Leichte Zirren und eisiger Wind

  • Hallo zusammen,


    meist wird hier über sehr gelungene Beobachtungen berichtet, das hätte ich gerne auch getan, doch leider war die spontane Fahrt ins Havelland am letzten Sonntag eher kurz und gemischt. Für mich war es eine Premiere, das erste mal mit zwei Teleskopen, dem neuen 70 mm APM ED Bino und mit meinem bewährten 160 mm Binokulartelsekop. Bei der Ankunft in Ribbeck war stand schon zu befürchten, dass sich die Zirren sich nur bedingt verflüchtigen. Venus und Merkur tief im Westen, Venus gelegentlich durch Zirren verdunkelt, die extrem schmale Mondsichel wohl ganz hinter einem Wolkenband. Vor etlichen Jahren hatten Merkur und Jupiter dicht im Westen nah bei einander gestanden, und ich war seinerzeit von der sehr unterschiedlichen Flächenhelligkeit überrascht. So hatte ich jetzt erwartet, das die kleine Sichel des Merkur noch brillanter als Venus leuchtete, doch es war zu meiner Verwunderung umgekehrt, zu Hause las ich dann, dass das Albedo von Merkur so viel kleiner ist, dass Venus trotz des größeren Abstandes zur Sonne eine deutlich höhere Flächenhelligkeit besitzt, die Spezis wussten dies vermutlich schon längst. Insgesamt eine sehr schöne Dämmerungszene, Merkur und Venus boten die beiden einen netten Anblick.


    Während es dunkler wurde habe ich dann M42 mit beiden Binos angepeilt, jeweils 32 x Vergrößerung und war doch erstaunt, M42 in der auslaufenden Dämmerung schon gut zu sehen. Ich hätte eigentlich einen größeren Unterschied zwischen den Teleskopen erwarten. Keine optimale Nacht, die Himmelshelligkeit bewegte sich bei 20.7 mag/arcsec^2 (am gleich Ort habe ich schon 21.4 erlebt) und vor allem fand ich den Wind extrem nervig. Mit zunehmender Dunkelheit war M42 besonders im 160 mm Bino erwartungsgemäß eindrucksvoll, vor allem die dunklen Bereiche, ein blassgrüner Schimmer und besonders schön auch der Sternhaufen NGC 1980 darunter, doch konnte ich im Trapez bei 105 x nur vier Sterne erkennen. Das Problem, eisige Windböen bei etlichen Minusgraden trieben mir die Tränen in die Augen.


    Gibt es ein Mittel gegen tränende Augen?


    Meine Pläne mit NGC 2264 /Rosettennebel u.A. habe ich dann begraben um wieder nach Hause in die warme Stube zurückzukehren. Montag Abend wäre perfekt gewesen, keine Zirren, sehr gute Transparenz, kein Wind, doch schon vor Wochen hatte ich Karten für ein Konzert besorgt, da wir gegenwärtig Familienbesuch haben. Wochenlang Regen, Nebel, die klare Periode währen der Vollmontage, dann dies...Heute dann wieder klar, nur ein kurzer Blick vom Berliner Balkon, die Mondsichel wunderschön, und das Trapez in M42 zeigt trotz der Luftunruhe und des Großstadthimmels immerhin den 5. Stern.


    Mein Respekt vor denen, die sich aufraffen jede Chance zu nutzen ist auf jeden Fall nochmal gestiegen.


    In diesem Sinne beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ein Leidensgenosse [;)].


    Bist nicht der einzige dem es so geht. Ich bin letzte Woche Mittwoch zu meinem Beobachtungsplatz gefahren da es unverhofft am Abend klar wurde. Es hat dann zumindest für 1.5h gereicht, bevor es wieder komplett zu war. Am Freitag war ich ebenfalls unterwegs, da es am Nachmittag klar wurde. Als ich dann am Beobachtungsplatz war zogen Zirren auf, sodass ich das Teleskop gar nicht erst aufbaute. Mittlerweile gab es bei mir wieder mal Schnee, sodass an meinem Platz wohl wieder gut 20cm liegen. Am Freitag wäre er schon fast weg gewesen.


    Es ist zur Zeit wirklich zum Verzweifeln. Dafür wird die nächste richtige Beobachtungsnacht umso besser.


    schöne Grüße,
    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    vielleicht ist es auch Genörgel auf hohem Niveau, als ich vor vielen Jahren zu Beobachen anfing, war ich wohl weniger anspruchsvoll, es gab auch gar nicht die Tools um eine Nacht perfekt zu planen.


    Und was mir zunhemend auffällt, wenn die Bedinungen versprechen perfekt zu werden, dann passt es - bei mir zumindest- manchmal ganz schlecht in den Alltag, so mache ich mich dann auf den Weg wenn es passt und die Bedingungen sind wie sie sind.


