Fangspiegelspinne

  • Hallo Michael,


    ja, 3 Streben geben 6 Spikes - die allerdings jeweils nur 3/8 so hell sind wie die Spikes an einer 4er-Spinne (die macht sozusagen 8 Spikes, die aber paarweise zusammenfallen). Der grundsätzliche Vorteil von 3 Spikes wäre also: etwas weniger Material im Strahlengang - bei gleicher Dicke der Streben wohlgemerkt.


    Für eine genauere Betrachtung der Vor- und Nachteile kommt es auf den Anwendungsfall an. Bspw. wird der visuelle Doppelsternsportler der seine Jahresbestleistung in getrennten Bogensekunden trackt sicher auf einen 4er setzen: der kennt bspw. den Positionswinkel von Sirius B und dreht sein Rohr so, dass der Kleine gerade zwischen zwei Spikes des Fetten sitzt - und hat dort 90° Platz. Wer unbedingt Amalthea sehen will (geht wahrscheinlich sowieso nicht) fährt vielleicht mit 3 Speichen besser, weil Jupiters breite "Spikes" unausweichlich sind. Du siehst: nicht-esoterische Fälle, in denen die Zahl der Spikes visuell wirklich einen Unterschied macht, fallen mir nicht ein.


    Praktisch gesehen erleichtern die rechten Winkel der 4er-Spinne die Zentrierung des FS-Trägers. Auch nicht wirklich der Brüller.


    Unterm Strich habe ich bei meinem Selbstbau (8" f/6, rein visuell) auf eine 4er gesetzt, diese aber um 45° versetzt eingebaut. Auf diese Weise konnte ich die Spinnenbeine näher an den OAZ setzen und so mit kürzenen Hebeln am FS-Träger auskommen. Ein Dreier hätte natürlich andererseits den "Reiz des Besonderen".


    Gruß,
    Werner

  • Ggfs. wichtig ist auch wo die Speichen liegen. Verläuft eine der Speichen genau über dem OAZ macht das den Einbau eines Filterschiebers unmöglich.


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Hallo Michi,


    Neben der Strebenzahl gibt es noch mehrere andere Konstruktionsmerkmale, die mindestens genau so wichtig sind. Und da kann man auch bei den kommerziellen Teleskopen einigen Mist sehen. Geringe optische Beeinträchtigung, wenig Gewicht, einfache Bauweise und gute Fangspiegel-Justierbarkeit sind nur einige der anzustrebenden Konstruktionsziele.
    Die Spinne hat ja die Aufgabe, den Fangspiegel justierstabil in seiner Position zu halten, und zwar gegen Verschiebung in 3 Achsen und gegen Drehung in 3 Achsen. Ich persönlich erwarte von meinen eigenen Teleskopen, dass auch nach mehrmaligem Transport hier kein Nachjustieren erforderlich wird.


    Für mich ist eine Offsetspinne mit 4 Streben die optimale Lösung. Die Streben sind bei mir dreieckförmig und in Fangspiegelnähe breiter. Zum Hut hin sind sie schmal und werden mit je einer Zugschraube befestigt. Richtig dimensioniert kann man bei der Offsetspinne den Fangspiegel auch näher ans Zentrum der Spinne platzieren, was die Torsionskräfte verringert. Ein typisches Beispiel findest Du im Thread "Wir bekommen Fünflinge" hier im Forum.


    Alternativ kann man auch Klavierdraht spannen, mindestens 6 Drähte in 3 Dreiecken. Gut gelöst wurde das z.B. beim 14-Zöller Dobson von Harald Feigel (FHarry hier im Forum).
    Bei kleinen Teleskopen funktioniert auch eine stabile Einzelstrebe sehr gut.
    Normale Spinnen sind dünn, und man muss eine erhebliche Zugspannung aufbauen wie bei Fahrradspeichen, um genug Steifigkeit zu erreichen. Bei leichten Reiseteleskopen, speziell mit Monoring-Hut, ist dann mit 4 Streben die Zugbelastung besser verteilt.


    Wenn Du persönlich über das Thema diskutieren möchtest, komm doch am besten mal dienstags um 20 Uhr zur Volkssternwarte München zum Spiegelschleifer- und Teleskopbauertreff. Am besten 2 Tage vorher bei mir anmelden, dann bringe ich Anschauungsmaterial mit.


    Gruß,
    Martin

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