Hallo zusammen,
nach sehr langer Zeit kommt hier mal wieder ein Beobachtungsberich von mir außerhalb der Objekte des Monats. In letzter Zeit habe ich die wenigen Wolkenfreien Abende hierzulande hauptsächlich für die Objekte des Monats genutzt. Letzes Wochenende dann aber auch noch etwas mehr.
Beobachtet habe ich mit meinem 12 Zoll Dobson von zwei verschiedenen Standorten aus: An einem Abend oberhalb des oberen Donautals am Rand der Schwäbischen Alb und am nächsten Abend vom hessischen Spessart aus.
Von der Himmelshelligkeit dürften beide Standorte zumindest zenitnah ähnlich gewesen sein. Am ersten Abend (Alb) sah ich zenitnah mit bloßen Augen bis 6.5 mag. Am zweiten Abend (Spessart) bis 6.7 mag. Allerdings habe ich im letzteren Fall vorher eine Dreiviertelstunde lang durchs Okular bei höherer Vergrößerung geschaut und das andere Auge abgedeckt. Die Dunkeladaption dürfte da noch ein bisschen besser gewesen sein. Im Spessart stört nur am Westhorizont die Aufhellung durch das Rhein-Main-Gebiet. Horizontnah ist es auf der Alb besser.
Angefangen habe ich mit den Objekten des Monats März 2018 und April 2018. Die zugehörigen Zeichnungen habe ich drüben schon gepostet.
Am Freitagabend stand der Komet C/2016 N6 (PanSTARRS) recht nah an der Galaxie UGC 4305 (Holmberg II). Kometen gehören ja hier nicht her, deswegen nur ein Link rüber zum Sonnensystem-Unterforum:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=223878
UGC 4305 (Holmberg II)
Diese Galaxie erschien im 12“ Dobson bei 49x Vergrößerung als recht große, lichtschwache und diffuse Aufhellung bei einer Gruppe von 3 Sternen 12. Bis 14. Größe, die beim indirekten Sehen etwas störten. Der beste Eindruck war bei 84x Vergrößerung, bei 168x Vergrößerung war die Galaxie extrem schwierig zu erkennen. Im Vergleich mit dem DSS-Bild fiel mir auf, dass ich anscheinend nur den hellsten Bereich in der Mitte der Galaxie beobachtet hatte. Die Galaxie hat in Nord-Süd-Richtung noch schwächere Ausläufer.
Zur Beobachtung dieser Galaxie ist ein dunkler Himmel äußerst wichtig. Unter den exzellenten Bedingungen in den Rocky Mountains konnte ich diese Galaxie auch mit 8“ Öffnung erkennen.
Messier 106
Diese Galaxie im Sternbild Jagdhunde ist für mich eine der schönsten Galaxien überhaupt. Warum auch immer ich sie seit März 2006 nicht mehr beobachtet habe (damals noch mit dem 5.5“ Celestron Comet Catcher).
Im 12“ Dobson bei 275x Vergrößerung füllte sie praktisch die gesamte Diagonale des Gesichtsfelds des 100° Okulars.
In der Mitte sah ich einen stellaren Kern, umgeben von einer hellen, etwas länglichen Scheibe. Weiter nach außen „zwiebelschalenartige“ Abstufungen der Helligkeit. Auf den nordwestlichen und südöstlichen Seiten große Spiralarme. Insbesondere der nordwestliche Spiralarm ist deutlich gekrümmt. Auf der östlichen Seite sind mitten in der Galaxie gebogene Strukturen erkennbar.
Egal, was ich für Einstellungen am Scanner vornehme, die schwachen mit Wischer gezeichneten Strukturen gibt der Scan leider kaum wieder. Da musste ich mit Photoshop ein bisschen an den Enden der Spiralarme nachhelfen.
Die Galaxie Messier 106 befindet sich in einer Region mit sehr hoher Galaxiendichte. Die Galaxienvielfalt auf der westlichen Seite hielt ich nach Beobachtung bei 49x Vergrößerung auf einer Zeichnung fest.
