EOS 80D oder 60D welche ist besser für DeepSky?

  • Hallo Peter,


    danke für die Blumen.
    Ich finde die Wahl 20min/ISO800 nicht so schlecht. Die recht extremen Werte haben den Vorteil, dass man die Effekte gut erkennt und das Rauschen sehr genau bestimmen kann (allerdings erst, wenn wir zwei gleichwertige Dark gegeneinander vergleichen können).
    Die langen Zeiten sind zwar lästig, aber zum Glück gibt's ja ML: Gestern abend habe ich meine 650D gestartet und nach 3 Stunden 9 Darks abgeholt (die letzten 5 bei 30 Grad!).


    Wie Tilmann und Thomas schon geschrieben haben, kann man die Ergebnisse sehr gut und auch relativ einfach auf ganz andere Bedingungen umrechnen.
    Tatsächlich ist es sogar zuverlässig möglich, aus bekannten Werten für Dunkelstrom- und Ausleserauschen und der Hintergrung- und Objekthelligkeit die optimale (Einzel-)Belichtungszeit und die Auswirkung des Rauschens zu berechnen. Es gibt sogar Sites, in denen man seine Werte eingeben kann, um sich das ausrechnen zu lassen. Allerdings habe ich grade keine parat - kann da vielleicht jemand aushelfen?


    --> Thomas: Da hast du wohl Glück gehabt. Die 80D von Matthias im anderen Thema sah auch ziemlich belastet aus.
    Dein Vergleich mit der 60D scheint mir aber ein bisschen optimistisch: Immerhin ist deren Warmpixel-Peak nochmal fast zwei Größenordnungen kleiner, wenn ich deine Achsenskalierung richtig einschätze.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... ist das kein Rauschen, sondern ein systematischer Fehler<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Schon klar. Aber auch der Warm-Pixel-Strom produziert Rauschen, und wenn der so ausgeprägt ist, dürfte auch sein zusätzliches Rauschen noch einen Effekt haben. Wie groß der ist, werden wir aber erst bei der Bestimmung des Rauschens aus zwei Dark erfahren.

  • OK. Habe verstanden! [:)]
    Dann werde ich die Test-Darks für Euch weiter mit 20Min erstellen.
    Die kürzeren Darks mache ich trotzdem nur für mich, wenn ich schon dabei bin... kann man ja immer gebrauchen.


    Leider ist der bayerische Himmel derzeit alles andere als astrofreundlich. Hoffentlich ändert sich das nach Weihnachten um dann endlich "echte Aufnahmen" vergleichen zu können.


    Euch allen <b>Frohe Weihnachten!</b>

  • So, hier sind meine Erkenntnisse zu Tilmanns 200D.
    Leider hat sie ähnlich wie die 80D von Peter sehr viele Warm-Pixel. Zur Veranschaulichung hab ich die Histogramme für die zwei Darks mit 20min/ISO800 den schon gesehenen 60D und 80D gegenübergestellt:



    Die beiden Aufnahmen kommen von einem deutlich wärmeren Sensor, was sich an der größeren Breite des Haupt-Peaks und dem nach rechts Laufen der Warm-Pixel zeigt.
    Die Höhe des Warm-Pixel Peaks ist ähnlich wie bei der 80D, aber er hat keine so breite Schultern. Dem entsprechend ist die Zahl der Pixel darin etwas kleiner, schätzungsweise etwa halb so groß. (Für einen genauen Vergleich bräuchte man Darks mit gleicher Temperatur).


    Der statistische Vergleich der beiden 200D-Darks ergibt eine Standardabweichung (als Maß für das thermische Rauschen) von 81 ADU oder ca. 20 e-, wenn man als Gain bei ISO 800 die 0.25 e-/ADU nimmt wie bei http://www.photonstophotos.net/Charts/Gain.htm angegeben. Das Ausleserauschen von rund 3 e-, entweder auch aus dem Netz oder mit etwas geringerer Genauigkeit aus dem Bias, dessen Histogramm zum Vergleich auch im Histogramm dargestellt ist, fällt dabei nicht mehr ins Gewicht.
    Der Wert, der dann für ca. 31°C Sensortemperatur das thermisches Rauschen angibt, ist aber sicher zu groß, so um die 10% würde ich schätzen, weil die beiden Darks rund 2 Grad auseinander liegen.


    Überhaupt ist die Temperatur für solche Vergleiche ein sehr kritischer Faktor, schon weil die Exif-Werte wohl auch nicht so super genau sind. Die 600Da, die ich gestern ge-darkt habe, hat für das erste Bild 18°C protokolliert, obwohl die Raumemperatur knapp über 19°C lag.


    Ansonsten auch von mir erst mal ein schönes Weihnachtsfest!

