Uranus im C8

  • Hallo zusammen,
    gestern wollte ich mein relativ neues, gebrauchtes C8 mal ordentlich justieren. Eine Verkippung des Hauptspiegels konnte ich (mit eurer Hilf) vor einigen Monaten diagnostizieren und zumindest teilweise beheben. Links seht ihr die PSF an einem Stern gewonnen, im Weißlicht, ungeschärft, fokal bei 2000 mm f/10 und 100% Darstellungsgröße. Rechts habe ich das ganze mal an Uranus getestet, der hat z.Z. 3,7" Durchmesser 4 mal 20 s bei ca. 20 MS , 100% verwendet, mit ASI 178 mm und 685 nm Rot/IR-Filter, geschärft in PS, 2 Pixel Radius. (die Monde sind 100 mal 4 s belichtet, durch Wolken hindurch, und sind nur "Beiwerk")



    Das Seeing war immerhin so gut, dass ich im Lifebild das Airyscheibchen des Sterns manchmal isoliert erkennen konnte. In der Summe zeigt sich aber immer noch ein Kreuz, der erste Beugungsring ist nicht zu erkennen.
    Gefühlt habe ich durch dieses "Manko" aber nichts an Schärfe verloren. Das Airyscheibchen vereint so ca. 70% des Lichtes in sich, das ist bei meinem C11 nicht anders, nur, dass hier die letzten 30% in einem Ring zu finden sind und nicht in einem Kreuz.
    Meine Frage nun: Verliere ich wirklich an Schärfe mit dieser sehr leichten Verkippung? Oder ist das womöglich sogar von irgendeinem Nutzen? Beim Schärfen vielleicht? Optisch wirken die Sterne auf diese Weise wirklich sternförmiger und damit schärfer. Würde ich nur Deep-Sky damit machen wollen, dann würde ich das jetzt so lassen.
    Wenn ihr also irgendeinen Gedanken dazu habt, her damit !
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hi Ralf,


    Ich habe ein Meade Sc8 und bei mir sieht die Abbildung ähnlich aus. Das Meade ist auch ein gebrauchtes.
    Ich hatte mir von der Abbildungsleistung ehrlich gesagt mehr versprochen.


    Ist das SC üblich oder habe ich eine Gurke erwischt?


    Ich muss aber sagen, dass ich das Gerät bisher nur am Fenster testen konnte. Auch hatte ich den Eindruck, dass es mit längerer Auskühlung etwas besser wurde.


    Naja wenn das Wetter mal wieder besser wird geht es mal mit auf den Acker. Dann werde ich sehen was das Teil wirklich kann.


    CS


    Frank

  • Hallo Frank,
    ich hoffe du hattest das Fenster wenigstens geöffnet. :) Spaß beiseite: Ein solches Kreuz deutet eindeutig auf eine Verkippung des Hauptspiegels hin. Testen kann man das nur bei einigermaßen gutem Seeing und perfekt ausgekühltem Teleskop und das am besten im Zenit. Dann sollte es einen geschlossenen Ring um den Stern geben. Bei meinem C11 ist das so. Hier ist die Frage, in wie weit das tolerierbar ist. In der Zwischenzeit habe ich aber neue Info bekommen und ich denke, da es sich vermutlich wirklich nur um eine einfache Verkippung handelt, gehe ich da noch mal ran und fingere noch mal in den Eingeweiden des C8 herum.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hi Ralf,


    Wenn du da Quellen zur Korrektur hast kannst du mir diese mal schicken?


    Welche Erfahrungen hast du zur angemessenen Auskühlzeit?


    Frank

  • Hallo Ralf,
    ich hatte so ein Kreuz bei einer Russentonne, bei der der Hauptspiegel verspannt war. Da war bei mir die Ursache für das Kreuz offenbar etwas anderes wie bei Dir. Ich konnte das Kreuz weitgehend wegbekommen und die Abbildungsleistung ist dadurch besser/schärfer geworden.
    Ob das beim C8 auch der Fall ist, weiß ich nicht. Meine Vermutung und Beobachtung am Maksutov ist aber, dass die Abbildungleistung bei diesem Kreuz merklich schlechter ist, wie beim normalen Airyscheibchen mit Beugungsring.
    Servus,
    Roland

