(25) II: Im Doppelpack: Ronchi und Strehl

  • II: Im Doppelpack: Ronchi und Strehl


    Die gründliche Aufarbeitung von gestellten Themen kommt der Dynamik wegen, die z.B. der
    "Gurken-Schutz-Thread" auf Astronomie.de genommen hat, einfach zu kurz. Ich will daher,
    wie ich das schon früher bei anderen Themen gemacht habe, einzelne Aspekte des sich
    auffächernden Themenbaumes etwas detaillierter mit praktischen Beispielen unterfüttern,
    bzw. beantworten. Da mir AstroTreff mit seinem Archiv viel Platz zur Verfügung stellt, mein
    reichhaltiges Bildmaterial aus den täglichen Messungen zu "bunkern", kann ich deshalb
    die aufgeworfenen Probleme mit einem zeitlichen Versatz und in aller Ruhe von meiner
    Seite her darstellen und die Interessierten zu einer entspannten Diskussion einladen, egal
    ob sie nun auf astronomie.de oder AstroTreff.e weitergeführt werden sollte.


    Dieser 2. Beitrag konzentriert sich mehr auf einen Vergleich von zwei sich ähnelnden
    Objektiven, die trotz ähnlicher optischer Daten bzw. ähnlicher Strehl-Werte erhebliche
    Unterschiede hinsichtlich des Ronchi-Gittertestes, des Phasenkontrast-Testes und des
    Spalt testes haben: Sie unterscheiden sich erheblich über den Farblängsfehler, der im
    Falle des einen Objektives zu ungünstigeren Ergebnissen führt. Dabei sollte deutlich
    werden können, welchen Stellenwert der Ronchi-Gitter-Test und der Interferometer-Test
    haben kann, und was man mit ihnen ganz bestimmt nicht messen kann.


    Gerade bei diesem "Gurken-Schutz"-Thread hatte man in einigen Beiträge den Eindruck,
    daß die von einem Händler angebotenen Tests nur entwertet werden sollten, ohne daß
    man sachlich begründet, wo der Stärke des Ronchi-Tests liegt, und was er nicht messen
    kann. Eine pauschale Verurteilung einzelner Tests, nur weil sie die Konkurrenz anbietet,
    halte ich deshalb nicht für legitim. Ich wünsche mir also etwas mehr Gründlichkeit bei der
    Beurteilung von Tests. Futterneid ist ein schlechter Ratgeber.


    (Für astronomie.de-Leser: Eine Fortsetzung findet man bei http://www.astrotreff.de/user/scripts/postings-rohr.asp oder auf AstroTreff)


    21 Ein japanischer ED-2-Linser mit hohem Strehlwert, aber Farblängsfehler



    21 Um also nicht in eine Auseinandersetzung hinein zu laufen mit den Händlern, die das
    folgende Objektiv vertreiben - keiner kann nur Spitzenprodukte verkaufen - soll dieser Refraktor 102/920 mit einem ähnlich hohen Strehlwert dem TMP-APO-Refraktor gegen-
    übergestellt werden, weil an diesem Beispiel sowohl die Strehl-Diskussion ad absurdum
    geführt werden kann, wie sich der Wert einer Ronchi-Gitter-Messung zeigt: Man muß nur die
    richtige Gitterkonstante wählen: In diesem Fall 20 linepairs/mm. Je höher die Gitterkon- stante, um so größer die Beugungs-Effekte bzw. Farbzerlegung des Weißlichtes, wie man
    an einigen späteren Beispielen erkennt. Der einzige Unterschied zum ersten APO ist also
    der störende Farblängsfehler von ca. 0.15 mm zwischen blau/grün und rot, der später ein-
    deutig nachgewiesen wird.


    22 Das quantitative Meßergebnis für 532 nm mit ähnlich guten Werten.



    22 In diesem Fall kehrt sich der Öffnungsfehler um. Hier wird aus der "Mulde" ein kleiner
    "Berg".


    23 Das Referenz-Interferogramm



    23 Hier braucht man dringend einen weiteren Test, um etwas mehr über die exakte Korrektur
    zu erfahren. An dieser Stelle ist der Interferometer tatsächlich zu ungenau, und der Ronchi-
    Test genauer, wie ich in vielen Beispielen selbst erlebt habe.