  • Hallo zusammen,
    ich hoffe ihr hattet alle geruhsame Feiertage.


    Nachdem ich tatsächlich nach dem Gottesdienst an Heiligabend einen klaren Himmel erspäht habe, konnte ich es trotz Vollmond nicht lassen ährend das Essen im Ofen war quick-and-dirty den StarAdventurer auf den Balkon zu stellen und mal auf M31 zu halten und den Abend über Fotografieren zu lassen.


    Das bisherige Resümee zur 200d (im Vergleich zu meiner "alten" Pentax K-5 II):


    <ul><li> Der klappbare Touchscreen ist tatsächlich Gold wert, die Ausrichtung, Fokussierung und Bedienung war wesentlich angenehmer. </li><li> Das 200mm 2.8L ist grade in den Ecken um Welten schärfer als mein altes Tamron 70-200 2.8, allerding macht es deutlich kräfigere Spikes. In der Praxis dürfte es auch mit Offenblende problemlos einsetzbar sein, allerding habe ich es zur besseren Vergleichbarkeit diesmal bei f/4 benutzt. </li><li> Das Rauschen der Kameras zu vergleichen ist in der Praxis gar nicht so einfach, weil die Bedingungen doch einen recht großen Unterschied machen. Bisher zeigt sich zumindest bei aufgehelltem Himmel und den kalten Temperaturen (Sensor ~10°C) nur ein mäßiges Rauschen, vor allem beim stärkeren Pushen der dunklen Anteile in der 100% Ansicht. Insgesamt gefällt mir das Bild besser als mein etwas älteres mit der Pentax.</li></ul>


    Aufnahmedaten: 75x75s unguided, 28 Darks, 24 Flats, 26 Bias.

    Volle Auflösung: https://www.astrobin.com/full/382756/0/?real=&mod=



    Der zweite Versuch am Folgetag war schon etwas anspruchsvoller. Hier habe ich auf Orion gezielt und etwas längere Belichtungszeiten genutzt. Dabei hat auch leider der Mond schon sehr gestörtet, so dass ich später in Photoshop einen heftigen Farbgradienten ausgleichen musste. Außerdem habe ich diesmal keine ! Darkframes benutzt.
    Hier sieht man schon ein stärkeres Rauschen vor allem in den dunklen Bereich um den Pferdekopfnebel. Das "Banding" im oberen linken Bereich kommt nicht von der Kamera sonder waren Baumzweige die auf einigen Frames ins Bild gekommen sind:


    Aufnahmedaten: 18x150s guided (aber nicht gedithert), 0 Darks, 24 Flats, 26 Bias.

    Volle Auflösung: https://www.astrobin.com/full/382778/0/?real=&mod=


    Auch wenn das bisher natürlich kein direkter Vergleich ist, bin ich mit dem First-Light erstmal zufrieden. Ein "Totalausfall" ist die Kamera zumindest nicht. Sollte sich mal ein ruhigerer Abend mit Neumond und klarem Himmel finden lassen werde ich mal verusuchen die Canon und Pentax zusammen auf die HEQ-5 zu schnallen und das gleiche Objekt parallel ablichten lassen.
    Und für Peter werde ich auch nochmal versuchen einige 20min Dark mit gleicher Temperatur zu produzieren.


    Gruß Tilmann


    P.s.: Ich sehe grade über dem Flammennebel ist ein dicker Staubdonut, ich sollte wohl nochmal neue Flats machen [;)]

  • Tolle Fotos!
    Mein First Light mit der 80D muss noch warten, momentan macht mir der hartnäckige Bodennebel einen Strich durch die Rechnung. Die Wartezeit nutze ich derweil um die Spiegel des GSO zu reinigen und es neu zu kolliminieren. Lights dauern also noch ...
    Aber dafür konnte ich Gestern ein "paar" Darks produzieren.
    Hier der Link:


    Dark-Testreihe 60D/80D


    Es sind jeweils 30 Darks mit 20Minuten bei ISO800.


    "Analysiert" habe ich sie noch nicht. Aufgefallen ist mir nur der Temperaturverlauf von beiden Kameras. Siehe JPG im obigen Link.


    Wichtig dazu: Die 80D war den ganzen Tag "unbenutzt" im Fotozimmer (Raumtemp. ca. 21°C). Die 60D musste tagsüber noch für ein paar Standardfotos herhalten und bekam dann vor der Testreihe noch ca. eine Stunde zum "abkühlen" spendiert. Mit beiden wurden vor der Darkreihe noch 30 Bias geschossen. Eigentlich dachte ich dass die Abkühlphase von ca. 1 Std. ausreicht um die 60D auf Zimmertemperatur zu bekommen. Aber dem war wohl nicht so wie man im Temperaturgraphen sieht...


