Wie angekündigt, wollte ich eigentlich M42 fotografieren und dabei über den neuen SkyWatcher Wifi Adapter und die SkyWatcher App berichten.
Aber die Wetterapp hat mir (jetzt zum zweiten mal in diesem Jahr) einen Streich gespielt. Angekündigt war eine klare Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Losfahren, ankommen und der Himmel ist wunderbar klar. M42 (oder was immer das Auge dafür hält) ist mit bloßem Auge sichtbar.
Also keine Zeit verlieren, schnell aufbauen und einnorden. Beim Anbau des Guidingscope eher zufällig nach oben geschaut und: alles zu. [xx(]
Helle Sterne sind nur noch ab und zu durch die dünne Wolkendecke noch zu sehen. Und das blieb dann bis Mitternacht so.
Also habe ich die Zeit genutzt und ein wenig mit dem neuen Wifi Adapter von SkySafari und den zugehörigen Apps herumzuspielen:
Das SkyWatcher Wifi Modul und die App:
<b><u>So funktioniert das Modul</u></b>
Das SkyWatcher Wifi Modul wird anstelle der Handbox an die Montierung geklemmt und fängt dann fleißig an, ein WLAN Netzwerk aufzubauen. Ein Stromkabel ist nicht erforderlich, die notwendige Stromversorgung wird über die Montierung gewährleistet. Die Handbox ist dann nicht mehr erforderlich.
Über dieses WLAN verbindet sich die SkySafari App (das auf einem iOS oder Android läuft) mit der Montierung und kann dann zur Steuerung der Montierung (anstelle der Handbox) verwendet werden. Die App muss natürlich vorher aus dem Appstore oder Google Play auf dem Device installiert werden.
In der Standardeinstellung ist das WLAN nicht geschützt, Port und IP der Montierung sind vorgegeben, können aber geändert werden.
<b><u>Starten</u></b>l:
Nach dem Anschalten der Mount wurde das Netz wurde auf allen Geräten (IPhone, iPad und Android Tablet) sofort gefunden. Nach dem Start der SkyWatcher App klickt man auf Verbinden und die Mount wird zur Auswahl angezeigt.
In meinem Falle wird für die NEQ6-R eine AZEQ6 angezeigt, was zur Folge hat, dass ich zwischen AZ und EQ Modus auswählen muss. Aber das kann ein grundsätzliches Problem der Platine der NEQ6-R sein, weil meine Handbox meiner Montierung auch Encoder andichten möchte.
Also: Das Verbinden geht schon mal ganz einfach, folgender Punkt ist mir jedoch aufgefallen:
<ul>
<li>eine dauerhaft leuchtende (grüne) und eine blinkende (bei Datentransfer) gelbe LED am Wifi Modul müssen m.E. nicht sein. Aber das kann man ja abkleben.</li>
</ul>
<b><u>Jetzt zur eigentlichen App (Version Pro 1.7.0)</u></b>l:
Besonderheiten:
<ul>
<li>Die App erkennt anstelle meiner NEQ6 R eine AzEQ 6 aber das behauptet der Handcontroller wohl auch.</li>
</ul>
Positiv:
<ul>
<li>Alle Einstellungen werden gemerkt. Zeit, Ort, Höhe usw. werden direkt in die Montierunggesetzt und müssen nicht mehr in der Handbox eingegeben werden (lediglich der obligatorische Hinweis auf die Sonne und das eigene Augenlicht wird nach dem Verbinden eingeblendet).</li>
<li>Die Bedienung (kann man auch offline schon mal üben) ist deutlich übersichtlicher und angenehmer zu bedienen, als der Menübaum der Handbox. Zudem gibt es eine integrierte Schnellhilfe. </li>
<li>Das Anfahren von Sternen ist sehr schön. Anstatt sich durch die Liste zu scrollen, gibt man einfach den Namen (oder einen Teil davon an) und klickt dann auf die gefundenen Sterne.</li>
<li>Dito für Deep Sky, wobei in der Handbox ja wenigstens die Eingabe der Messier Nummern möglich ist. </li>
<li>Der Trackingstatus (kein, siderisch, lunar oder solar) wird immer angezeigt und kann jederzeit einfach geändert werden. </li>
<li>Beim Alignment und beim Anfahren von Sternen vibriert das Device, wenn das Ziel erreicht wurde (bei meiner leisen NEQ6R auf die letzten Bogensekunden schon ganz nett). </li>
<li>Die App achtet beim Alignment und beim Anfahren von Sternen darauf, dass die letzte Feinbewegung immer Richtung Nord und West erfolgt (wegen des Spiels der Zahnräder), bevor man das Ziel bestätigen kann. </li>
<li>Die aktuelle Geschwindigkeit wird immer angezeigt und kann einfach geändert werden. Zusätzlich zu den Nord bzw. Süd und Ost bzw. West Pfeilen kann man die Montierung auch noch Diagonal also in Richtung Nordost, Nordwest, Südost und Südwest bewegen. </li>
