TS 15X70 MX aus dem Liegestuhl?

  • Also das 15x70 Cavalry ist gestern angekommen und ich hatte die Gelegenheit, am Tage und in der Dämmerung mal durchzuschauen. Als Vergleich lag mein ebenso preisgünstiges Nikon Aculon 8*42 daneben.


    jedoch zum 15*70 Calavalry:


    Die gesamte Verarbeitung scheint in Ordnung, die 15x70 erbringen durchaus einen gewissen Leistungsgewinn gegenüber dem 8*42 bei dunklen Objekten.


    Das Aculon 8*42 hat aber ein helleres, schärferes und knackigeres Bild als das Cavalry. Das Cavalry bildet selbst auf der optischen Achse gefühlt nicht ganz scharf ab. Es ist wie bei einem Teleskop welches in die Übervergrößerung getrieben wird. Die Objekte scheinen größer aber auch matschiger. Zum Rand hin verändert sich das Bild in Schärfe und Wölbung, schon wenn man gering aus der Mitte heraus kommt.
    Wenn das am Tage schon so auffällig ist, wird es am Sternenhimmel meist nicht besser, eher schlechter.
    Der Einblick ist insgesamt anstrengend, so als hätte man sich vorher 2-3 Jägermeister "eingeholfen"...evtl. ist die Kollimierung grenzwertig und das Gehirn versucht permanent den Fehler auszugleichen.


    Die Augenmuscheln fühlen sich an, wie ein Mix aus Gummi und PVC-weich.
    Klappt man sie zurück, ist man zu dicht an den Okularen und es entstehen schwarze Zonen, ebenso wird ein heller Ring sichtbar.
    Mit ausgeklappten Muscheln bekomme ich die (normalgroße)Nase nicht zwischen die Okulare. Das führt dann zu der sonderbaren Technik, dass man das FG ganz aufklappt, dann dazwischen geht und wieder zuklappt...also die Nase einklemmt. Alles ist wegen der harten Muscheln auf Dauer schmerzhaft, dazu ist man bei ausgeklappten Muscheln zu weit vom Okular weg und verschenkt deutlich Blickwinkel.


    Das Rad des Mitteltriebes läuft etwa eine viertel Umdrehung leer bis es die schwergängige Brücke mitnimmt, ich musste daher mit zwei Fingern drehen...mit einem habe ich es nicht geschafft (das Glas war auf Zimmertemp.)Wegen der eher schwammigen Optik hat man leider permanent das Gefühl, dass man nachfokussieren muss.


    Insgesamt kam also noch keine echte Freude auf, die nächsten Tage wird auch kein klarer Himmel zu erwarten sein. Aber ich denke nicht, dass "wir" jemals Freunde werden.
    Alle Beschreibungen basieren natürlich auf meinem eigenen "Sehapparat ", das kann ja bekanntlich bei anderen Leuten schon wieder anders sein.


    Ein Anfänger, welcher evtl. noch nicht längere Zeit ein hochwertigeres Glas im Besitz hatte, kann vielleicht auch mit dem Cavalry froh werden. Aber im Vergleich zu besseren Gläsern empfinde ich es Preis/Leistungsmäßig immer noch zu teuer oder unbrauchbar.
    Ich persönlich würde dafür auch keine 60 oder 80 Euro ausgeben.


    Das Nikon Aculon 8x42 schneidet (relativ zum Preis)in fast allen Belangen besser ab, natürlich kann es in der Leistung in der Dämmerung nicht mit einem 15x70 mithalten.
    Hier ist einfach greifen und schauen angesagt.


