Hallo zusammen,
hier mal ein kurzer Beobachtungsbericht von der gestrigen Totalen Sonnenfinsternis. Kaum zu glauben, dass es zu dem Thema noch gar keinen Thread gibt (hoffe ich habe nichts übersehen).
Bin gerade hier in Oregon, wo es klimastatistisch gesehen am besten sein sollte. War an einen Standort namens "Total Eclipse Camping" etwa 20 Meilen nördlich eines kleinen Dorfs namens Mitchell. Das ist ein abgemähtes Weizenfeld in der Mitte von nirgendwo, das die Farmer für den Sonnenfinsternis-Tourismus zur Verfügung gestellt haben.
Sonntagabend wurde es plötzlich wolkig. Meteoblue hat das so vorhergesagt und auch vorhergesagt, dass es am Montag wieder sonnig werden sollte. Dennoch bekommt man da ein ungutes Gefühl...
Gegen 1:30 nachts wurde ich plötzlich von Verkehrslärm geweckt. Habe dann darüber gegrübelt, ob die Leute die Gegend verlassen wollten und einen Standort mit besserem Himmel aufsuchen wollten, oder ob Leute von weit weg mitten in der Nacht auf Nebenstraßen herkommen.
Irgendwann bin ich dann doch aus dem Zelt gekrochen und habe klaren Himmel gesehen. Es war so dunkel, dass ich sofort das Zodiakalband quer über den Himmel sehen konnte. Konnte mich als beruhigt wieder ins Zelt legen. Hier könnte man mal mit Dobson-Teleskop hinkommen.
Am Morgen war eine stationäre Wolkendecke im Südwesten, ansonsten nur dünne Cirrus-Wolken am Himmel, die nicht weiter stören sollten.
Meine bisher einzige Totale Sonnenfinsternis war die in 1999, die ich nördlich von Ulm für etwa 30 Sekunden beobachten konnte, bevor ich schnell meine Regenjacke übers Teleskop hängen musste...
Die Bedingungen hier im zentralen Oregon waren viel besser. Sehr beeindruckend fand ich schon in den letzen 15 Minuten vor der Totalität, dass die Landschaft immer dunkler wurde und die Schatten extrem kontrastreich wirkten wegen der dünnen Sonnensichel. Es wurde dann merklich kühler, etwa 5 Minuten vor der Totalität habe ich im Poloshirt gefroren, obwohl ich vorher noch geschwitzt hatte..
Ich hatte den Plan, die Sonnenfinsternis zu fotografieren und zu beobachten. Dank der Software Eclipse Orchestrator, die die DSLR-Kamera per Skript übers Laptop steuert, ist das möglich und hat wunderbar funktioniert. So habe ich etwa 15 Minuten vor der Totalität das Programm gestartet und konnte mich danach ganz der visuellen Beobachtung widmen.
Etwa 15 Sekunden vor Totalität fielen mir auf meiner Isomatte, die dem Laptop Schatten spenden sollte, die Fliegenden Schatten auf. Kleine Streifenmuster, die schnell über die Isomatte entlang flimmerten.
Die Korona sah sehr beeindruckend aus mit langen Streamern auf beiden äquatornahen Seiten und kurzen schmalen Streifen von den Polen weg.
Beobachtet habe ich anfangs mit bloßen Augen und dann mit 8x56 Feldstecher. Bei indirektem Sehen waren die Streamer so ausgedehnt, dass sie auf beiden Seiten der Sonne (also als Durchmesser) etwa so lang wie der Gesichtsfelddurchmesser des Feldstechers waren. Links unten (etwa 7-8 Uhr Position) fiel mir eine Struktur in der Korona auf, die gekrümmt war.
Ich habe während der 2 Minuten auch versucht, das mit Bleistift zu skizzieren. Wenn es mir noch gelingt, das ordentlich auszuarbeiten, werde ich es später mal hochladen, wenn ich daheim am Scanner bin.
Ich hätte gerne noch eine halbe Stunde lang die Korona weiterbeobachtet...
Hier sind ein paar Fotos, aufgenommen mit Canon EOS 70D an TS Photoline 60/330 mit Flattener, auf Skywatcher StarAdventurer-Montierung auf Carbonstativ. Jeweils ISO 200, Weißabgleich sonnig, keine Bearbeitung außer der Konversion von Raw in jpg. Belichtungszeiten 1/800 sek, 1/30 sek, 1/4 sek. Insgesamt habe ich noch viel mehr Fotos gemacht, die muss ich später mal stacken bzw. ein HDR-Komposit machen, wenn ich irgendwann Zeit habe.
Clear skies
Robin