An anderer Stelle wurde seit Jahren mehr oder weniger heftig über die Frage gestritten, welche minimale Brennweite man bei gegebener Teleskopöffnung und Kameraauflösung braucht, um die beugungsbegrenzte Auflösung des Teleskops zu erreichen. Die Frage ist natürlich eng verknüpft mit dem beeindruckenden Fortschritt der Kameraentwicklung in den letzten Jahren. Während die Diskussion 2008 noch mit der Frage “8,3 µm Pixelweite bei f/20 ?“ im Zusammenhang mit dem Einsatz an einem langbrennweitigen Refraktor begann, sind wir also heute mit 2,4 µm bei f/5 angelangt. Damit kann nun das Auflösungsvermögen eines lichtstarken Spiegels mit dem Einsatz der Kamera unmittelbar im Primärfokus, d.h. ohne die Zwischenschaltung von optischen Nachvergrößerungselementen (Spiegel und/oder Linsen), erreicht werden.
Die Entwicklung zu höheren Beleuchtungsstärken am Kamerachip begünstigt insbesondere die Möglichkeit, durch kürzere Belichtungszeiten den Einfluss der Luftunruhe (Seeing) auf die fotografische Bildauflösung von Astroaufnahmen zu verringern. Mit kürzerer Brennweite wird gleichzeitig der Abbildungsmaßstab verkleinert, so dass bei gegebenem Kameraformat ein erweitertes Gesichtsfeld erreicht wird, wie es der folgende Bildervergleich deutlich macht.
(1) Theophilusgruppe mit Umgebung (Link), Aufnahme vom 8. März 2014 mit Rotfilter und 1,5 ms Belichtungszeit, ASI120MM Kamera mit 3,75 µm Pixelraster am 10“ f/5 Spiegel bei f/11 mittels optischer Nachvergrößerung über 2,2x Barlowlinse, Summenbild aus AutoStakkert!3 mit 821 Videoframes im Format 1280x960 Pixel.
(2) Dieselbe Mondgegend, Aufnahme vom 11. April 2019 mit Rotfilter und 2,5 ms Belichtungszeit, ASI178MM Kamera mit 2,4 µm Pixelraster am 10“ f/5 Spiegel ohne optische Nachvergrößerung, Summenbild aus AutoStakkert!3 mit 363 Videoframes im Format 2000x2000 Pixel. Der Wiedergabemaßstab wurde hier zur Unterbringung des stark erweiterten Gesichtsfelds vierfach linear verkleinert.
(3) Bildausschnitt von (2) im Originalmaßstab zum Vergleich mit (1):
Fragen und Anregungen sind stets willkommen!
Gruß, Jan