Hallihallo,
kürzlich hab ich mir mal den kleinen 72er Lacerta geholt, ein lange gehegter Wunsch im Hinterkopf für alle möglichen Anwendungen. Hin und wieder kommt ja mal ein Komet an ´nem Messierobjekt vorbei oder Planeten am Mond lang und so, da ist viel Sehfeld einfach was Nettes. Und bei Tage mal den einen oder anderen Piepmatz belinsen.
Also kurzum, ich war kürzlich mal draußen auf dem Feld, bei recht gutem Landhimmel und hab mal ein wenig geguckt, was denn 72 mm so hermachen.
Zunächst wollte ich auch mal im Feld testen, wie sich der Kugelkopf als azimutale Montierung so macht, wie im Nachbarforum vorgestellt, dazu mehr etwas später.
Also erstes Objekt im Winter mit nem Richfielder, da stehen die Chancen nicht schlecht, dass ihr das Objekt sofort erratet. Also der Orionnebel zeigte sich schon recht nett. Das Trapez sofort alle 4 Stück gleich gut zu erkennen, schon bei geringer Vergrößerung. die gesamte form war soweit erkennbar, dass ich mich an eine gute Zeichnung in einem 14"er erinnert fühlte. Aber Vorsicht, nur subjektiv natürlich, um Himmels willen nicht wörtlich nehmen Farbe konnte ich keine erkennen.
Der Flammennebel war im 26 mm Okular recht gut indirekt zu erkennen, aber im Vergleich zum 12er natürlich ungewohnt klein und schwach. Mangels Auflösung schlechter vom Stern zu trennen, sodass der wohl etwas mehr stört. Im 13 mm erstaunlicherweise schlechter. Am Ende der Nacht hätte ich auf ein beschlagenees Oku getippt, war aber Anfang der Nacht.
Immer toll: M 35 mit dem NGC-Anhängsel, dessen Nummer ich mir wohl nie merken werde.
Leo´s Triplett: alle drei zu sehen, die NGC gerade noch gut sichtbar aber man muss schon genauer schauen.
Krebsnebel M 1: überraschend nett schonn in dem kleinen Röhrchen. Man muss halt vergrößern. Im 8mm sah das schon ansprechend aus, wenngleich natürlich ohne große Details. Aber ein einfaches, helles Wölkchen.
Sternhaufen generell sind einfach DIE Objekte für so ein Gerät. Der Doppelsternhaufen im Perseus kommt natürlich super darin, auch M 41 ist endlich mal wieder ein Haufen und nicht wie im Dobson schon so aufgebröselt.
Mit am schönsten kam bei den letzten angepeilten Objekten die Puppis-Ecke mit M 46 und M 47. Im 13mm-Okular am schönsten, mit tollen feinen Sternchen und beiden Haufen noch mit genug Puffer zum Okularrand. Die beste Bennweite wäre hier wohl 17mm herum gewesen, aber man kann ja nicht nen ganzen Okulargürtel mit sich rumschleppen wie so ein Revolverheld.
Sofern ich beim Rosettennebel richtig war, hab ich zu meiner Überraschung vom Nebel nix gesehen im 26 mm-Okular, obwohl die Transparenz gut war. Keine nennenswerte Feuchte und hoher Stand des Objekts. Hm. War nicht zu lange am Versuchen, vielleicht war ich auch falsch, aber ich meine das Sternhäufchen erkannt zu haben, welches in der Mitte sitzt. Nunja.
M 51 - die Whirlpoolgalaxie: Hier zeigt sich der Mangel an Öffnung am Frappierendsten: hier erkennt man wirklich nur einen hellen Blobb und einen kleineren Blobb. Das war´s. Das geht mit 4" schon deutlich(!) besser. Nun stand das Objekt hier schon etwas in der Lichtverschmutzung aber ich glaube kaum, dass das hier so die große Rolle gespielt hat.
Ansonsten bin ich schon gespannt auf die Kugelhaufensaison, da ich stets gegen 23 Uhr das Feld geräumt hab, um die letzte Bahn in die Zivilisation zu erwischen, hab ich das noch nicht probieren können.
Eigentlich hatte ich mehr Weitfeld im Sinn bei dem Gerät und dass ich nur zwei Okus brauche dafür. Aber es macht schon Spaß, damit auch mehr zu vergrößern und den Himmelshintergrund abzudunkeln, da kommen die offenen Sternhaufen einfach klasse - selbst mit dieser geringen Öffnung.
Bin mal gespannt, was noch so geht mit dem Ding - wenn die Nachte kurz werden und der Entschluss oder die Gelegeneheit zu beobachten wie nicht selten recht spontan kommen, dann kommt der Kurze öfter zum Einsatz.
Aktuell läuft das Bürschchen auf nem dicken Kugelkopf, der zweckentfremdeterweise als Azimutalmontierung herhält. Ich hab da einfach mal nen Tipp aufgenommen von diesem Beitrag hier:
http://forum.astronomie.de/php…-Az_Montierun#Post1268072
Naja. Ich sag mal, es funktioniert schon. Aber der kleine Refraktor mit Zenitspiegel und Oku kommt da auf ca. 3,5 kg. Das verursacht schon erhebliche Reibung auf dem Hals des Kopfes, sodass es schwergängig ist. Aber immer noch leichtgängiger als die Bewegung in der Horizontalen von links nach rechts: hier ist eben die Video-Auslegung des Kopfes einem schnellen leichten Schwenk hinderlich. Reichlich zähes Fett sorgt für ruckelfreie Bewegung aber eben schwer. Und bei Kälte hatte ich jetzt den Eindruck, dass das ganze noch mehr Widerstand entwickelt.
Für genussvolles Beobachten empfehle ich diese Variante bei Instrumentengewicht von jenseits 3 kg definitiv nicht. Aber wenn man nur hin und wieder rausgeht mit dem Ding - ereignisbezogen und nicht die ganze Nacht damit operierend, dann geht das schon. Hab übrigens auch Teflonstreifen um den Hals geklebt.
So, soweit meine ersten Eindrücke von dem kleinen Gerät. Bin auch schon sehr gespannt, wie es sich gegen den 102er Mak am Tage in der Natur beim Beobachten und Photographieren schlägt. Aber das hier nur am Rande.
Dann kann die Kometensaison jetzt kommen - auf dass die ganzen Viecher an den dicken Kugelhaufen vorbeiziehen!
Schöne Grüße
Norman
<i>Edit: übelst viele Tippfehler bereinigt</i>[:D]