    24 Der Spalt-Test zeigt die ganze Wahrheit



    24 Man muß also keine Glaubenskriege führen und auch den Mitbewerber nicht madig
    machen, in seinem Bemühen, auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Ich darf also darum
    bitten, mit meinen Ergebnissen nicht hausieren zu gehen. Es sind Teilaspekte einer Optik,
    die je nach Anspruch für den einzelnen Sternfreund den Kauf- Ausschlag geben. Vom Inter-
    ferogramm bei 532 nm ergeben sich also nur geringfügige Unterschiede ! ! !
    Auf dem linken Testbild meines 0.01 mm breiten Lichtspaltes erkennt man ein nahezu
    farbreines Bild beim APO im doppelten Durchgang. Ganz deutlich bei der Konkurrenz-Optik
    der Farbfehler, der bei diesem Test am deutlichsten gezeigt werden kann. Bei hoher Auf-
    lösung und allergrößten Ansprüchen wird man sich daran stören, daß der Kontrast und die
    Auflösung farblich durch einen Rotsaum gestört wird, der bei 736-facher Vergrößerung im
    doppelten Durchgang klar ins Auge fällt. Am Himmel wird das wahrscheinlich sogar weniger
    stören, als als Testobjektiv, wie ich es für meine Messungen brauche. Das war also für mich
    der Grund, mir eine solche Optik zuzulegen: Zur Prüfung von Okularen!



    25 das russische Objektiv im Phasenkontrast-Test



    25 Die Aufnahme entstand ohne Interferenz-Filter !!! Zu sehen die gleichmäßige Ausleuch- tung und der zarte Öffnungsfehler


    26 das japanisiche Objektiv im Phasenkontrast-Test



    26 Wieder ohne Interferenz-Filter, ähnlicher Öffnungsfehler - invers dargestellt, aber deut-
    liche Farbeffekte allein zwischen blau und grün. Dieser Effekt kommt dadurch zustande,
    daß die Schnittweiten der Spektralfarben verschieden sind, und blau intrafokal gesehen
    wird, während grün bereits extrafokal liegt. Eine exakte Messung geht über den Foucault-
    test und exakten Interferenz-Filtern. Hier liegt aber der Schwerpunkt auf dem Nachweis
    überhaupt.


    27 Der geschmähte Ronchi-Gitter-Test intrafokal bei 20 lp/mm doppelter Durchgang



    27 Nicht missen möchte ich den Ronchi-Gitter-Test. Deutlicher kann man die Farbrein-
    heit einer Optik nicht zeigen, wenn man das Ronchi-Gramm mit dem folgenden Bild
    vergleicht. Die Farbeffekt am Rand sind spektral-Effekte wegen der hohen Gitterkonstanten
    von 20 lp/mm die sich wegen des doppelten Durchganges mit dem Faktor 2 multipliziert.
    Mit einem 50 lp/mm oder gar 100 lp/mm läßt sich dieser Effekt noch stärker demonstrieren,
    mit einem 670 lp/mm könnte man dann das allerschönste Spektrum erzeugen.
    Trotzdem zeigt der Ronchi-Gitter noch erheblich mehr: Man sieht die Korrektur ist fast perfekt,
    in der Mitte hauchzart überkorrigiert, ist hier die Orientierung eindeutiger als beim I_Gramm,
    wo man Orientierungs-Probleme haben kann. Die gleichmäßige Ausleuchtung der Streifen
    ist ein massiver Hinweis, daß man es mit einer hochwertigen Politur zu tun hat. Man hat
    also bereits über den Ronchi-Test eine Aussage über die Flächenglattheit. Die beiden
    letztgenannten Gründe sind es auch, weshalb einer der Händler diesen Test anbietet. Natür-
    lich spielen beim Testaufbau weitere Feinheiten eine Rolle, aber für die Grundaussage:
    Korrektur OK, Flächenglattheit OK ist dieser Test sogar am Himmel völlig ausreichend.
    Mir dient dieser Test grundsätzlich als genaue Bestimmung der Korrektur einer Optik. Man
    muß sich mit den Gitterkonstanten auskennen und mit der Justage der Gitterlinien zum
    Spalt und mit der Spaltbreite und mit der Anzahl der Streifen und mit dem Laufen der
    Streifen über die Fläche, und, und, und . . . . Also bitte etwas mehr Respekt vor dem Herrn
    Ronchi, das war ein ganz "gescheites Haus" !


