Hallo zusammen,
Ich möchte hier meinen ersten Beobachtungsbericht vorstellen. Vielleicht gibt es ja den ein oder anderen interessierten Leser.
Seit einer Weile habe ich Freude an dem Hobby der Astrofotografie und betreibe dieses mit (für mich) viel Erfolg und Spaß. Im Januar dieses Jahres habe ich eine Woche auf La Palma verbracht, unter anderem ein paar Tage bei Athos mit dessen geliehenem Foto-Equipment ich viel Spaß hatte. Zur gleichen Zeit wie ich war dort ein sehr nettes Paar einquartiert, das im Gegensatz zu mir rein visuell unterwegs war. Nachdem man ins Gespräch gekommen ist, durfte ich ein paar Blicke durch einen 20 Zoll (wenn richtig in Erinnerung) Dobson werfen und war begeistert. M51 wie auf einem Foto, der Pferdekopfnebel, M42 in grüner Farbpracht, die Hamburger Galaxie mit definiertem Staubband. Alles wirklich umwerfend und viel beeindruckender als ich es mir vorgestellt habe. Netterweise durfte ich die folgenden Abende immer mal wieder einen Blick riskieren und mir wurden die Klassiker des Nordhimmels, ein paar Schmuckstücke des Südhimmels und viele kleine Wattebäuschen (Hicksons) vorgestellt.
Wieder zu Hause war ich dann zwiegespalten. Wie soll ich das erlebte unter perfektem Himmel mit Top-Equipment auch nur annähernd zufriedenstellend in unserem Garten bei einer Grenzgröße von 5,5 bei guten Bedingungen reproduzieren? Ein paar Spielereien mit dem 8 Zoll f4 Foto Newton mit meinen Einsteiger Plössls waren nicht wirklich berauschend. Trotzdem ließ mich das Ganze nicht los und zu meinem Glück konnte ich einen gebrauchten Selbst-Bau Newton erwerben. Das ist wirklich ein cleveres Ding: Mit einfachsten Mitteln Leichtbau: Sperrholz Rockerbox, Gestänge aus Foto-Stativen und ein sehr leichter Hut. Der Spiegel ist ein ca. 20 Jahre alter Selbstimport aus den USA der Firma Coulter (10 Zoll f4,5). Ich beginne gerade meine Okulare etwas aufzustocken und bin derzeit mit einem Vixen LVW 22er, einem Meade 3000 16er Plössl und einem TS Planetary 6 mm unterwegs. Das ist natürlich alles andere als optimal und alles außer das Vixen wird wohl nach und nach ersetzt... Der Spiegel hat auch schon bessere Zeiten gesehen, die Beschichtung ist stark mitgenommen, gegen das Licht gehalten kann man schon ordentlich durchgucken... ich baue derzeit einen PDI Stand auf um den Spiegel mal zu überprüfen und dann evtl. neu zu beschichten lassen oder im Zweifel zu ersetzen.
Nun zum eigentlich ersten Report:
Der 6.5.18 versprach gute Bedingungen. Wolkenfrei ab ca. 22 Uhr, es war Samstag also kein Zeitdruck, angenehm warm ... gute Voraussetzungen für einen netten Beobachtungsabend im Garten. Es dauert mittlerweile schon sehr lange, bis es wirklich dunkel wird aber gegen 22:15 konnte es dann langsam losgehen. Die Transparenz war tagsüber schon eher bescheiden, eigentlich kann ich hier von meinem Vorort in Lausanne an guten Tagen den Mont Blanc sehen der gute 80 km entfernt ist. Diesmal war aber schon nach etwa 20 km Sicht Schluss. Das hat sich dann Nachts auch bestätigt. Üblicherweise kann ich bei guter Sicht Sterne bis 5,5 mag sehen. Diesmal war es aber schwierig 4,5er Sterne direkt über längere Zeit zu halten...
