Hilfe bei Guiding mit MGEN

  • Hallo liebes Forum,


    eigentlich hatte ich den MGEN ja schon gut im Griff. Nun ist bei mir aber fast alles neu. Mein neues Setup ist ein 8" f/5 Newton auf einer EQ6R und da habe ich noch so meine Probleme bei der Einstellung des MGEN.


    Die erste Analyse zeigt, dass ich vorwiegend leichte Striche in DEC habe. RA ist eigentlich nie betroffen. Daher bitte ich einmal euch um Rat, ob ihr mir bei der Interpretation des Guide-Graphen helfen könnt.


    Also zunächst die Einstellungen und das Setup:
    Ich guide 1000mm Aufnahmebrennweite am 9x50 Sucher mit dem MGEN. Aufnahmekamera ist die EOS 650D.


    Gain: 8
    Belichtungszeit: 800ms


    RA:
    num: 1
    tol: 0.1
    agg: 80%


    DEC:
    num: 1
    tol: 0.1
    agg: 80%


    Die Orthogonalität liegt bei mir meist bei 100%.


    Der exemplarische Guide Graph sieht wie folgt aus:


    Nun zu den Eigenheiten:
    Der Fehler tritt überwiegend in DEC auf. Die Balance des Tubus stelle ich immer so ein, dass im LiveView bei 10x kein Getriebespiel mehr erkennbar ist, sowohl in RA als auch in DEC (Ungleichgewicht auf der Ostseite). Dennoch zeigt die Backlash Messung des MGEN 0,3 bis 0,5s Backlash an. Das kommt mir sehr komisch vor.
    Dann beim PointSpread zum obigen Driftgraph sind die Werte für mean und std sehr klein, konkret mean=0,01px und std=0,1px in beiden Achsen.


    Entweder ist an meinen Einstellungen noch irgendwas faul oder ich habe ein mechanisches Problem. Zug am Kabel bei der MGEN-Kamera hatte ich schon mal. Da mache ich jetzt aber immer eine Zugentlastung, so dass das eigentlich nicht mehr auftreten dürfte. Die mechanische Stabilität des Tubus (8" f/5 TS PHOTON) sollte doch ausreichen.


    Mein Latein ist irgendwie am Ende. Ich habe auch schon verschiedene Einstellungen für die Toleranz und auch geringere/höhere Aggressivität probiert, alles führte fast zum selben Ergebnis mit ca. 35% Ausschuss.


    Vielleicht hat ja jemand von euch ein ähnliches Problem und kann mir weiterhelfen. Ich bin für jede Einschätzung sehr dankbar!


    Danke und cs
    Markus

  • Hallo Markus,


    für mich sieht der Graph eigentlich recht gut aus, ziemlich gleichmäßig und keine spontane, große Ausreiser. Wie sehen denn die Rohbilder aus, sind es eher einzelne Wackler oder ein kontinuierlicher Drift?


    Gruß
    Stefan

  • Hi Markus
    Toleranz auf 0,8 stellen, einen helleren Leitstern suchen mit dem du so um die 300-500ms belichten kannst, also kürzer
    um mögliche Ausreißer schnell wieder einfangen zu können, obwohl der Graph schaut normal aus.
    Möglich wäre auch das der 9x50 Sucher nicht fest/schwingungsfrei auf dem Tubus sitzt, oft werden die Tuben ohne ein Verstärkungsblech
    innen im Rohr bei der Sucherbefestigung geliefert.
    War bei mir so das der Sucher zuerst sehr läp­pisch auf dem Scope angebracht war.
    Kannst du eine Bildfelddrehung oder Korrektorfehler ausschließen?
    Eventuellen Lüfter am Hauptspiegel ausschalten.


    Grüße Udo

  • Hallo Stefan, hallo Udo,


    danke euch für die schnelle Einschätzung.
    Die aufgenommenen Bilder haben einen kontinuirlichen Drift, also keine Hüpfer. Ich kann da später mal was einstellen.


