Hallo zusammen,
ich möchte euch heute mein neues Gerät vorstellen und anschließend über das First Light berichten.
<b>Vorstellung des Sky-Watcher Explorer 130PDS auf AZ4</b>
Ende des letzten Jahres habe ich hier in Forum nach euren Zweitgeräten gefragt, weil ich auf der Suche nach einem Schnellspechtelgerät war.
Zunächst war ein f/5-Achromat die Optik meiner Wahl: Kompakte Bauweise, keine Justage, schnell einsatzbereit und leicht zu transportieren. Mit dem Farbfehler würde man dann schon zurechtkommen.
Nach einigen Überlegungen kam ich aber zu dem Entschluss, dass ich eher Detailbeobachter als Weitfeldeobachter bin. Der Achromat war ein Rich-Fielder und daher nur bedingt für meine Zwecke geeignet. Wenn ich noch mehr Licht sammeln und höher vergrößern wollte, brauchte ich einen Newton – und so kam es dann auch.
„Gut und günstig“ wäre der Sky-Watcher Explorer 130PS (nicht PDS) mit einer AZ5-Montierung als Komplettset gewesen. Der Tubus ist mit 5“ gut transportabel und die Montierung trägt ihn stabil. Sorgen gemacht hat mir dann aber der 1,25“-Okularauszug. Mit dem Durchmesser hatte ich kein Problem, aber die gesamte Bauweise schien eher mittelmäßig zu sein und erinnerte mich stark an einen billigeren Newton, der mal in meinem Besitz war. Es musste also etwas besseres her, und ich landete beim Sky-Watcher Explorer 130PDS auf der AZ4.
Zur AZ4 – ich hatte zunächst an eine Vixen Porta II gedacht, aber die AZ4 ist deutlich preisgünstiger und dabei mit 7 kg Belastbarkeit wohl auch stabiler, aber dazu gleich mehr.
Noch an dem Tag, an dem ich die Bestellung bei TS aufgab, konnte ich sie dort abholen. Zusammengebaut sieht das Teleskop nun so aus:
Der OAZ des 130PDS ist um Welten besser als der vom 130PS und verfügt auch gleich über eine 1:10-Untersetzung. Das Suchfernrohr habe ich durch einen RDAC-Peilsucher ersetzt, da mir ein Telrad/Rigel zu sperrig schien und ich lieber etwas kleineres wollte.
Weniger Spaß machte mir die Justage des Fangspiegels: Die Justageschrauben sind etwas zu tief in der Fangspiegelhalterung versenkt und man muss schon weit mit dem Sechskantschlüssel nach unten greifen, um so eine Schraube zu erwischen. Bei diesem kleinen Tubus ist das alles andere als angenehem und es dauert unnötig lange – da muss ich mir noch etwas einfallen lassen.
Die Justage vom Hauptspiegel funktioniert hingegen hervorragend gut. Bei meinem 12“-Dobson kann es passieren, dass die Feststellschrauben vom Hauptspiegel die Position des Spiegels nochmal leicht verändern, wenn ich sie anziehe. Die Feststellschrauben werden nämlich in die Spiegelhalterung verschraubt. Beim 130PDS ist das nicht der Fall, hier drücken die Feststellschrauben nur gegen die Hauptspiegelhalterung und beeinflussen somit nicht die Position des Spiegels.
Die AZ4 ist wahlweise mit Alu- oder Edelstahl-Stativ erhältlich. Auch wenn sie mit 8 kg Eigengewicht etwas schwerer ist, habe ich mich für die Edelstahl-Version entschieden. Sie ist eine bombensichere Montierung für kleinere Geräte. Ich kann neben ihr rumhüpfen, dagegenstoßen, mich darauf abstützen – es passiert einfach nichts. Die AZ4 trägt den Tubus hervorragend. Sie besitzt Gradmesser für Azimut und Höhe, und mit dem 5“-Tubus komme ich in den Zenit. Wenn ich kurz vor dem Anstoßen an der Montierung bin, stehe ich genau auf 90° Höhe.
In den englischsprachigen Foren habe ich übrigens mehrere Leute mit einem 6“-Newton auf der AZ4 gesehen, beispielsweise dem Explorer 150PDS. Ich entschied mich bewusst für die 5“-Version, auch wenn ich weiß, dass der Größenunterschied sehr gering ist. Aber es wäre wieder größer und wieder etwas schwerer geworden, was ich vermeiden wollte.
Ebenfalls von TS gekauft habe ich mir dann noch eine Tragetasche für die AZ4 (also Stativ mit Kopf) und den 130PDS. Die angegebenen Innenmaße für die Tasche waren wohl nicht ganz korrekt, denn eigentlich hätte die AZ4 gar nicht komplett reinpassen dürfen. Das tut sie aber, und zwar perfekt – an beiden Enden der Tasche bleiben noch ca. 4 cm übrig. Der Tubus passt auch noch relativ bequem daneben, ich habe mir aber eine weitere Tasche von Lacerta für den Tubus gekauft. Mit etwas Glück passt diese Tasche dann auch in die größere, womit alles ideal verstaut wäre. Falls sie doch nicht mehr reinpasst, trage ich sie eben separat. Da aber noch relativ viel Spielraum in der TS-Tasche übrig ist, bin ich optimistisch. Momentan liegt der Tubus noch eingerollt neben der AZ4:
<b>First Light</b>
Gestern Nacht sollte es bei mir zwischen 20 und 23 Uhr klar werden. Ich packte also alles zusammen, was sehr schnell erledigt war, und machte mich bereit. Auf dem Foto sieht man die genannte Tasche, in der ich die AZ4 und den 130PDS transportiere. Daneben sind zwei Koffer, wobei nur einer davon für Beobachtungen gedacht ist (am anderen befinden sich Ersatzteile und anderes Zubehör).
