Ein neuer 12 Zoll Spiegel

  • Hallo,


    danke Euch für das Lob zur Meßmechanik und die Tips zum Interferometer. Das Plättchen quer einbauen war jetzt leider platzmäßig nicht auf Anhieb machbar. Ich messe jetzt mit dem 6.3µm Loch, vom Laser bis zu diesem Loch sind es ca. 12mm Abstand.
    Heute habe ich wie von Kurt mal empfohlen 8 I-gramme mit unterschiedlichen Streifenlagen aufgenommen, 4 davon mit 90° gedrehtem Spiegel und dann diese 4 Bilder zurückgedreht. Wird dadurch auch der "unechte" Asti durch den Abstand Laser-Loch ausgemittelt ?


    Das Ergebnis siehe unten. Es ist Astigmatismus sichtbar. Ich habe jetzt Conic Constant 0 eingestellt, es soll ja noch eine Sphäre sein.
    Ich kann aber die Höhe der Werte nicht gut einschätzen. Lassen Strehl 0,936 und CC -0.037 auf eine einigermaßen okaye Sphäre schließen ?
    Zernike X Astig = 0.008 und Y Astig = -0.057


    Was ist nun das größte Problem ? Asti oder der Rand ?
    Verschwinden Asti und Randwulst noch, wenn ich jetzt mit neutralem Strich weitermache ? Habe ja erst ca. 2-3h poliert.


    Gruß
    Daniel









  • Hallo Daniel,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Heute habe ich wie von Kurt mal empfohlen 8 I-gramme mit unterschiedlichen Streifenlagen aufgenommen, 4 davon mit 90° gedrehtem Spiegel und dann diese 4 Bilder zurückgedreht. Wird dadurch auch der "unechte" Asti durch den Abstand Laser-Loch ausgemittelt ?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    gib deine Spiegeldaten ein mit Bezugswellenlänge* 550 nm. Dann Gehe zu: Configuration =&gt; Calulate Bath Astig. Du bekommst diese Maske.



    Ich hab ungefähr deine Spiegeldaten eingegeben und man sieht:
    „Wavefront PV Astig: 15.000 nm“ entsprechend „0.027... Waves at 550 nm“.
    Das ist ca. 1/37 lambda PtV Wellenfrontfehler und somit völlig belanglos. In der Annahme dass du die Messungen erst nach mehreren Stunden Lagerung auf den Prüfstand gemacht hast scheint der Asti mit ca. ¼ wave PtV leider echt spiegeleigen zu sein. Nach meiner jüngeren Erfahrungen mit einer 55 mm dicken 16“ Sphäre würde ich den Asti als erstes bekämpfen. Mit Astibekämfung bei relativ dünnen Spiegeln hab ich allerdings keine praktische Erfahrung.


    Es ist übrigens eine der Attraktionen des PDI dass dieser verschwindend geringe Asti der einzige Fehler ist den es einführt. Beim Bath oder TG kann es passieren dass Teilerwürfel, Linse bzw. Referenzsphäre zusätzlich Asti einführen können.


    *Nicht vergessen: für die Auswertung der I-gramme wieder die Wellenlänge deines Lasers eingeben!

    Gruß Kurt


    Edit: Bild und Text geändert.

  • Hallo Kurt,


    vielen Dank, der "Calculate Bath Astig" Dialog gibt zu dieser Frage wohl wirklich Auskunft.
    Bei mir kommt bei gleichen Werten allerdings genau der doppelte Wert raus, also 30 nm Wavefront PV Astig.
    Habe ich irgendwo noch eine wichtige Einstellung falsch ?


    Gruß


    Daniel

  • Hallo Daniel,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Habe ich irgendwo noch eine wichtige Einstellung falsch?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    weiß nicht! Am besten mal deine Einstellungen ablichten. Welche Version von oF benutzt du denn? Mein Bild ist mit openFringe 12.3 entstanden. Vielleicht kann sonst jemand sagen was hier evtl. falsch sein könnte. [:I] Aber wie auch immer, durch die 90° Drehtechnik mit Rückdrehung hast du den Asti des PDI rausgeschmissen.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    Ich habe nur OF 10.0 . Habe keine neuere Version zum Download gefunden [:(] Gibt es da einen offiziellen Link ?
    Mein Fenster "Bath astig calculator" hat sogar nur 3 mögliche Einträge: ROC, Mirror Diameter und Beam Separation. Vielleicht war die Berchnung in OF10 einfach falsch.


