Mond mit 7m Brennweite am 35cm Schiefspiegler

  • Hallo an Alle!


    Ich habe endlich Zeit gefunden, den Schiefspiegler fotografisch am Mond zu testen. Tieferstehend eine der ersten Aufnahmen. Das Seeing war leider sehr bescheiden mit 1.5-2". Aufnahmebrennweite 7m mit dem 35cm Schiefspiegler. Aufnahmekamera die ASI1600mm. Das Bild ist ein Einzelbild aus einer Serie von 25 Aufnahmen und händisch ausgesucht. Bild nur etwas geglättet. Ansonsten keine Nachbearbeitung.


    Gruß
    Richard


  • Hallo Richard,


    bin kein Teleskopprofi, aber was ich bisher so gelesen habe, so ist ein Schiefspiegler fast optimal für Mondaufnahmen geeignet.
    Mich würde brennend interessieren, was du aus Video-Aufnahmen mit einer CMOS-Kamera herausholen würdest.


    Wieso Einzelbild?


    LG
    Mario

  • Hallo


    (==>)Edgar: Das ist das südliche Mare Serentatis mit den Kratern Menelaus und Manilius


    (==>)Mario: Muß gestehen, bei der Mond und Planetenfotografie bin ich ein richtiger Anfänger. Habe früher sehr viel Kleinplanetenfotografie mit einer ST8 und meinem 70cm Newton gemacht. Aber Mond und Planeten sind für mich Neuland. Habe eine ASI 1600mm. Habe bei den Mondaufnahmen Serien von Einzelbildern mit kurzer Belichtungszeit (1-30msec) gemacht, und händisch die besten Aufnahmen rausgesucht. Probiere gerade mit Fitswork rum. Aber wenn ich automatisch Aufnahmen stecken will, schmiert mir die Software immer ab. Bin daher für Tips sehr aufgeschlossen.


    Viele Grüße
    Richard


    http://www.observatorium.at
    https://www.facebook.com/SternwarteGaisberg/

  • Hallo Richard,


    schön, dass es jetzt auch Fotos gibt! Freu mich auf die erste Venus mit dem Schiefspiegler.
    Wenn Du die Fotografiererei so ernsthaft betreibst wie alles andere, wird das sicher gut :)


    Viele Grüße - und ein gutes neues Jahr noch


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Richard,


    leider habe ich gerade wenig Zeit einen ausführlicheren Text zu verfassen. Ich versuche dir ein paar Stichpunkte zu geben.


    Planeten/Mond kannst du mit der ASI1600mm prima machen.
    Als Aufnahmesoftware kannst du z. B. Firecapture verwenden (Freeware).
    Man nimmt damit Videos z.B. im .ser-Format auf (8 bit).
    Du kannst dort auch einen Ausschnitt auswählen (ROI = Region OF Interest) - musst also nicht mit voller Pixelzahl aufnehmen.
    Das erhöht z. B. auch die Anzahl der Bilder pro Sekunde, die du aufnehmen kannst (fps = frames per second).
    Du solltest die ZWO ASI-Treiber installiert haben.
    Ein guter Aufnahmewert ist z. B. 5000 Bilder (kann man dort einstellen) pro Aufnahmevideo.
    Bewährt hat es sich, einen Rotfilter, einen L-Filter oder einen IR-Filter (z.B. Pro Planet) zu verwenden, bei sehr guten Bedingungen geht auch ein Grünfilter.


    Dein Schiefspiegler ist ein f10 oder f8?
    Dann bräuchtest du wohl keine zusätzliche Barlow im Strahlengang - da solltest du auch so mit der Pixelgröße der ASI von 3,8 my auflösungsbegrenzt Aufnahmen machen können (mal nach Niquist-Kriterium googeln).


    Du wirst sehen, dass bei vielen Mondvideos sehr sehr große Datenmengen zusammenkommen.
    Wenn ich z. B. mit meiner ASI178 20.000 Bilder pro Mondaufnahme mache, dann sind das schnell 100 GB pro Video!
    Das funktioniert nur mit USB3.0 und einer großen schnellen SSD-Platte.