    Bildfelddrehung und Korrektorfehler kann ich ausschließen. Bei kurzen Belichtungen habe ich perfekte Sterne. Die Bildfelddrehung dürfte bei 300 Sekunden auch noch nicht derart zuschlagen, außerdem sind die Sterne über das ganze Feld gleich, kurze Striche. Ca. 1 Pixel breit und 2 Pixel lang. Den Lüfter habe ich nicht eingeschaltet.


    Wenn ich noch einmal auf die im Logfile angegebene Standardabweichung schaue und diese korrekt interpretiere, dann dürften überhaupt keine Striche sein. Denn innerhalb der zweifachen Standardabweichung liegen 95% der Messungen, und die zweifache Standardabweichugn sind 0,2 Pixel, also gerade mal 1 Pixel auf der EOS.


    Ich vermute jetzt wirklich einen Drift zwischen Sucher und Teleskop. Gestern Abend habe ich noch einmal getestet. Den OAZ habe ich davor noch einmal etwas fester angeschraubt -> keine Änderung. Ich habe verschiedenste MGEN Einstellungen probiert -> keine Änderung. Der Sucher im Halter selbst sitzt bombenfest, da ich einen etwas größeren O-Ring verwendet habe. Da rüttelt nichts.
    Jetzt das ABER: Der Halter mit dem Tubus ist in meinen Augen tatsächlich sehr instabil verschraubt. Ich wollte den Halter etwas fester anschrauben, da hat sich gleich der Tubus verbogen. Wenn ich am Sucher etwas rüttle, habe ich auch das Gefühl, dass sich der Tubus an der Verschraubung verwindet. In der Tat ist da keine Verstärkungsblech und es wirkt alles sehr wackelig.


    Jetzt habe ich 2 Möglichkeiten: Entweder ich mache mir ein Verstärkungsblech und teste dann noch einmal. Ich überlege mir aber auch ernsthaft, einen Carbon Tubus als Upgrade zu kaufen. Da sollte das Problem ebenfalls beseitigt sein und der nette Nebeneffekt wäre, dass Nachfokussieren nicht mehr notwendig ist.


    Udo, wie hast du den Sucher stabiler mit dem Tubus verschraubt?


    Schade, dass es die letzten Tage nicht wie gewünscht funktioniert hat. Von den guten Nächten blieben mir 2,5h Belichtungszeit vom Leo Triplet und gestern 1h vom Kugelsternhaufen M3. Vielleicht lässt sich daraus ja doch noch was machen ...


    Danke und cs
    Markus

  • Hallo Markus,


    das die Einstellungen am MGEN nichts verändern und der kontinuierliche Drift kommen mir bekannt vor, bei mir hat es geholfen den original Sucher durch eine stabilere Variante zu tauschen, um genau zu sein hab ich mir damals das hier geholt:
    https://www.teleskop-express.d…r-mit-Scharfstellung.html
    Viele Bilder addiert sahen damals mit dem alten Sucher so aus:

    Seitdem hatte ich keine Probleme mehr. Testweise hatte ich den alten Sucher vorher mit Heißkleber stabilisiert um zu gucken ob sich was verändert(Ja es hat geholfen).


    Gruß
    Stefan

  • Servus Markus


    Ich habe einfach das vorhandene innere Verstärkungsblech von meinem 150/750 PDS genommen und in den 150/600 verbaut
    das ich mittlerweile benutze.
    Du kannst dir das aber ganz leicht selber machen.
    Schneide dir dazu einen ca 1,5mm starken Blechstreifen mit den Maßen 50x65mm (Originalgröße Skywatcher 6Zoll,
    kann natürlich auch etwas größer sein) zurecht und bohre, natürlich mittig ins Blech,
    zwei 4,5mm Löcher mit ca 21mm Abstand so wie vom Sucherhalter vorgegeben ist hinein.
    Biege den Blechstreifen vor der Montage auf der Werkbank ungefähr in der Rundung vom Tubus zurecht.
    Vielleicht findest du im Haushalt etwas was die Rundung schon hat, das kann ein rundes Holzscheit sein oder ein Metallrohr usw.
    Ich gehe davon aus das du ein wenig Bastlerfähigkeiten hast.