    Gruß
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    zum Thema Asti Bekämpfung. Ich denk Kurt und andere Spezialisten lesen mit. Aufgrund Deines Strehlwertes von 0,923 sind eigentlich alle Fehler in Summe nicht sehr groß. Der Asti ist ja nur einer davon und kann also nicht so groß sein, als das Du da jetzt schon aktiv werden musst. Wichtiger ist jetzt nach 2-3 Stunden Politur erst mal weiter zu polieren und den Fortschritt durch messen kontrollieren.
    Da kann bis zur Auspolitur bezüglich Form (oft Rand) noch einiges gehen. Und nicht vergessen immer schön den Spiegel und dass Tool weiterdrehen.
    Wenn Du Dir bezüglich der Messungen nicht ganz sicher bist mach doch noch eine Couder-Mask und messe mit Foucault. Habe ich jetzt auch gemacht und die Messwerte liegen gut beisammen, das gibt einem dann noch eine gewisse Sicherheit.


    Gruß Rudi

  • Statt einer neueren OF Version gibt es auch DFTFringe:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=207825


    Damit kriege ich dasselbe Ergebnis wie Kurt heraus.


    Von deinem deutlich ausgeprägten abgesunkenen Rand sehe ich nur wenig in der OF Auswertung.
    Kann es sein, dass du bei einigen Durchrechnungen das "invert Wafefront" vergessen hast? Oder hast du so stark geglättet?
    Bei allen einzelnen .wft Auswertungen muss die Orientierung richtig sein, sonst werden Berge statt Täler angezeigt, wird falsch gemittelt und am Ende polierst du auf Bergen, die in Wirklichkeit Täler sind.


    Zur Beseitigung des Astigmatismus in dieser Phase könntest du TOT ohne Drehen entlang der Richtung mit den Hügeln polieren. Aber bitte nur dann, wenn du 100-ig sicher bist, dass der Asti auch im Glas ist!


    Ansonsten würde ich den Spiegel einfach weiter polieren. Wenn du immer schön drehst und die Unterlage passt, sollte eigentlich bei einem 300x25 mm kein nennenswerter Asti auftreten.

  • (==&gt;) Stathis,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Statt einer neueren OF Version gibt es auch DFTFringe:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=207825


    Damit kriege ich dasselbe Ergebnis wie Kurt heraus.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    danke für die Überprüfung, lieber Stathis. Für mich heißt das, dass der Wechsel auf die neue Software noch nicht zwingend erforderlich ist [8D]


    (==&gt;) Daniel,
    zur Bekräftigung von Stathis:
    Es macht Sinn vor der Mittelung der einzelnen ***.wft jeden einzelnen separat anzuschauen. Es kann nämlich passieren dass oF einzelne Files gegensätzlich invertiert. Nach deinen Foucault- Bildern müssten alle ***.wft deutlich abgesunkenen Rand zeigen.


    Es passiert mir auch schon mal dass ich mich bei der Rückdrehung der I-gramme bzw. Datenfiles vertan habe[:I].


    Gruß Kurt

  • Hallo Stathis und Kurt,


    FringeDFT sieht gut aus, hatte ich probiert, aber Abstürze ohne Ende. Ich kann ja nochmal testen, ob es mit geringerer Auflösung besser ist.


    Ich schaue bei OF unbedingt nochmal hin, ob die .wfts richtig orientiert sind. Immer schön mitdenken und der bequemen Technik und den schicken bunten Bildchen nicht blind vertrauen [:D]


    Übrigens habe ich nochmal mit Openfringe gespielt und zwar im bekannten Fenster "Configuration -&gt; Mirror / Test parameters" unter "Fringe tracing" einmal "Light and Dark Fringes traced" statt "One color traced" ausprobiert. Damit konnten bei Auswertung der gleichen I-gramme die Unwrap Errors deutlich reduziert werden: von 400-800 auf 300 - unter 100.
    Ist diese Option zu empfehlen und ist diese deutliche Verbesserung real ? Legt OF damit Linien auch in die Zwischenräume ? Ich würde gerne mal sehen, wie FFT die Linien überhaupt legt, finde aber die Stelle nicht. [xx(]



    Gruß
    Daniel

  • Vielen Dank Stathis und Kurt !


    Ich habe es nochmal mit DFTFringe probiert, es funktioniert plötzlich ohne Abstürze und es ist einfach super.
    Kann ich jedem Anfänger nur empfehlen.


