Moin!
Endlich habe ich es geschafft, meine Beobachtungsnotizen von Dienstag ins Reine zu tippen. Wer noch wortreiche und bildlose Einschlaflektüre braucht - bitteschön...
Viele Grüße von
Marcus
03.09.2019 Drei Stündchen hinterm Hopfenfeld
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03./04.9.2019 (Di/Mi), meine Mulde auf der Hochebene, ca. 520 m ü. NN
Start gegen 21:00 bei 14 °C,
Ende gegen 0:05 bei 12 °C,
Der Hi
mmel war recht gut, streulichtarm und kontrastreich, aber irgendwie komisch gedimmt.
Schon in der späten Abenddämmerung und trotz des letzen Mondlichts - der Mond ging ziemlich weißgelb hinter dem Hopfenfeld unter - waren im Schwan sehr deutlich die Milchstraße und die Dunkelwolken zu sehen, die Milchstraße reichte andeutungsweise herunter bis in den Schützen. Die Sterne des Sternbildes Schütze waren so schön zu sehen wie selten.
Später wurde die Milchstraße dann natürlich sehr viel deutlicher, bis in etwa 20 Grad Höhe war ein Staub- oder Dunstsumpf deutlich zu erkennen, darüber wurde es erheblich besser. Das Streulicht der umliegenden Orte und Städte war erstaunlich schwach, dennoch fehlte dem Himmel eindeutig "Grenzgröße", es war alles sehr streulichtarm-kontrastreich zu sehen, allerdings wie durch einen schwachen Graufilter, komisch. Schwache Objekte/Strukturen waren dadurch nicht auffindbar.
Möglicherweise waren die Bauern schuld, in der Gegend soll heftig geackert worden sein und dadurch vielleicht durch den furztrockenen Boden viel Staub in der bodennahen Luftaschicht schweben.
Wind: nahezu windstill. Später fiel merklicher Tau, der aber nur gelegentlich bei der Bebachtung (Beschlagen der Okulare) störte.
Mit auf dem Acker waren
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* 10" Klopson f/4,7 mit vom Refraktor transplantiertem Leuchtpunktsucher und Tubusaufrichttendenzkompensationsmechanik
* Okularkoffer mit aktualisiertem Inhalt (Angaben für 10"):
** Hyperion 36 mm (V = 33x, AP = 7,6 mm, GF ~ 2,1°),
** Panoptic 27 mm (V = 44x, AP = 5,7 mm, GF ~ 1,5°),
** Morpheus 17,5 mm (V = 69x, AP = 3,7 mm, GF ~ 1,1°),
** Morpheus 12,5 mm (V = 96x, AP = 2,6 mm, GF ~ 0,8°),
** Morpheus 9 mm (V = 133x, AP = 1,9 mm, GF ~ 0,6°),
** Morpheus 6,5 mm (V = 185x, AP = 1,4 mm, GF ~ 0,4°)
** Morpheus 4,5 mm (V = 267x, AP = 1,0 mm, GF ~ 0,3°)
** DeLite 4 mm (V = 300x, AP = 0,8 mm, GF ~ 0,2°)
* Astronomik UHC 2", Astronomik OIII 2", Astronomik UHC-E 1,25",
Astronomik H-beta 1,25"
* Explore Scientific Farbfiltersatz 1,25" (blau, grün, gelb, orange)
* T-Shirt über dem Kopf, um Umgebungslicht abzuschirmen, ist aber doch zu durchlässig. Muß ich endlich mal verstärken.
* TRIATLAS B 2nd ed.
* Deep Sky Hunter Atlas, Second Revision (2017)
* Mag 7 Star Atlas für die Übersicht
* BAfK
neu dabei und noch in Erprobung:
** Baader OIII 1,25"
** Explore Scientific 68° 24 mm (V = 50x, AP = 5,1 mm, GF ~ 1,4°)
Programm und Erlebtes
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Zu Beginn schnell einen Blick auf den sehr tief stehenden Jupiter, aber das hat keinen Zweck, die Luft über dem Spiegel blubberte vorbildlich, da war nichts zu sehen. Saturn war nicht besser. Also die Gasnebel im Schützen wiederholt. Den Anfang macht...
M 17
Den Schwannebel durch Herumrühren von mit dem Hyp36+UHC von mü Sgr aus aufgesucht, dabei immer wieder über KS gestolpert, die ich aber wieder mal sträflich ignoriert habe.
Der Nebel wirkt heute etwas matt. Schön zwar ein Kranz aus Sternen um den Nebel herum, die Ente ist auch deutlich zu erkennen, es fehlt aber irgendwie "der Biß". Die Ente hat aber auch heute wieder einen deutlich zu langen Bürzel, eher (wie beim letzten Mal schon gesehen) einen langen, bogenförmig unter dem Entenbauch herumlaufenden Federschweif, etwa so, wie bei einem "ätt"-Zeichen. Also ist das nicht der Entennebel, sondern der Paradiesvogelnebel, klingt ja auch gleich viel hübscher.
