Unbekanntes Spektiv? o. Kleinfernrohr?

  • Moin zusammen!


    In der Woche habe ich durch Zufall in der Bucht ein altes, interessantes Kleinfernrohr oder Spektiv entdeckt, das IMO sehr ungewöhnlich ist und schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Mit dem Vorbesitzer, der dieses Instrument ca. 8-10 Jahre in Besitz hatte und es vorher geschenkt bekommen hatte, konnte ich mich preislich einigen.


    Zu den technischen Detail: Das Teleskop hat keinerlei Marken- oder Herkunftsaufdruck, Tubus vollständig Alu, Stahlteile der Montieung Edelstahl. Objektivdurchmesser effektiv 40 mm (brutto 42 mm), Brennweite um 400 mm, also f/10, verkitteter zweilinsiger Achromat.
    Tubuslänge 410 mm, Umlenkung duch justierbaren 37x26 mm Planspiegel. OAZ ist ein Helikalfokussierer, Steckmaß 23,2 mm (Mikroskop-Steckmaß!).
    Dazu zwei Okulare, eins noName "f=10 mm" (V= 40fach) sowie ein "Leitz Wetzlar Germany H 10x" Mikroskop-Okular (f= 25 mm, Huygens, V= 16fach). Beide Okus aus Vollmetall, schwer und mit Edelstahl-Steckhülse. Der OAZ selber besteht aus Alu, das Auszugsrohr aus verchromten Messing.
    Die Montierung ist azimutal, wie auf den Fotos zu sehen ist und aus Stahl, teilweise rostfrei. Oben auf der Azimutal-Achse sitzt ein kleiner Kompaß (DM 28 mm) mit Glasabdeckung. (Die Schraube unter dem Kompaß hatte ich gestern eingesetzt, ich suche mir noch was passenderes.) Die vier Haupthimmelsrichtungen sind mit nachtleuchtenen Punkten markiert. Zwei ebenfalls leuchtende Markierungen sitzen sonst noch auf der Kompaßrose, wahrscheinlich zur Anzeige der Mißweisung, [?] ich weiß es nicht...
    Seltsamerweise ist die Kompaßnadel in der Anzeigerichtung, die nach Süden (!) zeigt, markiert. Sehr ungewöhlich, noch nie gesehen...
    Hat jemand von euch dafür eine Erklärung?


    Die Abbildung deieses Kleinfernrohrs ist recht schlecht, ich werde wohl Umlenkspiegel und Okulare tauschen müssen. Leider hab ich überhaupt keine Peilung, was das für ein komisches Spektiv ist, denn normalerweise sitzt in solchen Geräten eher ein Umlenkprisma, das dann auch eine seitenrichtige und aufrechte Abbildung zeigt.


    Wer was weiß, möge sich äußern! Alter und Herkunft wären interessant. Bin gespannt, was hier kommt!




  • Oha Winnie.
    Null Ahnung, Ein Hinweis ist vielleicht der eingesüdete Kompass? Aber bis jetzt ist mir im net nichts unter gekommen. Mal sehen, ob jemand sich noch meldet der näheres weiß?
    Gruss und k.H., Alexander

  • Hallo Winnie,


    ein kleiner Hinweis zum Kompass: auch beim alten Kompass meines Vaters aus dem 2. Weltkrieg ist die Nadel gelb in Richtung Süden markiert, auch die Missweisung ist mit gelbem Punkt markiert, er hat allerdings eine 400-er-Scala (100 bei Ost, 200 bei Süd usw). Vielleicht ein Hinweis auf eine auch militärische Nutzung Deines Gerätes ?

  • Moin ihr beiden!


    Danke soweit für eure Beiträge, es ist ein schwieriger Fall, kann ich mir gut vorstellen. Der Hinweis zur milit. Nutzung ist interessant. Leider habe ich noch keine Peilung, woher dieses Spektiv stammen könnte. Auch das seltsame Okularsteckmaß ist außergewöhnlich.


    Naja, vielleicht fällt noch jemandem was ein / auf? Bin gespannt! [:p]

  • Die Architektur erinnert mich ein bisschen an alte Charles Frenk-Teleskope. Dieser schottische Haendler hatte frueher teils aus Weltkriegsbestaenden Teleskope auf recht eigentuemlichen Montierungen im Angebot.


    Der Kompass brachte mich auf die Idee, dass das ein Instrument zum Nachverfolgen von Satelliten sein koennte. Es gab in den Anfaengen der Raumfahrt das Moonwatch-Programm, in dem kleine Teleskope zum Einsatz kamen, um kuenstiche Erdsatelliten nachzuverfolgen.