    Auffallend ist jedoch, dass bei beiden die Temp. während der ersten 2-3 Darks sehr schnell nach oben geht und dann relativ konstant bleibt. (Schwankungen aufgrund der groben 1° Auflösung aussen vor gelassen)


    Ich muss damit auch meine Meinung revidieren, dass sich die 60D nicht so stark aufheizt als die 80D. Relativ gesehen verhalten sich beide in etwa gleich. Oder seht Ihr das anders?


    Zudem sehen für mich als Laien die Darks der 60D "optisch" nun deutlich schlechter aus, als die der 80D. Was sicher der höheren Sensor-Temp. geschuldet ist. Oder?


    Jedenfalls liegt die 60D nun im Kühlschrank und darf heute Abend bei 5°C Umgebungstemp nochmal für 10-15 Darks ran. Morgen Nacht ist dann die 80D mit "cooled darks" dran. Bin mal gespannt wie sich der Temperaturverlauf dann verhält.


    Achso. Nochwas: Die 80D ist <b>deutlich</b> stromfressender als die 60D. Die 80D verlangte schon nach 15 Aufnahmen nach einem neuen Akku. Die 60D dagegen hat klaglos 45 Darks am Stück geschafft bis sie abschaltete. [8D] In Beiden waren zu Beginn vollgeladene 2040mAh PATONAS Akkus drin...


    Ich wünsche viel Spaß bei der "Analyse" der Darks. [:D]


    p.s.
    Sorry der vielen Edits... ich komme in diesem Forum einfach nicht mit dem einfügen von Links klar. [:I] [:I]

  • Hallo Peter,


    ich hab die Bilder abgeholt. Kann aber noch ein bisschen dauern, bis ich dazukomme, bei uns hat sich nämlich gestern abend der Nebel aufgelöst.


    --&gt; Tillmann: Wirklich schöne Bilder. (So klar wird's bei uns leider nie.)
    Ich denke auch, dass deine 200D kein "Totalausfall" ist. Bei den Temperaturen, die wir zur Zeit haben, ist der Dunkelstrom sowieso viel geringer als bei Zimmertemperatur, sicher weniger als ein Zehntel.
    Ein direkter Vergleich ist aber eh sehr schwierig. Was noch am zuverlässigten funktionieren würde, wäre wohl ein Vergleich der 200D mit sich selbst. Und zwar einmal ganz normal verarbeitet und einmal mit zusätzlicher Badpixel-Map, die alle 400.000 Warm-Pixel weginterpoliert.


    Inzwischen habe ich mir mal die Darks deiner Pentax K5 II angeschaut und war doch etwas erstaunt, was da zu sehen war. Ich hab's mal wieder als Histogramm im Vergleich mit deiner 200D dargestellt und noch das K5 II Bias dazu gepackt:



    Die Darks der haben kein Bias drauf, so dass beim Auslesen (oder durch nachträgliche "Aufbesserung") die Hälfte der Pixel null Signal haben. Tatsächlich sind es sogar zwei Drittel der Pixel, die völlig gelöscht sind. Soweit ich das erkennen kann passiert das schon in der Kamera und nicht beim Lesen der Raws.
    Im Gegensatz dazu sind die Canon Raws immer mit einem Offset (meist 512, 1024 oder 2048) versehen, so dass vor dem Stacken nichts abgeschnitten wird (was für die Gesamt-Siganlqualität auch gut ist).
    Erstaunlicherweise hat die Bias-Aufnahme deiner Pentax aber sehr wohl einen Offset (von 512).
    Das bedeutet, dass man bei der Pentax bei zwei Dingen aufpassen muss: Einmal mit Schmalbandfilter, weil dann schwache Signale nicht mehr durch den Hintergrund 'gerettet' werden. Zum Andern dürfte es seltsame Effekte geben, wenn man ein Bias mit Offset verwendet, um ein Dark (ohne Offset) auf eine andere Temperatur zu schieben.

  • Hallo Erwin und alle anderen,
    mit der Auswertung könnt Ihr euch wirklich Zeit lassen. Wenn ich daran denke was aus meiner simplen Eingangsfrage nun alles geworden ist... wahnsinn ... [:I]
    Euer Engagement hat eh schon höchst wissenschaftliche Züge... und dafür habt Ihr alle Zeit der Welt! [:)]


    Die 60D hat Ihre Kühlschrank-Session bereits hinter sich und wurde eben von der 80D abgelöst. Ich stelle dann die "cooled-Darks" und Temperaturgrafik Morgen online.


    Bei der 60D zeigt sich ein eklatanter Anstieg während der ersten 3 Aufnahmen von 7°C auf satte 20°C ab dem dritten Dark... wobei sie sich aber nach vier Darks bei 21°C einpendelt. Mal sehen wie es mit der 80D aussieht...


