Hallo liebes Forum,
der Timm hat ja wieder vorgelegt, noch während wir in Südafrika beim Hottie waren - aber nun kommt auch mein Erlebnisbericht nachdem wir wieder seit ein paar Tagen zurück sind. "Vol.2" aber nicht weil es der zweite Bericht zu dieser Reise ist (nach Timms Bericht), sondern weil es meine zweite Reise dort hin gewesen ist.
Timms Bericht:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=243815
Ich war ja im April 2018 zum ersten mal dort mit Timm und Patrice, und da mich das Fernweh immer schlimmer quälte hab ich beschlossen noch ein mal so eine Tour einzulegen. Diesmal aber in der anderen Jahreszeit um den fehlenden Südhimmel Bereich auch noch zu bestaunen. Und auch weil ich letztes mal die Safari in den Tier/Naturschutzpark Pilanesberg ausgeschlagen habe.
Leider kann ich wieder keine Nachthimmelaufnahmen beisteuern, da meine Kamera dazu nicht in der Lage ist. Es ist wieder eher ein Erlebnisbericht, da ich nicht mal Zeichnungen angefertigt habe (nur Skizzen) und auch keine ausführlichen Notizen zu den Objekten. Ich bin nicht mal nach Plan vorgegangen. Ich hatte einen. Nicht meinen. Sondern eine Abfassung des sehr ausführlichen Berichts von Ben und Haley vom September letzten Jahres.
http://cougar.bakonyi.de/~ben/…09-klipfontein/index.html
Nur war die Zeit dermaßen begrenzt aufgrund Wolkenfeldern und Gedöns und zwei Safari Touren, daß es nur darum ging, zumindest die Highlights nicht zu verpassen und einzusammeln wie es grad kam.
Wir waren dieses mal wieder eine Gruppe von fünf Leuten aus Deutschland. Abgeholt wurden wir von Hottie wie immer am Flughafen Johannesburg und nach dem langen Flug kam eine etwas längere Fahrt zur Farm Klipfontain, oder auch seit einigen Jahren - die Stargate Farm:
https://www.savannah-suntours.com/
Ich gliedere den Bericht mal in zwei Teile: die erste Woche und die zweite Woche. Beide mit einer 3-Tages-Tour mitten drinne.
<b>1e Woche:</b>
Dieses mal ist es sehr trocken in der Gegend wo letztes mal alles in grünem Saft da stand und wuchs, war dieses mal knacktrockenes Gelb (Gras) zu sehen oder Mars-Orange (nackter Acker) inklusive Staub Windhosen und schwarz verbrannter Flächen. Dennoch startete die Woche recht bewölkt, zumindest teilverschleiert. Am ersten Abend waren wir zu müde und haben nur im Liegestuhl und maximal mit Ferngläsern beobachtet. Der Mond kam schon um 21:00 hoch.
Augenscheinlich war der Vergleich mit dem April. Die beiden Magellanschen Wolken waren schnell gefunden, standen aber 180 Grad zu der abendlichen Stellung im April. D.h. Die kleine Magellansche Wolke stand schon recht hoch und war weiter am Steigen und die große Magellansche Wolke stand tiefer. Kam aber auch immer höher. Der (Euro-)Herbst Himel ist klar ein Himmel für die beiden Hingucker. Die Milchstraße mit Zentrum dagegen war klar schon im Abgang begriffen.
Der Skorpion, im April spätabends noch im Zenit, stürzte kopfüber zum Horizont hinab, die Kneifzangen schon fast nach dem Horizont greifend.
Die Beobachtungsbedingungen: warm. Sehr warm. Sandalen, Shorts, T-Shirt, bis zum Beobachtungsende 24 Grad. Tags waren es 36 Grad.
Am zweiten Abend dann, eine ausgeruhte Nacht und einen relaxten Tag hinter uns, ging es mit den drei Gitterrohrdobsen richtig los. Außerdem ein 100mm Bino stabil montiert.
Zunächst wurden, bevor sie weg sind, die Schützen Objekte im 20-zöller bewundert. Interessant war, ob ich auch die Farbumkehrung "sehe", wie Ben sie (oder Haley) beschrieben. Nämlich umgekehrt in der Farbe wie auf den Fotos. Der Dreiteiler in grünlich und der Reflexnebel in bräunlich. Jawoll - das kann ich so bestätigen im 20er. Ist ja unerwartet, aber das ist das was das Sehzentrum draus macht, irgendeine Farbkontrastgeschichte oder so.
Dann hat Timm uns weitere Highlights im Schnelldurchgang angeboten. Darunter die 3 Mega Galaxien im Wal und Bildhauer. Dann aber auch die drei herrlichen Balkenspiralen in Fornax und Eridanus. Das Sternbild Eridanus ist übrigens genial. Der ist in dieser Jahreszeit in voller Länge und hoch stehend zu bewundern. Von nahe der kleinen Magellanschen Wolke vom sehr hellen Hauptstern Achernar beginnend und sich bis zu den Orion Füßen (beta Eri) schlängelnd ziehend. Der Fluss ist trotz der Sternenvielfalt relativ einfach zu verfolgen, wenn man es ein mal mit der Sternkarte abgeglichen hat.
Es waren im Gegensatz zum April auch nicht so viel knallige Sterne oben am Himmel zur Dämmerung. Alfa Zentauri (auch Rigil Kentaurus) nur noch knapp über Horizont und der KS(?) Omega Zentauri tief im Horizontdunst. Morgens kam er wieder hoch, aber da auch nur im Dunst und dann wurde es hell. Ein Abklatsch vom Glanz im April. Aber - wiedergesehen!