    Unter dem Strich, mit ein paar Tagen Distanz freue ich mich dann doch mich aufgerafft zu haben, auch wenn es nicht so perfekt war. Sicherlich, dies ist ein Deep-Sky Forum, doch Merkur und Venus, die Dämmerung auf dem Land zu erleben und zu sehen wie einzelnen Objeket immer besser sichtbar wurden, war schon ein schönes Naturerlebnis.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    auch wenn die Bedingungen nicht ideal waren, so hätte es doch schlechter laufen können. M42 und NGC 1980 sind ja glücklicherweise Objekte, die etwas Spielraum bieten, was die Bedingungen angeht.
    Das Problem mit dem Wind kenne ich gut. Ich arbeite viel am PC und habe sehr trockene Augen, was sich leider bemerkbar macht, sobald ich draußen am Feld beobachte. Ein minimaler Wind reicht, um mir die Tränen in die Augen zu treiben. [:D] Für meine trockene Augen sind Augentropfen eine gute Lösung, wie es bei dir aussieht, weiß ich aber nicht. Evtl. könnte auch eine Dunkeladaptionsbrille helfen, um die Augen vor dem Wind zu schützen. Die hätte sogar den angenehmen Nebeneffekt, dass die Dunkeladaption unterstützt wird.


    Viele Grüße


    Dominik

  • Hallo Dominik,


    vielen Dank für deine Tipps, eine Dunkeladaptionsbrille kannte ich noch gar nicht. Vermutlich wird es für mich darauf hinauslaufen, dass ich in Zukunft genauer darauf achte, dass kein Wind blässt. Es ist halt schade, wenn man nach fast einer Stunde Autofahrt feststellt, dass die Bedingungen nicht so gut sind.


    Die Sicht vom Balkon in der Großstadt ist naturgemäß in vielerlei Hinsicht miserabel, doch der Aufwand ist gering, und unter dem Strich habe ich gerade im Orion viele schöne Beobachtungen machen können, inklusive Farbe in M42 und 6 Sterne im Trapez. Ich bin schon auf die nächste Neumond-Periode gespannt, dann stehen Galaxien auf dem Programm und ein dunkler Platz auf dem Land ist unabdingbar.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">vielleicht ist es auch Genörgel auf hohem Niveau<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das passt schon so [;)]. Bei mir merken meine Kollegen auf der Arbeit an meiner Stimmung ob gerade Vollmond ist oder nicht [:D].


    Bei mir sind es "nur" 40 min Autofahrt. Aber es lohnt sich einfach. Ich wohne zwar am Land und habe bereits recht brauchbaren Himmel vor der Haustür, aber an meinem Platz ist er einfach noch eine Nummer besser (ruhigere Luft, dunkler, und bessere Rundumsicht). Und vor allem hat man einfach mehr Ruhe (keine Bewegungsmelder/Autos usw.). Mit Rückschlägen muss man leben. Ich nutze auch sogut wie jede Gelegenheit. Das man dann mal umsonst alles zusammengepackt hat gehört dazu. Viel schlimmer ist es mal eine Nacht zu versäumen. Das ich am 14. Februar (letzte durgehend klare Nacht bei mir) nicht draussen war ärgert mich noch Heute!


    schöne Grüße,
    Bernhard

  • Lieber Thomas,


    ich finde Berichte über suboptimale Beobachtungen mindestens genauso interessant. Das ist es ja, womit wir alle uns gefühlt oft herumschlagen.


    Viel interessanter ist für mich aber, dass Du dir ein 3"-Bino zugelegt hast. Beginnst Du jetzt auch mit vergleichenden Beobachtungen oder gibt es einen anderen Grund?


    Viele Grüße


    Rene

  • Hallo Bernhard, hallo Rene,


    ==&gt; Bernhard,


    ich bin habe großen Respekt wenn jemand es schafft fast jede Chance zu nutzen, mir gelingt es häufig nicht, deshalb ist die Beobachtung vom Balkon zumindest ein kleiner Ersatz.


    ==&gt; Rene,


    das 70 mm ED Glas mit 90-Grad Einblick habe ich letztes Jahr angeschafft, hier ein ein erster Eindruck:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=218885


    In erster Linie geht es um ein großes Gesichtsfeld, die Strukturen in der südlichen Milchstraße sind sehr weitläufig, mein 10x42 Fernglas zeigt mir zu wenig Details, das Gesichtsfeld vom großen Bino ist mit max. 2.5 Grad zu knapp.


    Das 70 mm Glas ist obendrein extrem mobil, gut geeignet für einen Kurzausflug. Und ganz wichtig, ich will es für Vogelbeobachtungen verwenden. Hier wäre vermutlich die 45 Grad Version sogar besser gewesen, doch für Astro-Anwendungen sollte es schon 90 Grad sein.


    Ich habe lange überlegt ob ich so ein 70 mm Gerät wirklich brauche, bisher konnte ich es wetterbedingt kaum einsetzen. Mal schauen...


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mein Respekt vor denen, die sich aufraffen jede Chance zu nutzen ist auf jeden Fall nochmal gestiegen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mich hat dieser grausliche Herbst dazu gebracht, auch unter der Woche einfach loszuziehen, wenn die Bedingungen ausnahmsweise mal gut waren, dann halt nicht so lange. Im Winter hat man ja trotzdem noch genug Zeit draußen. Insofern: aufraffen, ja, aber jede Chance nutze ich bei weitem nicht. Und die Zahl der Beobachtungen mit einfacheren Mitteln ist dadurch gestiegen, und ich hatte auch viel Spaß dabei. Da liegst Du mit dem 70mm Bino sicher auch richtig.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

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