Hi Leute!
Kurz nach dem HuTT ging ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: Eine Reise nach La Palma. Davon möchte ich Euch ein wenig berichten:
Zunächst einmal möchte ich mich bei Uli und Stefan bedanken, die mir für die Reise ein Fischaugenobjektiv und ein 11x70 Fernglas ausgeborgen haben! Echt super Sache!
Am Dienstag Früh um 3 Uhr morgens ging`s dann mit der Freundin in Richtung Düsseldorf Flughafen. Nach ~4 Stunden Flug erreichten wir La Palma! Schon vom Flugzeug aus bot sich ein
grandioser Anblick! Wir saßen auf der linken Seite und konnten beim Anflug auf den Flughafen die komplette Insel sehen.
Nachdem wir Koffer und Mietwagen abgeholt hatten, ging es direkt in Richtung Hotel in Puerto Naos im Süd-Westen. Eine jetzt schon abenteuerlich anmutende Fahrt durch eine ganze Reihe
von Vegetationszonen inklusive Regenwolken und komplettem Wetterwechsel innerhalb eines Kilometers beim Durchfahren eines Tunnels! Jedoch absolut "Easy machbar" im Vergleich zu den endlosanmutenden Serpentinen und Kurven bei der abendlichen Fahrt hoch zum Roque.
Abendlicher Strand von Puerto Naos
Nach leider nur sehr wenig Schlaf machten wir uns gegen 9 hoch zum Gipfel. Die Fahrt von Puerto Naos zu den Observatorien ist nur 65 Kilometer lang, jedoch dauert sie fast 2 Stunden!
Doch oben angekommen, bot sich ein absolut atemberaubender Anblick! Die Landschaft war noch in helles Mondlicht getaucht und trotzdem war die Milchstraße recht hell zu erkennen:
Kurz vor Monduntergang: Seine Strahlen erreichen noch die Spitzen der östlichen Caldera. Der "Sonnenuntergang" im Tal sind die Lichter von Los Llanos. Das ist auch so ziemlich die einzige Lichtquelle, die ich visuell von diesem Platz aus wahrnehmen konnte.
Die Milchstraße kurz vor Monduntergang. -Besser als auf einigen Beobachtungsplätzen in DE bei Neumond.
Dann hieß es warten in der Kälte. Denn kalt war's wirklich. Dazu kam ein doch sehr kräftiger Wind aus Nord-östlicher Richtung, welcher uns einige Male in der Nacht ins warme
Auto flüchten ließ. Doch dann auf Einmal wurde es dunkel... Und wie dunkel..
Wow... Wahnsinn... Der absolute Kracher! Ich finde dafür sicherlich keine passenden Worte, der Himmel brannte!
Wie auf einen Schlag wurden die Vorhänge vor den Sternen weggezogen! Der Himmelshintergrund war annähernd schwarz. Die Sterne leuchten in einer
Intensität, welche ich bisher nicht kannte.
Zwei dunkle Gestalten beim nächtlichen Fernglasen. Benutzt wurde ein 8x42 Olympus Glas und das 11x70 von Stefan.
(Man muss dazu sagen, dass ich nur ein Stativ, die alte Canon EOS 350D und Uli's FishEye mit f/3.5 zum Bilder machen da hatte. Das sind alles Einzelbilder!)
Wir fingen mit der Andromedagalaxie an. Zunächst nur auf halber Höhe stehend, offenbarten sich in beiden Ferngläsern die Staubbänder.
Mit dem 11x70 war noch viel mehr zu erkennen: NGC224 war als sehr helle Struktur innerhalb der gesichtfeldfüllenden Galaxie erkennbar. Die beiden Begleitgalaxien M32 und M110
leuchten als helle Flecken, die Staubbänder waren (aus der Hand heraus beobachtet!) in einem derart hohen Kontrast sichtbar, wie es selbst der 10" Dobson von zu Hause aus nicht im
Stande ist, zu zeigen.
Immer wieder blicke ich hoch ins Sommerdreieck. Neben einer Fülle von Sternen, die mir Schwierigkeiten bereiten, mich überhaupt orientieren zu können, lag die Milchstraße
wie ausgestanzt am Himmel. Die Dunkelwolken waren schwarz, der Kohlensack als solcher auch wirklich erkennbar.
Hier zwei unangetastete Einzelbilder, out of the Box, welche den visuellen Eindruck zumindest auf meinem Monitor recht gut wiedergeben:
In Richtung Norden begrenzte der Ozean das Sternenfirmament
Das Licht unten rechts habe ich beim Anmachen einer Zigarette produziert[:d]
Ich hatte ständig das Gefühl, dass der Nordhimmel sichtlich dunkler war als der Süden. Zuerst dachte ich an die Lichtverschmutzung von Los Llanos,
erkannte aber später, dass diese Aufhellung der Gegenschein samt umlaufendem Zodiakallichtband war.
