Servus zusammen,
eine ereignisreiche Nacht voller Hindernisse und Unwägbarkeiten liegt hinter mir.
Meteoblue hatte für Samstag Nacht sehr gute Bedingungen vorhergesagt, mit einem kleinen Wolkenrisiko ab Mitternacht, das aber nicht lange anhalten sollte.
Nach dem Kinoabend („Aufbruch zum Mond“ – für mich übrigens enttäuschend) kam ich kurz nach 20 Uhr heim, um festzustellen, dass der Nebel die letzten Sterne am Himmel gerade verschluckt hatte. Aber wofür hat man schließlich Berge vor der Haustür.
Nach der Schlepperei ins Auto (14.5“ Dobson, Flatfield samt Montierung und Zubehör) gings kurz vor 21 Uhr los zum Hocheck. Mein Platz dort liegt auf knapp 870m Höhe, sollte also recht nebelsicher sein. Unten im Tal waberte es, und bei 750m stieß ich dann durch den Nebel. Das war schon knapp, arg viel höher dürfte er nicht steigen.
Am Platz angekommen dann ein Blick nach oben und nach unten: oben ein fetzenklarer, dunkler Sternhimmel, unten das Gras pitschnass, wie wenn es geregnet hätte. Die Kälber auf der Kuhweide nebenan fanden es sehr spannend, was der neu angekommene Nachtgast (also ich) so alles aus dem Auto wuchtete, und kamen neugierig näher.
Kurz bevor die Flatfield stand, kam etwas Nordwind auf – und der trieb sofort eine Nebelwalze über die Bäume auf meine Wiese und schluckte mich. Mist ! Nach fünf Minuten war klar: der geht nicht weg. Also alles in Rekordzeit wieder eingeladen, und ein paar km südlich auf den Schwarzenberg. Dort war dann interessanterweise Südwind, sodass ich nicht oben auf meinem üblichen Platz aufbaute, sondern an einem Flachstück etwa auf 1080m.
Auch hier war der Himmel fantastisch klar, sehr dunkel (alles Licht wurde durch den Nebel im Flachland abgeschirmt), und das Gras ohne einen Hauch von Feuchtigkeit. So konnte man die Nacht verbringen. Nachdem die Flatfield eingerichtet war, konnte ich den Dobson (mittlerweile ausgekühlt) aufbauen und loslegen. Das SQM zeigte 21.46 an.
Als Warnung sei gesagt: meine Objekte dieser Nacht sind fast ausnahmslos schwaches Fizzlkram gewesen, mit einem persönlichen Ziel: bislang nicht beobachtete NGC-Objekte zu finden, die nicht in der Uranometria verzeichnet sind.
Los gings im Walfisch. Auf dem Weg zum ersten Objekt dorthin schaute ich bei NGC 307 vorbei. Diese Galaxie war schwach, klein, erschien mir aber mitunter etwas länglich, was aber nicht sicher war. Ein heller Kern war ebenso erkennbar wie ein kleines Sternchen, das ab und zu neben dem Kern herausblitze, aber nicht sicher gesehen.
Dann NGC 331: die fehlt in der Uranometria. Laut Koordinaten liegt sie dicht bei einem Stern 7m. Dort habe ich ziemlich kämpfen müssen, bis ich sie gesehen habe: ziemlich schwach und klein, länglich, und nur etwa 3‘ von dem hellen Stern entfernt. Eine schnelle Skizze hat allerdings später die Sichtung bestätigt.
Nächstes Objekt: NGC 343/344, ein sehr enges Paar im Cetus. Ausgangsort war dabei die Silberdollar-Galaxie NGC 253 im Sculptor: Jungejunge, wieder mal ein richtiger Brummer, hell, länglich, und reich strukturiert. An der in der Uranometria eingetragenen Stelle von NGC 344 dann sah ich erstmal – gar nichts. Nach längerem Starren war da ein winziges Sternchen, das vielleicht mit der Beschreibung von 344 gepasst hätte, und das leicht matschig aussah – aber wo war dann NGC 343? Irgendwann hatte ich genug, und hab die Koordinaten kontrolliert. Und siehe da: die beiden Galaxien waren zu weit östlich eingetragen! An der richtigen Stelle war dann das kleine Pärchen nach etwas Suchen auch zu sehen: beide ziemlich schwach, sehr klein, rund, mit hellem Zentrum. Die Galaxien stehen in Nord-Süd-Ausrichtung, und nur eine halbe Bogenminute auseinander.