    Zum Stacken nimmt man z. B. das Program Autostakkert! Dort solltest du jeweils vier Prozentwerte eintragen (z.B. 4%, 6%, 8%, 16%) und erhäst dann jweils vier Stacks.
    Man muss dann sehen, welches man für die Weiterverarbeitung verwendet...Testen!


    Zum Schärfen kannst du das Programm Registax (Wavelets ohne linked Layers) verwenden (oder Photoshop - Unscharf maskieren).


    Ich denke, das war das Wichtigste...


    Viel Erfolg erstmal - bin sehr gespannt, was du uns in nächster Zeit präsentieren wirst!


    Kannst du uns bitte mitteilen, wie du zu deinem Schiefspiegler gekommen bist?
    In eurer Sternwarte in Gaisberg sind doch sicher auch Kollegen und Kolleginnen, die Mond und Planeten aufnehmen?


    Herzliche Grüße
    Mario

  • Hallo Richard,


    Was mich sehr interessieren würde:
    - Ist die Aufnahme für das Forum vorab verkleinert oder hat die Forensoftware das getan?
    - Ist das Foto hier im Board erkennbar anders, als bei Betrachtung der Originalaufnahme (bei gleicher Abbildungsgröße)?


    Insbesondere ist das für mich spannend, weil die Mondphase zu fast 100% der bei einer meiner sehr wenigen Mondaufnahmen entspricht. Da es sich bei mir um einen Dob handelt, sind es ebenfalls nur Einzelaufnahmen, was deine Aufnahme vergleichbar und somit für mich viel interessanter macht als aufbereitete Videos.
    Anlass für meine damaligen Knips-Versuche war ein für hiesige norddeutsche Verhältnisse ungewöhnlich gutes seeing, bei dem ich das bislang einzige Mal die mit meiner Aussrüstung mögliche Vergrößerung von rund 600x gewinnbringend ausreizen konnte.


    Was mir damals auffiel war, dass die Qualität der Aufnahmen trotz der imo wirklich guten Bedingungen stark schwankte. Auch haben Fokus (trotz sehr gutem OAZ und Fokus-Lupe der Eos600) und Belichtung nur bei wenigen Aufnahmen "gepasst".


    Nach dem, was hier schon mit modernen Bildbearbeitungsmethoden mit viel kleinerem Gerät erreicht und gezeigt wurde, ist da mit Sicherheit noch deutlich Platz nach oben. Die Video-Aufbereitung eröffnet da offensichtlich ganz neue Dimensionen, die es ermöglichen die Optik tatsächlich auszureizen.


    Vielleicht können wir ja ein wenig an der Evolution der Aufnahmetechnik teilhaben ... :)


    Weiter viel Spass am schönen Hobby und CS
    Harold

  • Hallo an Alle,
    und danke für die reichlichen Antworten.


    (==>)Holger: Unser Baby beginnt zu krabbeln. Bis es laufen kann, wird aber noch etwas Zeit vergehen.


    (==>)Mario: Bind gerade dabei, erste Versuche mit AstroStakkert zu machen. Das System hat 35cm Durchmesser und 7m Brennweite.


    (==>)Harold: Das Bild hat Original 4656x3520 Pixel. Astrotreff hat das Bild dann natürlich beim hochladen runtergrechnet auf wahrscheinlich 800 Pixel Horizontal.


    Nachfolgend 2 Auschnittvergrößerungen aus den Bildern. Der große Krater Rechts der Mitte ist jeweils Plinius.


    Dieses Bild ist ein Einzelbild, händisch selektiert aus 25 Aufnahmen, ansonsten ohne Bearbeitung.



    Dieses Bild wurde mit AstroStakkert erstellt aus 25 Aufnahmen, die Quote auf 15% der Besten Bilder.