<li>Kein Herumärgern mit der Handbox. Das Gefummele die Handbox wieder in die Halterung zu stecken hat mich schon lange geärgert. Und die Handbox einfach irgendwo hinlegen ging auch nicht, weil dann das leidige Spiralkabel dafür gesorgt hat, dass sie garantiert runterfällt. Man kann jetzt auch ohne Bedenken um die Mount herumlaufen oder sich mit Liveview an das Tischchen setzen, ohne dass das immer zu kurze Kabel der Handbox stört. </li>
<li>Für das Alignment kann ein oberes und unteres Limit (in Grad vom Zenit bzw. Horizont) eingestellt werden, entsprechend werden die vorgeschlagenen Sterne gleich reduziert. Wenn es sowas bei der Handbox gibt, bin ich zumindest noch nicht darauf gestoßen, bei der App jedoch sofort. </li>
<li>Sehr schön ist auch die Vorschau auf Polaris im (neuen) Polarscope von SkyWatcher. Das Einnorden geht damit wirklich in 1 Minute (ok, ich habe natürlich Markierungen für die Stativfüße auf meinem Beobachtungsplatz und muss nicht mehr stundenlang schrauben)</li>
<li>Die Beleuchtung im Polarscope lässt sich auch einfach mit einem Schieberegler steuern. Wahrscheinlich geht das auch mit der Handbox, die Funktion ist aber so versteckt, dass ich nicht einmal wusste, dass meine Mount eine solche Beleuchtung integriert hat. </li>
<li>Die Reaktion der Mount ist genauso wie mit der Handbox. Also nicht zu vergleichen mit der Steuerung durch SkySafari über ein WLAN, das mit der Handbox verbunden ist. Da hatte ich immer den Eindruck, dass die Bewegungen deutlich verzögert sind. </li>
</ul>
Negativ:
<ul>
<li>Nach dem (2-Sterne) Alignment wird in der Handbox der Aufstellungsfehler dargestellt, in der App nicht (oder ich habe das noch nicht gefunden). Den Aufstellungsfehler hätte ich zur Kontrolle schon ganz gerne. </li>
<li>blind tippen bzw. tasten geht eher schlecht, allerdings benötige ich das nicht, weil ich sowohl das Fokussieren als auch das Alignment im Live Modus der Kamera mache (und nur vorher einmal grob mit dem Telrad ausrichte).</li>
</ul>
Sonstige Besonderheiten:
<ul>
<li>Nach dem Einschalten ist die Mount per default nicht im Trackingmodus</li>
<li>Das Höhenlimit ist seltsamerweise nicht mit 90Grad voreinstellt, da wundert man sich zunächst, warum z.B. Cappela (im Januar) nicht für das Alignment vorgeschlagen wird. Das kann man aber schnell ändern. </li>
<li>Manche Sachen sind etwas gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel würde ich den Hibernatemodus (mit dem man die Mount u.a. in die Home Position fahren kann) nicht 'Winterschlaf' sondern 'Ruhezustand' nennen auch wenn die Übersetzung natürlich formal korrekt ist.</li>
</ul>
<b><u>Besonderheiten für IOS</u></b>l:
Unter iOS ist die App derzeit eigentlich nur einsetzbar, wenn man keine weitere App (wie zum
Beispiel SkySafari) verwenden möchte. Dann aber ohne Abstriche. Beim Einsatz von SkySafari gibt es folgede Besonderheiten, die das Hobbyastronomenleben eher schwer machen:
<ul>
<li>Die App und z.B. SkySafari können nicht auf dem gleichen Device laufen (Grund: die SkyWatcher-App muss immer im Vordergrund laufen, wenn sie mit SkySafari kommunizieren soll). Man benötigt also zwei Devices (eines für die SkyWatcher App und eines für SkySafari). Dannverbindet man das Netzwerk des zweiten Device ebenfalls mit dem SkySafari Netzwerk des Wifi-Controllers. Als IP wird aber nicht localhost (wie bei Android) sondern die IP des iOS Geräts (z.B. iPhone) eingegeben. Der Port bleibt 11882. </li>
<li>Die SkySafari App muss immer im Vordergrund laufen, sonst verliert man die Verbindung zum SkySafari (die Verbindung zur Mount bleibt erhalten). Noch ärgerlicher: In diesem Falle kann man SkySafari nicht einfach wieder verbinden, sondern muss jetzt tatsächlich die Verbindung der App mit dem WifiModul trennen, dann wieder verbinden und dann kann man SkySafari erneut connecten. Also faktisch jedesmal, wenn das iPhone in den Schlafmodus fällt, muss man es anschließend trennen und neu Verbinden um dann wieder mit SkySafari arbeiten zu können. Wenigstens scheint die Montierung sich ihre Position zu merken, so dass kein erneutes Alignment erforderlich ist. </li>