Tief im Süden die Lichter der Dörfer, welche zugegenenermaßen auf dem Bild deutlich schlimmer aussehen,
als sie in Wirklichkeit waren. Direkt obendrüber macht sich der Sternenhimmel samt Milchstraße und Zodiakallichtband breit.
Messier 33, die Triangulumgalaxie, war als auffälliges, nebeliges Wölkchen mit dem bloßen Auge erkennbar. Das SQM maß einen Mittelwert von
Rund 21.85mag/arcsec, ein Wert, den ich auch schon in den allerbesten Hunsrücknächten erreicht habe, jedoch deren Qualität aufgrund der
absolut "perversen" Transparenz auf dem Roque sichbar schlechter ist. Ich habe die Grenzgröße nicht bestimmt. Würde rein aus
dem Bauch heraus jedoch >7.5mag sagen. Die Beschreibung von Bortle 1 trifft ziemlich gut das, was man dort oben sehen kann.
Das Milchstraßensurfen war ein absoluter Genuss. Auch wahnsinnig schön haben vor allem meiner Freundin die Plejaden gefallen. Sie
stachen am Himmel natürlich direkt hervor. In beiden Ferngläsern wieder extrem hell.
Die von unten angestrahlten Wolken auf der Nord-Ost-Seite des Roque.
NGC 253 im Sculptor war wie auch dessen helle Nachbarn im Fernglas als längliche Flecken zu erkennen. Cirrus- und Nordamerikanebel
ohne Filter gar kein Thema!
M33 war ebenfalls mit Struktur und mit dem Ansatz der Spirale zu erkennen. Besonders im 11x70. Durch die hohe AP ist hier wirklich das Maximum
herausholbar. Mann.... wie gerne hätte ich jetzt ein Teleskop....
Das 11x70 in Action, darüber Milchstraße und Zodiakallichtband
Gegen halb 4 machten wir uns dann wieder auf die lange und anstrengende Rückfahrt auf, denn erst um kurz vor 6 sollten wir erleichtert im Hotel ankommen und
eine riesige Mütze Schlaf nachholen..
Nach ein paar erholsamen Strandtagen musste ich auch einmal tagsüber hoch auf den Roque fahren.
Also wieder die gefühlten tausend Kurven nach oben düsen! Die erste Zeit fuhren wir von Santa Cruz kommend, durch Wolken und Regen, welcher sich aber
auf ca. 800m in strahlenden Sonnenschein umwandelte. Oben angekommen, war ich schon wieder sprachlos von dieser unwirklich schönen Landschaft:
Der Wächter des Roque
Über den Wolken...
Ich lasse im Folgenden vielleicht einfach mal die Bilder sprechen...:
Unser Beobachtungsplatz im Hellen. Blick nach Süden über die gesamte Insel
Kurz unterhalb des Gipfels in der Nähe der Observatorien
Die Caldera vom Gipfel aus. Ganz links erkennt man die Kuppeln der Sternwarten
Der über 140km entfernte Teide auf Teneriffa. Mit fast 4000m (Vom Meeresgrund aus 7500m!) absolut auffälig vom Roque sichtbar. Da muss ich definitiv auch irgendwann hoch!
Die im Süden liegende Cumbre Vieja. 1971 gab es hier den letzten Vulkanausbruch, welcher einige km^2 neues Land erschuf.
Der "Fingertest", leider keine Protuberanzen zu erkennen.
Ein Panorama vom vorgelagerten Gipfel in Richtung Caldera
Blick in Richtung Los Llanos mit der 50mm Festbrennweite von Canon.
Oben am Gipfel tummelt sich eine ganze Reihe an Observatorien. Angefangen vom riesigen 10.4m Spiegel des Gran Telescopio Canarias (GTC),
hin zu den 17-Meter-MAGIC-Teleskopen (Tscherenkow-Teleskope für Gammastrahlung) über eine Reihe verschiedener Sonnenteleskope wurde
der halbe Gipfel zugepflastert. Ein atemberaubender und für mich erhebender Anblick an diesem schon magischen Ort.
Abends dann, zog es uns wieder in Richtung Tazacorte, um dort abend zu essen.
Wir haben noch eine ganze Reihe weiterer Orte besucht, darunter die Caldera de Taburiente:
Im Hintergrund erkennt man einen Wasserfall aus Wolken, welcher von der nassen Ost-Seite hinüber nach Westen schwappt.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich diese Insel jedem empfehlen kann, der sich für die vielfältige Natur und natürlich
den einmalig guten Sternenhimmel interessiert. So viel auf so wenig Platz habe ich noch nie gesehen. Daher kann
ich ohne mit der Wimper zu zucken behaupten: Ich werde wieder kommen. Und dann mit richtigem Teleskop. Das steht fest!
So long, ich hoffe ich hab Euch mit den Eindrücken nicht gelangweilt und ihr könnt dem Bericht ein wenig das entnehmen, was mir
zu dieser Zeit durch den Kopf gegeistert ist.
Viele Grüße und CS vom immer noch schwer beeindruckten
Nils