Hallo zusammen,
inspiriert durch Mel Bartels Weitfeldnewtons
(http://www.bbastrodesigns.com/rft.html )hatte ich mir vorgenommen, mich an so ein Teil zu wagen. Ob das nun in unseren Breiten absolut sinnvoll ist, sei dahingestellt. Ab er ich fand die Möglichkeit z.B. mit einem 21 Ethos und Komakorrektor ein größtmögliches Gesichtsfeld zu erzeugen faszinierend.
Es sollte auf alle Fälle ein Low-Budget-Projekt aus Teilen werden, die ich größtenteils rumliegen hatte. Um es gleich vorweg zu sagen: Leider habe ich das Projekt nur unzureichend fotografisch dokumentiert.
Der Rohling von 11“ Durchmesser war ein Überbleibsel aus meinem 24“ Projekt.
Hier hatten wir vor Jahren aus einer großen Quarzglasscheibe per Wasserstrahlschneiden insgesamt drei Rohlinge mit 35 mm Dicke rausgeschnippelt.
Das Öffnungsverhältnis wurde auf F/3 festgelegt und ich fing an die Scheibe mit einer drehzahlregulierbaren 125mm Aldiflex freihand zu bearbeiten. Ich hatte das schon ein paarmal gemacht, finde es aber immer wieder äußerst unangenehm mit so etwas einem Glaskörper auf den Leib zu rücken.
Jedenfalls ging es gut. Mittels Schablone wurde die Krümmung kontrolliert. Die Abweichung lag zum Schluss um 1-1,5 mm, was wirklich ausreichend ist.
Zum Weiterbearbeiten des Spiegels hatte ich mir die denkbar einfachste Form der Schleifmaschine gebaut: eine sogenannte „Fixed Post Machine“. Diese Dinger sind in den USA bei vielen Spiegelschleifern beliebt. Der Papst hierzu heißt Gordon Wait , guckt auch
Meine Maschine wird durch eine umspannte Fahrradkette, gegen die von außen ein Fahrradritzel anliegt, sowie ein 30 V Gleichstrommotor aus der Schrottkiste angetrieben. Sie nimmt nur wenig Platz weg. Die Drehzahlsteuerung erfolgt über ein Labornetzteil.
Im Nachhinein fragte ich mich, warum ich das nicht schon viel früher gemacht habe….
Nachdem ich ein übergroßes Fullsizetool (10mm mehr Durchmesser als der Rohling)aus Estrichbeton angefertigt und versiegelt hatte, konnte es losgehen.
Durch das etwas größere Tool soll sich die Gefahr einer abgesunkenen Kante reduzieren.
Tool und Top wurde dann der zukünftige Spiegel mit Karbo 60 eingeschliffen.
Nach rund zwei Stunden war alles angepasst. Eine weitere Stunde mit K 120 beendete den Grobschliff.
Der Feinschliff erfolgte dann MOT. Hierfür hatte ich mir eine Art Haube mit Zapfenführung gebastelt, die einfach über den Spiegel gestülpt wurde.
Jeweils eine Stunde mit den Körnungen K 240, K500, 9 my und 5 my Microgrit WCA langten für den Feinschliff.
Das tolle an der Schleifmaschine: Mit der zunehmenden Feine der Körnungen erhöhte sich die Standzeit des Schleifmittels, so dass ich die Maschine 5- 10 Minuten allein laufen lassen konnte.
Was für ein ungekannter Luxus.
Nach Ende der Schleifarbeiten wurde das Tool fürs Polieren präpariert und mit synthetischen Polierpads beklebt.
An zwei Tagen lief die Schleifmaschine, auch MOT, für jeweils rund 6 Stunden, dann war der Spiegel auspoliert.
Bisher war alles total easy, die Maschine lief von selber und brauchte nur alle 15 Minuten mit etwas Wasser und gelegentlich mit ganz wenig Poliermittel gefüttert werden.
Dann der erste Foucault und Ronchitest:
Die Oberfläche des Spiegels zierten eine schöne Schützenscheibe, ein mäßiger Zentralberg und einen sehr leicht abgerundeten Außenbereich. Die eigentliche Kante war nahezu perfekt.
Alles Fehler die nicht sonderlich dramatisch sind.
Zum Glätten und Parabolisieren erhielt das Fullsizetoll eine Pechhaut (aufgetropft).
Die weiteren Arbeiten wurden jetzt MOT per Hand durchgeführt. Dazu wurde der Zapfenaufsatz für die Schleifmaschine abgebaut, um das Untergestell nur als Drehteller verwenden zu können
Nach ca. 1 Stunde mit langen Strichen und viel seitlichem Überhang, war der Spiegel schön glatt und nahezu sphärisch. Mit genau dieser Strichführung ging es dann ins Parabolisieren über.