    28 Der geschmähte Ronchi-Gitter-Test intrafokal bei 20 lp/mm doppelter Durchgang
    Diesmal der Japaner



    28 Den Unterschied brauche ich nicht mehr groß erklären, den sieht jeder von Euch!!
    Auch die Situation des Öffnungsfehlers kann deutlicher nicht gezeigt werden! Die Bilder sind
    nicht gleichzeitig entstanden, sondern mit einem Abstand von ca. 4 Wochen.


    29 obere Reihe der APO im Ronchi-Test durch die Farben blau/grün/rot



    29 untere Reihe das jap. Objektiv. Im blauen ist der Japaner besser, bei grün ziemlich
    gleich, bei rot der APO besser korrigiert, der Japaner unterkorrigiert. Zum Farblängsfehler
    taugt dieser Test nicht, aber für den Gauß-Fehler ein prima Test, der Ronchi-Gitter-Test.


    30 obere Reihe: APO, der Phasenkontrast-Test durch die Farben blau/grün/rot



    30 untere Reihe das jap. Objektiv. Marginal die bessere Fläche beim APO. Schade, daß
    der Farblängsfehler das Vergnügen ein bißchen stört, für die Praxis am Himmel ist es
    nach Aussagen von Beobachtern ebenfalls eine Hochleistungs-Optik. Allerdings entfalten
    beide Objektive ihre Qualität erst, nachdem sie genügend Zeit zum Auskühlen hatten. Das
    war nämlich der Fehler eines Sternfreundes. Der erste Blick durch das un-temperierte APO
    zeigte mir zunächst eine völlig überkorrigierte Optik. Da ich diesen Effekt ja kenne, mußte
    ich ihm also erst einmal zwei Stunden Zeit für die Temperatur-Angleichung geben. Dann
    aber . . . !


    31 Ein Weißlicht-Interferogramm des APO



    31 erzeugt solche schönen bunten Interferogramme, bei Newton-Spiegeln aus dem
    Krümmungs-Mittelpunkt sehr beeindruckend. Hängt mit der Wellenlänge der Spektral-
    farben zusammen.


    32 Ein Weißlicht-Interferogramm des Japaners



    32 Warum mir diese Aufnahme nicht so gut gelang, weiß ich nicht, jedenfalls war da der
    Gurken-Schutz-Thread noch nicht virulent.


    Fazit: Ich würde mir wünschen, wenn man die gegenseitigen Bemühungen der Händler
    nur allerbeste Optiken fürs jeweilige Geld, also im Preis-Leistungs-Verhältnis gesehen,
    weder von Händlerseite, noch von Kundenseite madig würde. Dem deutschen Kunden
    fehlt oft das Bewußtsein, daß für eine hochwertige Optik auch ein hochwertiger Preis zu
    zahlen wäre. Erst Spitzen-Qualität für sich zu reklamieren und dann weniger bezahlen zu
    wollen, passen schlecht zusammen. Das erlebe sogar ich manchmal, wenn einige
    Sportsfreunde mir drei Stunden interessiert bei der Arbeit zuschauen, hinterher jedoch
    Probleme mit dem Auffinden ihrer Barschaft haben.


    Soweit die differenzierte Betrachtung über Wert und Unwert von Interferometer- und
    Ronchi-Test !


    Freundliche Grüße allerseits


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Wolfgang,


    sehr aufschlußreicher Bericht,klasse dargestellt!


    Besonders interessant finde ich deine ausführliche Darstellung der Möglichkeiten des Rochitestes,hatte ich doch noch kürzlich zu diesem Thema einen Disput mit einem Händler.


    Nun muß man natürlich beachten,daß deine Tests in Autokollimation entstehen und am Himmel "nur" in einfachem Durchgang geprüft wird.


    Die Flächenglattheit wird man am Himmel leider wegen der Seeingeinflüsse auch nicht so leicht ermitteln können wie im Labor,
    ich werde das aber bei entsprechender Gelegenheit einmal versuchen,mal sehen ob etwas dabei herauskommt.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schade, daß
    der Farblängsfehler das Vergnügen ein bißchen stört, für die Praxis am Himmel ist es
    nach Aussagen von Beobachtern ebenfalls eine Hochleistungs-Optik.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dazu habe ich noch eine Frage:Der Farbfehler beruht ja weitgehend auf der Abweichung im roten,während blau und grün gut abschneiden.
    Nunist das Auge im roten bei geringen Helligkeiten sehr unempfindlich,kann es sein,daß bei der Beobachtung der Farbfehler deshalb kaum auffällt,von hellen Objekten einmal abgesehen?


