Moin!
Hier wieder mal ein Schnipsel aus meinen Beobachtungsnotizen, die Diktate der letzten Nacht frisch getippt und leicht aufgebürstet.
Viele Grüße von
Marcus
30.11.2019 Sensation: Ein Wolkenloch über Mittelfranken
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30.11./1.12.2019 (Sa/So), alter Platz auf der Hochebene, ca. 510 m ü. NN
Start gegen 19:30 bei - 1,5 °C,
Ende gegen 0:10 bei -2 °C,
Platz in der Mulde nun mit Zufahrts-Verbotsschild vermint, daher Umzug auf den alten Platz. Lichtglocke der Stadt stört hier ungemein. Erstaunlich windstill. Komische, scharf begrenzte Bodendunstschicht bis in etwa 20 Grad Höhe. Recht starke Reifbildung.
Mit auf dem Acker waren
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* 10" Klopson f/4,7 mit eigenem Leuchtpunktsucher und Tubusaufrichttendenzkompensationsmechanik, nun noch etwas mehr getunt mit Blende und Velours im OAZ
* Okularkoffer mit viel hübschem Glas
* mittlerweile aufgedoppeltes T-Shirt über dem Kopf, um Umgebungslicht abzuschirmen,
* TRIATLAS A Panoramic
* TRIATLAS B 2nd ed.
* Deep Sky Hunter Atlas, Second Revision (2017)
* Mag 7 Star Atlas für die Übersicht
* BAfK
Programm und Erlebtes
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Das für gestern (30.11.2019) angekündigte Wolkenloch sollte zwar nicht groß sein, aber da die letzte Beobachtungsnacht mittlerweile zwei Monate zurücklag, wollte ich nicht so wählerisch sein. Bis Mitternacht sollte es laut Wolkenvorhersage reichen. Also schnell den 10" ins Auto geworfen und los.
Auf meiner Hochebene angekommen mußte ich dann aber mit großem Mißfallen feststellen, daß mein Platz in der Mulde mittlerweile durch ein frisch aufgestelltes Zufahrtsverbotsschild unerreichbar geworden war. So mußte ich spontan auf meinen alten Platz ausweichen. Und war erschüttert, was diese wenigen 100 m Distanz an Güte des Beobachtungsplatzes ausmachten: die an diesem Platz sichtbare heftige Streulichtglocke der Stadt blendete förmlich. Über der Stadt hingen auch noch ein paar Wolkenschleier und der Mond gab seinen Abschied.
Davon ziemlich genervt (auch wenn das der inneren Ruhe zum Beobachten überhaupt nicht zuträglich war) ging es gegen 19:30 los. Außerdem war es kalt, so - 2 °C. Zwar war ich ausreichend warm angezogen, aber es fiel eine ziemliche Menge Feuchtigkeit aus, überall bildete sich Reif. Immerhin war die Milchstraße vom Schwan über Cassiopeia bis in den Fuhrmann zu sehen, wenn auch nicht gleißend hell. M 31 deutlich direkt freisichtig, der stand ja auch sehr hoch. Der Himmel schien zumindest im Zenit ganz brauchbar. Deshalb ging es los mit
NGC 7331 und Kumpels (OdM Nov 2019).
Per Leuchtpunktsucher und dem Hyp36 auch ohne Karte hingefunden. Die Umgebungshelligkeit nervte, unter dem Lichtschutztuch beschlug alles, Brille und Okulare, wohl schon allein von der Feuchtigkeit des Auges. Glücklicherweise hatte ich meine Lichtschutztüte mit, die war etwas weniger unbrauchbar. Gleich nach dem Aufsuchen das Mor4,5 eingestöpselt. Auch diesmal bildete NGC 7331 mit den beiden westlich querabliegenden helleren Sternen ein Rechteck. NGC 7331 zeigte sich bei indirektem Sehen immer wieder an der östlichen Kante recht scharf begrenzt, an der westlichen Seite sehr viel flauschiger. Die Außenbereiche der Gx ließ sich bei indirektem Sehen und Tubuswackeln im Norden bis zu dem markanten Sternpärchen verfolgen.
Und dann die Umgebung nach Flauschigem abgesucht, nur aus der Erinnerung, ohne Karte oder Foto. Und bei indirektem Sehen zeigte sich in der Verlängerung der beiden helleren "Rechtecksterne" nach Süden, ziemlich genau einen Sternabstand weit, ein deutlicher Flausch (die Nachbereitung sagt, das war NGC 7340). Der Flausch mitten im Rechteck (Nachbereitung: NGC 7335) war indirekt etwas deutlicher erkennbar. Andere Begleiter sind mir nicht ins Auge gesprungen. Vielleicht wären noch welche beim gezielten Aufsuchen erkennbar gewesen.