    Natürlich hatte ich bei meinem ersten Versuch ein paar invertierte Wavefronts dabei, die ich noch umkehren musste.
    Nun ist der Asti verschwunden und der abgesunkene Rand amtlich bestätigt. Passt auch zum Foucault.


    Die Auswertung scheint auch sehr robust zu sein: Ich habe 2 x 8 sehr unterschiedliche I-gramme aufgenommen, einmal mit dem 10my Loch, einmal mit dem 6my Loch, mit wenigen (10) bis vielen Ringen (20)
    Das Ergebnis ist trotz der sehr unterschiedlichen Eingangsbilder erstaunlich reproduzierbar: Wavefront RMS 0.109 / 0.108 und Strehl 0.633 / 0.624 sowie Best fit Conic -0.166 / -0.156.


    Das gibt Vertrauen in die Messtechnik.
    Danke erstmal, ich werde mich jetzt wieder ans polieren machen und fühle mich einigermaßen gut gerüstet für das was da noch kommen mag.


    Gruß
    Daniel



  • Hallo Ihr,


    ich habe zwar beruflich und privat bedingt eine kleine Polierpause eingelegt, wollte aber doch mal wieder was neues beitragen:
    Der abgesunkene Rand muss ja weg. Habe also mit weniger Überhang und kürzerer Strichlänge etwas weiterpoliert.
    Die Ergebnisse mit je einer Stunde Politur dazwischen siehe unten.
    Der Zentralberg scheint im Vergleich zum Randwulst höher zu werden. Da ich sicherlich kein Material draufpoliert habe, muss also der Randwulst niedriger geworden sein.
    Was man hier nicht so deutlich sieht, ist dass der höchste Punkt des Randwulstes, die "Kammlinie" ca. 10 mm nach außen gewandert ist.
    Das nach zwei Stunden Politur; dann könnte er doch nach weiteren 3-5 Stunden am Spiegelrand angekommen sein und der abgesunkene Rand beseitigt ?
    Die Zahlen entwickeln sich eigentlich auch in die richtige Richtung:
    Wavefront RMS: 0.111 / 0.098 / 0.091
    Best fit Conic: -0.167 / -0.116 / -0.107
    Strehl: 0.617 / 0.687 / 0.724


    Vielleicht sollte ich mal so weitermachen.


    Frohe Ostern
    Daniel








  • Hallo Daniel,


    ich hoffe das ich nach den Osterferien auch mal wieder was berichten kann.
    Bei mir sieht es vom Profil her ähnlich aus. Mit Deiner Strichführung habe ich allerdings den Zentralberg abgetragen, da bei kurzen Strichen und wenig seitlichem Überhang die Pechhaut in der Mitte immer im Eingriff ist. Hast Du Dein Tool mit einem eingepressten Stern modifiziert (Ringtool)?
    Nach der Polierpause könnte es auch sein das Dein Tool in der Mitte nicht gleich angepasst war und beim polieren in der Mitte nichts abgetragen hat. Ist eigentlich auch egal Hauptsache es Funktioniert und man weiß warum. Ein Berg in der Mitte ist nachher in der Regel leichter wieder abzutragen. Meine Strichführung für dieses Problem ist derzeit W-Striche mit viel Überhang damit das Tool am Rand durch die Kippwirkung mit etwas mehr Druck arbeitet. Hat bisher bedingt funktioniert (geht ganz langsam in die Richtige Richtung). Allerdings sind bei mir die Berge und Täler auch größer.
    Bin gespannt wie es bei Dir weiter geht, da ich genau das gleiche Randproblem habe. Ich kann allerdings jetzt erst nach den Ferien wieder weiter machen.
    Ist Dein Spiegel schon auspoliert und wie hast Du das beurteilt?



    Gruß Rudi

  • Hallo Rudi,


    also auspoliert ist das nach nur ca. 5h wohl noch lange nicht. Ich sehe mit der woanders beschriebenen Methode "mit LED Taschenlampe durch ein umgedrehtes Okluar auf die Oberfläche leuchten" noch den deutlichen weißen Schleier. Habe also noch einige Gelegenheit, die Form und die Kratzer auszubügeln.
    Leider gelingt mir die empfohlene Methode "Taschenlampe von unten leuchten und von oben durchs umgedrehte Okular schauen" nicht wirklich. Ich sehe weder ein dichtes noch ein lockeres "Sternfeld". Fusseln oder Staub sind zu sehen, also stimmt die Fokusebene wohl. Vielleicht ist die Vergrößerung mit einem 32mm Okular nicht ausreichend ? Oder ich habe noch so viele Pits, dass ich sie gar nicht als einzelne Punkte wahrnehmen kann ?


