Guiding automatisch oder von Hand?

  • Hallo Astrofreunde,
    ich hätte da mal eine Grundsätzliche Frage zum Guiden.
    Prinzipiell gibt es ja 2 Möglichkeiten hierzu. Entweder vollautomatisch oder per Auge durch ein Oku, b.z.w. per Kamera auf dem Monitor.
    Abgesehen von der Mühe per Auge, was die Genauigkeit angeht bin ich mir da nicht so sicher welches die bessere Methode ist.
    Mit Autoguider nimmt man wohl das Zielfernrohr, wohingegen mit Auge
    ein richtiges Leitfernrohr, welches ja dann auch mehr vergrößert als ein Zielfernrohr. Wenn ich nun die Mühe ausklammere, welche Vorgehensweise sollte man anstreben?
    Bei 650mm Brennweite des Aufnahmeteleskopes sollte man bei beiden Vorgehensweisen welche Vergrößerung für das Leitrohr wählen?


    Danke schon mal für eure Antworten.


    Armin

  • Hallo Armin,


    ich habe noch nie manuell geguidet deswegen kann ich dazu nicht viel sagen aber bei 650mm reicht ein normaler Sucher mit 180mm Brennweite bei einem MGen vollkommen aus, da geht auch noch mehr Brennweite problemlos. Wenn das Guiding richtig läuft gibt es eigentlich keinen Grund noch per Hand zu guiden, ich hatte nie Probleme mit der Genauigkeit.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Armin,


    ich denke die heutige Technik mit den empfindlichen kleinpixeligen CMOS-Kameras hat allein was die technische Empfindlichkeit angeht die Nase deutlich vorn. Ich kenne das manuelle Guiden von meiner ersten Astronomie-Phase mit C8 ...


    Ehrlich?


    Nur dafür, dass das Rohr richtig läuft stelle ich mich in der Kälte nicht raus. Dafür ist die Standheizung im Auto zu angenehm.


    Wenn ich mich rausstelle dann um mich am Anblick der Objekte oder auch nur des klaren Himmels zu erfreuen und gelegentlich nach der Technik zu sehen.


    Um mit einem Messokular zu guiden braucht es viel Übung und echt Geduld bis das halbwegs klappt. Wenn man dann noch die Filmentwicklung wie damals üblich abwarten muss usw. - das war mit der Grund für meine erste Digitalkamera LCCCD14... (die im Übrigen immer noch geht). Da konnte man mit einem alten Windows 3.1-Rechner per ECP/EPP-Schnittstelle und einer Klapperbox tatsächlich halbwegs guiden. Hatte natürlich nix mit der Empfindlichkeit und dem Komfort der heutigen Hard- und Software zu tun, aber es ging. Danach war das Thema Guiden am Okular bei mir so mausetot wie man es sich nur vorstellen kann.


    Ich denke, mit der St4 war der Durchbruch zum technischen Guiden im Amateurbereich geschafft, danach wurde es stetig besser und heute ist der Abstand so dass man die rein physiologische Variante außer für die Didaktik nicht mehr braucht. Zudem gibt es ja immer mehr Aufnahmeverfahren die wegen der Empfindlichkeit der Kameras auf Kurzbelichtungen setzen und das Guiden (bei halbwegs laufender Montierung) ganz aufgeben.


    CS
    Jörg

  • Hallo Armin,


    als ich vor etlichen Jahren mit der Astrofotografie begann, hatte ich keine Ahnung von Guiding.
    Darum begann ich mit dem Naheliegenden, dem manuellen Guiding.


    Um meine Geräte von 400 - bis 800 mm zu guiden, benutzte ich einen 102/702mm ED, der bestückt mit einem
    12,5mm Fadenkreuzokular war. Und ich muss sagen, dass das sehr gut funktionierte.
    Der große Vorteil war, dass das Ganze recht preisgünstig war. Und ich hatte den Eindruck, das Foto "irgendwie selbst" gemacht zu haben. Ausserdem lernte ich dadurch, wie (un) rund meine Montierung so lief.
    Ich sah die Ausreißer direkt am Okular.
    Irgendwann war es auch nicht mehr nötig nonstop mit dem Auge am Okular zu kleben, sondern nur noch sekundenweise.
    Immerhin auch eine Art von Beobachtung während des Fotografierens.