    Gruß Andre

  • Nach der Pleite mit dem 15x70 habe ich nun das Forum eifrig durchstöbert und mir ist aufgefallen, dass viele von euch mit hochwertigeren Gläsern in der Region 8X40(42) beobachten. Mein Aculon hat auch diese Größe, nur die Randunschärfe stört mich am Nachthimmel schon sehr, darum habe ich damit noch nicht so oft in den Himmel geschaut. Man hat öfter das Gefühl dass ein Sternenhaufen o.ä. am Rand erscheint, in der Bildmitte zeigt sich dann, dass es nur ein am Glas-Rand vermatschter Stern war. Das Kowa SV 8x42 hätte ich früher schon einmal fast gekauft, offensichtlich hat es aber einen rel. engen Blickwinkel (110m/1000yrds). Das hier oft angepriesene Minox BV 8x42 BR konnte ich nicht mehr finden.
    Hat jemand evtl. mal einen Tip für so ein Glas.(bis max 350 Euro)
    Randschärfe ist mir wichtiger als Winkel, ein Tunnelblick sollte aber nicht entstehen. In dieser Klasse wird ja viel "Dachkant" angeboten, als Porro ist mir das Vixen Ascot 8x42 aufgefallen.
    Hat evtl. schon mal jemand das Kowa SV vor den Augen gehabt?
    ...Nutzung wie gesagt im Liegestuhl...
    ...und falls jemand fragt, ja, ich weiß momentan nicht genau was ich will :)
    Der Gedanke mir nochmals ein Fuji 10x50FMT zu kaufen ist immer noch da, aber ein kleines feines Glas hat auch seinen Reiz. In der (kleinen) Grösse möchte ich aber dann doch nicht mehr als 350 Euro ausgeben.

  • Ich bin bei dem Porroglas Kite Birdwatcher 8x42 gelandet.
    ( https://orniwelt.de/optik/fern…las-kite-birdwatcher-8x42 ). Ob dir die Qualität der Randabbbildung zusagt kann ich nicht beurteilen. Randscharf ist es nicht, aber auch in dieser Disziplin auf recht gutem Niveau in der Preisklasse.
    Bin mit der Wahl sehr zufrieden.


    An deiner Stelle würde ich mir aber überlegen ob ich nicht die angedachten 350€ zusätzlich in ein Großfernglas stecke, bevor ich das Geld in ein zweites 8fach-Handglas anlege. Aber das kannst Du für Dich wohl eher beurteilen.


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Hallo Andre,


    ich glaube wirklich Randscharf in der Preisklasse wird schwierig bis unmöglich!
    Ich denke Horst sein Vorschlag ist NICHT der Schlechteste, die Kitegläser sind so schlecht nicht und mit 143/1000m GF. kann ruhig was unscharf am Rand sein, ist sogar im gut 7x so teurem Zeiss SF 8x42 so.
    Außerdem sind Porros durch die einfachere Konstruktion immer etwas günstiger, für das gleiche Glas als Dachkant würdest du vermutlich rund 400,- Euro hinlegen.
    Bestellen, ausprobieren und wenn es nix ist zurück...kennst du ja schon.[;)]


    Andreas

  • Hallo,
    ich hatte das Kite 8x42 zum Test zu Hause.
    Es ist ein wirklich schönes Glas, sehr gut verarbeitet, und eine gute Optik so weit ich das beurteilen kann. Es hat im Gegensatz zum Aculon 8x42 ein (etwas) schärferes Bild in der Mitte , die Randunschärfe ist auch geringer. Der Mond ist im Aculon etwas weißer/kälter... im Kite leicht, wirklich nur leicht gelblicher.
    Der Mitteltrieb ist sehr präzise und feinfühlig. Komischerweise sind mir die Vorteile hier eher am Tage aufgefallen. Wie es der Zufall so wollte hatte ich dann am Abend ca. 2Std. wolkenlosen Himmel. Hier traten die Unterschiede dann nicht mehr ganz so stark zu Tage. Ich würde sagen wenn ich an 2 versch. Abenden getestet hätte, wären mir möglicherweise kaum Unterschiede aufgefallen.


