Hallo zusammen,
die letzten Nächte habe ich mit der Beobachtung weit entfernter Kugelsternhaufen verbracht. Diese Beobachtungen werde ich bis ins nächste Frühjahr fortsetzen. Ich habe mal 50.000 Lightjahre Distanz zur Erde als Minimum angesetzt - immerhin die doppelte Entfernung im Vergleich zu vielen Sternhaufen Richtung Milchstraßenzentrum.
Mit 12" oder mehr draufhalten kann aber jeder. Mein Ziel ist es, die Kugelsternhaufen mit kleineren Öffnungen zu beobachten.
Die folgenden Beobachtungen habe ich mit 76mm Öffnung bei Grenzgröße 6 - 6.5 mag durchgeführt.
<b><font color="orange">NGC 6284 / Oph / 50.000 LJ / 8.9 mag</font id="orange"></b>
<font size="1">Bild: SKY-MAP.ORG</font id="size1">
Einer der weiter entfernten Kugelsternhaufen im Schlangenträger, der sich ganz in der Nähe von M19 (unten im Bild) befindet. Von den beiden Feldsternen rechts im Bild hangelte ich mich rüber in Richtung <font color="orange">NGC 6284</font id="orange">. Oberhalb zweier weiterer Feldsterne blitzte indirekt kurz ein verschwommener Fleck auf. Vielleicht war es Seeing-bedingt, aber kurz darauf konnte ich das Objekt bei 71-fach dauerhaft indirekt halten und es offenbarte sich eine kugelrunde, eindeutig erkennbare Wolke.
Ein KS mit angemessenen Schwierigkeitsgrad für kleinere Geräte, sofern die Horizontsicht brauchbar ist.
<b><font color="orange">NGC 6934 / Del / 50.000 LJ / 8.9 mag</font id="orange"></b>
<font size="1">Bild: SKY-MAP.ORG</font id="size1">
<font color="orange">NGC 6934</font id="orange"> liegt in den äußeren Bereichen der Milchstraße im Sternbild Delphin und wird bereits zur Halo-Population gezählt.
Bei 6.5 mag Grenzgröße war es eine Herausforderung, die Sterne im Apo mit den Sternen auf der Aufsuchkarte zu vergleichen. Mitten in diesem Sternenmeer liegt NGC 6934. Nach etwas Starhopping von den unteren Sternen des Delphins aus und vielen Vergleichen zwischen Blickfeld und Sternkarte tauchte dann aber ein direkt sichtbarer Fleck auf. Der KS erschien bei 48-fach im 12mm-Delos etwas weiter ausgedehnt als erwartet, mit einer sichtbaren Helligkeitszunahme nach innen.
<font size="1">Normal beobachte ich ohne Tisch, aber wir hatten eine ganze Menge Kartenmaterial dabei.</font id="size1">
Mit seinen 8.9 mag scheint er noch ein relativ dankbares Ziel für 76mm Öffnung zu sein. Geht da noch mehr?
<b><font color="orange">NGC 6229 / Her / 100.000 LJ / 9.4 mag</font id="orange"></b>
<font size="1">Bild: SKY-MAP.ORG</font id="size1">
Wir verdoppeln kurzerhand die Entfernung zur Erde auf satte 100.000 Lichtjahren Entfernung. <font color="orange">NGC 6229</font id="orange"> befindet sich nicht weit von M92 entfernt im Herkules.
Ich bemühte noch die Aufsuchkarte, startete mit dem Starhopping, schwenkte zur Vorbereitung ein wenig herum - aber da war der Kugelsternhaufen dann plötzlich schon. Direkt sichtbar bildet er ein Dreieck mit zwei Feldsternen und zeigte sich bei 71-fach als eine überraschend helle, leicht granulierte Wolke mit einem relativ kompakten Kern. Der Haufen wirkte weit ausgedehnt. Sicherlich auch ein spannendes Ziel für größere Geräte.
<b><font color="orange">NGC 6426 / Oph / 67.500 LJ / 11.0 mag</font id="orange"></b>
<font size="1">Bild: SKY-MAP.ORG</font id="size1">
Zurück zum Schlangenträger mit einem sehr schwachen Kugelsternhaufen. Glücklicherweise habe ich meist 3 Aufsuchkarten für ein Objekt, mit denen ich Schritt für Schritt höher vergrößern kann. Dabei dienen immer zwei Sterne von der vorherigen Karte als Ausgangspunkt auf der nächsten Karte.
<font size="1">Insgesamt 16 Aufsuchkarten habe ich für meine Beobachtungen erstellt.</font id="size1">
So ging ich von 32-fach auf 48-fach und landete recht zügig in der Region von <font color="orange">NGC 6426</font id="orange">. Die 12-mag-Feldsterne waren gerade noch direkt zu erkennen, aber vom Haufen blieb keine Spur. Nach einem erneuten Vergleich zwischen Detailkarte und Sternfeld war ich aber sicher, an der richtigen Stelle zu suchen und wechselte auf 57-fach im 10mm-Delos.
Ich ließ einige Minuten ins Land gehen und <i>irgendwann</i> blitzte ein kleiner, kompakter und extrem schwacher Fleck an der richtigen Stelle auf. Dann tat sich wieder nichts. Erst nach weiteren 2 Minuten tauchte an der selben Stelle wieder ein Fleck auf, diesmal etwas heller. Es handelte sich um Erscheinungen an der Wahrnehmungsgrenze - ob wegen der geringen Helligkeit oder aufgrund von Seeingeinflüssen weiß ich nicht -, aber dann tauchte der Fleck ein drittes Mal auf.
Natürlich war ich mir lange Zeit unsicher, auch weil es unmöglich war, die Ausdehnung oder Helligkeit des Objektes zu verifizieren. Nachdem der Fleck aber drei oder vier mal reproduzierbar und an der richtigen Stelle auftauchte, markiere ich diesen Kugelsternhaufen als "gesehen".
<b><font color="orange">NGC 7006 / Del / 135.000 LJ / 10.6 mag</font id="orange"></b>
<font size="1">Bild: SKY-MAP.ORG</font id="size1">
Im galaktischen Halo der Milchstraße befinden sich neben dunkler Materie und Gas auch vereinzelte Kugelsternhaufen, darunter <font color="orange">NGC 7006</font id="orange">. Er ist spektakuläre 135.000 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt und taucht aus unserer Sicht im Delphin auf.
Leider spielten die Bedingungen nicht wirklich mit: Diese Beobachtung fand unter Dorfhimmel mit Straßenlaternen statt, und in der Umgebung befanden sich mehrere Gewitter.
Bei 48-facher Vergrößerung folgte ich der Sternkarte von Gamma Delphini aus. Nach kurzem "Augenverdrehen" tauchte recht zügig eine deutlich ausgedehnte, lichtschwache Wolke auf. Am Himmel blitzte es währenddessen immer wieder. Insgesamt war der Haufen aber indirekt gut zu halten. Form und Helligkeitsverteilung waren bereits gut beobachtbar - hier werde ich bei der nächsten Gelegenheit unter besseren Bedingungen wieder vorbeischauen.
<b><font color="limegreen">Eure eigenen Beobachtungen dürfen hier gerne ergänzt werden!</font id="limegreen"></b>
Viele Grüße
Dominik