Hallo Freunde,
ich möchte heute mal über meine Erlebnisse bei einem 4-Tage Astro-Urlaub in der Rhön berichten.
Es haben sich ja schon eine Woche vorher ein paar Goldene Oktobertage angekündigt und das blieb auch so bis es soweit war. Ich hatte in der Woche sowieso Urlaub und ich wollte schon länger mal über einige Tage in die Rhön. Bisher waren es ja sehr anstrengende Über-Nacht Touren.
Also spontan bei einer Pension (zu der mir mal von einem Astrofreund geraten wurde) angerufen. Glück gehabt, ein Zimmer war frei. Geraffel (8" Newton, HEQ-5, etc. pp.) war schon am Freitag im Auto. Der Rest wurde am Samstag eingepackt - das Auto war randvoll - und los gings um 16:00 an einem wunderschön blauen, warmen Tag. Die Fahrt war super entspannt die A66 'gen Fulda an Indian-Summer Landschaften vorbei.
Angekommen bin ich gegen 18:00 in einer kleinen Siedlung unterhalb der Wasserkuppe. Schnell die Sporttasche (das einzige Nichtastrozeugs) und Moonboots (war ja warm) ins Zimmer getragen und dann um ein Vesper in
einem benachbarten Hotel/Gaststätte gekümmert. Die hatten dort einen lecker "Strammer Max". Dann gesättigt ins Auto und rauf auf die Hohe Rhön. Wasserkuppe selbst war nicht die Wahl, mein Ort war 15 Fahrminuten weiter auf ca. 800m Höhe, ein Wanderparkplatz auf der Hohen Rhön.
<i>irgedwo dort hinten</i>
Dann mache ich mal nach Tagen geordnet weiter, es wird lang! - also...
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14.10.2017 (ab Samstagabend) - erste Nacht
Ab 20:15 war ich fertig. Der Himmel sehr klar, schon dunkel. Recht winstill, aber anscheinend sehr feucht, es überzog sich schon gleich das Autodach mit Tau. Das sollte noch in Arbeit ausarten. Den Himmel hab ich an Perseus auf 6,2mag beurteilt (indirekt aufblitzend). Mittelmäßig für die Rhön. In der Rhön ist es aber rundherum sehr dunkel, nicht die übliche Horizontbeleuchtung in gelb/orange.
Zunächst hab ich horizontnahe Standardkerzen im Wassermann abgefahren. Letzte Beobachtung im Feld war ja im Mai (ITV). Seit dem nix, also erst mal die Sommersachen.
M2 der riesige KS im Wassermann: groß, hell, Einzelsterne sichtbar
NGC 7009 Saturnnebel: recht hell, also bis 300x hochgetrieben, oval, mottlig, aber keine Saturnringe.
Da waren sicher noch andere Schnellspechtel Objekte bei, bis ich dann hoch zu Andromeda - M31 bin. Wollte ja simultan mit Norman zum Vergleich beobachten. Die Ergebnisse dort hab ich ja schon in Norman's M31er Thread gepostet. Noch so viel hier: Ich habe einen KS von Andromeda gesehen! Als Sternchen, aber gesehen den G1 (Globular Cluster)! Bisher war mein weitester KS ja der Intergalactic Tramp im oder über dem Zwilling. Super!
Den zweiten Staubstreifen von Andromeda konnte ich nach etwas Zeit auch ausmachen. Es war grenzwertig, aber ich denke doch - nicht nur eingebildet. D.h. also ich habe tatsächlich hinter dem zweiten Staubstreifen wieder eine gaaanz schwache Aufhellung wahrgenommen. Das Ganze eher beim indirekten Sehen oder Herumschweifen im Feld. Und seltsamerweise eher im 12mm Nagler als im 27mm Panoptic mit höherer AP. Ein Knaller ist M31 in meinem 37mm TSWA. Geht ganz rein bei 2,7 Grad wGF. Aber hier ist nur ein Staubstreifen drin und weniger Struktur. Nur das Gesamtbild ist gut und der schwache Hof ist deutlicher. Selbstredend mit M110 und M32 mit im Bild.