    Bis Morgen!

  • Und weiter gehts... [:)]


    Im bekannten Download-Verzeichnis:
    Dark-Testreihe 60D/80D
    sind nun auch die "Kühlschrank-Darks" von beiden Kameras. Dazu gibt es nun jeweils im Order 60D bzw. 80D ein neues Verzeichnis Namens "cold". Darin findet Ihr je 10 Darks frisch aus dem ca. 5°C kalten Kühlschrank.


    Ihr könnt euch nun also in aller Ruhe austoben, analysieren, vergleichen und was euch sonst noch so einfällt. [;)]
    Die erweiterte Temperaturkurve ist auch im obigen Verzeichnis zu finden: --&gt; Temp-Graph_Darks.JPG
    Interessant ist, dass die 80D anscheinend doch nicht so warm wird wie die 60D. Wobei die 80er jedoch etwas länger zum abkühlen im Kühlschrank lag als die 60D. Aber das nur nebenbei ... da man nicht weiß wo der Temperatursensor innerhalb des Gehäuses sitzt und welche "lokale Temperatur" er denn wirklich misst, ist dieser Wert in der Praxis nur als Richtwert zu sehen. Jedenfalls einer Meinung nach...


    Ich für meinen Teil kann nun nicht mehr viel Material zum Thema beitragen. Lights oder fertig gestackte Fotos dauern noch... zumal ich die Montierung neu einscheinern und ein paar andere Dinge am Teleskop warten und genauer justieren muss, bevor damit wieder fotografiert werden kann. Jetzt wird erstmal fleißig mit der 80D fotografiert und zwar am Tag und in Farbe... [:)]


    Natürlich stellt sich langsam die Frage was bringen mir die Ergebnisse dann später in der Praxis?

  • Hallo Peter,


    ich habe jetzt alle Bilder durchgesehen. Sieht sehr gut aus, mit den Reihen müssten wir das thermische Rauschen gut bestimmen können.
    Was für dich dabei rausspringen sollte, ist eine Aussage in der Art: "Ab soundsoviel Grad Außentemperatur ist das thermische Rauschen der 80D kaum mehr größer als das der 60D, so dass du das immer weitere Fallen des Ausleserauschen bei kleinen ISOs für einen vergrößerten Dynamik-Umfang nutzen kannst.
    Der Temperatursensor der neueren EOS sitzt übrigens ziemlich sicher im Sensor selbst. Wenn man den Sensor (einer 1100D) kühlt, geht die Exif-Temperatur sofort runter, während die von Magic Lantern angezeigte Temperatur unverändert bleibt, also in der Elektronik gemessen wird.


    Hier erst mal die Ergebnisse für die 60D (weiter bin ich noch nicht gekommen):



    Die Standardabweichung, berechnet aus der Differenz von je zwei aufeinander folgenden Bildern, zeigt wie erwartet eine starke Abhängigkeit des Rauschens von der Temperatur. Anschaulich sieht man das am besten in einem Histogramm. Die Asymmetrie der Kurven hier (durch die Warm-Pixel) kommt durch die logarithmische Auftragung sehr viel stärker raus, als sie wirklich ist. Trotzdem trägt sie aber auch für die 60D schon zur Standardabweichung bei. Um das zu zeigen, habe ich die Standardabweichung zusätzlich auch für die Pixel links vom Zentrum des Hauptpeaks allein berechnet und dafür Werte bekommen, die ca. 10% geringer sind als das Rauschen aller Pixel.
    Bei der Kühlschrank-Serie kommt das thermische Rauschen schon in die Nähe des Ausleserauschens, das man dann vom Gesamtrauschen abziehen muss. Ich habe dafür den bei photonstophotos.net angegebenen Wert von 12.64 ADUs angenommen. Dort findet man auch das Gain von 0.23 e/ADU, mit dem man die ISO-800 ADU-Werte multiplizieren muss, um ISO-unabhängige e- Werte zu bekommen.
    tbc

  • Boah ... ich bin platt!
    Genial was Du aus den Darks ausgelesen und analysiert hast.
    Auch Danke für die Einschätzung welchen Nutzen ich (und alle anderen 60D bzw. 80D Nutzer) aus dem Ergebnis ziehen können.


    Mal sehen was später im Vergleich zur 80D rauskommt ... Und wer weiß? Evtl. wird sich ja herausstellen dass eine der Beiden nur im Winter brauchbar ist, die andere dagegen erst im Sommer seine wahre Stärke zeigt. [;)]


    Ich wünsche Dir und allen Anderen ein gutes neues Jahr!