    Wenn man genau hinschaut, hat die Version mit AstroStakkert etwas die Nase vorne. Mal sehen, was dann noch möglich sein wird, wenn das Seeing entsprechend besser ist und ich mehr Erfahrung damit habe:-)


    Gruß
    Richard


    Gruß
    Richard

  • Hallo Richard,
    danke für das Zeigen des Einzelbildes. Für das Seeing und für ein Einzelbild ist das schon recht gut. Wenn Du die ASI Kamera hast, dann würde ich versuchen mehr Bilder mit autostackert zu stacken und mit Registax vorsichtig zu schärfen. Dann geht vermutlich noch etwas mehr und bei etwas besseren Seeing geht meist deutlich mehr, da man da den Fokus ideal trifft und das Seeing gut wegmitteln kann.
    Auf jeden Fall danke für das Zeigen. Eventuell wäre auch ein Videoausschnitt interessant z.B. wie bei meinen Aufnahmen mit dem 6" f/8 Newton und der ASI 120MC. Da sieht man gut das Seeing (auf HD stellen und Vollbild):

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    => gestackt und leicht geschärft:
    https://www.astrobin.com/282675/?nc=user
    https://www.astrobin.com/277533/?nc=user
    groß:
    https://www.astrobin.com/full/277533/0/?nc=user
    https://www.astrobin.com/275857/?nc=user
    groß:
    https://www.astrobin.com/full/275857/0/?nc=user
    Da geht schon einiges mit Stacken, wenn ein paar gute Seeingphasen dabei sind.


    Einzelaufnahmen zeigen meist viel weniger:
    https://www.astrobin.com/full/391757/C/?nc=user
    groß:
    https://www.astrobin.com/full/391757/C/?nc=Niklo&real=&mod=


    https://www.astrobin.com/391965/B/
    https://www.astrobin.com/full/391965/B/?nc=Niklo
    https://www.astrobin.com/full/391965/B/?nc=Niklo&real=&mod=


    Anderer Spiegel mit anderer Verspiegelung (anderer Farbton):
    https://www.astrobin.com/396664/B/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396664/B/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396664/B/?nc=Niklo&real=&mod=


    Und im 105 mm APO:
    https://www.astrobin.com/396665/B/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396665/B/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396665/B/?nc=Niklo&real=&mod=


    https://www.astrobin.com/396935/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396935/0/?nc=user
    https://www.astrobin.com/full/396935/0/?nc=Niklo&real=&mod=


    Die Einzelaufnahmen machen auch Spaß, da man einfach die Kamera dahinterhängt und bei kleiner Brennweite der ganze Mond ins Bild passt. Die volle Auflösung bekommt man aber nie und man sieht immer Seeingeffekte, wobei der kleine 4" APO in meinem Fall da meist über das Bild verteilt mehr bringt (verglichen zum eigentlich stärkeren 6" Newton), da er quasi kaum Tubus und viel weniger lokales Seeing hat.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Richard,


    f20 - wow! Was ist dieses Teil heute wert? [:)]


    Wie Roland schon sagte, mehr Bilder per Video aufnehmen - dann lässt sich das Summenbild wunderbar schärfen.


    Hier ein Eindruck Summenbild vs. geschärftes Summenbild:



    Viel Erfolg beim Einarbeiten. Ich denke, mit deiner Hardware wird das so richtig Spaß machen!


    Herzliche Grüße
    Mario

  • Ja.... das Equipment schreit förmlich nach Video-Stacking mit Autostakkert (mit hunderten / Tausenden Bildern und nicht mit nur 25).


    Es ist erstaunlich was damit alles geht: hier ein ähnlicher Bildausschnitt wie im ersten Post, aber mit nur einem Meter Brennweite und einem F/5 Newton der mir bei dem ATT 2018 als Auslaufmodell für 250 EUR "in den Einkaufswagen" gefallen ist :

    Da kann man sich vorstellen dass mit der 7-fachen Brennweite noch sehr, SEHR viel mehr geht.


    Viel Glück dabei
    HBE

  • Hallo Mario,


    ja, das ist phantastisch was man mit der Bildbearbeitung noch alles rausholen kann.