Tolles Gesamtbild! Vermutlich 40-60min blieb ich bei Andromeda. Etwa 30min davon hat die Suche nach G1 gedauert. Ich hatte etwas Schwierigkeiten mit dem richtigen links/rechts rauf/runter trotz parallaktischer Ausrichtung. Aber - geschafft.
Danach wollte ich wieder mal Stefan's Quintett versuchen um den guten Himmel etwas zu stressen. Aber schade, es ist mir wieder nicht gelungen, obwohl ich einen Fotoausdruck mit hatte. Die Sterndarstellung auf diesen Fotos/Karten passt irgendwie nie zum Blick im Okular (war auch ein Problem bei der G1 Suche). Die Sternchengröße im Printout und die Helligkeit im Okular - irgendwie findet man scheinbar simple Muster nicht so leicht im Okular. Nach wieder 20-40min auch mit verschiedenen Okularen, meinte ich mich mehrmals
im Zielfeld befunden zu haben, aber nöö, kein auch nur angedeuteter Galaxienfleck des Fünfers.
Zum Trost, wieder was "Einfaches": die Galaxie 891. Ging gut zu finden im 12er Nagler. Mittlerweile finde ich ihn ruckzuck von gamma AND aus. Etwas schwach aber schöne schlanke Form. Das Staubband ging nach etwas
längerem "Wirken lassen" auch - wieder eher indirekt.
Dann waren noch weitere Objekte im Pegasus, M33 und andere drin aber ich hab kaum noch notiert. Es wurde extrem feucht, die Blätter patschnaß, Tisch stand fast im Wasser (äh,umgekehrt) und die Okus und
Fangspiegel fingen nervtötend oft an zu beschlagen. Ich habe ein 12V Fön mit einem Akku, der maximal einen Betrieb von 30min hat. 20min hab ich verbraten und jeweils mehrmals FS, WW Okulare aufgetaut und angewärmt.
Da sie nie durchgewärmt waren, beschlugen sie nach jeweils kurzer Zeit wieder. Irgendwann gegen 3:00 war ich dann auch entnervt. Mit den Objekten (wie M33) war ich auch nicht mehr zufrieden. Ein Blick zum HS, hmm Staub? Oder Beschlag?
Naja reichte auch für die erste Nacht, hab dann in 30min alles zusammengepackt und...
...in nur 20min war ich im gemütlichen Bett! Ganz neue Erfahrung, sonst steht eine fast 2-stündige Heimfahrt an. Ich kann gar nicht beschreiben mit welcher Wonne ich mich in die Daunendecke gekuschelt habe. Übrigens war es etwas kühl oben mit Jeans und normaler Jacke, aber nicht kalt, vermutlich durch die Feuchtigkeit. 12 Grad zeigte mein Auto-Temperaturmesser an. Leicht angefroren war ich trotzdem, so daß ich mir vornahm - in der nächsten Nacht Kombi und Moonboots mitzunehmen.
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15.10.2017 (ab Sonntagabend) - zweite Nacht
Zunächst aber der Tag: Um 10:00 hab ich mir den Wecker gestellt fürs Frühstück (spätester Show Up Termin).
Ich hab super geschlafen bei herrlicher Bergluft und Ruhe, obwohl ab 9:00 fingen die Flieger an aktiv zu werden - Sonntag! Das Zimmer und Frühstück sind einfach aber alles stimmt. Bei einem super Preis - nur 30 Euro per Nacht+Frühstück. Ich mach sowas ja zum ersten mal zwecks Spechteln. Davor nur Übernachtungen im Zelt bei Teleskoptreffen. So ein Bett und Zimmer ist schon was. Und nach dem Frühstück wieder bis mittag in die Heia. Mittags hab ich wieder im Gasthaus nebenan gegessen, auch recht gut und preiswert und bin dann ein wenig spazieren gegangen bei super Sonne. Hab noch eine gemütliche Bank in der Sonne gefunden und mich da noch mal für ein Weilchen hingelegt. Schön!