  • Hallo Peter,


    auch dir ein gutes neues Jahr mit vielen klaren Nächten!
    Ich hab jetzt die 80D-Bilder ausgewertet. Das ist gar nicht so kompliziert, man muss nur immer die Unterschiede zwischen den Pixeln zweier Bildern bestimmen, quadrieren, mitteln und noch auf den quadrierten Mittelwert beziehen, dann hat man schon die Varianz. Die Wurzel daraus ist dann das Rauschen.


    Die Auswertung der beiden 80D Reihen ergibt ein ganz ähnliches Bild wie für die 60D:



    Das thermische Rauschen ist sehr ähnlich wie bei der 60D unter gleichen Umgebungsbedingungen. Bezogen auf die Sensor-Temperatur rauscht sie allerdings etwas stärker als die 60D, weil deren Sensor um ca. 3° wärmer wurde - warum auch immer. Wenn man das rausrechnen würde, wäre das Rauschen der 60D um einen Faktor von ungefähr 0.8 geringer. Bei der Kühlschrank-Temperatur holt die 80D schon merklich auf, sie hat offenbar einen höheren Temperaturkoeffizienten.


    Der Warm-Pixel-Beitrag der 80D zum Rauschen, gemessen als Unterschied zwischen der Varianz aller Pixel und der Pixel in der unteren Hälfte des Hauptpeaks fällt etwa doppelt so hoch aus wie bei der 60D.
    Rein rechnerisch ist das aber nicht die Welt: Dadurch rauscht die 80D thermisch ca. 10% mehr als ohne die Warm-Pixel und bei Raumtemperatur etwa 25% mehr als die 60D. Der gesamte Unterschied liegt damit in einem Bereich, wo eine ungenaue Temperaturmessung der Kamera alle Schlussfolgerungen unsicher macht.


    In der Praxis könnte subjektiv mehr stören, dass der Rauschanteil der Warm-Pixel nur von einem relativ kleinen Teil der Pixel kommt, die dann aber stärker rauschen - auch nachdem man den mittleren Warm-Pixel-Beitrag durch ein Dark korrigiert hat. Ich glaube aber inzwischen, dass das auch nicht so gravierend sein dürfte: Zwar erstreckt sich der Warm-Pixel Peak der 80D bei 32°C schon über 7000 ADUs, aber der mittlere Dunkelstrom, den man im Histogramm nicht sieht, weil ihn die Kamera schon abgezogen hat, beträgt auch schon etwa 4000 ADUs.


    Anders als ich bisher dachte, könnte es also durchaus sein, dass du die 80D auch im Sommer gut verwenden kannst, weil ihr thermisches Rauschen abgesehen von diesem ausgeprägten Warm-Pixel Peak mit dem der 60D durchaus vergleichbar ist. Ob die subjektive Wirkung der Warm-Pixel schlimmer ist als die rechnerische, müsste man wohl wirklich durch Ausmaskieren prüfen.


    Ich werd als nächstes noch meine 600D und 1100D mit den anderen Kameras vergleichen und auch die Temperaturkoeffizienten bestimmen (für einfache Rechenregeln für den Temperatureinfluss).

  • Zwischendurch mal was zum ankucken und als Auflockerung zu den nackten Zahlen... [:)]


    Beim Aufräumen der Festplatte habe ich ein paar ältere Lights gefunden die eigentlich gelöscht werden sollten.
    (Teleskop schlecht justiert und Kamera verkippt. Sieht man u.a. sehr deutlich an einigen Spikes...)


    Weil ich aber dabei bin mich wieder in PixInsight einzuarbeiten, und aktuelle Lights nicht zur Hand sind, habe einfach mal die "Schrott-Lights" und die neu erstellten Darks BIAS FLATs durchs Batch-Preprocessing gejagt. Eigentlich wollte ich nur testen wie lange PixInsight für die Bearbeitung braucht. War aber dann doch etwas überrascht was daraus geworden ist ... frisch aus dem Stacking PreProcess und quasi bereit zum PostProcess (ColourManagement, WB, Schärfen, usw, usf.)


    Kamera: EOS 60D am GSO 10"/1250mm.

    Wird zwar nie etwas werden was man sich an die Wand hängen würde, aber zum weiteren Spielen und Einarbeiten in den PostProcess von PixInsight reichts alle mal...


