Eifel gemacht hast.

    Es sind zwar nur die von Dir eingescannten Bilder, aber eben doch auch Zeitdokumente, die ich Dir hiermit zurück bringen möchte!


    Leider habe ich vom Nordamerika - Nebel, den ich mir damals, mit meinem ersten Farbdrucker auf A4 ausgedruckt hatten, nur ein Foto davon für Dich,
    denke aber das es doch dazu passt!


    Was kann man da sagen, wenn man nach 21 Jahren noch so einen Freundschaftsbeweis bekommt!


    <font color="orange">Einfach nur herzlichen Dank Eberhard, Gesundheit und alles Gute für Dich!</font id="orange">


    Hier nun meine ersten erfolgreichen Bilder von 1982 oberhalb Ahrbrück/ Eifel mit der Celestron 8" Schmidt - Kamera auf Diafilm.


    M31


    Nordamerika - Nebel

    Hier sieht man deutlich, dass mit einem Dia Farbfilm, und der damaligen einfachen Bildbearbeitung vom Scanner, die Sterne noch zu stark über
    die H2 - Gaswolken dominieren!
    Komposit aus 3 x 12min. Aufnahme mit Vixen Ga - 4 Nachführokuar auf der C8 Gabel + Synchronmotor nachgeführt und händisch kontrolliert!


    M13

    Dieses Bild hatte ich damals vergrößert und sogar beschnitten, da M13 schon recht
    verloren in dem 4,5° x 6,5° großem Bildfeld wirkte.
    Komposit aus 3x 8min. sonst wie oben.

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo,


    es ist echt toll, welche Informationen über eine schon länger nicht mehr ausgeübte Sache man hier bekommt. Ich kennen die manuelle Astrofotografie ja auch nur aus Erzählungen. Ein Video hierdrüber ist sicher hochinteressant. Was ich auch toll fände, wäre ggf. eine Zusammenfassung in Textform, gern auch mit ausführlichen Zeitzeugenberichten. So könnte man zumindest die Erfahrungen noch etwas bewahren.


    Gruß Carsten

  • Hallo zusammen,


    das Thema scheint jetzt schon viele zu inspirieren, dabei habe ich noch nichtmal angefangen mit dem Video.


    Günter, ich glaube dass immer noch viele an diesen Ort fahren (Teufelsley?). Wobei ich hörte, dass der Bereich wohl mehr und mehr eingezäunt wird, weil jemand die Fläche als Privatgrundstück in Anspruch nimmt. Ich selber war nur tagsüber mal da. Der M31 sieht doch super aus!


    Carsten:Vielleicht wird ja noch ein Artikel draus, mal sehen. Wäre ggf. was fürs VDS Journal.


    CS Frank

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