So war es sehr schnell auch wieder 18 uhr. Wieder im Gasthof essen wollte ich diesmal nicht. Dachte, ich mach was schlaueres. Im Gasthaus dauerte es gestern nämlich alles etwas länglich und ich musste im Stockdunklen aufbauen. Heute wollte ich in der hellen Dämmerung oben sein. Auf der Fahrt von dort ins Hotel hab ich ein als Pizzeria Imbiss betiteltes Etablissement gesehen und dachte ich hol mir da was. Also gleich ins Auto und hin. In der Lokalität war ich dann etwas ratlos. Es waren tatsächlich Pizzas und Döner angeboten. Ich studierte die Karte und stolperte über ein Baquette bzw. "Sandwich".? Spitze dachte ich, das bestelle ich gleich zum Mitnehmen und esse es oben auf dem Berg nach dem Aufbauen. Zum Tee, den ich mit meinem Camping Kocher zubereite - mit Quellwasser!
Oben angekommen hab ich mich wieder aufgebaut den Tee gekocht (Camping Zubehör). Dann die Alufolie aufgewickelt - mit schon grummelnden Magen. Aber hopsahop etwas schwarz/braunes schaute mich an. Ganz schön
verkokelt das Baguette. Mist! Ich dachte an ein kaltes Baguette mit Butter/Käse/Schinken wie man es am Bahnhof bekommt. Nee - das war ein Döner im Baguettekleid. Gerade davor hab ich Angst, das ist bei mir
immer eine Sauerei. Mist. Aber man hat ja Hunger. Also mal ne möglichst siffreie Ecke gesucht, vorsichtig reingebissen - nee gefährlich - Druck, Majosoße,... Dann nochmal so ne dunkle Kruste abgebrochen und probiert - tatsächlich! Reine Kohle. Tja - das war es mit dem Abendbrot, hab es wütend in die Mülltonne gefeuert.
Als Not-Abendbrot sollte mein Vorrat an Sweeties - Balisto herhalten.
Aber dann ging es ans Beobachten. Heute war es sehr trocken. Aber ein abartig starker Südwestwind! Kein Papierblatt wollte ruhig liegen - trotzdem war es entspannter als mit der Feuchtigkeit. Es konnte
alles auf dem Tisch sein, kein hektisches Verstecken vor der Feuchtigkeit.
Der Himmel schien diesmal aber etwas milchiger zu sein. Die Milchstraße war da aber irgendwie verwaschen und der Himmel wirkte insgesammt aufgehellt gegenüber gestern. Daher hab ich heute eher OS und PNs angefahren.
Ich wollte schon mehrmals Krüger 40 fassen. Ein recht naher Doppelstern bei dem man die Umkreisung in einem halben Menschenleben verfolgen könnte im Kepheus. Leider ist er auch mühsam zu finden. Ich meine ich hatte ihn, ein recht schwacher Stern und trotz Hochvergrößerung gelang mir nicht die Auflösung in zwei
Komponenten. Das Seeing war auch nicht pralle für die anvisierten 1,5". Ich muss sagen, ich hab die Lust an ihm insgesamt verloren. Das war jetzt mein 3. Versuch oder so.
Dann, mehr erfreulich, NGC 40, das OdM September, glaub ich. Der ging gut zu finden und machte auch Spaß.
Meine Aufzeichnung: "Ja, prima. Im Pano27 etwas fuddeliger Stern. Im Nagler12 besser, kleines Bällchen. OIII und 9mm erbsengroß, gleiche Flächenhelligkeit, aber ohne Zentralstern. Ohne OIII besser und mit
Zentralstern. Im 6mm (166x) dann schon kirschgroß, wirkt ringartig aber keine Klammer ( ).