    Eine Suche beim Gockel mit "Satellite Tracker Telescope Moonwatch" brachte mich auf dieses Bild hier - die Seite dazu scheint aber nicht mehr erreichbar zu sein:



    https://www.google.co.uk/searc…tch&imgrc=sO_c1Sl_sAP0RM:


    Ebenfalls diese exzentrische Lagerung des Fernrohrs mit dem Kompass in der Mitte.


    23.5er Okulare waren in den 1960ern noch weit verbreitet, da gaengiges Mikroskopsteckmass. Die Heidenhainteleskope hatten solche Okulare, bei den langen Brennweiten natuerlich mit schoenem Tunnelblick.


    PS: URL einfuegen klappt nicht, wohl zu lang. Falls Ihr den Link nicht verfolgen koennt, bei Google Images mit den Stichworten "satellite tracker telescope moonwatch" suchen. Es ist das fuenfte Bild mit dem blauen Fernrohr.

  • Moin Jürgen!


    Ich glaube, du hast es gefunden. Super! Diese kleinen Teleskope sehen meinem Fund ja verdammt ähnlich. Hier noch ein Beispiel aus US-Fertigung, zu sehen bei CN:
    https://www.cloudynights.com/t…server-satellite-tracker/


    Also wird mein Teleskop auch ein "satellite tracker" aus den 50ern sein, eben mit der Besonderheit, daß hier Mikroskop-Okulare zum Einsatz kommen. Hätte ich nicht gedacht.


    Im Moment habe ich etwas viel mit einem Handwerker um die Ohren, aber sobald wieder Zeit ist, bekommt mein Kleiner neue Okulare (gar nicht mal so teuer in der Bucht) und einen oberflächenbeschichteten Planspiegel (AstroMedia hat sowas nahezu passend). Die jetzigen Okulare liefern mit 25 und 10 mm Brennweite 16- und 40fache Vergrößerung. Das ist ja schon fast optimal.


    PS: An der Montierung meines Teleskops fehlen allerdings Skalenkreise für Azimut und Höhe. Sieht mir auch nicht danach aus, ob die jemals installiert gewesen wären. Hmm... [?]

  • Hi Micha,


    das Fehlen von Teilkreisen bei gleichzeitigem Vorhandensein eines Kompasses ist wirklich merkwuerdig. Ich weiss nun nicht genau, wie diese Moonwatchfernrohre genau eingesetzt wurden. Vermutlich wurde mit Kompass und Teilkreisen die Richtung eingestellt, aus der der Satellit vermutet wurde. Allerdings brauchte man ein grosses Gesichtsfeld, um das Teil dann zu finden. Die 23mm-Mikroskopokulare erscheinen da eher suboptimal.


    Vielleicht hat der Hersteller nur auf die Marktnachfrage reagiert, ohne sich genauer mit der Thematik auseinanderzusetzen? Die Bauform spricht jedenfalls fuer ein Moonwatchteleskop, auch wenn die Aera dieser Aktivitaeten kurz war.

  • Moin Jürgen!


    > Vielleicht hat der Hersteller nur auf die Marktnachfrage reagiert


    Das ist gut möglich. Mir ist allerdings immer noch schleierhaft, wo das kleine Scope hergestellt wurde. Plastik ist daran ja nicht zu finden. Es sieht mir stark nach Japan aus - wenn, dann aber sehr früh, weil die Aluteile doch etwas "derber" ausgeführt sind, was sonst nur von den 50er-Jahre-Japanern kenne. Trotzalledem ist nirgendwo irgendetwas aufgedruckt.


    Ich habe mir jetzt in der Bucht zwei neue 23,2-mm-Okulare (Weitfeld, 10x und 25x) als Ersatz für die alten besorgt. So teuer waren die nun wirklich nicht (11 und 15 EUR). Fummelig wird's erst, einen Ersatz-Umlenkspiegel in die entsprechende Fassung hineinzuprökeln. Na, mal sehen...

  • Moin zusammen!


    Kurze Aktualisierung: Heute kam das erste neue Okular mit der Post. Das ist gleich ein Unterschied wie Tag und Nacht, wie man unten auf dem Foto erkennen kann. Diese Mikroskop-Okulare kosten gar nicht mal viel, dies hier bekam ich für 15 EUR inkl. Versand (neu) von einem dt. Versender. Mit dem "10x" kome ich auf 16fache Vergrößerung bei meinem kleinen Spektiv (25 mm Okularbrennweite). Das Gesichtsfeld muß ich noch ausmessen, es ist um einigiges größer als das des alten Leitz-Huygens. Das Steckmaß war kein Problem, das neue Okular paßt einwandfrei und läßt sich mit dem Helikal in den Fokus drehen.
    Ein "WF 25x" (= 10 mm Okular) ist noch auf dem Weg, allerdings wird's von China aus etwas länger dauern... [:D]



    Erläuterung: die "18MM" auf dem Okular oben bezeichnen den Durchmesser der augenseitigen Okularlinse.