    Jedoch sind mir bei der intensiven Beobachtung mit den 8x42 noch zwei Sachen aufgefallen.


    1. ich hätte gern etwas mehr Vergrößerung, die 8x42 sind gute Übersichtsgläser, jedoch fehlen mir etwas die Details die ein 10x50 bietet.


    2.Für die Beobachtung aus dem Liegestuhl ist mir pers. die 8x42 Version zu leicht.
    Ich hatte hier ein rel. hochfrequentes Zittern im Bild.
    Daraufhin hatte ich beide Gläser (wie ein Sandwich) übereinander gehalten, (jedoch nur durch das untere geschaut) ...und siehe da, das Bild wurde deutlich ruhiger.
    Das Gesamtgewicht lag nun bei ca. 1,65 kg, und war im Liegestuhl gut zu halten.
    Nun kann man sich durchaus ein Gewicht an der Stativbefestigung anschrauben... oder gleich ein größeres Glas nehmen .


    Das Kite war insgesamt ein super Glas, wer ein 8x42 haben, und nicht gleich 1000 Euro investieren will, ist hiermit absolut gut beraten, gerade wenn auch Tagbeobachtungen anstehen.
    Danke nochmals für den Tipp, Horst!


    Ich weiß jetzt aber doch, dass ich eher in Richtung 10x50 Porro gehen werde.
    Gruß Andre

  • Hallo Andre,


    vielen Dank für Deine Einschätzung zum Kite 8x42. Das hat mich sehr interessiert.


    Bei der Einschätzung zum Gewicht bin ich ganz bei Dir, auch wenn ich jetzt nicht der klassische Liegestuhl-Fernglasbeobachter bin. Aber wenn man erst einmal eins der schwereren Gläser in der Hand hatte, dann kommen einem die Fliegengewichte wie Spielzeug vor.


    Vor Kurzem war ich auch auf der Suche nach einem guten 10x50 Porro, habe dabei explizit nach einer Alternative für das Fujinon 10x50 gesucht.
    https://forum.astronomie.de/th…zum-fujinon-10x50.281855/
    Und mir ging es ein bisschen wie Dir. Die ursprünglichen Prioritäten habe ich zwischendurch über Bord geworfen, mir doch ein 10x50 Fujinon gekauft ... und ein 18x70 Nikon ... sozusagen als Beifang ... ungewollt ... nolens volens ... halb zog es mich, halb sank ich hin [;)].


    Ich drücke Dir die Daumen für die Suche nach einem schönen 10x50 FG.


    Viele Grüße


    Rene

  • Da zeigt sich auch wieder, dass für ein Handastroglas neben der Qualität als solche auch die optimale Vergrößerung, AP und auch das Gewicht eine mindestens ebenso große Rolle spielt und dies individuell sehr verschieden beurteilt wird.


    Wünsche Dir, das der nächste "Schuss" dann sitzt!


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Na ja "Spielzeug" würde dem kleinen schönen Glas unrecht tun, wenn ich ein 8x42 suchen würde, würde ich wohl ein solches Glas wählen. Aber jede Größe hat ja seinen Einsatzzweck, oder seinen Besitzer mit den jeweiligen Vorlieben... aber ich weiß was du meinst Rene´.
    Ich hatte hin und her überlegt, ob ich es behalte, weil ich es sehr wertig fand und die Abbildung super war. Aber für den Tag, Strand und Wanderungen habe ich das Aculon, hier ist es auch nicht ganz so schlimm wenn´s mal herunterfällt, verschmutzt oder bei 55 Grad im Sommer im Auto kocht.


    Der nächste und letzte Schuss wird wohl wieder das Fuji 10x50 FMT.
    Das hatte mir seinerzeit sehr gefallen, ist aber damals einem Dobson zum Opfer gefallen. Diese Entscheidung würde ich aus heutiger Sicht nicht mehr so treffen...aber hinterher ist man immer schlauer.
    Grüße Andre

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