Ein tolles Paar (im Panoptic) im Kepheus ist NGC6939/NGC6946. Beide haben die gleiche Größe, aber eins ist ein feiner OS, das andere eine Galaxie. Toll, ich mag besonders solche kontrastierende Paarungen in einem Okularfeld.
Danach bin ich Richtung Fötusnebel NGC 7008. Der ist dringend zu empfehlen für diejenigen die ihn nicht kennen. Hat richtig Struktur schon in einem 8" Teleskop. Und schon bei 140x recht ordentlich groß. Leider ist er etwas schwieriger zu finden mit einer normalen Karte (ich hab einen Triatlas Ausdruck) und im Übersichtsokular (TSWA 37mm = 27x) nicht auffällig. Filterblinken hilft vielleicht. Man sollte besser gleich ein UHC reinschrauben.
Dann ging es wieder tief runter zum Wassermann/Helix Nebel. In der Rhön bei mäßigen Bedingungen konnte ich ihn trotzdem im Ferngls (7x50) ausmachen. Im Teleskop im 12mm Okular und mit diversen Filtern ist er
deutlich ringförmig mit einem helleren Sektor. Besser ist ein UHC, da sind die feinen Sternchen im/vor dem Nebel sichtbar. Im OIII nicht mehr, der Nebel aber kontrastreicher.
Nach Stunden und gegen Mitternacht war immer noch alles trocken, erstaunlich nach der Wasserorgie gestern. Aber der Fön Akku war eh schon fast leergesaugt, da hätte ich heute dumm in die nasse Röhre geschaut - Schwein gehabt!
Ich habe dann nochmal M31 angefahren, ich wollte doch sehen wie weit ich das M31 Halo bis M110 sehe. Aufgeschrieben habe ich mir: "halbe Strecke zwischen M31 Kern und M110 Rand". Aber M31 selbst war verwaschener als gestern. Mit zweitem Band war nix heute. M33 war auch ganz ärmlich. Klar das Volumen ist da im dunklen Rhön Himmel, aber die 4-5 Spiralarme, bei klarem Himmel recht deutlich in der Rhön, erwiesen
sich als fast nicht machbar.
Ich habe noch viele Objekte aufgeschrieben, die Nacht war recht fruchtbar, aber ich liste das mal nicht hier. Am spannendsten waren die Andromeda Nachbargalaxien paar Grad nördlich von M31: NGC 185 und NGC 147. Erstaunlich groß, fast wie M110 - ich glaube mit nur schwach ausgeprägten Kern. NGC 278 ist deutlich kleiner, aber gut sichtbar und mit klarerem Kern. Nett zu wissen, daß sie zum Andromeda Komplex gehören!
Ich habe auch mal im Sternbild Andromeda die Galaxiengruppe Abell 262 versucht, aber nix identifizieren können. Ach doch - nur einen: NGC 679. Sehr schwach. Wahrscheinlich lag es am wohl leicht milchigen Himmel (den ich natürlich direkt nicht sehen konnte = Vermutung).
Gegen 4:00 hab ich es mir nicht nehmen lassen, auf M42 drauf zu halten. Boah! sag ich nur. Wenn ich das zeichnen müsste, bräuchte ich 2 Stunden oder so. Gewaltig im 2,7 Grad Feld des TSWA und OIII. Das ging richtig weit als Ring rum plus weitere Nebelfetzen außer dem üblichen Flügel Gebilde. Genauso Boah mit UHC und im 9mm Okular. Der Nebel ist immer wieder ein Hammer bei sehr, sehr gutem Himmel. Und dieser war, s.o. leicht milchig. Obwohl ich schau auf: es ist besser geworden. Der Himmel ist viel dunkler. Aber Hunger und Müdigkeit trieben zum Einpacken.
Zurück ging es um 4:30, mit etwas Kohldampf im Bauch. Einschlafen konnte ich trotzdem, vom Frühstück träumend.
<i>Ende Teil 1, Teil 2 kommt gleich...</i>