M13 und erste Flats

  • Ich habe mich gestern das erste mal an einem Kugelsternhaufen und Flatframes versucht.
    Hier mein Ergebnis:

    Hier in größer.

    Ich bin schon etwas überrascht das das Bild trotz so extremem Crop noch so scharf ist. [:D]


    Nikon D3300
    Samyang 85mm 1.4 bei f/5.6
    ISO 800
    30x30"
    10 Darks
    10 Flats
    10 Bias


    Die Lights sind nur 30 Sekunden lang, da sonst der Kern ausgebrannt wäre.


    Für interessierte ist hier die Fits Datei:
    https://www.mediafire.com/?4k8hq27jn4iisy2


    Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge sind gern gesehen.


    Lg Alex

  • Hi Alex, falls deine Montierung es zulässt hättest du mit der ISO auf 400 runter gehen können und dafür 1 Minute belichten.


    Was hast du betreffend Bildbearbeitung bis jetzt an dem Bild unternommen? Ich finde du hast ein sehr starkes Rauschen drinnen.

  • Hallo Alex,


    ich kann mich dem Vorredner nur anschließen, mit der D3300 kannst Du bei niedriger ISO länger draufhalten, und die Dynamik der 3300 viel besser ausnutzen.


    Womit stackst Du,mit DSS ?
    Du kannst bei Deiner Kamera auf die Bias Aufnahmen verzichten, die Nikon3300 setzt die Hälfte der Werte eh auf Null. Und die andere Hälfte erhöht nur das statistische Rauschen.
    Geh mal spasseshalber in die gleiche Rechnung nur mit Lights und Flats und vergleiche mal. (an alle nicht D3300 Benutzer: das gilt nicht für Canons und oder andere)


    Gruß
    Norbert

  • Hallo Alex,


    gratuliere - das hat sich doch mal gelohnt! [:)]


    Wie meine Vorredner schon sagten, kannst du trotzdem länger belichten, ohne dass etwas ausbrennt. Die Faustregel ist: ISO halbieren und du kannst die Belichtungszeit verdoppeln. Hier also 1 Minute bei ISO 400 oder 2 Minuten bei ISO 200 und das Histogramm sollte trotzdem gleich ausschauen.


    Die Schärfe ist okay und die Flats haben auch sehr gut geholfen. Du hast auch keine hellen Ränder mehr sondern ganz normale, schwache Gradienten.


    Weiter so und jetzt kannst du dich in die EBV reinfuchsen. [:D]

  • Hab deinen Stack mal flott durch meinen Workflow geschoben. Dann hast du vielleicht eine Idee, was du mit deinem Bildmaterial alles erreichen kannst.




  • Mit der EBV in Fitswork kann ich dir leider nicht wirklich weiterhelfen. Was nicht heißen soll, dass es mit diesem Programm nicht geht - ich jedenfalls habe für DeepSky damit keine reproduzierbare Ergebnisse hinbekommen. Bleib am Ball! :)

  • Hallo Alex,


    das war aber jetzt nur der workflow nach dem Stacken, oder hab ich da was übersehen ?
    Kannst du die Schritte vorher noch auflisten ?


    Gruß
    Norbert

  • Hallo Alex,


    das ist alles schön nach DSS Anleitung, im Prinzip ok.
    Das Problem ist, dass das Hintergrundrauschen so fleckig und etwas unnatürlich erscheint. Wenn man es nur wegskaliert, wirft man einiges an Tiefe weg. Bin mir nicht sicher, woran das liegt.
    Schau Dir das mal an einem einzelnen Light im RAW Format an, ob das da auch schon so aussieht. (oder lade mal die 4 NEFs hoch, also ein Light, ein Dark,ein Flat und ein Bias) Dann kann ich Dir auch sagen, ob sich die Kalibration in der Form lohnt. Was den Fitswork Teil des Workflows angeht, muss ich wie Frank auch passen, weil ich es nicht oft benutze. 30 sek ist halt schon arg kurz, andererseits ist der Himmel zur Zeit so hell, dass das Ausleserauschen der Kamera wohl nicht das Problem sein sollte.


    Gruß
    Norbert

  • Wir reden hier ja auch über eine Gesamtbelichtungszeit von nur 15 Minuten. Dafür kommt schon viel zum Vorschein. Um mehr zu erreichen und vor allem das Rauschen in den Griff zu bekommen, muss Alex halt länger belichten. Auch hier würde ich mindestens zwei oder besser drei Stunden drauf halten.

  • Hallo Frank, Hallo Alex


    mehr Belichtungszeit ist das A und O, das ist schon richtig. Es schadet aber nichts, wenn man mal nachprüft, was eine "Thermomix" Software (=alles reinkippen, wird schon was bei rauskommen) in bezug auf die eigene Kamera alles anstellt. Und im Falle von Nikon Kameras muss man immer auf Überraschungen gefasst sein.
    Und Alex hat nun mal sich die Mühe gemacht, alles hochzuladen, da muss ich jetzt auch was liefern...