    Grüße nach Bayern[:D],


    Karsten

  • Hallo Karsten,


    die Philosophie geht schon dahin, Farben, für die das Auge nicht so
    empfindlich reagiert, etwas stiefmütterlich zu behandelt, also nach
    hinten rausfallen zu lassen. Dabei kann eine Optik für das Auge oder
    für die Fotoggrafie gebaut bzw. benutzt werden, dann ergeben sich
    zwei unterschiedliche Situationen bezüglich des Farblängsfehlers und
    des Gaußfehlers. Beim Farblängsfehler haben die einzelnen Farben
    unterschiedliche Schnittweiten auf der opt. Achse, beim Gaußfehler
    zusätzlich noch unterschiedliche Öffnungsfehler. Der Unterschied
    beider Optiken beruht hauptsächlich auf dem Farblängsfehler, der
    in Autokollimation dazu führt, daß die Spaltabblidung bei hoher
    Vergrößerung durch die Farbeffekte den Kontrast stört. Man müßte also
    einen Filter für die Störfarbe einsetzen, verdunkelt aber damit das
    Bild. Beim TMP-Objektiv hingegen ist dieser Fehler ausgeschaltet.


    Herzliche Grüße zurück,


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Wolfgang,
    ich habe zuhause zwei Teleskope. Einen Reflektor 130/650 und einen Refraktor 102/1000. Ich habe viel Spass mit den beiden Geräten. Leider ist es so, dass ich nicht weiss wie gut meine Optiken überhaupt sind. Außer den Sterntest fokal, intafokal und extrafokal hab ich leider keine Möglichkeiten meine Optiken zu testen, oder? Ich weiss nämlich manchmal nicht ob das Seeing einfach nur schlecht ist, die Fangspiegelstreben mal wieder verbogen oder die Okulare beschlagen sind... Nun meine Frage: Wie kann ich selber nach Anleitung ohne das Teleskop grossartig auseinanderbauen zu müssen meine Optiken auf einfache Weise testen? Es gibt anscheinend ne Menge Gründe (korrigierbare und unkorrigierbare)warum ein Fernrohr manchmal nicht das gewünschte Bild zeigt. Um im Bilde zu bleiben danke ich schon mal vorweg für deine Antworten,
    Ralf [:)]

  • Hallo Wolfgang,


    Toller Bericht!
    Nachdem scheinbar nicht nur ich grosses Interesse am
    Ronchi-Test habe, um neben dem Foucault- und dem Startest
    eine weitere Prüfmöglichkeit für Parabolspiegel zu
    haben, wollte ich nicht mehr per privater e-mail,
    sondern "öffentlich" anregen, doch einen neuen Thread
    Namens "Ronchitest in der Praxis" anzustossen.
    Kurt Schreckling hat ja für uns "Anfänger" vor kurzem
    den Dall Null-Test vorgestellt, und zwar in einer Art und
    Weise, die auch Leuten wie mir, die nie zuvor den Nulltest
    probiert haben, sämtliche Informationen zur Verfügung stellte,
    um so etwas zu verwirklichen. Vorher wusste ich zwar was
    von einer "Kompensationslinse", aber dass ich dafür ganz
    praktisch einen simplen Achromaten aus einem Feldstecher nehmen
    kann (Formeln und den "Trick" am Kugelspiegel hat der Kurt gleich dazumitgeliefert)und es in der Realität ausprobieren kann,
    fasziniert mich.


    Vielleicht wäre so eine Erläuterung auch für den Ronchitest möglich?
    Da wäre also die Spaltbreite, die Gitterkonstante, Justage, Laufen
    der Streifen usw. zu erklären. Ich denke, die physikalischen
    Formeln sind den meisten geläufig, aber wie mache ich,nachdem ich Lichtquelle, Spalt, Gitter vor mir liegen habe, Schritt für
    Schritt so einen Test IN DER PRAXIS??? Welche Formeln gibt es da?
    Bei den Ronchitests, die meistens dem ahnunglosen Publikum
    demonstriert werden, spielen oben genannte Daten ja scheinbar
    überhaupt keine Rolle...