Nun mal das ES24 mit dem harten Baader OIII ausprobiert: nicht schlecht, macht ja immerhin 50 fach, 5 mm AP und ein GF von rund 1,4 Grad, damit läßt sich was anfangen. Das Einblickverhalten mit Brille ist völlig unproblematisch, aber nicht luxuriös, aber immerhin noch besser als beim Pan27. Das Gesichtsfeld wirkt aber etwas eng. So ist kontrastreicher der Kopf des Vogels zu sehen, der Bauch sehr viel heller, in der Nähe der Wasserlinie (also falls es doch eine Ente sein sollte) gestreift, fast faserig. Die Paradiesvogelschwanzfedern oben am Bürzel auslaufend heller und unten untr dem Bauch herum, entlang des "Kranzes der Bauchsterne" etwas schwächer. Insgesamt ein sehr hübsche Anblick. Im Stehen, heute aus Faulheit ohne Beobachtungsstuhl, in gebückter Beobachtungshaltung ist da nicht mehr zu holen.
M 16 und IC 4703,
der Adlernebel und sein Sternhaufen etwas weiter nördlich ist zwar mit dem ES24+Baader-OIII deutlich zu sehen, aber trotzem schwach. Die Sterne wirken in Ketten irgendwie ein wenig wie Neptuns Dreizack ohne Stiel, umwölkt von ein paar Nebelfleckchen. Der Nebel ist da, aber löst keine Begeisterungsstürme aus. Zum Vergleich mit dem Hyp36+UHC, da muß ich mich ein wenig anstrengen, um überhaupt was zu sehen. Ohne Pepp.
Also ein wenig herumgeschwenkt zum
M 8 und NGC 6530
Der Lagunennebel wirkt mit dem Hyp36+UHC im horizontnahen Dunst zu mau. Also wieder mit dem ES24+Baader-OIII geguckt - ja, das ist schon gut. Die Dunkeladaption wird vor dem Untergang des Nebels sicher nicht mehr besser. Der Nebel ist hübsch und riesengroß, locker 1/4 des GF, scheint nach außen aber sehr schwach noch weiter zu reichen. Die Sterne bilden einen rundlicheren Haufen, eine Art Kringel mit etwas Füllung. Im westlichen Teil fallen zwei hellere Sterne etwa in N-S-Richtung auf, weiter im Westen zwei in O-W-Richtung. Der Nebel zeigt eine breite Dunkelzone in einer nach Westen geöffneten V-Form. In diesem dunklen V liegt die hellste Nebelwolke, die etwas zipfelmützig ausgefranst erscheint, nach Osten hin umgibt das dunkle V ein rundlich erscheinender Kelch mittelheller Nebelpartien. Ein schöner Anblick.
Kurz ein Blick auf
M 20
der Trifidnebel erscheint heute aber mit dem ES24+Baader-OIII zu schwach und zu matt, dazu habe ich gerade keine Lust, den lasse ich aus.
Es ist mitterweile ausreichend dunkel geworden. Die Milchstraße reicht nun bis in den Schützen, im Schwan ist die Dunkelzone deutlich zu sehen. Neben Deneb ist deutlich eine helle Sternwolke zu erkennen. Pegasus ist vollständig aufgegangen und M 31 ist direkt deutlich freiäugig als großer verwaschener Fleck sichtbar, gut wie selten. Das reizt, den
Sh 2-157,
den Hirschkäferkopf, wieder zu probieren. Mit dem Hyp36+UHC und auch dem Hyp36+OIII von M 52 ausgehend gesucht - nix. Hier schägt wohl der "Himmelsgraufilter" zu, schade.
Also weiter zu
NGC 7000 und IC 5070,
dem Nordamerikanebel und dem Pelikannebel. Im Hyp36+OIII liegt der der Pelikan heute auf Rücken. Der Kopf ist rechts im Bild, der Bauch links. Die beiden hellen Sterne unten im Bild stören. Zwischen Schnabel und Bauch ist etwas kontrastarm, aber doch deutlich eine dunkle Zone zu erkennen. Ich kann mich nicht erinnen, die so gut schon mal gesehen zu haben.
Der Nordamerikanebel ist riesig und gleißend hell. Aber das GF fehlt, das reicht gerade mal von Equador bis Colorado. Mexico ist hell, Florida ist deutlich da. In Kanada verliert der Nebel sich zu drei helleren Sternen.
Erstmals fällt mir heute eine markante Dunkelwolke im Bereich des Ontario-Sees auf, der Nebel wirkt fast ein wenig wie abgeschnitten, sieht etwas zerzaust aus. Von dieser Dunkelwolke scheinen zwei "dunkle Schläuche" in die USA hineinzureichen. Sehr hübsch.
Zum nächsten Highlight, dem Gespann
NGC 6960, NGC 6992, NGC 6995
(Cirrusnebel). Gleich per Leuchtpunktsucher mit dem ES24+Baader-OIII eingestellt und beguckt. Der Sturmvogel ist am Schnabel schön spitz, scheint aber längsfaserig-zerzaust zu sein. Der Schnabel wirkt von 52 Cyg ausgehend im ersten Drittel etwas dunkler und scheint im zweiten Drittel längs zweifach geteilt zu sein. Auf der anderen Seite gehen die Schwanzfedern in einem eleganten Schwung in zwei Schweifen auf eine kleine t-förmige Sterngruppe zu. Dahinter, in ungefähr einer Schweiflänge Abstand, ist noch eine diffuse, neblige Wolke eindeutig zu erkennen.