    Mein Tool ist nicht modifiziert, immer noch 250mm vollflächig. Ich hatte mir von der kürzeren Strichführung und weniger Überhang den Abtrag des Randwulstes bis an die Spiegelkante erhofft, (ohne dass die Kante rundgehobelt wird) was ja auch irgendwie zu funktionieren scheint.
    Dass der Randwulst stärker abgetragen wird als der Zentralberg könnte daran liegen, dass ich im Sinne wechselnder Striche teilweise "Tangentialstriche" und teilweise W Striche mache. Da ist der Anteil der W-Striche wohl noch geringer als der der Tangentialstriche und ich komme nicht so häufig über die Mitte. Das trägt in der jetzigen Situation den Randwulst effektiver ab, ich sollte aber wohl später den Anteil der W-Striche erhöhen, um den Zentralberg wegzubekommen. Frei nach dem Motto "immer das größte Problem zuerst angehen" ist jetzt aber erstmal das Abtragen des Randwulstes bis an die Spiegelkante angesagt.
    Soweit reime ich mir das alles zusammen, die wunderbaren Oberflächenprofile aus DFTFringe werden die Theorie bestätigen oder neue Fragezeichen aufwerfen.


    Schönen Abend
    Daniel

  • Hallo Daniel,
    ich wie weit Du hier ein Problem mit dem Rand hast, lässt sich aufgrund Deiner Auswertungen nicht eindeutig erkennen. Ich nehme mal an deine Auswertung bezieht sich auf eine CC = 0? Damit man das deutlicher sieht empfehle ich Dir die CC auf die "best fit" der aktuellen Auswertung zu setzen.


    Da ich derzeit ja auch bei meinem Projekt mit dem Rand hadere noch der Hinweis: Poste doch mal ein Interferogramm und am besten auch ein Foucaultbild. Die interferometrischen Auswertesoftware haben doch mehr oder weniger Probleme den Ranbereich richtig darzustellen, besonders wenn er abfällt.


    Hinweise zu diesem Thema gibt es aktuell auch hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=208362


    Grüße, Matze

  • Hallo Matze,


    ja, die CC in den Auswertungen war 0. Habe nochmal neue I-gramme aufgenommen und hier ist das Ergebnis mit der aktuellen best fit CC von -0.1. Gegenüber CC=0 kommt da der Zentralberg mehr raus und der Randwulst wird "spitzer".


    Weiterhin ein Interferogramm zur Begutachtung der abfallenden Kante. Die Linien knicken an der Kante schon sichtbar ab. Ist aber leider nicht so gut zu sehen wie in Deinem schönen grünen Bath-Igramm.


    Schließlich das Foucault Bild, Klinge von links. Soweit ich das verstanden habe, ist die abfallende Kante an der hellen Sichel rechts und dem dunklen Rand links zu erkennen.
    Wie gesagt sind beim weiteren Polieren neue Kratzer dazugekommen. Ich werde jetzt vor der nächsten Polierrunde die Flanke mit Epoxy versiegeln. Ich habe die Kante vom Granittool im Verdacht, dass da Krümel abgehen. Gegenüber dem Feinschliff muss ich ja beim Polieren deutlich mehr schieben und drücken, da könnte schon was abgehen was beim Feinschliff dran blieb. Sollte es trotzdem weitere Kratzer geben, werde ich wohl um ein neues Tool mit neuer Pechhaut nicht drumherum kommen. Feinsteinzeug scheint ja gut zu gehen.


    Gruß
    Daniel






  • Hallo Daniel,
    ja, Dein Rand hängt ebenfalls hinterher. Es scheint jedoch nicht so ausgeprägt wie bei meinem 6 Zöller zu sein. Die gute Nachricht die ich Dir mitgeben kann: Im Foucault sieht das alles viel dramatischer aus, als es ist.


    Ich habe mittlerweile einiges an Erfahrung bei meinem Projekt gesammelt und hoffe es die nächsten Tage zusammenfassen zu können. Das sollte Dir dann auch weiterhelfen.
    In der Zwischenzeit kannst Du dich um dein Kratzerproblem kümmern[8)] Das ist neben dem Randproblem auch ein ganz gemeines Spiegelschleiferproblem.