  • Hallo zusammen,
    auf dieser Seite ist mir einiges klarer geworden. Es geht hier hauptsächlich um die Grafiken ganz unten.
    https://www.telescope-optics.net/mtf.htm
    Demnach ist der Fehler quasi ein Fehler in Reinform. Eine Mischung verschiedener Faktoren wäre da schwieriger zu diagnostizieren. Aus diesem Grunde werde ich noch mal 1 oder 2 Tesastreifen auf die HS-Auflage kleben und hoffen...
    Frank, das mit der Auskühlzeit in ausgesprochen schwierig und wichtig und hängt sehr von der Außentemperatur ab, denn diese fällt ja i.d.R. abends noch weiter ab und das Teleskop hinkt immer hinterher. Mir hat da eine Information sehr viel weiter geholfen. Ein 1°C zu warmer Hauptspiegel verringert den Strehlwert um 50% (macht also aus einem guten Teleskop eine Gurke) Interessant dabei: 1°C zu kalt macht kaum eine Verschlechterung aus. Ich selber lagere deshalb mein C11 bei (fast) Außentemperatur und habe zusätzlich in der Aufbewahrungskiste noch eine aktive Kühlung eingebaut.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    bei verkippten Hauptspiegel und durchgeführter Kollimation ergibt sich das besagte Kreuz, aber nicht paraxial (also auf der optischen Achse), sondern nur im Feld. Sagt zumindest die Simulation. Es ist auch so, dass sich das Kreuz im Feld jeweils dreht. Vllt kann man ja so rausbekommen, ob der Spiegel verspannt ist, oder ob es sich um eine einfache Verkippung handelt.
    Vg Tino

  • Was du vllt noch probieren kannst, die Schmittplatte (mit Sekundärspiegel) um 1-2mm dezentrieren. Welche Richtung weis ich leider nicht, aber bei 2mm sollte das Kreuz schon ein bisschen größer als das Airy-Scheibchen sein. Man muss dann aber leider jedes mal wieder Kollimieren.
    Vg Tino

  • Hallo Tino,
    mit dem kleinen Chip der ASI178 habe ich natürlich wenig Feld um das zu testen und der größere Chip der DSLR löst einfach nicht gut genug auf. 2 mm bei der Schmidtplatte habe ich nicht, da gibt es nur diese Korkscheibchen ca. 0,5 mm. Tja, das mit dem paraxialer Kreuz stimmt natürlich, auch bei meiner verlinkten Grafik oben. Das selbe gilt allerdings auch für eine Verspannung, zumindest für die symmetrische Verspannung die oben simuliert wurde.
    Wir hatten an anderer Stelle ja schon mal über das Problem gesprochen. http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=238142&whichpage=2
    Als ich nun selber die Bilder noch mal angeschaut habe wunderte ich mich, dass ich quasi wieder am Anfang stehe, da war ich schon mal weiter. Ich kann mir das nur so erklären, dass der Klebestreifen "nachgegeben" hat. Isolierband war vielleicht nicht die beste Wahl :) Ich hatte glatt vergessen, wie weit ich schon damit war, denn das letzte Bild wäre ja schon fast perfekt.
    Vielleicht gehe da heute sogar noch ran und ersetze den Streifen.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    ;) ist ja schon fast alles gesagt, ich habe dir aber trotzdem noch eine Mail mit den Simulationsergebnissen geschickt. Kannst ja mal reinschauen. Hätte es sonst hier noch eingestellt, habe aber heute und die nächsten Tage wenig Zeit und die Freischaltung dauert manchmal etwas länger.
    Vg Tino

  • Hallo Ralf,
    auf
    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=238142&whichpage=2
    schaut es mit dem Astigmatismus deutlich besser aus.
    Wie kommt es, dass jetzt beim neuen Sterntest der Astigmatismus wieder größer/stärker zu sein scheint?
    Könnte eine andere Temperatur zu anderen Spannungen in einem der Spiegel führen oder jetzt wieder mehr Verkippung vorhanden sein?
    Verändert das Verdrehen des Hauptspiegels etwas?
    Wie ist es, wenn Du die Verkippung neu einstellst? Kannst Du den Astimatismus auch visuell am künstlichen Stern sehen und schauen wie er im Feld sich verändert?