Weiter in der Nachbarschaft zu
Stephans Quintett
von NGC 7331 aus mit dem Mor4,5 versucht, bei der falschen Sternformation und damit zu dicht an NGC 7331 hängengeblieben... Jedenfalls ist das Sterngrüppchen neben TYC 2743-946-1 nicht Stephans Quintett... Nächstes mal vielleicht mal mit Karte gucken... Peinlich!
Eigentlich wollte ich ja noch einen Walfisch angeln, zumindest aber M 77, aber da war's viel zu hell und viel zu dunstig. Also leicht genervt wieder in die Zenitgegend verschwenkt zu
M 31
Mit dem Hyp36 zeigte sich M 31 eigentlich recht hübsch und majestätisch, das erste Staubband kam aber erst nach dem Einstöpseln des ES24 ordentlicher heraus, davor war aber schwach ein hellerer Bereich sichtbar.
Mit dem Mor9 war das Staubband sehr viel deutlicher, davor sehr deutlich ein hellerer Bereich. Ein recht hübscher Anblick, aber nicht sensationell.
M 33
durch ein klein wenig Routine per Leuchtpunktsucher und Hyp36 eingestellt. Wirkte aber etwas enttäuschend. Im Mor9 zu duster, im Mor17,5 zu wenig detailliert. Immerhin war NGC 604 hell und klar erkennbar.
Ein Versuch an
NGC 891
Die Gx zierte sich ein wenig beim Aufsuchen, schließlich erwischte ich sie per Leuchtpunktsucher als Eck eines einigermaßen gleichseitigen Dreiecks mit gamma And und 60 And und gründlichem Gucken im Hyp36. NGC 891 erschien so doch ziemlich flau auf dem dunstigen Himmel.
Zuerst mit dem Mor9 probiert, damit war bis auf einen länglichen Fleck nichts zu sehen, mit dem Mor6,5 wurde das sehr duster. Zurück auf das Mor9, diesmal mit dem Lichtschutztuch (die Lichtschutztüte war mittlerweile von der Feuchtigkeit durchgeweicht und hing nur labberig im Weg rum) und vorsichtigem Atmen war indirekt immer wieder blickweise in dem flauen länglichen Wölkchen längs ein recht breites dunkles Band zu sehen, etwa 1/3 der Breite der Gx. Ließ sich als sicher erkannt abhaken, war aber nicht spektakulär.
Mittlerweile kam Orion aus dem Gebüsch hervorgebrochen, M 42 war mit bloßem Auge aber nicht einmal zu erahnen. Also weiter an den dunkleren Osthimmel zu
M 1,
so oft hatte ich den ja auch noch nicht. Das Aufsuchen von zeta Tau war ja nun keine Sache, das GF von rund 2 Grad im Hyp36 ist recht komod und es zeigte sich ein deutliches Wölkchen.
Mit dem Mor9 blieb es ein Wölkchen. Aus Neugier zusätzlich ein wenig mit Filtern gespielt: mit dem H-beta wurde es zu duster, mit dem Baader OIII zeigte der Nebel eine leicht körnige-krümelige Struktur. Mit dem Astronomik UHC-E kam diese krümelige Struktur nicht so deutlich raus, dafür erschien der Nebel ziemlich rhombisch.
Nun hatte ich Lust auf ein für diesen Abend etwas wahnsinniges Experiment: probieren, ob das leichte Tuning des Teleskops was gebracht hat. Auf zu
M 45
und nach den Reflexionsnebeln gespäht. Das Mor9 schien zu stark, das Mor17,5 gaukelte aber vor, daß die (Streu-)Lichthöfe um einige Sterne etwas unrund bis leicht viereckoid erscheinen könnten. Da muß ich mal gelegentlich mit einem Foto zum Vergleich ran.
Reflexionsnebel - da galt es ja noch, die OdM Okt 2019 zu probieren.
IC 59 und IC 63
mit dem Mor17,5 gesucht. Gründlich, unter dem Lichtschutztuch, einmal um gamma Cas herum, den Stern immer gerade aus dem GF. Nix. Und das Ganze nochmal mit dem Mor17,5+UHC-E, auch nix. Na gut, dann eben nicht.
Da ich gerade in der Ecke war, ein Kontrollblick zum Hirschkäferkopf
Sh 2-157
Mit dem Hyp36+OIII war da ein extrem schwaches irgendwas, an dem Himmel war das aber nix Lohnendes.