NGC 4248
Dies ist ein rundlicher Fleck, nicht allzu hell.
NGC 4231
NGC 4232
Dies ist ein Paar aus dicht nebeneinanderliegenden Galaxien.
NGC 4220
Diese Galaxie hat einen etwas länglichen Zentralbereich, umgeben von einem schwächeren Außenbereich.
NGC 4217
Dies ist eine recht helle, große, sehr längliche Galaxie.
Cartes du Ciel listet direkt südwestlich von NGC 4217 eine angebliche Galaxie PGC 4318533 auf (angeblich 14.9 mag). An dieser Stelle sah ich bei 275x Vergrößerung etwas Stellares. Ein Blick auf das DSS-Bild bestätigte, dass hier nur ein Stern ist, aber keine Galaxie. Klingt auch seltsam mit der 7-stelligen PGC-Nummer.
NGC 4226
Diese Galaxie befindet sich 7 Bogenminuten südöstlich von NGC 4217 und erschien als kleinerer runder Fleck.
Sternfeld neben Messier 106
In einem relativ leeren Sternfeld nördlich von Messier 106 (also recht zenitnah) bestimmte ich die visuelle Grenzgröße im 12“ Dobson bei 275x Vergrößerung. Im anschließenden Vergleich mit Cartes du Ciel zeigte sich, dass ich Sterne bis 15.6 mag recht leicht erkennen konnte. Bei schwächeren Sternen wurde das graduell schwieriger. Ich konnte mehrere Sterne mit 15.9 bis 16.0 mag regelmäßig aufblitzen sehen. Einen 16.2 mag Stern, der in Cartes du Ciel verzeichnet ist, konnte ich nicht sehen.
In der Vergangenheit konnte ich schon Sterne bis 16.2 mag erkennen, allerdings unter mutmaßlich noch etwas dunklerem Himmel. Mit bloßen Augen im Zenit kam ich auf 6.5 mag.
Messier 51
Im 12“ Dobson hob sich die Galaxie bei 49x Vergrößerung am deutlichsten vom Hintergrund ab, die Spiralarme wirkten aber am konstrastreichsten bei 168x Vergrößerung. Etwas mehr Details sah ich bei 275x Vergrößerung. Das Zentrum der Galaxie erschien von innen nach außen graduell schwächer.
NGC 5195
Diese Galaxie hat einen hellen Kern, dessen Helligkeit nach außen hin abnahm. In Richtung des äußeren Spiralarms von Messier 51 war ein krummer Fetzen erkennbar, allerdings keine direkte Verbindung zu diesem Spiralarm. Gegenüber davon hatte NGC 5195 einen etwas weitläufigen diffusen Randbereich.
Südlich von Messier 51 gibt es einige schwächere Galaxien ab 12. Größe. Diese haben eine etwas 6 mal größere Radialgeschwindigkeit als Messier 51, sie scheinen sich also im Hintergrund zu befinden.
IC 4263
Dies ist die schwächste dieser Galaxien. Bei 168x Vergrößerung blitze immer wieder ein elongierter Fleck auf. Bei 49x und 84x Vergrößerung konnte ich die Galaxie nicht sehen.
Die anderen Galaxien passten bei 168x Vergrößerung zusammen ins Gesichtsfeld. Bei 49x Vergrößerung passte auch Messier 51 mit ins Gesichtsfeld, jedoch waren die anderen Galaxien dann zu unscheinbar bzw. PGC 47323 nicht sichtbar. Bei 168x Vergrößerung ergab sich also der beste Gesamteindruck.
NGC 5169
Bei dieser Galaxie sah ich einen länglichen Zentralbereich, der von einem länglichen Außenbereich umgeben war.
NGC 5173
Diese Galaxie befindet sich an einem länglichen, etwa 5 Bogenminuten langen Trapez von 14 mag Sternen. Ich sah einen flächigen Zentralbereich, der von einem diffusen schwächeren Außenbereich umgeben war.
