Vorm Schlafengehen gabs einen Mondspaziergang, und etwas Saturn, zusammen mit meiner Tochter und ihrem Teleskop. Einem 60/700 Refraktor, den ich mit mehr Glück als Sachverstand aus einem feinen Japanobjektiv, einem Zenithspiegel, Restholz, PVC-Rohr und Moosgummi zusammengeschoben und geschraubt habe. Es ist montiert auf einem Tisch-/Schneidersitzstativ, alles simpelst gehalten, ich muss aber sagen, dass mir die Innenschwärzung ganz gut gelungen ist. Immerhin, Mond und Saturn zeigen sich fein und scharf bei 28x und 70x. Dies war der Auftakt.
Draussen auf der Wiese.
Da hockt er wieder, der Nachtschwärmer.
So etwas mögen sich meine Schafe gedacht haben, gedankenverloren um mich herumgrasend.
Das SQM zeigt mir mitternachts um 21,59mag an, bei um die 15°C. Eine einzige Windböe bemerke ich und erhoffe mir, dass sie den Tau wegbläst.
Der ist heute nur auf den Sternkarten zu bemerken, während alle Glasoberflächen blitzeblank bleiben. Vielleicht haben sie noch Restwärme von meiner verzweifelten Rumwischerei in der Nacht davor.
Nur schnell doch nochmal Messier 30 versuchen, irgendwann muss es doch klappen. Den finde ich dann auch. Trotzdem ein 8er Kantholz, der Pfosten der Streulichtplane, hochkant vor meiner 8"-Öffnung steht und meine Aufsuchsterne teilweise noch hinter den Blättern einer Birke verborgen liegen.
Streulicht oder Abstriche in der Auflösung, man kann nicht alles haben.
Überhaupt zeigt es sich, dass das gestrige Üben in der Dunstsuppe doch etwas gebracht hat. Ich finde mich einfacher zurecht, weiss, wo ich suchen muss.
Dies auch gerade später, höher Richtung Zenith, wo ich immer schnell die Orientierung im Sternengewirr einbüße.
Vor dem Schwenk zum zweiten geplanten Messierobjekt des Abends geht es nocheinmal zurück zu den gestrigen beiden, Messier 72 und 73. Dort findet sich auch schnell der Saturnnebel, ein Planetary, NGC 7009. Der OIII Filter verstärkt ein wenig, jedoch lassen sich abseits der kompakten Form keine Details erkennen.
Generell ergibt sich der Eindruck, dass neben den besseren Bedingungen heute vor allem der Einsatz der Barlow eine Menge bringt. Teilweise gehe ich bis 300x, meist bewegt sich die Vergrößerung zwischen 100x und 200x.
Zeit wirds, Richtung Großer Wagen zu schieben. M 106 lässt Deepspacefeeling wach werden und erinnert an eine ausgesprochene Galaxiennacht früher im Jahr, vielleicht die beste Rundtour bisher.
Details sind nicht drin, zu tief steht die ausgiebig betrachtete Galaxie gegen 00:30 Uhr bereits im Neustrelitzer Lichtglöckchen. In meinen Notizen steht als beste Zeit 22:30 Uhr. Kurze Probe an M 101 -Nichts zu sehen. Nichts.
NGC 6543, da fällt es mir auf, das ist ja rückwärts 3456 und damit leicht zu merken, ist der Katzenaugennebel. Heute finde ich auch ihn, verliere ihn, finde ihn dann wieder. OIII bringt etwas, wobei auch der nur als Fleck erscheint, der sich aber schön hoch vergrößern lässt.
NGC 6826, das ging nicht ohne nachzuschauen, ist der Blinking Planetary. Ging ebenfalls im OIII, bei der hohen Vergrößerung zeigt er sich aber nicht mehr blinkend und der Zentralstern ist voll überstrahlt vom Nebel. Ich spare mir das Umschrauben und so bleibt es diesmal bei diesem Eindruck.
Zum Abschluss fiel mir Messier 71 ein, dem noch eine gebührende Betrachtung gewidmet wurde. Sauber erkennbar, ein gleichschenkliges Dreieck mit leicht nach aussen gewölbten Seiten als samtiges Zentrum. Der Vergleich mit den Kommunikatorabzeichen der Enterprisecrew fällt mir ein, man verzeihe mir den kleinen Nerd-Rückfall.
Ein kleines Zwischenresumee bezüglich der Tuningmaßnahmen: Beobachter- und/oder Tubusseeing ist im Prinzip fast ein Fremdwort dank Veloursauskleidung, Moos(tz)-Gummi aussen und Streulichtröhre vorne.
Feintuning mit Gewichtsmagneten und verbesserter Lagerung sind ein Traum beim Nachführen.
Eine Veloursblende erlaubt mir beidäugig offenes Beobachten bei vielen helleren Objekten.
CS,
Henning