Vom Schnabel aus etwas nach Westen ist einfach etwas größeres, Nebliges zu erkennen, das muß ein Teil des Pickerings-Triangle sein.
Die Knochenhand erscheint wieder deutlich strukturiert: an der Schulter dunkler, am Bizeps etwas heller, am Ellbogen ganz dunkel und schräg gestreift. Die Richtung der Streifen weist etwa auf 52 Cyg hin. Der Unterarm ist längsfaserig-schwächer-futzelig, die zweifingrige Klaue wirkt eigenartig wattig, von den Fingern gehen noch schwache Nebelausläufer in Richtung Sturmvogel aus.
Zum Vergleich das Mor17,5+Baader-OIII eingestöpselt. Diese Kombination zeigt hier deutlich mehr: die Helligkeitsabstufungen erscheinen deutlicher. Im Oberarm erscheint die Struktur des Nebels nun eher längsfaserig-flockig zu sein. Auch im Unterarm ist nun eine schräg-faserig-streifige Struktur des Nebels zu erkennnen. Die Helligkeitsabstufungen in der Klaue sind nun deutlicher.
Nun mal eine Anregung aus dem Netz ausprobieren, die
Region um Sadr im Schwan.
Unvorbereitet spazierensehend im Schwan im Zenit komme ich ratzfatz durcheinander, bei dem, was ich da sehe. Mit dem ES24+Hbeta erscheint um Sadr hell eine Unzahl an Nebelwolken und Dunkelstrukturen. Eine Pracht, ein eindrucksvoller Anblick, aber ein wenig verwirrend. Muß ich gelegentlich nochmal ran.
Der schön zu sehende Andromedanebel mach Lust auf Detailbeobachtung, also ein Kontrollblick zu
M 31
Mit bloßem Auge gut wie selten, im ES24 aber erstaunlich schwach, das erste Staubband ist deutlich zu erahnen. Im Mor17,5 das erste Staubband deutlich zu sehen, davor ein hellerer Bereich, mit viel Glauben ein zweites Staubband zu erahnen. Mit dem Mor12,5 nicht besser, mit dem Mor9 wird das alles erheblich deutlicher. Aber nicht so gut, wie die Erinnerung an vergangene Nächte vorgaukelt. Mit dem Mor6,5 das "W" gesucht und gefunden, indirekt erscheint immer wieder der Kugelsternhaufen G 76. Im Mor4,5 deutlich immer wieder aufblitzend im direkten Blick, dauernd bei indirektem Sehen als leicht flauschiges Sternchen, nicht ganz scharf eben.
Pegasus steigt höher, es wird wohl Herbst. Also ohne Lust auf Atlas ein wenig nach
NGC 7331
gesucht. Im Hyp36 eigentlich eine leichte Übung, ging aber nicht, war nix zu sehen. Langes Ärgern lohnt nicht, die Zeit ist zu kostbar.
Weiter zu
M 33
Noch immer keine Lust auf Atlas, also mit dem Hyp36 etwas im Dreieck herumgerührt.
Wirkt etwas unspektakulär. Wird im Mor17,5 sehr viel deutlicher, aber noch immer detaillos. Im Mor9 wird ein körniger Galaxienkern sichtbar und es werden seltsame Fladen erkennbar. In der markanten Kette hellerer Sterne ein deutlich sichtbarer, hellerer nebliger Tupfen, das muß NGC 604 sein. Sehr hübsch. Nochmal zum ES24. Man muß sich schon etwas eingucken, dann zeigt sich ein hellerer, körniger Kern, darum ein dunklerer Flausch. Andeutungsweise zu glauben sind Spiralarme um den Kern herum, die sich aus dem Kern mit Linksdrall herauswinden.
Von Süden zieht eine Wolke auf, die Transparenz ist nicht so prickelnd, aber der Himmel zeigt wenig Streulicht. Mittlerweile fällt merklicher Tau. Die Kondition läßt langsam nach, ich werde müde und soll ja morgen arbeiten. Noch ein Blick auf
h und chi
Im ES24 einfach schön, ein Moment ein bißchen Genußgucken.
NGC 281 und IC 1590,
der Pacman Nebel und sein Sternhaufen zeigen sich heute ziemlich nichtssagend-matt, das lohnt nicht, das war schon mal deutlich besser.
Deshalb noch ein Gute-Nachtblick auf die Plejaden.
M 45
Sind einfach immer wieder hübsch. Für Details bin ich zu müde und die stehen auch noch zu tief.
Die Wolke und ein fetter, zerzauster Kondenstreifen wabern im Süden herum, die Sicht wird zumindest nicht besser. Für Beobachten in der Woche soll es auch reichen, ich baue ab.