    Vielleicht kann ja auch so manch ein Händler was dazulernen ;)



    Liebe Gruesse aus München,



    Alfredo [:)]

  • Hallo TeSt Oldenburg,


    der einfachste Test wäre der Foucault-Test am Stern: Da nimmt man ein
    Glasplättchen von einem Diarähmchen und zieht mit einem Permanent-
    Folien-Stift ein schwarzen Strich (Edding geht auch) Und nun liegt
    man das Glasplättchen, mit dem Strich zum Objektiv auf den Okular-
    Hülsen-Rand. Durch Fokussieren schiebt man den Strich wie eine Messer-
    schneide genau in den Fokus und hat den Foucault-Test. Wenn die Luft
    sehr unruhig ist, sieht man das auch. Beschrieben ist dieser Test auf
    folgender Website: http://www.astrosurf.com/tests/test460/test460.htm#foucault


    Wenn man ein Ronchi-Gitter hat, mindestens 10 line pairs /mm dann
    kann man ebenfalls den Öffnungsfehler einer Optik an einem Stern
    prüfen. Wenn man da Verformungen sieht, handelt es sich schon um ein
    schlimmes Gerät. Normale Optiken fallen bei diesem Test noch nicht
    auf. Der Stern-Test kann dahingehend benutzt werden, um bei Spiegeln
    eine abgesunkene Kante aufzuspüren, oder deutliche Zonen zu erkennen.
    Auch sieht man damit deutlichen Astigmatismus. Eine Optik damit
    quantitativ zu erfassen, halte ich für riskant. Da hilft ein Interfero-
    gramm.


    Soviel zu Deinem Beitrag.


    Sei herzlich gegrüßt!


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Alfredo und alle Interessierten,


    vor einem Test sollte man sich über einige opt. Prinzipien klar sein.
    Die von Kurt Schreckling beschriebene Kompensations-Anordnung oder der
    Dall-Null-Test funktioniert sowohl mit Foucault, wie Ronchi, wie Spalt.


    Eine Kugel kann im Krümmungs-Mittelpunkt auf Null geprüft werden. Sämtliche Zonen haben die gleiche Schnittweite definitionsgemäß. Weil bei einer Parabel sowohl Mitte wie Rand "tiefer" liegen, muß das
    kompensiert werden: entweder durch einen Planspiegel, auch das ist eine Art Kompensation oder durch die Umgekehrte Aberration einer
    Plus-Linse. Einen Achromaten nimmt man, damit man keine Regenbogen-
    Farben bekommt bei Weißlicht, bei Laserlicht geht auch eine Einzel-
    Linse. Kurt wie Dall gehen 1x durch die Linse, ich gehe zweimal
    durch. Entsprechend genau muß die Kompensations-Linse sein. Der Nach-
    Teil einer Kompensations-Linsen-Messung ist, sie funzt mit einfacher
    Genauigkeit, weshalb ich auch bei Schrecklings Spiegeln in Autokolli-
    mation immer noch was finde. Aber nachdem die Amateure viel genauer
    arbeiten wie die Industrie, macht das nix.


    Fazit: Foucault und Ronchi funktionieren in der von Kurt beschriebenen
    Testanordnung in gleicher Weise mit dem einzigen Unterschied, daß Du
    bei Foucault genau im Fokus prüfst, bei Ronchi bist Du intra- oder
    extrafokal. Intrafokal ist aber günstiger.


    Nun die Erklärung einiger Begriffe:


    Verstellbarer Spalt: Mit einem Lichtspalt hat man mehr Licht als mit
    dem Pinhole. Nimmt man jedoch einen DiodenLaser von Conrad Electronics
    und schraubt die verstellbare Optik ab, hat man einen sehr hellen,
    ca. 0.01 mm großen Lichtpunkt, mit dem man recht gut prüfen kann, allerdings hat man dann Lichtpulse, die das Vergnügen stören. Es ist
    also nix perfekt. Einen Lichtspalt kann man auch fix machen, aber
    bitte ca. 0.01 mm Breite und ca. 0.5 - 1.0 mm Höhe. Lichtspalt und
    Gitterstreifen müssen natürlich parallel zueinander mit einer Lupe
    geprüft eingestellt sein, sonst leidet der Kontrast bzw. die möglichen
    Beugungslinien. Am besten wäre also ein verstellbarer Spalt. Mit einem
    Lichtleiterkabel kann man ja von einer hellen Halogen-Lampe das Licht direkt hinter den Spalt leiten und braucht dann keine Zischenoptik!
    So jedenfalls mache ich es. Man beachte übrigens die gleiche Höhe der
    Messerschneiden. Bereits eine Differenz von wenigen hunderstel
    Millimeter machen sich bereits störend bemerkbar.