  • Moin zusammen!


    Ich hatte heute Nacht gegen 23:30 MESZ den ersten Einsatz mit diesem Kleinteleskop, nachdem ich nun noch ein "16x"-Okular (15,6 mm Brennweite, Vergr. 26fach) dazugeordert hatte. Ziel war Jupiter. Schon bei dieser Vergrößerung konnte ich neben den vier Monden auch schön sauber die beiden Hauptbänder auf dem Planeten sehen. So weit, so gut... - aber jetzt kommt's! Es war mir schon vorher am hellen Stern aufgefallen und Jupiter zeigte es überdeutlich: ich sah insgesamt drei Reflexionen des Originals übereinander, jeweils schwächer werdend. [B)]
    Ich liege doch wohl richtig, wenn ich vermute, daß der Umlenkspiegel somit NICHT frontverspiegelt ist?! Sowas habe ich ja in dieser Deutlichkeit seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen...!


    Gut, daß ich den alten Umlenkspiegel sowieso rausschmeißen will. Der wird aller Voraussicht nach jetzt gegen einen GSO-Fangspiegel mit 25 mm kl. Achse ausgetauscht. Das ist die nächste anstehende Optimierung.

  • Moin zusammen!


    Kleines Update:
    Mittlerweile habe ich dieses kleine Teleskop etwas aufgepimpt. Erste Anschaffung waren ja neue Okulare mit dem 23,2-mm-Steckmaß. Die sind zum Glück recht günstig in der Bucht zu bekommen. Mittlerweile habe ich drei stück davon (10x, 16x, 25x), die mir Vergrößerungen von 16-, 26- und 40fach liefern. Angenehm ist natürlich bei den modernen Okularen das bessere Gesichtsfeld. So kann man die kleine Röhre wenigstens nutzen. Leider ist die Okularpalette zu den höheren Vergrößerungen begrenzt, denn mehr als ein 25x (10 mm Brennweite) habe ich bis jetzt nicht gefunden...


    Zweites Thema war ja der seltsame Umlenkspiegel. Als ich den ganzen Apparat aus dem Tubus hatte, zeigte sich die vorhergehende laienhafte Bastelei. Original war wohl ein kleiner 17x25 mm messender U-Spiegel verbaut. Ein Vorbesitzer fiel sicher schon auf, daß dieses Spiegelchen zu kein ist und klebte mit doppelseitigen Klebeband einen größeren drüber. Nur leider beachtete er nicht, daß rückseitig beschichtete Spiegel ungeeignet für Teleskope sind - Ergebnis war das schönste Doppel- und Mehrfachbild von Jupiter, was man sich vorstellen konnte... - Interessant anzusehen, aber nicht wirklich hilfreich.


    Letzte Woche war die Zeit, endlich einen frontverspiegelten Planspiegel 30x40 mm bei Astromedia zu bestellen - am besten gleich zwei, falls einer beim Zuschneiden zu Bruch ginge. Ich habe dann den Spiegel, der nur 2-3 mm dick ist, mit einem Glasschneider auf 25x35 mm gebracht, da er sonst nicht in die Halterung im Tubus paßt. Der letzendliche Zusammenbau mit doppelseitigem Klebeband klappte auch ganz leidlich (nicht schön, aber selten). Schnell zu den Tubus und Umlenkspiegel mit Laser auf Achse gebracht - fertig.


    So, jetzt bin ich ja gespannt, wie sich das kleine Röhrchen am Stern schlägt. Das Bild bei Tageslicht war jedenfalls gestern schon mal scharf und klar.


    PS: Falls jemand noch eine Idee hat, wie man diee Vergrößerung noch steigern könnte oder ein Okular jenseits der 25x (10 mm) im Mikroskop-Steckmaß findet, möge sich melden!
    .

  • Frohes Fest, Gottfried!


    Danke, daß du die Augen aufgehalten hast. Ja, tatsächlich, das ist genau das Teil, was ich habe - nur daß bei meiner Optik jeglicher Herstellerhinweis fehlt. Ich vermute ja imer noch Japan-Import. Wie dem auch sei: den Preis, den der eBay-Anbieter jetzt aufruft, habe ich nicht bezahlt (das waren eher 20-30 EUR).
    .

  • Hallo Micha,


    Die Bilder aus deinem ersten Beitrag sind leider nicht mehr sichtbar. Hast Du sie von Deinem Bilderhoster entfernt? Oder hat er sie selbst gelöscht?
    Lade sie doch bitte auf den Astrotreff-Server hoch und binde sie neu ein. Ohne die Fotos ist dieser ganze Thread ziemlich sinnlos.


    Danke:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

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