    Grüße, Matze

  • Hallo liebe anscheinend zahlreiche Mitleser (wow, 8000 mal aufgerufen, wobei die Hälfte davon war ich bestimmt selber :-))


    Gestern habe ich habe zu meinem Kratzerproblem entweder den ultimativen Befreiungsschlag oder die ultimative Dummheit gemacht.


    Ich hatte mein Granittool bisher ständig unter Wassser gelagert. Das hat den Nachteil, dass man den Stein immer nur beim Polieren mal trocken erlebt.
    Habe das Teil also mal trocken gemacht und mit sauberen Fingern auf der Oberfläche rumgerieben. Und siehe da, alle paar Minuten hatte ich ein winziges schwarzes Teilchen mit einer winzigen glänzenden Fläche am Finger. Also sehr wahrscheinlich ein Kristallchen aus dem Stein. Immer schwarz. Es hat auch nichts mit der Flanke oder Kante zu tun, sondern mitten auf der Fläche.


    Insofern muss ich wohl leider schlussfolgern, dass die Zusammensetzung von Granit als Naturmaterial unvorhersehbaren Schwankungen unterliegt. 100 Spiegelschleifer können Glück haben und der 101. erwischt ein Teil mit solchen Effekten.
    Warum es beim Feinschliff keine Probleme gab, könnte daran liegen, dass die Kräfte und die Reibung beim Polieren nun deutlich höher sind. Ein weiterer Unterschied ist, dass das Tool beim Schleifen trocken gelagert wurde, beim Polieren aber tagelang unter Wasser. Das könnte auch das unterschiedliche Verhalten erklären. Sind aber alles nur Spekulationen.


    Als letzte Chance zur Rettung meines ansonsten sehr geschätzten Granittools steht also Versiegeln der Oberfläche an. Nun habe ich mangels Verfügbarkeit von Epoxy einfachen Sprühlack auf Kunstharzbasis aus dem Baumarkt genommen. Mit Aceton, wie ich leider hinterher erst gelesen habe * auweia*.
    Aceton eignet sich prima zum Reinigen von Pechverschmutzungen. Oder anders gesagt, es löst Pech.
    Der Lack, der auf den Rand meiner Pechhaut gekommen ist, hat also diese auch sogleich in eine schmierige Pampe verwandelt.
    Über Nacht trocken gelagert (auch zum Auslüften des Lackgestanks) hat sich die Pampe zum Glück wieder verfestigt, ähnlich wie bei erkaltendem Pech. Von den Kacheln wurde zum Glück nicht viel angegriffen.
    Ich lagere das Tool ab jetzt lieber in einer Tüte statt unter Wasser.
    Ich weiss noch nicht, ob ich mit der Pechhaut jetzt noch polieren kann, werde hier berichten...


    Schönen Sonntag


    Daniel

  • Hallo,


    mit dem Lack auf dem Granittool scheinen keine neuen Kratzer dazuzukommen.


    Mit weiteren 1,5h Polieren habe ich den Ringwall weiter abgesenkt, so dass der Zentralberg noch stärker rauskommt (CC wieder auf 0 zwecks Vergleichbarkeit). (Leider unsaubere Igramme, deshalb so unruhig)


    Ich denke aber die abgesunkene Kante damit ganz gut geschärft zu haben, oder ?
    Im Interferogramm zeigt der Linienverlauf am Rand eigentlich keinen schlimmen Knick mehr. Im Foucault ist die Sichel schmaler geworden, aber noch zu sehen.


    Erstmal so weiter machen mit dem Schärfen der Kante ?
    Dann kommt der Zentralberg immer weiter raus. Kriege ich so einen Berg ohne Komplikationen weg, komme ich dann gut zur Sphäre ?







  • Ich habe mich hier noch mal künstlerisch betätigt, um die Strichführung darzustellen, mit der ich grade versuche, der abgesunkenen Kante zu Leibe zu rücken. Bloß nicht zuviel Überhang des Tools über die Spiegelkante. Den Ringwall scheint es abzutragen, ein Berg in der Mitte bleibt stehen.




    Gruß
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    Ich bin einer von Stathis' Daumenjüngern und hab gestern an einem Abend zum zweiten mal erfolgreich einen abgesunkenen Rand an meinem 7" mit der Daumenmethode gerettet.


    Klingt zwar alles sehr grausam und man muss vielleicht 1-2 Maniküren in die Gesamtkosten des Teleskops mit einberechnen, ist aber durchaus effektiv.