    Der Schiefspiegler ist ein Neugerät und ging letztes Jahr in meiner Sternwarte in Betrieb. Vom Grunddesign ist es ein Kutter Schiefspiegler, allerdings mit einem 2-linsigen Korrektor ausgestattet. Dieser beseitigt alle Restfehler die das original Kutter Design noch hatte. Bei diesem Gerät bedeutet das nun, daß man ein Bildfeld von fast 79mm hat das absolut Fehlerfrei ist.


    Viele Grüße
    Richard


    http://www.observatorium.at
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  • Hallo Richard,
    ich hatte im Vorfeld schon von dem Gerät gehört. Ein Traum!
    Es gibt Leute, die bauen gerne Teleskope, manche schleifen gerne Spiegel, manche rechnen gerne usw. Ist man damit fertig, so wird getestet und wenn alles perfekt ist, dann wird das nächste Projekt in Angriff genommen. Bei diesem Gerät wäre es aber sehr schade, wenn es nicht wirklich auch ausgereizt würde. Das Baby hat das Krabbeln gelernt und ich hoffe es wird ein guter 100 m Sprinter oder ein Marathonläufer. An Videofotografie führt dabei kein Weg vorbei und es ist auch nicht schwierig das zu lernen. Schwieriger ist es die Bedingungen richtig einzuschätzen, bodennahes Seeing vs. Jetstream vs. Temperaturausgleich vs. Justage vs. passende Belichtungszeit zur Pixelgröße und Brennweite etc. Das ist ein langer Prozess, auch deshalb, weil so ein Gerät bei hiesigen Bedingungen nur selten komplett ausgereizt werden kann. Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg dabei.
    An Mario: Wenn du Grauwert-Bilder in JPGs umwandelst, dann zeigen einige Programme und Webseiten das Bild sehr dunkel an. Konvertierst du das Bild nach RGB, (es ändert sich nichts) dann wird es richtig angezeigt.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Richard,


    ich habe etwas auf Facebook gestöbert - sehr sehr beeindruckend - das 3"-Okular ist schon gigantisch!
    Wie kommt man eigentlich zu so einer (privaten) Sternwarte?
    Habt ihr da im Team zusammengelegt oder wie kann man sich das vorstellen?


    <Ralf> vielen Dank! Wieder etwas von dir gelernt!
    Habe das Bild ersetzt!


    LG
    Mario

  • Hallo Mario,


    die Sternwarte ist rein Privat und fast alles was sich darin und daran befindet ist Eigenbau (Gebäude, Kuppel, Vortragsraum,......).
    Dahinter stecken inzwischen fast 40 Jahre Teleskop Selbstbau und Erfahrung. Mein Spektrum an Eigenbauten reicht vom ersten 14cm Newton, diversen Teleskopen von 20-60 cm Durchmesser, viele selbstgebaute Montierungen, eines der Prunkstücke war mein 70cm Newtonteleskop auf einer Gabelmontierung. Und nun der 35cm Schiefspiegler.
    Der Schiefe war ein ganz besonderes Projekt, daß 3 Väter hat (Guntram Lampert - Spiegeloptiken / Holger Münz - Optikdesign und Korrektorberechnung / und meine Wenigkeit für die Gesamtplanung um Umsetzung/Bau des Teleskops).


    Nicht zu vergessen, daß ich bei fast allen meinen Projekten immer gute Freunde hatte, die helfend zur Seite standen (ein ganz spezielle Dank an Ries Wolfgang).


    Viele Grüße
    Richard


    http://www.observatorium.at
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  • Hallo Richard,


    ich bin noch mehr zutiefst beeindruckt, wie man sich so einen Traum erfüllen kann - was für eine Leistung!!
    Vielen Dank für die Infos.
    Ich hätte richtig Lust, mal in eurer Nähe Urlaub zu machen und auf einen Sprung vorbeizuschauen! [:)]


    LG
    Mario

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