Als Testverfahren verwende ich seit einigen Jahren den Ronchitest. Er ist schnell und einfach durchzuführen. Mittels Ronchisimulator kann man zügig abschätzen, wie weit man noch von der Parabel entfernt ist oder was für Fehler der Spiegel hat.
Ich habe mit diesem Verfahren in der Vergangenheit bis auf eine Ausnahme überwiegend positive Erfahrungen gemacht und Spiegel bis 24“ gut hinbekommen.
Nach einer Stunde hätte ich dann nachdem Krümmungsmuster der Ronchilinien eine wunderschön glatte F/5 Parabel, aber leider steht das ja nicht auf dem Programm.
Das übergroße Tool funktioniert sehr gut, auch mit zunehmender Abweichung von der Sphäre läuft es immer noch weich und ruckfrei.
Durch die Übergröße kann man es nicht für längere Zeit pressen. Es lässt sich aber einen Tag später ohne irgendeine Aufbereitung immer noch gut verwenden.
Wenn ich mal ein paar Tage ausgesetzt habe, wurde das Pech in einem Warmwasserbad weichgemacht und mit dem Spiegel unter leichten kreisenden Bewegungen wieder angepasst.
Anschließend konnte ich wenige Minuten später mit dem Parabolisieren fortfahren.
F/3 ist natürlich ein ganz schöner Eiertanz und es lief auch nicht so rund wie zum Beginn.
Mit verschiedenen Strichführungen und durch verändern der Pechhaut ging es immer mehr Richtung Parabel.
Irgendwann sagte ich mir, jetzt reicht es. Im Vergleich mit dem Ronchisimulator hatte der Spiegel in der Mitte eine minimale Unterkorrektur und zum Rand hin war etwas Überkorrektur zu erkennen.
Um das ganze noch einmal zu überprüfen führte ich auf einem einfachen Holzgestell, montiert auf einer Giro 3, einen Sterntest durch.
Hier bestätige sich dann insgesamt die Überkorrektur. Das extrafokale Bild war scharf begrenzt, intrafokal sah alles ein bisschen verwaschen aus.
Die Sekundärspiegeldurchmesser waren intra und extrafokal recht ähnlich.
Das Bild lies sich auf den Punkt scharfstellen. Die eigentliche Sternabbildung ist absolut ok.
Epsilon Lyra konnte ich einwandfrei trennen, ich konnte zeitweise sogar Beugungsscheibchen sehen.
Interessanterweise zeigte das Ronchiokular von Gerd Neumann (hatte ich nicht zum Parabolisieren genutzt) schnurgrade Linien bis zum äußersten Rand.
Eine Sache die ich nicht verstehe, denn der Spiegel ist definitiv bisschen überkorrigiert.
Was tun? Verschlimmbessern? Ich entschied mich den Spiegel erst einmal günstig bei Refoptik zu verspiegeln (55.-Euro)
Nach vier Wochen war der Spiegel frisch belegt zurück und das Teleskop fertig.
Mein zukünftiger Schwiegersohn Maik hat den wunderschönen Alutubus gemacht.
Aufwendigstes Bauteil war die Sekundärspiegelhalterung/Spinne.
Der Sekundärspiegel ist ein achteckiger Selbstschliff (nicht von mir) mit kl. Achse 90 mm und von guter Qualität. Die Hauptspiegelzelle ist ein furchtbares Machwerk aus zwei Siebdruckplatten, wobei der Hauptspiegel einfach mit drei Klexen Sikaflex auf eine der Holzscheiben geklebt ist.
Bei dem Okularauszug handelt es ich um einen uralten NGF 2, der sich aber feinfühlig einstellen lässt und auch bei F/3 geht.
Der Tubus wurde innen mit schwarzer Velourfolie beklebt. Dann noch GP-Schiene und Telradbasis dran – fertig.
Kurz nach Weihnachten war dann richtiges First Light. Leider hatte ein Nachbar noch seine Lichterkette auf dem Balkon.
Die Giro 3 kann den kurzen Tubus noch sehr gut tragen.
Im 21 mm Ethos zusammen mit dem alten Paracorr gab es ein knackscharfes Bild mit erstaunlich guter Randabbildung.
M 31 mit Begleitern und viel „Fleisch“ , H und Chi, den kompletten Cyrrusbogen, M 81 und 82 usw.
Bei hellen Sternen und höherer Vergrößerung sah ich etwas „Gekrissel“, aber nur da.
Im Orionnebel war bei 106-fach im Trapez die E - Komponente erkennbar.
M 15 aufgelöst und schön scharf. Uranus sah bei 212-fach wie ausgestanzt aus.
Es ist kein perfektes Teleskop, aber ich bin sehr zufrieden und gucke erst einmal den Belag ab.
Vielleicht hole ich irgendwann noch einmal die Pechaut raus....