    Hier mal ein Querschnitt durch ein einzelnes Bias Raw File:

    Hier sieht man zwei Dinge: erstens liegt das Signal im Durchschnitt immer bei 150, und zweitens werden alle Daten unter 147 geklippt, d.h. auf 147 gesetzt. Daran ändert auch die Belichtungszeit nichts, wie man am Dark Histogramm sieht:

    Die Histogrammspitze liegt immer noch bei 150, es kommen nur einzelne höhere Ausschläge zusammen, und der Anteil der abgeschnitten Werte wird größer.
    Was bedeutet das in der Praxis: Wenn man jetzt Masterfiles bildet, also fleißig mittelt, werden die Ausschläge um den Mittelwert zwar immer kleiner, aber die feineren Strukturen, die jetzt noch im Rauschen versteckt sind, werden mit jedem zusätzlichen Bild immer falscher, weil die niedrigen richtigen Werte durch den zu hohen Clipwert ersetzt werden.


    Ansonsten sieht man aber auch keine nennenswerte Struktur, weder im Dark, noch im Bias. Warum soll ich das dann noch abziehen ?
    Statt Bias würde ich hier ein künstliches Bild mit 150 ADU in allen RGB Kanälen erzeugen, und als Bias verwenden. Dann bleibt das statistische Rauschen draußen.


    Bei den Darks ist es komplizierter. Unter günstigen Umständen kann man darauf auch verzichten, allerdings nur, wenn der das Dunkelbild einigermaßen flach ist. Verstärkerglühen erfordert auf jedenfall Darks, wenngleich aus oben genannten Gründen ein exakter Abzug gar nicht möglich ist.


    Das Flat RAW Histogramm zeigt auch noch was:

    Hier sieht man, dass die RGB Pixel sehr unterschiedliche und sehr niedrige Intensitäten zeigen. Das Histogramm an der Kamera zeigt ja nur die Werte nach 8bit Wandlung und Weissabgleich an, das sah wahrscheinlich gut aus (also weit weg vom linken Rand). In der Realität sind die Pixel aber nur schwach ausgeleuchtet, entsprechend hoch ist das Rauschen.
    Dass die einzelnen Buckel so komisch aussehen, liegt an der 12bit Kompression des RAW files, ungerade Werte kommen gar nicht vor, bei höheren Signalen über 900 ADU werden manchmal sogar nur 6ADU Schritte verwendet.


    Am RAW Light, dass ich jetzt nicht hier reinstelle, kann man den Himmelshintergrund abschätzen. Der ist noch nicht wirklich weit weg vom Ausleserauschen. Das heißt, man müsste hier die Einzel-Belichtung tatsächlich um das zwei bis dreifache erhöhen. Dann ist das Rauschen vom Hintergrund dominiert, und das etwas unnatürlich aussehende Kamerarauschen wird überdeckt. Mit Stacken und kurzen Belichtungszeiten wird das Bild zwar auch besser und tiefer, aber der Anteil des Kamerarauschens zu Hintergrundrauschen bliebe gleich.


    Zusammengefasst:
    Um die Rohdaten zu verbessern- längere Einzelbelichtungszeit (und Gesamtbelichtungszeit), ggf. ISO erniedrigen.
    Flat doppelt so lange belichten, wenn möglich mehr Mittelungen


    Die Geschichte mit Bias und Dark ersetzen, muss ich mit DSS noch überprüfen. Manche Programme, wie zB auch Fitswork, ziehen auch die 150 schon beim Öffnen des Files wieder ab. Das ändert den Workflow dann natürlich.


    Um der Hotpixel und unregelmäßiger Farbflecken Herr zu werden, sollte beim Verzicht auf Darks ´wenigstens gedithert werden.



    Ich will da keine Wissenschaft draus machen, aber ich finde es schade, wenn man sich bei den 1-2 Stunden Gesamtbelichtungszeit mit Kalibrationsaufnahmen abplagen soll, wenn sie das Ergebnis nicht wirklich verbessern, oder evtl. sogar verschlechtern.


    Viele Grüße
    Norbert

  • Hallo Norbert,


    eine interessante Analyse zeigst du hier! Letztlich untermauert diese auch meine bisherigen Aussagen, dass es wichtig ist, längere (Gesamt-) Belichtungszeiten zu realisieren.


    Der Tip zum Dithering ist gut, bringt aber nur etwas bei genügend Einzelaufnahmen und der richtigen Stackingmethode. Geht für mich auch einher mit Autoguiding und ist für Alex m.E. eher was für die Zukunft.


    Von "abplagen" für Kalibrationsaufnahmen würde ich allerdings nicht sprechen. Das gehört halt nunmal dazu und macht bis auf Darks auch keinen so großen Aufwand. Die Flats haben bei Alex Aufnahmen auch deutliche Verbesserungen gebracht. Bias und Darks (da gebe ich dir recht) können auch viel zunichte machen. Muss man halt ausprobieren und zwei Stacks erstellen.


    Unterm Strich würde ich mir ehrlich gesagt aber überlegen, auf eine bewährte Canon umzusteigen. Da wird nix im Rohbild abgeschnitten und die restliche Verarbeitung ist wesentlich einfacher und im Ergebnis besser...

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