    Gitterkonstante:
    Je kleiner der Spalt, umso höher kann die Gitterkonstante sein.
    5 lp/mm sind für eine Übersichtsmessung OK, nicht aber für eine
    genaue Messung. Bei einfacher Genauigkeit wären 20 lp/mm angebracht
    oder 10-15 lp/mm in Autokollimation. Auf AstroTreff gibt es genug
    Beispiele, wo ich jeweils die Gitterkonstante dazugeschrieben habe.
    Für das Prüfen eines Kugelspiegels sind 5 lp/mm gerade noch zu
    verzeihen. Aber bitte nicht mehr als höchstens 4-6 Linien für das
    Auge. Im Internet liegt ein schönes Programm RonchiZ mit der
    Download-Adresse:


    http://www.users.bigpond.com/PJIFL/ronchi_software.html


    Das simuliert die Verformung der Ronchi-Linien aus dem Krümmungs-
    mittelpunkt der Parabel, woovon ich nicht so viel halte, aber es ist
    vermutlich eine Frage der Gewöhnung, wenn man keine anderen Möglich-
    keiten hat. Fotografisch hergestellte Gitter sind untauglich, weil
    die Gitterkanten viel zu unscharf sind. Aber sie könnten dafür für
    den PhasenKontrast-Test taugen, wenn die Gitterlinien eine Dämpfung
    von ca. 2.0 haben, also ca. 1% des Lichtes durchlassen. Auf meinen
    Webseiten gäbe es eine Beschreibung dazu.


    Eine gute Adresse ist auch das Buch von Kurt Wenske, Taschenbuch Nr. 7
    in Sterne und Weltraum erschienen zum Thema "Spiegeloptik" Ab Seite 33
    ist dort der Ronchi-Test gut erklärt. Weiter hinten kann man ihn dann
    sogar berechnen. Es gibt noch weitere Literatur, vielleicht mache ich
    mal eine Sammlung speziell zu einzelnen Testmethoden. Jürgen Schmoll
    hat unlängst in seinem offenen Brief an mich einige Tests zusammen-
    geschrieben. Soviel erst einmal zur Gitterkonstante.


    Die Justage eines Newtons vor einem Planspiegel kann man, wie Alois
    das macht, mit einem Ronchi-Gitter machen. Ich mache das mit dem Stern-
    test und später mit dem Interferometer.


    Noch ein paar Bemerkungen zum "Laufen" der Streifen: Je weniger Streifen
    man beim Ronchi-Gitter virtuell sieht, umso genauer wird die Messung.
    Dabei kann man auf gleiches Aussehen intra- und extrafokal prüfen.
    Im Fokus wenn man ist, entsteht der Focault-Test oder auch der
    Draht-Test. Wenn man nun nur noch 1 - 2 Streifen über die Fläche
    "laufen" läßt, dann sieht man über die Verformung der Streifen bei der
    Wanderung die Zonen besser. Wenn man keine Verformung mehr wahrnimmt,
    kann man auch keine gravierenden Zonen mehr. So isses auf jedem Fall
    beim Kugelspiegel, beim Test gegen einen Planspiegel, oder beim
    Test durch eine Linse hindurch, also dem Null-Test.


    Den Foucault, aber auch Ronchi-Gitter-Test kann man mit einer
    Gitterkonstante von ca. 20 lp/mm gut am Sternhimmel durchführen.
    Da gab es einen Künstler aus Südfrankreich, der seinen 1 Meter Spiegel
    am Himmel mit Foucault retouchierte, nachdem er seinen Teppich auf
    den Spiegel legte und in sein Gerät hinein-kroch. Mußte er auch,
    weil nämlich seine Auflage-Punkte nicht stimmten, und er den Fehler
    mit einer derartigen Retouche behob. Auf der franz. Website erfährt
    man zu diesem Fall genaueres.


