Hallo zusammen,
Ferngläser sind schon fast ein Teil des Alltages, sie erfreuen nicht nur beim Blick zum Mond und Milchstrasse, sondern praktisch bei jedem Ausflug, beim Beobachten vom Raubvogel im Park oder eines im Hafen einlaufenden Schiffes.
Um so schwieriger ist es ein Glas zu finden, das alles möglichst gut abdeckt, mir ist die bisher nicht gelungen und ich möchte ein paar subjektive Eindrücke von meiner Suche weitergeben.
Hier die 6 Teilnehmer des Vergleichs:
1. Leica Trinovid 8x20, mit 235 g ein immer dabei Glas, 110 m Gesichtsfeld
2. Zeiss Dialyt 7x42, Baujahr~ 2000, 150 m Gesichtsfeld, 800 g
3. Marox 8x32, Baujahr ~1960, dieses Glas aus deutscher Produktion, ein Erbstück, ~125 m Gesichtsfeld, sehr schlanke handliche Bauform dank damals ungewöhnliche Prismen
4. Canon IS 10x42 ED, mit Bildstabilisator, 114 m Gesichtsfeld bei ~1100 g
letzten Monat kamen fast zeitgleich dazu:
5. Celestron Granite 7x33 ED, 600 g, 159 m Gesichtsfeld
6. Zeiss Victory Pocket 8x25, ebenfalls 'immer dabei Glas' mit 290 g, 130 m Gesichtsfeld,
Wie kam es dazu?
Mit dem Celestron 7x33 ED hatte ich schon seit längerer Zeit geliebäugelt (Armin, danke für ein Hinweis) , da es von allen Qualitätsgläsern wohl das größte Gesichtsfeld besitzt. Kaum hatte ich es bekommen, ergab sich die Gelegenheit durch das brandneue Zeiss Victory Pocket zu blicken, und es war sofort klar, dass das Trinovid dem kaum größeren Zeiss als 'immer dabei Glas' weichen muss. Hier nun meine Eindrücke, sie basieren auf Frei-Hand-Beoabachtung, ich benutze Ferngläser praktisch ausschließlich ohne Stativ.
Beim Kontrast und Brillianz können die beiden älteren Gläser, das Marox 8x32 und das Zeiss Dialyt 7x42 nicht mithalten, der Unterschied fällt aber nur beim direkten Vergleich mit den neuen Gläsern und bei kontrastreichen Motiven auf. Besonders deutlich sieht man den Unterschied wenn man dunkle Objekte beobachtet, z.B. wenn die tiefstehende Sonne nicht sehr weit vom Gesichtsfeld steht. Vermutlich besitzen die neuen Gläsern effektivere Blenden und bessere Vergütungen. Möglich wäre auch, dass es sich bei meinen Gläsern nur um individuelle Schwächen handelt.
Unter einem dunklen Landhimmel (z.B. Schildwolke im Adler mit M11) nehmen sich das Zeiss 8x25, Marox 8x32, das Granite 7x33, sowie das Zeiss 7x42 nicht sehr viel, am auffälligsten sind die unterschiedlichen Gesichtsfelder (das Trinovid mit 110 m bei 8x fällt hier stark ab). Das Granite 7x33 hat leider die stärkste Randunschärfe, doch noch nicht störend, hier ist das Zeiss Dialyt sichtbar besser, auch wirkt das Gesichtsfeld kaum kleiner. In der Bildmitte sehe ich keine nennenwerten Unterschiede, allerdings sind die ED Gläser frei von jeden Farbsäumen. Das Bild des Granite ist natürgemäß etwas dunkler als das des Dialyts doch empfinde ich dies kaum als Nachteil. Tagsüber wirkt das Bild des Granites etwas wärmer als das des Victorys und des Canons.
Am Himmel und auch sonst spielt das Canon IS 10x42 mit Bildstabilisator in einer ganz anderen Liga. Sobald man den Bildstabilisator einschalten sieht man viel schwächere Sterne und auch Strukturen, die man vorher nie war genommen hat. Wenn man den Namen eines Schiffes lesen will, dann merkt man plötzlich wie erheblich der Detailverlust bei Frei-Hand-Beobachtung ist. Dies lässt sich grob abschätzen:
( https://www.cloudynights.com/t…on-detectable-resolution/)
danach ergibt sich die effektive Vergrößerung zu Veff= V/(1+0.05V) für 7, 8, 10 facher Vergrößerung also nur 5,1 fach, 5,7 bzw. 6,7 fach. Ein 10x Glas mit Bildstabilisator besitzt danach gegenüber einem 7x Glas aus freier Hand eine fast doppelte effektive Vergrößerung, der Schritt von 7x auf 10 x ist deutlich kleiner als der Wechsel bei 10x zwischen mit/ohne Bildstabilisator. Dies es deckt sich mit meinen Eindrücken.
Mein Fazit, dank des Bildstabilisators zeigt das Canon viel mehr Details als jedes andere Glas, auch bei der Randschärfe liegt es vorne, leider ist es halt sehr schwer und klobig. Für Vogelbeobachtung und vieles andere ist es das optimale Glas. Mit dem Victory 8x25 Pocket ist Zeiss das Kunststück gelungen ein extrem kompaktes, leichtes, vollwertiges, optisch hervorragendes Glas zu schaffen. Wenn Zeiss auch noch ein 6x25 mit entsprechend größerem Gesichtsfeld auf den Markt brächte, fände ich das perfekt, dann würde ich mich nicht nur von dem Dialyt sondern auch dem Granite trennen. Leica legt momentan die Trinovid Serie (7x35- 10x40) mit neuen Gläser und Zutaten auf, vielleicht kommt ja auch einen moderne Version des legendären 6x24 Glases mit 210 m / 11 Grad Gesichtsfeld! Beides reichlich unwahrscheinlich, der Markt für hochwertige Gläser mit geringer Vergrößerung und dementsprechend großem Gesichtsfeld scheint sehr klein zu sein. So bleiben neue Versuchungen erspart nachdem ich gerade ein gute Kombination gefunden habe. [:)]
Viel Spaß bei Lesen,
Beste Grüße
Thomas
Nachtrag:
Inzwischen habe ich zum Vergleich durch ein zweites Zeiss Dialyt blicken können, dessen Kontrast dem des Granite und des Victory Pocket sehr ähnglich ist. Ausführlicheres weiter unten in dem Einzelbericht über das Dialyt