    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,
    ja, wie oben geschrieben ist mir das auch aufgefallen. Ich hatte die Verkippung mit einem Streifen Isolierband korrigiert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das mit der Zeit nachgegeben hat, im Sommer ist das Gerät auch mal sehr warm geworden. Vielleicht war ich auch einfach zu vorsichtig beim Festschrauben der Überwurfmutter und der HS hat Spiel. Auf jeden Fall ist das jetzt der richtige Ansatzpunkt.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    hast Du den Rotationstest des Hauptspiegels schon gemacht. Manche Spiegel haben auch einen eingeschliffenen Astigmatismus. Der müsste sich bei Rotation des Hauptspiegels am künstlichen Stern mitdrehen. Weiters könnte es auch an einer der anderen optischen Flächen liegen.
    Wenn alle optischen Flächen Astigmatismus ausschließen, dann kann es nur an der Verkippung oder Verspannung (auch innere Spannung im Glas) liegen. So würde ich eines nach dem anderen versuchen auszuschließen.
    Ich würde auf jeden Fall versuchen wenn möglich am künstlichen Stern zu testen. Das Problem bei der Verkippungslösung ist natürlich, dass es da auch Unterschiede in der Lage des Teleskops geben kann. Bei horizontnahen Sternen kann der Spiegel leicht in eine andere Lage "kippen", oder?
    Ich drück Dir die Daumen, dass Du eine Lösung für Dein Problem findest.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland und alle anderen, die sich dafür interessieren,
    das Problem ist gelöst und die Lösung überraschend.
    Ich fasse mal zusammen: 40 Jahre altes C8 bildet nicht gut ab. Auseinander gebaut, einseitig Klebestreifen auf HS Innenrand geklebt, da wo die Überwurfmutter "drückt", Ergebnis gut, kein (kaum) Asti mehr. 1/2 Jahr später: Asti wieder da, (hatte sogar vergessen, dass es schon mal viel besser war) und so wahnsinnig schlimm schien das auch nicht zu sein.(ich frage mich auch immer noch, ob ein ganz leichtes Asti-Kreuz nicht evtl. Vorteile hat, z.B. bei Saturnringen wo man zw. Encke-Teilung und Beugungsring immer eine Mischung abbildet) Aber egal, man will ja erst einmal eine perfekte Kollimation haben. Also wieder den Patienten auf gemacht. Überwurfmutter war leicht zu lösen, gereinigt geguckt und Klebestreifen auf HS erneuert, etwas dicker dieses mal 3 Tesafilmstreifen übereinander. Beim Zusammenbau musste ich den HS wieder in seine richtige ,d.h. markierte Position bringen, dabei wurde er deutlich fester angezogen, weil er die Überwurfmutter mit bewegte. Ergebnis : katastrophal. Wieder aufgemacht, dabei fiel mein Augenmerk auf einen Korkring, der an einer Seite geöffnet war. ich dachte mir zunächst nichts dabei, denn der Konterring liegt ja flach auf dem HS. ABER, die Aussparung schien einen Sinn zu machen. Ich legte sie mit der Öffnung zum Fokus- Arm, sah auch so aus, als sollte das so sein. Klebestreifen entfernt, Kontermutter FEST angezogen, an der freien Stelle des Korkrings konnte sich nun der Spiegel tiefer in den darunter liegenden O-Ring drücken (nicht etwa weniger tief wie ich zuerst dachte) Test gestern Abend: alles perfekt!
    Mit anderen Worten: Mit Hilfe des Korkrings und der Intensität des Anziehens kann man einen Asti justieren, und das ist sicher auch so vom Hersteller gedacht gewesen (warum sonst die Aussparung). Ich hatte also ein altes C8, (das noch nie geöffnet wurde) Im Laufe der Zeit gaben Silikon und evtl. auch O-Ring oder Korkauflagen nach und die Überwurfmutter war nicht mehr all zu fest angezogen, deshalb der Asti. Korrigiert mit Klebestreifen (im Sommer) alles paletti. 1/2 Jahr später (Winter) Gummi/Kork gibt anderen Druck auf HS, Asti wieder da. Alles wieder auf Reset und Mutter FESTE angezogen (sollte Winters wie Sommers halten) : perfekt und "Krimi" zu Ende. :)
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    herzlichen Glückwunsch. Das freut mich, dass das Problem gelöst ist.
    Viel Freude mit Deinen C8. [:)]
    Servus,
    Roland

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