Komet 9P/Tempel 1 nach dem "Deep Impact"

  • Hallo "Templianer",


    ich hab noch die eintrudelnden Vergleichsbeobachtungen abgewartet und
    wollte auch heute Abend nochmals zum Kometen schauen was das Wetter
    vereitelt hat.


    Da _alle_ visuellen Vergleichsbeobachtungen, auch die zu etwa derselben Zeit, eine Helligkeit von 10.0 bis 10.5mag fuer den Kometen hatten wird es Zeit meine eigene Helligkeitsschaetzung kritisch zu betrachten.


    Wir haben den Kometen im 18" Dobson sicher gesehen, waren auch am richtigen Ort. Alle Beobachter (auch ich) sahen ihn ziemlich schwach -- das passt eher zu einem Kometen 10.Groesse als zu einem der 7.Groesse, selbst bei den eher schlechteren Beobachtungsbedingungen (Wolkenluecken, Daemmerung, Dunst).


    Meine Helligkeitsschaetzung machte ich mit einem Fernglas 16x70.
    Bei der schlechten Durchsicht ist eine Beobachtung des Kometen
    wenn er 10mag hatte mit dem Glas ausgeschlossen. Meine Grenzgroesse
    bei Sternen im Feld war 8.5 bis 9mag. Ich sah etwas schwaches nebeliges am ungefaehren Kometenort -- daher meine Schaetzung 7mag, schwaecher haette ich nichts gesehen. Wenn das nicht der Komet war, was dann? Vielleicht wars die Sterngruppe am Ort (2000.0) 13h39.6m -10°07' zusammen mit Dunst oder beschlagenen Okularen? Ich weiss es nicht und werds bei nächster Gelegenheit ausprobieren.


    Nach dem Stand der Dinge war meine Helligkeitsschaetzung offenbar
    einfach grob daneben und sollte ignoriert werden. Anscheinend kann sowas auch nach etwa 1000 Helligkeitsschaetzungen an etwa 100 Kometen
    passieren.... visuelles Beobachten ist nicht immer 100% objektiv,
    auch wenn man sich noch so sehr darum bemueht.... wieder etwas
    gelernt!


    Clear skies,
    Wolfgang

  • Noch eine Beobachtung:
    2005 Jul.6, 22h15-23h00 MESZ, Wien 21:


    Nach unserer Beobachtung am 4.Juli (und meiner missglückten
    Helligkeitsschätzung) hatte ich am Abend des 6.Juli die nächste Gelegenheit zur Beobachtung des Kometen 9P/Tempel 1.


    22h20 MESZ: zuerst versuchte ich mit meinem Fernglas 16x70 meine Beobachtung vom 4. nachzuprüfen: am damaligen Ort des Kometen war nichts Nebeliges zu sehen. Nur die vier Sterne 8.Grösse waren erkennbar: das kleine Sterndreieck am Ort 13h39,6m -10°07' (2000.0) und südlich davon sowie der Stern am Ort 13h38,7m -9°53'. Heute war es klarer als am 4. und die Sterne auch besser sichtbar. Danach schwenkte ich ein Grad nach Südosten zum heutigen Ort des Kometen: er war im Fernglas definitiv unsichtbar. Was habe ich am 4. im Fernglas geschätzt? Ich bin ziemlich sicher dass es nicht der Komet war, wie mehrere visuelle Beobachter zur selben Zeit zeigen, die den Kometen alle um die 10mag hell sahen: siehe z.B.
    http://groups.yahoo.com/group/comets-ml/message/8462,
    http://groups.yahoo.com/group/comets-ml/message/8466,
    http://groups.yahoo.com/group/comets-ml/message/8467 und
    http://groups.yahoo.com/group/comets-ml/message/8471.
    Auch unsere Beobachtung im 18 Zoll Dobson zeigte den Kometen ziemlich schwach: das passt besser zu einem Kometen 10.Grösse als zu einem helleren Objekt.


    Danach versuchte ich es mit dem Refraktor 130/1040mm. Die beste
    Beobachtungszeit war um 22h45 MESZ, da war die Dämmerung weit genug
    fortgeschritten und der Komet noch nicht so tief. Die durchgezogene
    Kaltfront hatte den Himmel "saubergewaschen" und die freisichtige
    Grenzgrösse betrug 5,2mag. Bei 55-facher Vergrösserung sah ich den Kometen bei indirektem Sehen immer wieder am richtigen Ort aufblinken -- er ist ziemlich schwach aber zu erkennen! Die Koma erscheint deutlich zentral verdichtet, aber einen sternartigen Kern kann ich heute auch nicht sehen. Der Komadurchmesser ist etwa 2 bis 3 Bogenminuten gross. Ich versuche eine neuerliche Helligkeitsschätzung: der Komet ist sicher heller als der Stern am Ort 13h43,2m -10°19' (2000.0), der eine V-Helligkeit von 10,74mag hat (Tycho2). Er ist etwa so hell wie der Stern am Ort 13h42,6m -10°25', der mit V=9,79mag im Katalog steht (Stern etwa auf Kometendurchmesser unscharf gestellt). Also ergibt das eine geschätzte Gesamthelligkeit m1=9,8mag. Die
    Schätzung ist um einige Zehntel Grössenklassen unsicher, da der Komet im Fernrohr so schwach erscheint, passt aber gut zu den Schätzungen anderer visueller Beobachter. Ergebnis: zumindest heute ist keine Auswirkung des "Deep Impact" (mehr) zu erkennen.


    Clear skies,
    Wolfgang

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