    Viele Grüße und gutes gelingen, Udo

  • Hi Markus,


    Ich habe auch einige Jahre mit dem MGen und nem 150/750 Newton geknipst. Für mich ist das eindeutig. Der MGen macht seine Sache perfekt, nur hast du irgendwo nen drift im System. Die Grafik die du eingestellt hast sieht sehr gut aus, "mean=0,01px und std=0,1px" passt auch. Da würd ich keine Zeit mehr investieren mit verschiedenen Einstellungen rumzuprobieren.


    Hatte selbiges Problem, alles über 5 Minuten ergab mit Sucherguiding Striche.


    Meine Vermutungen:


    1. Der Hautpspiegel beim Newton muss sich bewegen können und das tut er auch während langer Belichtung. Die Frage ist nur wie viel und ob man es auf der Aufnahme nacher sieht. Das kann die Ursache sein, muss es aber nicht. Es ist nur eine Möglichkeit.


    2. Die Sucherhalterung ist original zu instabil. Ich hab da Seitlich rundherum einige M4 Gewinde noch reingemacht und den Sucher damit festgeschraubt. Der war Bombenfest eingespannt.


    Ich hab dann auf nen OAG gewechselt, dann war wirklich ruhe. Aber da muss man den MGen auf bin2x2 stellen und die Leitsternsuche war nicht immer einfach.


    Grundsätzlich würde ich nen Newton nur mehr mit OAG guiden. Es sei denn ich beschränke mich auf kurze Belichtungen kleiner als ~5 Minuten.


    Bei vielen klappt das aber mit "Newton und Sucherguiding", bei mir eben nicht. Darum: Ausprobieren.
    Das sind natürlich nur meine Ansichten, die werden sich von anderen natürgemäss unterscheiden [:)]


    mfg.
    Thomas

  • Hallo,


    dass es am Sucher liegt, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Da habe ich wie gesagt einen dickeren O-Ring verbaut und mit dem APO (bei knapp 500mm Brennweite allerdings) sind Einzelbelichtungen bis 30min kein Problem.


    Was mir auch noch aufgefallen ist: Bei tieferem Objektstand gibt es weniger Ausschuss als im Zenit. Anfangs dachte ich immer an ein Balanceproblem in DEC, aber im Zenit ist ja auch die Hebelwirkung am Sucher größer, eine Verbiegung des Tubus ist da leichter möglich.


    Ich werde jetzt erstmal den Tubus mit einem Blech verstärken und noch einmal testen. Dann werde ich weiterschauen, dadurch wäre zumindest mal eine mögliche Ursache ausgeschlossen.


    cs
    Markus

  • Hallo,


    ich wollte euch nur mal auf dem Laufenden halten. Das Blech für den Newton habe ich noch nicht, da bin ich noch nicht dazugekommen. Aber ich habe jetzt mal meinen APO auf die EQ6R gepackt und mit diesem getestet. Dort ist nämlich der Sucherschuh am OAZ und damit deutlich stabiler.


    Was soll ich sagen: Ich hab ihn aufgebaut, kalibriert und losgelegt mit Belichtungszeiten bis 15 Minuten. Von 4,5h nicht ein Bild, was Ausschuss ist. Die Motivation wird jetzt größer, das Blech zu machen. [;)]


    cs und vielen Dank euch
    Markus

  • Hi Markus, vielleicht hast du zufällig einen alten Kochtopf mit der Rundung vom Tubus daheim rumfliegen
    und kannst dir daraus das Blech mit der Flex heraus schneiden. Das wäre dann auch schon rund und bestimmt stabil genug.
    Nur so als Inspiration.


    Gruß Udo

  • Hallo Udo,


    danke für den Tipp. Ich hätte eh schon alles daheim, also einen Blechrest und die passende Biegeform. Das wird vermutlich das (kleine) Projekt für das Wochenende. Jetzt heißt es mal die aktuellen klaren Nächte nutzen. M101 wird gerade fleißig weiter belichtet, für dieses dunkle Ding muss man schon ordentlich Belichtungszeit sammeln ... [;)]


    cs
    Markus

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