<li>Auch lästig: Die IP des Phone wird (zumindest in der Standardeinstellung) vom SkyWatcherWifi-Modul per DHCP dynamisch vergeben. Beim nächsten Anmelden (oder falls die Netzwerkverbindung mal verloren geht) kann es passieren, dass eine neue IP Adresse vergeben wird. Dann muss man diese neue (dynamisch vergebene) IP Adresse erneut in den Einstellungen von SkySafari eingeben (wenn man es denn bemerkt hat und nicht einen sonstigen Netzwerkfehler vermutet). </li>
</ul>
<b><u>Android Version</u></b>l:
<ul>
<li>Mit Android kann SkySafari auf dem selben Gerät laufen und wird dann über localhost (127.0.0.1) mit dem Port 11882 Verbunden. Funktioniert wunderbar. Auch wenn das Tablet in den Schlafmodus fällt oder eine andere App in den Vordergrund kommt, bleibt die SkyWatcher App mit der Mount und SkySafari mit der SkyWatcher App verbunden. </li>
</ul>
<font color="red">Leider: Erheblicher Bug in der Android Version</font id="red">
Ob dieser Bug nur in Verbindung mit der NEQ6-R auftritt weiss ich nicht, immerhin hält die App meine Montierung ja für eine AZEQ6. Allerdings müsste dann ja auch die iOS Version diesen Bug aufweisen, tut sie aber nicht. Jetzt aber im Detail:
In der Android Version kann man nicht nach Osten fahren. Richtig gelesen: man kann nicht nach Osten fahren. Die Taste reagiert, die Montierung aber nicht. Zuerst ist mir das beim Alignment aufgefallen. Da ich gegen Capella alignen wollte und dieser fast im Zenit stand, dachte ich zunächst, die App möchte vielleicht smart sein und verhindern, dass das Teleskop gegen
den Tripod fährt. Aber bei Castor, Beteigeuze und Rigel war es das gleiche.
Nachdem ich mehrmals hin- und herprobiert habe, zwischendurch wieder das iPhone verwendet habe, mich gewundert habe, dann wieder zurück zum Android gegangen bin und alle möglichen Einstellungen ausprobiert habe, stellt sich der Fehler wie folgt dar :
<ul>
<li>Nach Osten fahren geht nur, wenn das Tracking ausgeschaltet ist. </li>
<li>Ist das Tracking eingeschaltet (egal ob siderisch, lunar oder solar) dann kann man nicht nach Osten fahren. Man hört (und sieht an der Anzeige), dass der Trackingmodus kurz beendet wird (so wie das auch bei den anderen Richtungen der Fall ist) aber bewegen tut sich die Mount nicht.</li>
<li>Klickt man auf die Tasten Nordost oder Südost, dann fährt die Montierung (im Trackingmodus) nur nach Norden oder Süden, aber nicht (anteilig) nach Osten. </li>
<li>Klickt man auf die Tasten Nordost oder Südost wenn das Tracking ausgeschaltet ist, dann fährt die Mount brav noch Nordost oder Südost. </li>
</ul>
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie dieser Fehler durch die Qualitätskontrolle gegangen ist und vor allem, dass er noch niemandem aufgefallen ist. Immerhin macht dieser Fehler die App nahezu unbrauchbar, es sei denn man möchte statt {x} Grad nach Osten lieber 360 minus {x} Grad nach Westen fahren.
Vielleicht liegt es ja speziell an der Kombination meiner Mount NEQ6-R mit der SkyWatcher-App, zumal die Mount ja fälschlich als AZEQ6 erkannt wird. Dennoch stellt sich dann für mich die Frage, warum es mit der iOS Version der SkyWatcher App (und natürlich mit der Handbox) fehlerfrei funktioniert. Auch dort wird die Mount als AZEQ6 erkannt. Spaßeshalber habe ich die (Android) App auch mal auf AZ Modus geschaltet, aber auch da funktioniert (nur) die Richtung 'Osten' nicht.
Fazit:
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Unter iOS kann man die App gut verwenden, wenn man nicht zugleich auch SkySafari o.ä.
arbeiten will. Dann ist sie m.E. ein perfekter Ersatz für die Handbox.
Will man aber zusätzlich SkySafari verwenden (und das will ich, um Ausschnitt und Lage der Kamera schneller zu bestimmen) macht es schnell keinen Spaß mehr. Selbst wenn man zwei iOS Geräte hat und beide mit sich rumschleppen möchte, ist das Zusammenspiel (siehe oben) so ungünstig, dass ich es nicht für praxistauglich halte. Spätestens beim 5. Trennen, Verbinden und anschließendem Connecten mit SkySafari hatte ich eigentlich genug.
Unter Andriod kann die App all Ihre Vorteile mit SkySafari ausspielen, aber der Bug, dass sich die Montierung während des Trackings (und das heißt eigentlich immer) nicht nach Osten drehen lässt, macht sie (derzeit) unbrauchbar. Wenn es da eine gepatchte Version der App gibt, werde ich sofort umsteigen, solange bleibe ich (leider) noch beim Handcontroller und ärgere mich mit den zusätzlichen Kabeln und der Halterung herum.