    Aber das nur nebenbei. Und vor Allem als mahnenede Erinnerung an mich selbst, dass nicht nur die Kameratechnik zählt. Wenn das Teleskop schlecht justiert oder Nachführung ungenau ist, hilft Dir selbst die beste Kamera der Welt nicht weiter... [;)]


    Euch Allen ein gutes neues Jahr![:)]

  • Schöne Bilder habt ihr da!
    Ich hab auch noch eins, ein Dunkelstrom-Vergleich der neuen mit älteren Kameras.
    Es sind noch vier von meinen Kameras zum Gesamtvergleich dazugekommen: 650D, 600D(a) und zwei 1100D:



    Wie man sieht, gibt es große Unterschiede zwischen den Modellen. Aber auch innerhalb einer Modellreihe gibt es starke Streuung: Hier zwischen den beiden 1100D und wie wir früher schon gesehen hatten bei der 80D.
    Aber so unterschiedlich die Warm-Pixel-Zahlen auch sind, der Hauptpeak mit der weit überwiegenden Zahl von Pixeln sieht immer sehr ähnlich aus. Und dessen Breite hängt auch sehr direkt mit der Varianz, also dem Dunkelstrom zusammen.
    Dass die beiden 1100D hier besonders gut aussehen, liegt vor allem daran, dass dieses Modell ein höheres Gain hat. Wenn man das korrigiert und das Rauschen ISO-unabhängig in Elektronen umrechnet, sind sie nur noch ein paar Prozent besser als der Rest - aber immerhin.


    Jetzt muss aber noch die Pixelzahl eingerechnet werden: Für die gleiche Auflösung kann man über mehr Pixel mitteln, wenn die Pixelzahl größer ist. Das Rauschen verbessert sich dadurch um die Wurzel aus dem Pixelzahlverhältnis.
    24 Megapixel gegenüber 18 ergeben dann ein um den Faktor sqrt(18/24) = 0.867 geringeres Rauschen, für 12/24 ergibt sich 0.707.
    Aber auch damit stimmt der Vergleich noch nicht so ganz. Die einzelnen Modelle haben auch noch unterschiedliche 'echte' ISO-Werte. So haben die 80D und 200D statt der eingestellten 800 nur 532, während die älteren Sensormodelle um die 20% mehr hergeben. Die Sache ist also wirklich schwer zu durchschauen.


    Hier die gesammelten Daten für 20 min, ISO 800 (ohne Gewähr, solange es niemand nachgerechnet hat):



    Das gemessene Rauschen beinhaltet hier auch das Ausleserauschen. Wenn man es rausrechnet, sinken die Werte um 1 bis 2 Counts.
    Bis auf die 60D, die um 3 Grad höher liegt, erwärmen sich die Sensoren aller Modelle (bei geschlossenem Gehäuse) um ca. 11°C bis 12°C. (Diese Exif-Werte liegen teils ziemlich daneben: Eine meiner 1100D startet 3 Grad über Raumtemperatur, eine andere um 1 Grad darunter.)
    Die Elektronik-Temperatur der Kameras liegt nach Magic Lantern Anzeige nochmals um 15 Grad höher.


    Jetzt fehlen noch die Regeln zur Umrechnung auf andere Zeiten und Temperaturen. Das ist nicht mehr viel, aber heute ist's mir doch schon zu spät.

  • Hallo in die Expertenrunde...


    habe mich als Einsteiger durch alle Beiträge und Quellen durchgearbeitet, weil mich das Thema: welche Canon APS-C ist gut für Astro geeignet, beschäftigt hat.


    Dazu die Frage: Canon hat selbst eine Astro-Kamera auf dem Markt: 60DA


    Warum kam die hier nie in einen Vergleich?


    Die müsste doch deutliche bessere Werte (bei ISO und Noise) bringen als die normale 60D?


    Nach dem ich mit meinen 3 Sony-Bodys (ältere) wegen der Star-Eater-Thematik bei Astro nun doch wieder auf Canon switche, suche ich eine APS-C die mind. 24MPix bringt. Oder kann ich mit meiner alten Canon 7D noch was anfangen?


    Eine Canon 6d würde ich gerne auf Astro umarbeiten lassen. Aber das ist KB für UWW usw..


    Ratlose Grüße
    Ekkehard

  • Hallo Ekkehard,


    die 60DA ist auch nur eine 60D mit modifiziertem Filter.
    Vom Rauschen her ist die identisch mit der 60D.
    Dafür hat man einen recht ordentlichen Mehrpreis bezahlt, und musste sich nicht mit Garantie oder der Sorge um die Fokuslage herumplagen.
    Der Preis war(ist) halt recht hoch, insbesondere da man die andern Modelle gebraucht viel günstiger bekommt. Ist eher eine Stückzahlfrage.


    Die 7D kenne ich nicht persönlich , aber von den Daten her sieht die doch nicht schlecht aus, Liveview hat sie auch, also kann man erst mal loslegen.


    Gruß
    Norbert

  • So, hier ist noch ein bisschen Umrechnung auf andere Aufnahmebedingungen.