Tuc 47 (NGC 104), die Nummer Zwei der Kugelsternhaufen, nahe der kleinen Magellanschen Wolke aber hatte seinen Parade Auftritt hoch am Himmel. Der wieder stand im April 2018 recht tief (war abends am Untergehen).
Schade war, daß die eigentlich hoch stehenden Planeten Jupiter und Saturn einen vor lauter Seeing nicht gerade vom Hocker rissen. Aber es gab eine schöne Kette zur Abenddämmerung. Vom Horizont angefangen fast senkrecht hoch: Venus-Merkur-Jupiter-Saturn. Beim Uranus beobachten fachsimpelten Timm und Alfredo welche der Monde jetzt zu sehen waren, Ariel, Miranda alles seltsame Namen für mich. Ich glaube auch beim Neptun wurden Monde gezählt. Aber so kleine Pünktchen, naja. Obwohl - mist - ich wollte doch unbedingt ein mal im Leben Pluto persönlich sehen - schade versäumt, vorbei.
Der dritte Abend war auch nicht übel. Bis der Mond aufging gegen 22:00, hatten wir 3 Stunden zur Verfügung. Ich habe da jetzt alleine am 16er zunächst in der Milchstraße in mäßiger Höhe (20 Grad?) die Schützenobjekte M8 etc. bestaunt. Dann die Skorpion Objekte (die auffälligeren). Sehr eingeprägt hat sich mir, daß im Gegensatz zu unserem Himmel, M7 im Fernglas ein atemberaubendes Bild bot, wie er so glänzend vor einem mottligen Milchstraßenhintergrund da stand. M6 war der langweiligere von beiden. In Deutschland ist es ja umgekehrt, der Schmetterlingsnebel ist schöner. Und mit Teleskop war in M7 auch noch ein kleiner ferner KS zu sehen. Den kannte ich nicht bisher.
Danach ging es hoch zum Zenit, Wal, Bildhauer. Die Mega Galaxien, die man von hier aus kennt: NGC 247 (uiii, deutlich und groß im 16er, nicht so furchtbar hauchzart wie in der Rhön im 8er Newton z.B., sogar Strukturen waren schwach auszumachen). Dann natürlich NGC 253, auch groß und viel deutlicher, man kennt es ja. Aber so im Zenit stehend, bombastisch von den Strukturen, ein echter Knaller, ich entsinne mich sofort an Veitstänze (hab ich das richtig zitiert?). Nicht gerade Spiralen, eher Knoten und Platten eingebettet in eine Dunkel Matritze. Wie ein <s>Zebra</s> Giraffen Muster invertiert sozusagen. Herrlich. Einer der Herbst Südhimmel Highlights. Der KS NGC 288 wurde mal so eben mitgenommen, der kommt wie M22 bei unseren Breiten. Naja, und dann die Sculptor Galaxie NGC 55 halt. Die nicht mehr von uns aus zu sehen ist. Auch mächtig gewaltig und klar mit Übergewicht an einem Ende. Das soll ein Spiralarm sein der quer angesehen wird, daher besonders leuchtintensiv.
Und dann natürlich die kleine Magellansche Wolke ganz ausführlich. Die kam die im April 2018 etwas zu kurz weg.
Die habe ich in aller Ruhe mit und ohne UHC Filter bestaunt. Sie ist deutlich Objekt ärmer als 'die Große' aber dadurch nicht so verwirrend unübersichtlich und sie bietet wahrlich genug Gasnebel, Sternhaufen und Kombinationen daraus an. Aber nur einen eigenen Kugelsternhaufen so liest man. Und der ist weiter draussen, jenseits der Majestät NGC 104. Da ist übrigens noch ein schöner KS - NGC 362. Kaliber M13, der verblasst nur, weil man gewohnheitsmäßig zunächst auf NGC 104 (Tuc 47) drauf hält und sich baff machen lässt. Beide gehören natürlich zur Milchstraße. Ich glaube ich habe eine Stunde da beobachtet und dann kam der Mond. Die große Magellansche Wolke musste noch warten. Der Ausgangspunkt und Orientierungspunkt in der kleinen Magellanschen Wolke war immer wieder der sehr helle Nebel/OS NGC 346.
Einen vierten Abend gab es dann auch noch. Da war aber schon Lücken-Schnellspringen angesagt. Da die Aussichten für die nächsten Tage eher teilbewölkt waren, sind wir so aufgebrochen zur Safari gegen den Pilanesberg. Zurück in Richtung Johannesburg. Das ist eigentlich ein Muss, und zwar Nr.1 noch vor der Namibia Safari, die Hottie auch anbietet. Aber Tiere und Afrika, das gehört zusammen und muss schon sein.
Und was wir da gesehen haben: Elefanten noch und nöcher. Badend, trinkend, den Weg versperrend und kauend, Elefanten Opas und Elefanten Mütter mit Dumbo Baby. In der Ferne und ganz nahe. Abgefahren! Meine erste richtige Safari! Und dann Giraffen, zahlreich. Und Hippos, und Krokodile (weniger). Zwei satt gefressene und dösende Löwen, und sonstiges wildes Getier und Vögel. Von 6:00 bis 16:00 waren wir im Park und keine Minute davon langweilig! Und weil es so schön war am Folgetag noch mal von 6:00 bis 14:00. Dann erst ging es zurück zur Farm.
Und es war endlich ein genialer Himmel und wir waren - kaputt von der Safari. Aber es ging noch was natürlich, auch mit müden Augen.
(Teil 2 folgt sogleich...)