PGC 47323
Hier erkannte ich bei indirektem Sehen immer wieder einen diffusen schwachen Fleck.
NGC 5198
Diese Galaxie befindet sich bei einer Gruppe von 14 bis 15 mag Sternen. Sie erschien mit einem flächigen Zentralbereich und einem diffusen Außenbereich.
NGC 4565
Sehr beeindruckend! Diese Galaxie in Kantenlage füllt bei 275x Vergrößerung diagonal praktisch den gesamten Gesichtsfelddurchmesser. Ich musste das Teleskop hin und her bewegen, damit die Außenbereiche auf dem Bereich optimalen indirekten Sehens meiner Netzhaut abgebildet wurden.
Die Galaxie hat einen stellaren Kern, der von einer elongierten Scheibe umgeben war. Drumherum sieht man die zentrale Wölbung der Galaxie, dessen Dicke nach außen hin abnahm und insgesamt rund aussah.
Über ein ganzes Stück konnte ich das Staubband in der Mitte dieser Galaxie in Kantenlage verfolgen. Auf der „unteren“ (nordöstlichen) Seite konnte ich gegenüber vom Staubband den anderen Teil der zentralen Wölbung und darüber hinaus einen länglichen Ausläufer erkennen. Dies zeigt, über welche Länge man das Staubband erkennen kann. Die „obere“ (südwestliche) Seite war noch über das Staubband hinaus scharf abgegrenzt.
Auch bei NGC 4565 sieht man einige weitere Galaxien in der Umgebung, die 12“ Öffnung zugänglich sind. Der Radialgeschwindigkeit nach handelt es sich nur bei NGC 4563 um eine Begleitgalaxie von NGC 4565.
NGC 4562
Hier sah ich bei 275x Vergrößerung einen diffusen elongierten Fleck.
IC 3546
Hier sah ich bei 168x Vergrößerung einen diffusen, schwachen und elongierten Hauch. Bei 275x Vergrößerung nur erahnbar. In Cartes du Ciel ist diese Galaxie auch als NGC 4565B geführt, auch wenn es sich um eine Hintergrundgalaxie handelt.
IC 3582
Bei 275x Vergrößerung sah ich eine kompakte Galaxie mit relativ hellem Zentrum und diffusem Außenbereich.
Sue French stellte in ihrem Artikel „The Crab and the Water Monster“ (Sky&Telescope 03/2018, Seiten 54-56) unter anderem zwei großflächige planetarische Nebel in den Sternbildern Hydra und Cancer vor, die ich nachbeobachten wollte. Sie erwähnte Sichtungen mit 80 mm Öffnung und O-III-Filter. Aber ich denke, dazu müssten die noch höher am Himmel stehen (äquatornahe Breiten) und der Himmel noch dunkler sein.
Abell 33
Bei 49x Vergrößerung ohne Filter konnte ich einen schwachen, kontrastarmem Hauch erahnen. Mit O-III-Filter war der Kontrast etwas besser, der Nebel wirkte aber immer noch recht lichtschwach. Er erschien nicht ganz rund, sondern auf der nördlichen Seite etwas ausgebeult. Bei 84x Vergrößerung konnte ich den Nebel auch erkennen, aber nicht so gut wie bei 49x Vergrößerung.
Abell 31
Bei 49x Vergrößerung ohne Filter konnte ich diesen sehr großflächigen planetarischen Nebel nicht erkennen. Mit O-III-Filter sah ich eine sehr großflächige schwache Aufhellung im Vergleich zum Himmelshintergrund.
Etwa 10 Bogenminuten südöstlich von Abell 31 fiel mir ein enger Doppelstern aus zwei etwa 10 mag Komponenten auf. Laut Cartes du Ciel sind das die Sterne 3UC-198-112742 und TYC-811-1967-1, die laut Cartes du Ciel nur einen Abstand von etwa 2.5 Bogensekunden zueinander haben sollen.
Clear skies
Robin