    Stathis hat gestern mal ein Foto vom Schlachtfest gemacht:

    Der Zeigefinger läuft an der Außenseite des Spiegels entlang und dient dem Daumen als Führung.
    Dadurch kann ich durch ein- und ausfahren des Daumens den Auflagewinkel und damit die bearbeitete Fläche variieren. Von anfänglich spitz und hart knapp unter dem Fingernagel (kurz geschnitten!) bis zu weichen, breiteren Strichen hat man da eine schöne Auswahl an "Tools".
    Wichtig ist, dass du mit dem Daumen die Kante NICHT spürst, sondern nur möglichst knapp innerhalb deine Bahnen ziehst.


    Man sieht auf dem Foto auch das Cero-Muster das beim Arbeiten entsteht. Das sind diese üperlappenden Kreise. Ich schiebe den Daumen immer mit
    [}:)][}:)][}:)]KRÄFTIGEN SCHÜBEN[}:)][}:)][}:)] ca 1cm weiter, so dass es möglichst laut quietscht.
    Nach ca einer viertel Runde drehe ich den Spiegel in die entgegengesetzte Laufrichtung und arbeite mich wieder vor. quietsch quietsch quietsch...


    Immer ordentlich Cero auf den Rand pinseln und natürlich drauf achten, dass nichts eintrocknet.



    Du kannst nach 15min mal im Foucault gucken, dann siehst du einen erschreckenden breiten Streifen in der Breite deiner Daumenbahnen.


    Jetzt gehts erst richtig los! wenn du jetzt nochmal mindestens doppelt so lange däumelst, trennst du diesen Streifen in der Mitte durch.

    (Habs mal illustriert, wir konnten gestern kein Bild davon machen)


    Übrig bleibt ein schöner Rand und diese hässliche Zone.
    Dieser kannst du zuerst mit dem Daumen zu Leibe rücken, indem du den Anstellwinkel verringerst und mit weichem Daumen aber noch viel Druck ein paar runden drehst. Währenddessen hab ich mal kontrolliert, ob nicht ein Knochen oder falscher Druck einen zweiten Ring direkt daneben setzt.


    Wenn der innere Ring deutlich an Leuchtkraft verloren hat, kannst du anfangen, mit dem großen Tool und neutralem Strich die Zone endgültig zu glätten.


    Bei 12" dauert das natürlich ein bisschen länger (ca 1std. für den Graben würde ich sagen) aber du hast auf jeden Fall eine zielgerichtete Methode für eine schöne Kante. ...und eine Blase am Daumen [:p]


    Probier's mal aus wenn du magst.


    Grüße


    Alex


    Edit: Jetzt sind auch Bilder dabei!

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich bin einer von Stathis' Daumenjüngern und hab gestern an einem Abend zum zweiten mal erfolgreich einen abgesunkenen Rand an meinem 7" mit der Daumenmethode gerettet. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Glückwunsch [:)]
    Wie man sich in der K-80-Ecke zuraunt, ist dein Spiegel wohl gerade auf dem Weg zur Perfektion. Hut ab.


    Was ich aber eigentlich fragen wollte (rein aus künstlerischer Neugier):


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">


    <b>(Habs mal illustriert, wir konnten gestern kein Bild davon machen)</b><hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Du hast DAS illustriert? WIE? Mit welcher Technik?


    LG
    Stefanie

  • Hallo Stefanie,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie man sich in der K-80-Ecke zuraunt, ist dein Spiegel wohl gerade auf dem Weg zur Perfektion. Hut ab.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Danke, danke aber das musst du unter all dem Geknirsche wohl falsch verstanden haben [;)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Du hast DAS illustriert? WIE? Mit welcher Technik?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ganz altertümlich mit Kohle. Jetz hab ich einen roten und einen schwarzen Daumen.


    Grüße
    Alex

  • Hallo Alex,


    ganz vielen Dank für die detaillierteste Beschreibung der Daumenmethode, die ich bisher finden konnte.
    Ich habe davor noch immer etwas Respekt und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mit meiner "wachsender Zentralberg Methode" oder besser gesagt, dem Abtrag des Ringwalls bis an die Spiegelkante auch noch eine schöne Kante zu bekommen. Immerhin tut sich ja was in die richtige Richtung. Es sei denn, die Experten sagen, dass das so nix wird.
    Ansonsten mach ich erst mal so weiter.


    Gruß
    Daniel

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