Auf dem Weg zum nächsten Objekt ein Schwenk Richtung NGC 320: die hatte ich bereits früher mal gesehen, allerdings damals nicht beschrieben: ziemlich schwach und klein, rund, steht nahe bei 2 Sternen 12m.
Nächstes Objekt NGC 377: fehlt ebenfalls in der Uranometria. Nicht mal wikisky.org kennt sie korrekt, dort ist sie als PGC 3931 bezeichnet. Noch schwächer als die vorherigen Objekte, sehr klein, rund, mit leicht aufgehellten Zentrum.
Dann gings in den Walfisch zu NGC 480. Fehlt - natürlich – auch in der Uranometria, ist aber einfach zu finden, da dicht bei Theta Cet. Ebenfalls sehr schwach und klein, aber länglich, jedoch ohne Struktur. Störend ist der helle Stern 7m, der nur 3‘ westlich steht.
Einfacher dagegen die knapp ein halbes Grad nördlichere NGC 481: schwach, recht klein, rund, mit recht hellem Zentrum. Die Galaxie steht zwischen 2 Sternen 12m.
Südlich von Theta Cet kam dann eine interessante Gruppe um die hellere NGC 599. Zunächst kamen 2 Galaxien ins Gesichtsfeld: NGC 599 (recht schwach und klein, rund, mit sehr hellem Kern) und NGC 589 (schwach, klein, rund, ebenfalls sehr heller Kern). Die beiden lagen nicht weit auseinander und fielen eigentlich gleich auf. Aber wo war Nummer 3 und 4? NGC 593 hab ich etwas suchen müssen, die war deutlich schwächer und kleiner, aber erschein ebenfalls rund, und hatte ein sternförmiges Zentrum. Dann die spannende Frage: wo war die mal wieder nicht verzeichnete NGC 601? Ich habe lange suchen müssen, und hoch vergrößern müssen, bis ich die gefunden habe: sehr sehr schwach (hat ja fotografisch auch nur 16.m1), sehr klein, rund, ohne Struktur. Sie stand dichter an NHC 599, als ich es vermutet hatte. Aber mit 284x war sie dann blickweise immer wieder zu erhaschen, und größer als die gleich hellen Sterne.
Ein Blick an den Himmel: hoppla, da kommen Wolken! Wie auf Kommando, und um meteoblue recht zu geben, waren kleine Wolken am Südhimmel aufgetaucht. Der Zenit war noch frei, und da ging ja meine Langzeitbelichtung hin. Die bereits vorher erkennbaren Wolken über den südwestlich gelegenen entfernten Bergen hatten mich nicht beunruhigt. Aber jetzt kündigte sich die Störung an.
Auf dem Weg zum nächsten Objekt lag noch NGC 648: ziemlich schwach, klein, rund, mit etwas hellerem Zentrum. Ja, und dann „sumpfte“ mir der südliche Himmel sehr schnell weg, und immer mehr Wolken kamen auf. Zeit, meine Aufnahme zu beenden, obwohl sie noch nicht fertig war. So kamen dann nur 29x 5min für IC 348 zusammen – aber sehr schön geworden.
Optik: FFC 4.0/760mm; Kamera: Canon EOS 6D(mod)(==>)ISO 2.500
Abschluss durch eine Wolkenlücke war IC 2157, ein Sternhaufen dicht neben M 35. Auch den hatte ich ohne beschrieben zu haben schon öfter gesehen. M 35 und NGC 2158 waren natürlich fantastisch, IC 2157 dagegen recht sternarm: nur 13 Sterne konnte ich ausmachen, die den Haufen bildeten, der recht klein und schwach ist, aber länglich angeordnet.
Die Hoffnung jedoch, dass diese Wolkenunterbrechung nur ein kleines Intermezzo sein sollte, erfüllten sich nicht. Ab 1 Uhr war die Wolkendecke praktisch geschlossen, mit nur wenigen Sternen. Und auch eine knappe Stunde später war es kaum besser. Also hab ich dann abgebaut: Wolken am Nachthimmel sind im Bett einfach besser auszuhalten [:D].
Mein Fazit: Fizzlkram macht Spaß und ist interessant! Orion-Nebel kann ja jeder (hab ich natürlich als Betthupferl gemacht, auch sehr schön).
CDS
Stefan