Hallo Fernglasfreunde,
Ich habe mir einen schon länger gehegten Traum erfüllt und mir ein hochwertiges Kompakt- bzw. Taschenfernglas zugelegt. Das Leica Ultravid 8x20.
Hier ist es:
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Ich denke jedem hier im Forum ist klar, dass bei einem Glas mit 20mm Öffnung und einer AP von 2,5mm Astronomie nicht im Vordergrund steht. Das ist auch vollkommen richtig. Aber ich glaube, dass dieses Glas für viele Leser hier im Forum sehr interessant ist. Denn der Gebrauchswert dieser kleinen, handlichen Gläser wird oftmals stark unterschätzt.
Ich habe mir das Glas angeschafft um es bei den täglichen Spaziergängen mit dem Hund dabei zu haben. Ich wohne direkt neben einem großen Naturschutzgebiet und habe seit geraumer Zeit beim Ausgehen immer mein 30 Jahre altes 8x20 Taschenfernglas der Marke Prismatic dabei, mit dem ich immer wieder schöne und interessante Dinge wie Wild oder Vögel beobachten kann. Ein größeres Glas mitzunehmen wäre mir zu hinderlich, so habe ich in den letzten zwei Jahren mein 8x40 nur zwei oder drei mal dabei gehabt. In dieser Zeit ist das alte, kleine 8x20 mein mit großem Abstand meistgenutztes Glas geworden. Verglichen damit sehen das 8x30, 8x40 und das 20x80 kaum Licht. Aber leider leidet das Prismatic unter Randunschärfe, massiven Streulichtproblemen und ich kann mit Brille nur einen Bruchteil des Feldes überblicken.
Somit lag es nahe, dieses alte, aber viel genutzte Glas durch ein neues, hochwertiges zu ersetzen.
Ich habe mich eine ganze Zeit lang mit dem Thema beschäftigt und einige Alternativen in Betracht gezogen. Das Pflichtenheft umfasste folgende Punkte:
Sehr gute optische Qualität, möglichst randscharf.
Minimales Streulicht.
Mit Brille komplett überschaubares Gesichtsfeld von nicht weniger als 110/1000m.
Geringes Packmaß.
Gute Verarbeitung.
Wasserdichtigkeit.
Ich hatte Gelegenheit ein paar aktuelle Gläser mit dem Ultravid zu vergleichen, unter anderem das Leica Trinovid (deutlich unschärfer am Rand), das Zeiss Victory 8x20 (seltsamer Klappmechanismus und deutlich größer, dafür mit 120m größeres Gesichtsfeld) und Kompaktgläser von Steiner, Bauer, Pentax und Eschenbach. Die hatten alle entweder ein deutlich schlechteres Bild, waren deutlich größer oder lagen schlechter in der Hand. OK, sie sind meist auch wesentlich günstiger, aber mir wurde mit der Zeit klar, dass ich bei der optischen Qualität keine Abstriche machen wollte. Ich hätte gern noch ein Svarowski Pocket 8x20 verglichen, aber das ist nicht mehr lieferbar. Ein Nikon 8x20 HG-L DCF WP habe ich nicht mehr in die Hand bekommen, ich hatte mich mittlerweile für das Leica entschieden.
So ist es das gummierte Leica Ultravid 8x20 BR geworden. Die belderten Varianten BL, Colorline und Silverline sind mir zu teuer und zu empfindlich, da das Glas bei mir mit Sicherheit auch mal nass werden und Salzwasser abbekommen wird.
Das Glas ist einfach eine Freude. Es liegt sehr gut in der Hand, auch weil es für die Größe überraschend schwer ist. Die Abbildung ist bis auf den äußersten Rand sehr scharf, aber auch dann fällt die Schärfe nicht stark ab. Kaum Streulicht, auch wenn man einen dunklen Waldrand unmittelbar unter der tief stehenden Sonne beobachtet. Sehr gutes Einblickverhalten ohne Brille, gut mit Brille. Der Einblick verträgt eine überraschend große Toleranz beim Augenabstand, bei Gläsern mit 2,5mm AP oft ein Problem. Das Gesichtsfeld ist mit Brille sehr gut zu überschauen, aber da gibt es etwas Reflexe bei hellem Licht von hinten, vor allem wenn man die Sonne im Rücken hat. Die entstehen teils an der Brille, teils an der Austrittslinse des Okulars. Wenn man die Brille abnimmt und die Augenmuscheln auszieht, sind sie weg. Die Muscheln werden wie gesagt raus gezogen und rasten in der Endposition ein. Diese Endposition ist für mich optimal bemessen.
Der Dioptrienausgleich geschieht über einen Druckknopf unter der Mittelbrücke und den normalen Fokussierknopf. Erst etwas ungewohnt, klappt dann aber sehr gut. Mit meinen -5,5 Dioptrien links bin ich ohne Brille aber am Ende des Fokussierbereichs. Schlechter dürfen meine Augen nicht mehr werden.
Ich bin bislang sehr zufrieden mit dem Glas. Zum Thema Astro werde ich noch den Jupiter und den Mond beobachten und hier berichten. Für Deepsky wird das Glas weniger geeignet sein. Ich habe es in einer kleinen, schlanken Gürteltasche dabei. Die originale Tasche ist mir zu groß, da sie anscheinend auch für die etwas größeren Taschengläser von Leica zugeschnitten ist. Und den breiten, gepolsterten Trageriemen habe ich durch ein Brillenband ersetzt, das für dieses kleine Glas völlig ausreicht. Deshalb auf dem Bild auch die etwas rustikalen Kabelbinder an den Seiten.[:D]
Ich habe einen neuen ständigen Begleiter auf den Spaziergängen mit meinem Astrohund Luna. Zu den Teleskoptreffen wird mich das Glas mit Sicherheit ebenfalls begleiten. So ein Immerdabeiglas ist ein feine Sache, aber nur dann wenn es auch tatsächlich klein und leicht genug ist. Und das ist beim 8x20 auf jeden Fall der Fall.
Mich würde interessieren, ob noch andere Astros solche Kompaktgläser nutzen, wofür und wie oft. Ich denke, dass man mit diesen kleinen Ferngläsern viel Spaß haben kann. Unter Umständen mehr als mit größeren und besseren Gläsern, die man aber aufgrund ihres Gewichts nicht immer dabei hat.
Bis dann:
Marcus