Mittlerweile sah es im Fuhrmann akzeptabel aus. Deshalb per Leuchtpunktsucher das "Fliegende Fischchen" angepeilt und
IC 405
versucht. Mit Hyp36+UHC. "Oberhalb" und quer zum Fischchen war IC 405 als eine ziemlich geraden Dreierkette von Sternen erkennbar, die von einem sehr schwachen Hauch nebligen Irgendwas umgeben schienen. Und dadrum herum erschien es ziemlich finster.
Sehr viel interessanter zeigte sich
IC 410:
"unten links des Fischchens" war mit Hyp36+UHC ein zarter dreiblättriger Nebel um einen dreiarmigen Sternhaufen erkennbar.
Mit Hyp36+OIII erschien der Nebel allerdings deutlicher und fast wie ein halbmondförmig geöffnetes Maul mit den Sternen als Zähnen (gebildet aus zweien dieser drei Blätter). Quer zu dem Fischchen reichte ein sehr viel schwächerer nebliger Bereich in Richtung des (dritten Blattes und weit darüber hinaus, insgesamt vielleicht etwa 40' weit). Der Nebel machte sich bei geduldigem Gucken gar nicht so schlecht.
Mit dem Hyp31+OIII wurde das Ganze deutlicher, das "Maul" erschien nun andeutungsweise schwach zu einem "Kringel" geschlossen, die quer zum Fischchen liegende Sternwolke wurde sehr hübsch von dem zarten Nebel umwölkt.
Da es in der Gegend so schlecht nicht zu sein schien, ein Versuch gewagt an
IC 443
Die Gegend westlich von eta Gem gründlich beguckt. Nix. Nicht mit dem Hyp36+OIII, nicht mit dem ES24+Baader-OIII.
Mittlerweile steht Perseus im Zenit, also das ES24+H-beta eingestöpselt und zu
NCG 1499
Steht ja einfach zu finden neben xi Per, war auch direkt und bequem und hell zu sehen, als ausgedehnte, längliche und faserige Wolke - für 10 Sekunden. Dann war das Okular schon durch die Feuchtigkeit des Auges beschlagen.
Diese Beobachtungsbedingungen... Der Orionnebel war mit bloßem Auge nun matt erahnbar. Pünktlich zogen im Süden die in der Wettervorhersage angekündigten Wolken auf, also noch eine einfache ohne-Atlas-Aufsuchübung:
NGC 2392
Zum Eskimo-Nebel vom geleuchtpunktsucherten delta Gem mit dem Hyp36 vorbei am markanten Leiter 16 hingeschubst. Der war auch schon in der Übersichtsvergrößerung bequem als Nebel zu erkennen. Gleich aufs Mor4,5 gewechselt. Das Seeing war erstaunlich gut, die Detailfülle am Nebel aber trotzdem überschaubar. Ein heller, sternförmiger, leicht verwaschener Innenbereich, ein flauschigerer Außenbereich, das war's. Die dunklere Zone zwischen innerem und äußerem Bereich sah ich diesmal nicht.
Der Abschlußblick auf
M 42
war etwas enttäuschend. Zwar waren deutliche Unterschiede beim Probieren verschiedener Filter (Baader OIII, H-beta) zu sehen, die Transparenz des Himmels reichte aber insgesamt gerade so für das Erkennen zweier Schwingen und des Bürzels samt einiger faseriger Strukturen. Von der "Blase", also des "hintenrum" geschlossenen Nebelbereichs war nicht ein Ansatz eines Hauches zu erkennnen. Dann nicht.
Die Wolken kommen dichter. Also: Geraffel abbauen, am Auto eiskratzen (innen und außen...) und ab ins Bett.
Fazit:
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Nicht doll, aber immerhin war ich draußen, zum Üben hat's gereicht und ein bißchen was Neues gabs es ja doch. Und ich brauche einen neuen Platz, das wird aber immer schwieriger. Aber vielleicht finde ich ja doch noch eine Ecke, in der nicht mitten in der Nacht irgendwelche Figuren mit dem Auto und Fernlicht auf verlassenen Feldwegen rumkutschieren... Und die Überlegungen zu den Anti-Beschlagmaßnahmen wie der Lichtschutzbrille rücken in der Priorität saisonbedingt wieder höher. Ich probiere als Erstes mal Walters Idee mit dem Schnorchel zum Ausatmen, vielleicht einfach in Gestalt eines Stücks Schlauch.