    <b>Belichtungszeiten:</b>
    Das Dunkelstromsignal wächst gleichmäßig mit der Zeit, sein Rauschen also mit der Wurzel daraus: doppelte Zeit rauscht 1.414-fach mehr. Oder umgekehrt: Mit jedem Vierteln der Belichtungszeit halbiert sich das thermische Rauschen.
    Das Ausleserauschen bleibt natürlich gleich und gewinnt so einen immer höheren Anteil.


    Bei t = 2 min (= 20 min / 10) beträgt das thermische Rauschen dann z.B. statt 60 nur noch 60/sqrt(10) = 19 ADU.


    <b>Umrechnung auf andere Temperaturen:</b>
    Der Temperaturkoeffizient oben gibt für die drei Kameras, für die ich Dark-Serien bei zwei verschiedenen Temperaturen habe an, für welche Temperaturerhöhung sich der Dunkelstrom verdoppelt bzw. das thermische Rauschen auf das 1.414-fache zunimmt. Das Ausleserauschen ist davon praktisch nicht betroffen.


    Für einen Temperaturkoeffizienten von 5° halbiert sich das thermische Rauschen, wenn die Umgebungstemperatur um 10°C sinkt. Für T=0°C werden dann aus 60 ADU bei 20°C etwa 60/4 = 15 ADU thermisches Rauschen.


    Beide Umrechnungen überlagern sich ungestört, so dass für 2 min bei 0°C von 60 ADU nur noch etwa 60 / sqrt(10) / 4 = 5 ADU übrig bleiben.
    Das liegt schon weit unter dem Ausleserauschen, so dass man sich um thermisches Rauschen nicht mehr groß kümmern muss.


    Etwas anders sieht es für eine warme Sommernacht und/oder lange Zeiten z.B. für Schmalbandfilter oder schwache Objekte an einem dunklen Himmel aus.
    Solange das thermische Rauschen deutlich über dem Ausleserauschen liegt, kann ich auch mit einem älteren Kameramodell bei Bedarf zu kleineren ISOs gehen und vom geringeren Warm-Pixel-Rauschen profitieren.
    Es sei denn, das Weginterpolieren von einer oder einer halben Million Warm-Pixel hat - wie ich vermute - keine merkliche negative Wirkung auf die Auflösung.
    Ich glaube, ich werde das einfach mal mit einer 600D Aufnahmereihe (ungekühlt) exzessiv testen.


    <b>Umrechnung auf andere ISOs:</b>
    Rauschen und Signal werden mit dem ISO-Verhältnis multipliziert. Es ändert sich zunächst also nichts (außer dem Dynamikumfang).
    Allerdings nimmt in den älteren Modellen das Ausleserauschen bei ISOs unter 1600 überproportional zu, weshalb wir sie ja bei 800 oder 1600 einsetzen. Bei den neuen Sensoren ist dieser Effekt aber fast verschwunden.
    Wenn aber die Nacht warm (oder der Himmel hell) ist und das Ausleserauschen nebensächlich wird, ist das auch egal. Dann stört bei kleinen ISOs allenfalls noch das Banding, das dabei auch verstärkt auftritt.


    --&gt; Ekkehard: Hast du eigentlich eine 6D? Deren thermisches Rauschen soll ja super gut sein. Das würde ich mir gern mal ansehen.

  • Erwin, ich bin noch beim Aufbau meiner Ausrüstung und da Ü70 geht das finanziell etwas langsamer.


    Von Canon sind eine 7d und eine 6d vorhanden und ich überlege beide auf Astro umzurüsten. Vermutlich erst die 6D.
    Bin mir aber noch nicht ganz sicher mit welcher Technik und von welchem Anbieter.


    VG Ekkehard

  • Hallo


    wirklich beeindruckend, was man alles aus den Dateien herausarbeiten kann.


    (==&gt;)Erwin: Falls noch Interesse besteht habe ich nochmal eine Dark-Reihe mit meinen beiden Kameras gemacht:
    Canon EOS 200d: https://www.dropbox.com/sh/2er…DnFcim__CStttgwlleSa?dl=0
    Pentax K-5 II: https://www.dropbox.com/sh/kpm…PSXca9Vh0R8MiO-qKira?dl=0