    Die Wahl des Ronchi-Gitters ist wichtig: Es muß ein aufgedampftes sein
    und scharfe Gitterkanten haben. Edmund Scientific, USA, hat solche
    und die Firma Pörschke wäre die Deutsche Generalvertretung. Kaufen
    kann man solche Gitter u.a. bei TeleskopService, deren eines ich
    benutze mit 13 lp/mm. Dort ist es in ein dafür vorgesehenes Okular
    eingebaut.


    Die Messung des Öffnungsfehlers mache ich grundsätzlich mit Ronchi,
    weil es eine Absolut-Messung ist durch die Linearität der Linien.
    Mit dem Interferogramm mißt man diesen Fehler nicht ganz so genau,
    dafür aber quantitativ genauer.


    Das war jetzt ein wenig unsystematisch, aber ich hoffe, daß für Euch
    trotzdem eine Information ist. Stellt halt gezielte Fragen.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

  • ups, jetzt darf ich gleich nochmal alles tippen, is irgendwie
    alles verschwunden, was ich gesendet habe:



    Hallo Wolfgang,


    na denn mal gleich die ersten "speziellen" Fragen:


    wie du weisst, habe ich bei Edmund Scientific
    ein 300linepairs/inch (also 12linienpaare pro mm)
    Gitter bestellt, nachdem Wolfang Ransburg für die
    nächsten Wochen keine mehr auf Lager hat
    (scheinen ja weggehen wie warme Semmel, die Dinger,
    er meinte, die waren innerhalb kürzester Zeit weg!)


    Werde wohl Schritt für Schritt vorbereiten, um
    meinen ersten Ronchitest mit Kompensationslinse zu "vollenden":


    a) Zuerst einmal zur Wahl des Gitterkaufes: welches Gitter
    würdest du noch ZUSÄTZLICH empfehlen,
    wenn ich nicht mehr als zwei davon haben will?
    Eines mit 20lp/mm mit 40 lp/mm, oder sogar noch mehr?


    b) du selbst hast ja mehrere Gitterkonstanten. Wann verwendet
    man welche? Hängt das vom Öffnungsverhältnis des Spiegels
    ab? Von der Spiegelgrösse?


    c) Bis zu welcher Groessenordnung lambda/wave kann man mit
    welcher Gitterkonstanten noch was erkennen?



    Die Software RonchiZ habe ich mir schon mal runtergeladen und
    ein bischen damit rumgespielt. Ist wirklich super. Leicht
    zu bedienen und total intuitiv...aber soweit bin ich leider noch
    nicht [:p]



    Viele Gruesse aus Minga,


    Alfredo [:)]

  • Hallo Alfredo,



    ein 10 lp/mm Gitter sollte es schon sein. Wenn Du jedoch Spiegel
    schleifst, wäre ein 5 lp/mm deswegen nicht schlecht, damit Du Dich
    langsam zu immer größerer Genauigkeit hinarbeiten kannst. In
    Kompensation sollte es mindestens 10 lp/mm, vielleicht 20 lp/mm
    sein. Dabei spielt die Qualität des Gitters mit ganz exakten
    Streifen, aber auch die Qualität des Lichtspaltes mit ganz
    exakten Kanten eine große Rolle. Schau Dir das unterm Mikroskop
    an, dann weißt Du, was ich meine. Wichtig ist auch, daß Lichtspalt
    genau parallel zu den Gitterlinien steht. Das kann man leicht
    mit dem Auge überprüfen: Bei hächstem Kontrast sind beide parallel.


    Bereits bei 20 lp/mm hast Du es mit der Beugung zu tun, bei 30-40 lp
    wird es schon kritisch, da würde ich überlegen, ob der Ronchi-Test
    nicht überfordert ist.


    Wichtig ist, sich das Ronchi-Gramm genau anzuschauen: Also auch die
    Beugungs-Linien zwischen den Streifen, die Ausleuchtung der hellen
    Streifen, deren Kanten, deren klare Definition etc. Nachdem man das
    alles fotografieren kann, kann man das auch später noch prima ver-
    gleichen. Bei einer Kompensation wirst Du Farbeffekte bekommen,
    weshalb monochromatisches Licht besser wäre, oder eben eine Leucht-
    diode.


    Viel Erfolg beim Probieren,


    Wolfgang Rohr

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