Astronomische Klassenfahrt

  • <font face="Trebuchet MS">Im Zeitraum vom 07. bis zum 14. Mai war ich mit meiner Klasse auf einer Abschlussfahrt für die Hauptschulabgänger in Ov#269;in, Tschechien und nun möchte ich euch von dem dort stattgefundenen, astronomischen Treiben erzählen, denn es überraschte mich schon sehr, welche Begeisterung vorzufinden war.


    Da der besagte Ort im sehr spärlich besiedelten Gebiet Südböhmen liegt, hatte ich mir von Anfang an vorgenommen, meinem Hobby nachzugehen, und einfach zu beobachten. Ich dachte auch, dass das Interesse der Klasse ziemlich gering sein würde und so besorgte ich – selbstverständlich auch für meine eigenen Zwecke – von Heavens Above die Daten für Iridium Flares. Ich dachte mir, so was sei nicht gut bekannt unter Schülern und ich behielt Recht. Das Interesse aber war schon im Vorfeld extrem: Nachdem ich den ersten -3’er Flare angekündigt hatte, hagelte es Fragen, wie so etwas zustande komme und wie oft.
    Obwohl auf die Erklärungen mehr gelangweilte Reaktionen als interessierte folgten, wollte immer noch die halbe Klasse das Ereignis sehen.
    Nach einer Bestimmung des besten Beobachtungsort teilte ich ihn meinen Mitschülern mit und siehe da: So gut wie alle, die vorher Begeisterung gezeigt hatten, kamen. Sie brachten sogar Bänke, Decken und Chips mit, sodass wir letztendlich ziemlich gut ausgestattet waren.
    Nachdem ich dann alle ermahnt hatte, bloß die Taschenlampen abzuschalten und wir schon einige Minuten saßen, machte sich eine wundervolle Faszination in der Gruppe breit. Sie galt dem fantastischen Himmel – er war wundervoll! Weit und breit kein Streulicht; es war einfach überwältigend.
    Kommen… Entschuldigung, erscheinen sollte der Satellit Iridium 52 um 23:04:13, vorher gab es noch Sternbildkunde und dann war es endlich so weit. Ein Freund wies mich auf einen sehr schwachen, sich bewegenden Punkt hin, der meiner Meinung nach auch zu den Koordinaten (Azimut 32°, Höhe 19°) passte. Augenblicklich wurden alle informiert und nur wenige Augenblicke später fesselte der wandernde Punkt alle Blicke. Nach wenigen Sekunden erreichte der Satellit seine größte Helligkeit von -3mag und verblasste langsam wieder.
    Die Reaktion in den Reihen der Beobachter war alles andere als ernüchternd; alle waren erfreut, dies gesehen zu haben du erkundigten sich sofort nach dem nächsten. Ich kramte die Liste der Flares aus meiner Tasche, bat um Licht und erklärte die abgedruckten Zahlen. Es standen ein paar sehr schwache -1’er und -0’er an, aber auch wenige tage später ein -6’er und ein -8’er. Letzterer lag zu einem günstigeren Zeitpunkt sodass wir beschlossen, uns fünfzehn Minuten vor dem Ereignis am selben Platz wie zu treffen.
    Als es dann soweit war, verlief alles wie bei vorigen Male, nur eben deutlich heller und umso größer war auch die Freude. Eigentlich wollte ich ja diesen Flare aufnehmen, aber leider war meine Kamera am Tag zuvor in den Fluss gefallen – mit mir. Wieder beschränkte ich mich visuell.


    Die nächsten Tage genoss ich immer weiter den wunderwollen Sternenhimmel und freute mich extrem auf unsere Fahrradtour zu einer Burg, die auf einer Höhe von ca. 700m ü. NN lag und noch abgelegener war.
    Als wir dann dort waren erfüllten sich meine Erwartungen; das was ich vorfand, übertraf diese sogar. Noch nie zuvor hatte ich die Milchstraße so deutlich gesehen, wie dort! Es war für mich einfach umwerfend! Es war so wunderschön, als ich dort oben auf dem Burgturm mit den Augen nach oben gerichtet lag; es war unbeschreiblich.
    Dummerweise war ich von der sechseinhalbstündigen Fahrradtour über Stock und Stein zu sehr erschöpft, so dass es mich sehr bald in den Schlafsack trieb. Dazu kam auch noch, dass man sich das Hinterteil abfror, auch nachher beim Schlafen, aber wie jede andere Nacht ging auch diese vorbei.


    Am Ende kann ich sagen, dass alles in allem sehr, sehr schön war. Solche Momente von fesselnder Schönheit erlebt man halt nicht oft - jedenfalls nicht, wenn man in der Stadt wohnt.


    Ich wünsche euch allen stets klare Sicht und immer bestes Seeing.


    Gruß,
    Maximilian</font id="Trebuchet MS">

  • Hallo Maximilian,


    toller Bericht, da schlägt die Begeisterung durch! Übrigens kann man Iridiums auch prima zu romantischen Zwecken in einer ganz kleinen Gruppe benutzen:"Schau mal, ich habe Dir eine Sternschnuppe bestellt - extra langsam, damit Du sie genießen kannst" [;)]

  • Hallo Christian!


    Wie schon gesagt, ich war auch sehr überrascht. Als sie früher in der Schule mit meinem Hobby genervt habe, gab es auch so gut wie gar kein Interesse, aber als es dann nur noch einen Augenblick entfernt war, wollten alle.
    Das hat mich zu den Gedanken gebracht, dass ein Interesse dafür grundsätzlich vorhanden war. Man musste sie halt nur genau dahinführen. Ich glaube, dass sosnt auch überhaupt niemand bereit zu einer Spechtelnacht wäre.


    Gruß,
    Maximilian

  • Naja, wenn man in Deutschland zu einem braun-grün-gelb aufgehelltem Himmel blickt, kann man sich schon mal fragen, was die paar Hinterwäldler mit ihren Ofenrohren eigentlich sehen wollen. [;)]
    mfg
    Christian

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