    Ich habe auch jeweils 5 Biasframes dazu gepackt.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: ErwinL</i>
    Inzwischen habe ich mir mal die Darks deiner Pentax K5 II angeschaut und war doch etwas erstaunt, was da zu sehen war. [...]
    Die Darks der haben kein Bias drauf, so dass beim Auslesen (oder durch nachträgliche "Aufbesserung") die Hälfte der Pixel null Signal haben. Tatsächlich sind es sogar zwei Drittel der Pixel, die völlig gelöscht sind. Soweit ich das erkennen kann passiert das schon in der Kamera und nicht beim Lesen der Raws.
    Im Gegensatz dazu sind die Canon Raws immer mit einem Offset (meist 512, 1024 oder 2048) versehen, so dass vor dem Stacken nichts abgeschnitten wird (was für die Gesamt-Siganlqualität auch gut ist).
    Erstaunlicherweise hat die Bias-Aufnahme deiner Pentax aber sehr wohl einen Offset (von 512).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Scheinbar scheint Pentax die RAWs intern abhängig von der Belichtungszeit unterschiedlich zu bearbeiten. Ich hatte bei meinen Fotos selbst den Eindruck, dass trotz abgestellter Rauschreduktion etc. bei Belichtungszeiten über 30s eine intere Rauschreduktion statt findet. Was mir aufgefallen war, war das bei Bildern mit 30s Subframes einige Hotpixel zu sehen waren, auf vergleichbaren Bildern mit längerer Belichtungszeit jedoch fast nie welche, so dass ich schon vermutet habe das irgendwo eine Manipulation der Daten stattfinden. Falls es nicht zu sehr Off-Topic ist habe ich in der Pentax Ordner auch mal je 2 Darks mit 30s sowie mit 32s gepackt, vielleicht ist hier schon ein Unterschied in der Verarbeitung zu erkennen.



    Zum Schluss aus der Praxis (bei ca. 0°C) nochmal ein third-light der EOS 200d, diesmal mit dem 8" Newton und 27x150s, ebenfalls ohne Darks und nur mit "intrinsischem" Dithering (irgendwo ist noch ein Drift zwischen Teleskop und Leitrohr):


    <b>M35 und NGC2518</b>

    https://www.astrobin.com/384027/


    CS Tilmann

  • Hallo Tilmann,


    danke für die neuen Dark-Serien, ich schau sie mir am Wochenende mal an.
    Deine Vermutung zur Pentax Rauschreduktion erscheint plausibel. Bin gespannt ob's sich bestätigt.


    Deine M35/NGC2518 Kombination gefällt mir.
    Ich verwende übrigens immer nur "intrinsisches" Dithering: Das bekommt man ja, sobald der Leitstern etwas außerhalb sitzt, umsonst dazu. Oder kann deine Nachführung das korrigieren?

  • Es dauert doch meist länger als man denkt, aber jetzt hab ich zumindest mal die 200D durch:
    Die Dark-Serie der 200D zeigt keine Überraschungen. Der Temperaturverlauf ist fast identisch wie bei der 80D und auch der Dunkelstrom. Und die Zahl der Warm-Pixel ist natürlich immer noch auf dem etwas niedrigeren Niveau.
    Hier die ergänzten Daten für 20 min, ISO 800:



    Aus den Bias-Aufnahmen ergibt sich für das Ausleserauschen bei ISO 800 ein Wert von 9.85 ADU, wenn jeweils 2 Bias verglichen werden.
    Aus nur einem einzelnen Bias ergeben sich 9.88 ADU, eine erstaunlich gute Übereinstimmung. Deshalb habe ich auch noch aus dem 80D Bias von Peter das Ausleserauschen bestimmt und bin auf 11.3 ADU gekommen.
    Beide Werte liegen näher an dem besseren Fit1-Wert von http://www.photonstophotos.net/Charts/ReadNoise_ADU.htm als am Fit2-Wert, den ich weiter oben mal aufgeführt hatte.
    Die 200D scheint sogar besser als der Fit1-Wert zu sein, aber das hat einen speziellen Grund, den man am Vergleich der Bias-Histogramme von 80D und 200D gut sehen kann:



    Oben auf dem Hauptpeak der 200D sitzt noch ein kleiner Extra-Peak, der praktisch kein Rauschen hat - etwas das es eigentlich nicht geben sollte. Obwohl er in der logarithmischen Auftragung ziemlich mickrig aussieht, besteht er doch aus mehr als 700000 Pixeln.
    Wenn man eine Gauss-Kurve an den Hauptpeak anpasst (eine andere Methode die Varianz zu bestimmen) und dabei diesen Extra-Peak ignoriert, bekommt man ein um etwa 1 ADU höheres Ausleserauschen, etwa 10.9, also recht nah am Wert der 80D.
    Die Einbrüche im Histogramm der 80D im Abstand von knapp 7 ADU habe ich auch schon bei anderen EOS-Kameras gesehen. Ich vermute das ist ein Digitalisierungseffekt, ein ADU entspricht hier ja nur etwa 4 Elektronen.
    Warum der jetzt bei der 200D nur ganz schwach auftritt, weiß ich auch nicht. Eventuell wird in der 200D das Bild ein wenig anders aufbereitet als in der 80D.

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