Das machte die Anpeilung meiner ausgesuchten Objekte mit dem Telrad dann doch schwerer als gedacht. Nichtsdestotrotz konnte ich M81/82 sehen, zwei schwache Wattebäusche von dem einer die Zigarrenform erahnen lies. Ich wollte weiter zu M51 konnte diese Galaxie, die mir so schön in Erinnerung geblieben ist, jedoch auch nach mehreren Anläufen nicht finden. Rumrühren half mir auch nicht weiter so das ich rüberschwenkte zu M13 im Herkules. Bei ca. 50x einfach zu finden aber recht dunkel und nicht in Sterne aufzulösen. Mit dem 6 mm Okular bei ca. 180x dann doch auch bis in Zentrum Einzelsterne zu sehen... jedoch sehr dunkel. Beim Wechsel auf das 6 mm Planetary mit 58° Gesichtsfeld ist mir dann aufgefallen wie flott man hier nachschubsen muss... was dann doch nicht so angenehm war da die Rockerbox etwas hakelt... hier muss in Zukunft nachgeholfen werden, auf Rockerbox sowie Okularseite. Trotzdem war M13 ein sehr schöner Anblick.
Ein weiteres Problem mit dem Dobson ist die Anbringung des OAZ. Man muss direkt von oben reinschauen was bei 187 cm Körpergrösse doch irgendwann den Rücken aufmerken lässt. Im sitzen betrachten ist so nicht möglich, so das dann immer mal wieder eine dunkle Gestalt im Garten wilde Ver- oder Einrenkungsübungen machte...
Von M13 ging es weiter zum Löwen, das Triplett war glücklicherweise schnell gefunden... zu meinem Erstaunen war es aber nur ein Doublett! Während M65 und 66 einfach zu sehen waren, wenn auch ohne Details und große Unterschiede zueinander, war vom Hamburger keine Spur. Die Stelle war jedoch dank Orientierungshilfe HIP 55262 definitiv lokalisiert, jedoch konnte ich enttäuschenderweise die Galaxie nicht entdecken. Einigermaßen frustriert schaute ich mir noch M57 an, wo ich bei 50x indirekt den Rauchkringel sehen konnte und der auch bei 180x einigermaßen spektakulär war...
Danach ging das ganze Equipment zurück in die Garage und fertigte meine Liste mit Erfolgen und Problemen an und ließ das Ganze erstmal sacken.
Als Erfolg verbuchte ich erstmal meine generelle Fähigkeit mit Telrad und Teleskop einigermaßen umgehen zu können so das ich als Ungeübter Objekte finden kann und auch über längere Zeiträume beobachten kann...
Als Probleme kommen eine ganze Menge infrage:
- Der Standort
Generell moderate Lichtverschmutzung bei guten Bedingungen, aber Licht aus allen Ecken: Straßenlaternen, Küchenfenster der Nachbarn, Garagenbeleuchtung mit Bewegungsmelder und zu viele Katzen die diesen auslösen... ergo: Keine Chance auf gute Dunkeladaption
- Das Equipment:
Spiegelqualität: Beschichtung und ich vermute einen Asti, den ich nicht herausskollimieren kann... beim Sternentest doch ne ordentlich Beule in eine Richtung
Okulare: Bis auf das LVW 22 das eine AP von 5 mm und ein Gesichtsfeld von 65° hat, sind die anderen nicht wirklich Dobson tauglich.
Rockerbox: Hier hakt und blockiert es zu stark so das man überkorrigiert und dann wenn man Pech hat Lost in Space ist...
OAZ: Einblick immer stehend und vornübergebeugt. Ich bin keine 25 mehr so das nach 1-2 Stunden deutlich spürbar wird...
Der 7.5.18 versprach ebenfalls ein wolkenfreier Tag (und eine Nacht) zu werden. Kurzfristig konnte ich natürlich am Equipment nichts ändern, jedoch testweise den Standort verändern... Etwa 20 km östlich von mir liegen die höchsten Gipfel des Schweizer Juras, in den ich schon ein paar mal mit dem Foto Equipment gefahren bin. Die Himmelsdunkelheit verändert sich bis dorthin kontinuierlich von 20,32 bis 21,48 mag laut Lightpollution Karte. Die Fahrt bis ganz oben kann sich doch ne gute Weile ziehen da es irgendwann in Serpentinen bis auf 1500 Meter geht aber man kann ja vorher schon stoppen. Ich habe mich für diesen Abend für einen Standort deutlich außerhalb jedes Dorfes bei einer Helligkeit von 21 mag entschieden. Dazu in einer kleinen Senke so das Laternen oder Autos auch nicht aus der Ferne stören können, aber trotzdem noch auf über 600 Metern. Zwanzig Minuten Fahrt erscheinen für einen Sonntagabend sinnvoll. Es war recht windgeschützt und auch die Transparenz erschien besser aber auch heute weit von perfekt...
Ich bin natürlich viel zu früh losgefahren, aber so konnte ich mir die Zeit bis zu Dunkelheit noch mit dem Fernglas vertreiben...