Hier mein Zubehörkoffer, in dem sich alles für die Beobachtung befindet. Atlas und Sternkarten passen natürlich ebenfalls in den Koffer. Die Okulare sind normalerweise oben und unten eingepackt.
In meiner Gegend war es absolut neblig und ich wusste, dass ich heute etwas weiter fahren musste. Ich packte die Tasche und den Zubehörkoffer gleichzeitig ins Auto, einmal Gehen reicht also. Dann legte ich noch meinen Beobachtungsstuhl rein und ich war fertig für die Abreise – das ging wirklich schnell. Nachdem ich ca. 35 Minuten unterwegs und auf 850 Metern Höhe angelangt war, konnte ich Orion bereits vom Auto aus sehen. Es war absolut nebelfrei und der Himmel war glasklar.
Der Aufbau auf einem Parkplatz war zügig erledigt. Ich öffnete die TS-Tasche, nahm die AZ4 heraus und stellte sie auf. Dann nahm ich den Tubus raus und klemmte ihn an den Montierungsarm. Fertig!
Ich war einige Meter auf einem holprigen, dreckigen Feldweg unterwegs, falls hier die Bezeichnung „Weg“ überhaupt noch zulässig ist. [}:)] Trotzdem hat die Justage den Transport gut überstanden. Ich musste nur minimal nachjustieren, was wegen der oben genannten Fangspiegel-Problematik aber etwas fummlig war.
Als erstes Objekt stellte ich M42 ein und ich fing mit dem 14-mm-Okular (82°) an. Das ist eigentlich mein Arbeitstier für Deep Sky, am 12“-Dobson ergibt das eine Vergrößerung von 107-fach. Bei der kurzen Brennweite des 5“-Newtons von 650 mm landete ich aber bei nur 46-facher Vergrößerung. Auf jeden Fall interessant, wie schnell aus einem Deep-Sky-Arbeitstier ein Weitfeld-Übersichtsokular wird. [:)] Trotzdem war das Trapez im Orionnebel bereits einwandfrei zu identifizieren und aufzulösen. Auch feinere Nebelstrukturen bei 97-fach waren kein Problem. Da passte wirklich alles. Das Seeing, die Transparenz und scheinbar auch die optische Leistung des Teleskops.
Ein so großes Gesichtsfeld rief sehr schnell M45, die Plejaden, auf den Plan. Das 24-mm-Okular ergab 27-fache Vergrößerung und ein Gesichtsfeld von 2,5°, womit die Plejaden wirklich schön unzusehen sind. Hier zeigte sich eine saubere Sternabbildung, die mich in Sachen Justage und Optik sehr zufriedenstellten.
Übrigens sind die Nachführeigenschaften der AZ4 besser als gedacht. Im Azimut kann man sehr, sehr weich nachführen und in der Höhe eigentlich auch, aber hier ist das Losbrechmoment etwas höher und es kann beim ersten mal passieren, dass man etwas mehr Kraft aufwenden muss. Stellt man die Leichtgängigkeit der Nachführung aber etwas lockerer, hält sich dieses Problem in Grenzen.
Auch NGC 1981 bei M42 war sehr deutlich mit seinen hellen Sternen vor dem dunklen Himmelshintergrund zu erkennnen. Die Anzahl und Verteilung der hellen Sterne erinnerten mich ein wenig an die Plejaden.
Anschließend war NGC 1444 dran, ein offener Sternhaufen im Perseus mit 6,6 mag. Er zeigte sich eigentlich wie erwartet, nur waren aufgrund der hervorragenden Transparenz in der Milchstraßengegend so viele Sterne zu sehen, dass der Sternhaufen ein wenig unterzugehen drohte. Die Wucht dieser unzähligen, fast nadelfeinen Sterne war schon gewaltig. Ebenso wie bei NGC 1674 im Stier, in dessen Umfeld sich verblüffend viele orange/rötliche Sterne befanden.
Zwischendurch hatte ich mich kurz am Flammennebel NGC 2024 versucht, welchen ich aber nicht erkennen konnte. Das könnte auf meine relativ schlechte Dunkeladaption zu diesem Zeitpunkt zurückzuführen sein, denn wie auf dem Foto oben erkennbar ist, waren die Dorflichter im Hintergrund. Bei den Sternhaufen störte das nicht, aber hier könnte es mir zum Verhängnis geworden sein.
Eigentlich wollte ich danach noch einen kleinen Galaxientest an z. B. M101 oder M108 machen, aber innerhalb von 5 Minuten war der Himmel wolkig und meine Umgebung neblig. Es war kurz vor 23 Uhr und die Zeit war schnell vergangen, also packte ich alles in 2 Minuten zusammen und trat den Heimweg an.
Zuhause angekommen bemerkte ich dann, dass ich dummerweise meinen Beobachtungsstuhl stehen gelassen habe. [8)]
Morgen wird es vorraussichtlich die ganze Nacht lang klar, sodass ich wahrscheinlich eine Gelegenheit für den Galaxientest bekommen werde. M31, M33 und M101 werde ich mir dann auf jeden Fall vornehmen, ich bin nämlich gespannt, wie sie im 5“-Newton aussehen.
Ich bin bisher sowohl mit dem Teleskop als auch mit der Montierung sehr zufrieden und wünsche euch noch einen schönen Sonntag und CS!
Viele Grüße
Dominik