    Dann nutzte ich versuchsweise eine Orion StarShooter Planeten- und Guidingcam nebst PHD.
    Doch mir missfielen das Mitschleppen und die Stromversorgung eines Laptops.
    Ausserdem klappte zunächst nichts, denn die richtigen Parameter wollen ersteinmal ermittelt werden.


    Als nächstes kam mir dann ein Autoguider (Mgen) ins Haus.
    Der begnügt sich mit wenig Strom und man ist flexibel.
    Nach etwas Einarbeitungszeit (und einer besser laufenden Montierung) war es zunächst eine Freude zu sehen, wie das kleine Kästchen da die Tasten bedient und die Lämpchen richtungsbefohlen aufflackerten.
    Brav, so will man das haben.


    Doch wehe, wenn sich die Technik weigert!
    Oft genug saß ich schimpfend auf dem Feld, wenn das Ding einfach und ohne ersichtlichen Grund, mir dienstverweigernde Meldungen, wie "off camera" oder sonstige "habe keinen Bock mehr"- Anzeigen,
    präsentierte.


    Das sind dann die Momente, in denen ich froh wäre wieder ein simples Leitrohr und Fadenkreuzokular dabei zu haben.
    Dennoch würde ich als Fazit ziehen, dass wenn es mit dem Autoguider läuft, es sehr gut funktioniert.
    Ich arbeite nur noch damit.


    Das Gerät ist nicht gerade billig, aber es benötigt kein großes und schweres Leitrohr.
    Mittlerweile kann ich anhand der Guidingkurven sehr schön das Laufen der Montierung abschätzen.
    Und oftmals komme ich jetzt dazu mir in Ruhe den Himmel anzuschauen und sogar noch nebenher zu "dobseln".


    Wie dem auch sei, eine Einarbeitung wird dir beim Autoguider vermutlich nicht erspart bleiben werden,
    wohingegen man per Auge schon loslegen kann, während ein Autoguider noch kalibriert werden will.
    Also "schnell und günstig" gegen "etwas mehr Aufwand und teurer".


    So, und gemäß einer ehemaligen Verkuppelungsshow, hier die Frage:


    "Wer soll denn nun dein Herzblatt sein."



    mit geduideten Grüßen


    DON

  • Guten Abend Armin,


    früher habe ich auch mit dem Fadenkreuz die Nachführung kontrolliert, das ging auf Film mit f = 300 mm ohne Probleme.
    Natürlich kommt es sehr darauf an, wie genau die Montierung poljustiert ist. Aber die Genauigkeit einer Autoguiders kannst Du - wie Jörg schon schrieb - eh am Okular nicht erreichen, also wirst Du die Brennweite an einer heutigen Kamera nicht ausnutzen. Außerdem wirst Du häufig Probleme haben, einen genügend hellen Stern im Feld zu finden, d.h. nur die helleren lassen sich hinter dem Fadenkreuz (leicht defokussiert zur besseren Lagekontrolle) gut beobachten.
    Stattdessen kannst Du gleich auf eine präzise Poljustage setzen und schauen welche Einzelbelichtungszeit ohne Guiding möglich ist. Diese Technik versuche ich weiterhin auszureizen, obwohl ich jetzt ein Guiding-Setup beisammen habe.


    Das Guiden mit Laptop und PHD2 ist mir im ersten Anlauf geglückt, das war kaum zu fassen, alles hat zusammengespielt. Zuvor war die Installation der Treiber noch die meiste Arbeit. Einfach die Monti mit dem Laptop verbinden, die Guiding-Kamera ebenfalls am Laptop anschließen, PHD2 starten, die Kurzanleitung für Ungeduldige in der Hilfe lesen und in wenigen Sekunden konnte es losgehen.


    Gruss Lars

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