Dieser Abend wurde aber nun eine positive Offenbarung: Während ich die Dämmerung nutzte um ein paar offene Sternhaufen (z.B. M44) abzuklappern merkte ich, wie schön Dunkel es hier wurde. Die Himmelshelligkeit mag vielleicht nicht extrem viel besser sein, was aber wirklich zählt ist das Fehlen von Fremdlicht. Dies gab meinen Augen das erste Mal seit langem Zeit ihr volles Potenzial auszunutzen. Ich fing mit M51 an, dem Objekt, an dem ich mir einen Tag zuvor die Zähne ausgebissen habe da die Orientierungssterne im Telrad nicht wirklich sichtbar waren. Heute jedoch ganz anders, beim ersten Versuch schon im 22er zu sehen... und welche Details! Zwei helle Kerne, in ähnlicher Größe. Aber um den einen eine schöne helle Wolke herum und bei indirektem Sehen sind dunkle Arme zu erahnen. Diese kommen im 6er bei 180 fach dann deutlicher heraus und ich meine 2 «spiralige» schwarze Flecken gesehen zu haben. Eine Brücke zwischen beiden Galaxien ist natürlich Fehlanzeige und auch mehr Details kann ich nicht herauskitzeln... Trotzdem ein voller Erfolg!
Weiter geht es zu M13, schon im 22er deutlich heller als am Tag zuvor. Einzelne helle Sterne sind sogar bei 50x im Zentrum aufzulösen, aber dann richtig toll bei 180x. Auch hier eine deutliche Verbesserung.
Dann später weiter zu Leo’s Triplett. Und heute dann tatsächlich, alle drei Galaxien sind einfach auszumachen. Der helle Stern im Sichtfeld hilft ungemein beim scharfstellen. Den Hamburger, den ich vorher nicht erblicken konnte kann ich nun einfach und direkt halten... leider jedoch ohne weitere Strukturen oder Staubbänder... Beim wechseln auf der 6er Okular und dem nötigen refokussieren verrutscht mir jedoch alles so das ich erstmal alles in Stichworten auf Papier bringe. «Alle drei!», doppelt unterstrichen...
Da es langsam spät wird, schaue ich noch so ein wenig und versuche mich an den Galaxien Haufen in Virgo. Ohne großes Ziel oder nachschlagen rühre ich in den Wattebäuschen herum und sehe hellere und dunklere... ohne Vorbreitung macht es hier keinen Sinn etwas zu identifizieren so genieße ich einfach den Anblick. Die Deepsky Objekte schließe ich mit M64 ab und empfinde dieses Objekt als «schön hell», ich meine auch einen dunklen Fleck zu sehen aber schreibe auch nieder, dass dieser sicher eingebildet sein kann...
Jupiter steht mittlerweile recht hoch und ist nicht mehr so stark am rötlich flimmern. Dieser schließt den Abend ab und zeigt eine interessante Anordnung der Monde. Ganymed ist kurz vorm überqueren, hat sich aber noch nicht zwischen uns und Jupiter geschoben so das Jupiter eine kleine Beule hat. Mit 180x gelingt das Scharfstellen noch recht einfach und Sekundenbruchteile hat man immer mal ein wirklich schönes scharfes Bild. Mit einer 2x Barlow ist es dann aber schwieriger und nicht mehr so kontrastreich...
Alles in allem ist dieser Abend jedoch ein voller Erfolg und bestärkt mich nun Stück für Stück die Probleme anzugehen. Dieser Dobson wurde von vorneherein mit allen Unzulänglichkeiten als Übungsgerät angelegt. Trotz dieser bin ich jedoch glaube ich angefixt...
Die nächsten einfachen Schritte sind zwei neue Okulare, eins im Bereich von 10-14 mm und eines im Bereich 5-6 mm aber mit deutlich größerem Gesichtsfeld. Danach wird es etwas komplexer... der Spiegel wird einmal ausgemessen und dann muss weiter entschieden werden. Was auch dringend geändert werden muss, ist die Ausrichtung vom OAZ so das im Sitzen oder Knien beobachtet werden kann... da muss vermutlich ein neuer Hut her. Ob soviele Umbauten lohnen oder ob dann nicht gleich etwas neu geschliffen und gebaut werden sollte wird sich dann zeigen...
Viele Grüße aus Lausanne,
Jan
PS: Noch ein Bild des Dobsons: