Wie funktioniert Schmalbandfotografie?

  • Moin! Ich überlege, auf Schmalbandfotografie umzusteigen, da ich mir davon detailreichere Bilder erhoffe. Dazu habe ich 3 Fragen: Welche Filter machen Sinn für mein Setup (noch unmodifizierte Sony A7 mit Baader Komakorrektor III und GSO Newton f/4)? Kann ich die Filter direkt ans Ende des Komakorrektors einschrauben oder wie befestige ich sonst die 2" Filter? Wie funktioniert Schmalbandfotografie bzw. wie sind die Schritte beim Fotografieren, welche Software etc?
    VG Martin

  • Hi Martin,


    zunächst funktioniert Schmalbandfotografie mit einer Farbkamera nur ganz schlecht und mit einer unmodifizierten so gut wie gar nicht. Für eine A7 bräuchtest Du zudem riesige Schmalbandfilter, die schlichtweg unbezahlbar sind. Das würde ich überhaupt nicht anfangen...


    Also erstmal eine S/W-Kamera. Die beste Wahl (in Punkto Preis/Leistungsverhältnis wenn man die Filter mitrechnet) ist m.E. momentan eine Kamera mit Sony 694 Chip. Die sind erheblich empfindlicher als die ganzen 8300er Kameras, die man momentan günstig bekommt und man kommt mit 1,25" Filtern aus. Das macht nicht nur die Filter günstiger - für mich ist auch wichtig, dass alle Filter (LRGBHaOIIISII) in ein Filterrad passen. Sehr beliebt ist momentan auch die gekühlte ASI1600. Nur brauchst Du dafür 2" Filter und davon bekommst Du nur 5 Stück in ein Filterrad. Das bedeutet jedes Mal vorher überlegen, was man knipsen will und u.U. bei Nacht das Filterrad auseinandernehmen, Filter im Gras suchen etc. [8D]


    Wenn Kamera und Filter vorhanden sind, gibt es ganz unterschiedliche Methoden der Schmalband-Fotografie...


    Man kan z.B. eine LRGB-Aufnahme mit zusätzlichen Ha-Aufnahmen pushen, um Ha-Regionen besser sichtbar zu machen. Dafür mischt man die Ha-Aufnahme zu einem gewissen Prozentsatz in den Rot- und in den Luminanz-Kanal. Beispiel:



    Dafür reicht natürlich ein Ha-Filter und das funktioniert in Grenzen sogar mit einer Farb-Kamera. Allerdings nicht mit einer unmodifizierten, die den Ha-Anteil gleich wieder schluckt.


    Die klassische Schmalband-Technik ist wohl die sog. Hubble-Palette, bei der SII als Rot-, Ha als Grün- und OIII als Blau-Kanal genutzt werden. Beispiel:



    Ich muss aber zugeben, dass ich das mit der Hubble-Palette irgendwie überhaupt nicht draufhabe. Ich mag auch kein Grün und bei den meisten Nebeln ist im SII-Band so wenig Signal, dass mit die Belichtungszeit dafür zu schade ist [;)]


    Deshalb mache ich meistens BiColor-Aufnahmen, bei denen man nur Ha- und OIII-Aufnahmen kombiniert. Das kann man einfach machen, indem man Ha auf Rot und OIII auf Blau und Grün legt. Beispiel:



    Oder man benutzt die BiColor-Methode von Steve Cannistra und baut sich einen synthetischen Grünkanal. Mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen bekommt man damit erstaunliche Ergebnisse an Nebeln, die einen hohen OIII-Anteil haben:





    Bei schnöden Roten Nebeln bekommt man auch eine besondere Tiefe und Struktur:



    Wenn man ganz irre ist, kann man mit der BiColor-Methode sogar Galaxien aufnehmen. So hast Du M33 vermutlich noch nicht gesehen: [:D]



    Und zu guter Letzt kann man auch reine Ha-S/W-Aufnahmen machen, die wie ich finde, einen besonderen Reiz haben:



    Also denk mal über eine S/W-Kamera nach[;)]


    Gruß
    Klaus

  • Hallo Klaus,
    interessante Bilder und Infos. Einige Dinge sind mir noch nicht klar. Eine S/W Kamera mit Filtern liefert am Ende also offenbar farbige Bilder?! Werden die Bereiche dann per Software "gefärbt"? Reicht für Schmalbandfotografie der DSS zum übereinanderlegen der Schmalbandbereiche oder muss ich noch in Software investieren (Lightroom CC habe ich). Wie genau verwendet man den L(uminanz?)Kanal? ALso kurz gefragt: wie ist das Prozedere mit SW Kamera bis zum farbigen Summenbild?
    VG M

  • Hi Martin,


    ein Farbpixel hat ja einen Wert für jeden Farbkanal. Also werden die jew. Helligkeitswerte der Pixel aus dem jew. Farbkanal in den Pixelwert für diesen Kanal im Farbbild übertragen.


    Das Stacken in DSS macht man für jeden Kanal einzeln. Danach fügt man die Kanäle zu einem Farbbild zusammen. Das geht in PS und vermutlich auch in Lightroom. Auf jeden Fall geht es auch kostenlos in Fitswork.


    Zugegeben - das mit der Luminanz habe ich auch nie wirklich verstanden. Aber es wirkt[:D]
    Das mit dem L-Kanal geht z.B. auch in Fitswork...


    Gruß
    Klaus

  • Hi Martin, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Eine S/W Kamera mit Filtern liefert am Ende also offenbar farbige Bilder?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nein- wenn du den Grünfilter vor der SW-Kamera hast, kommt nur grünes Licht durch. Entsprechendes gilt für den roten und den blauen Filter.


    Diese Einzelbilder sind für sich schwarz-weiß, jedenfalls wenn du eines davon am Rechner ansiehst. Das mit Grünfilter aufgenommen enhält aber nur die tatsächlich grünen Bildanteile, alles was rot oder blau ist fehlt in diesem Einzelbild. Siehe letztes Bild von Klaus- das enthält nur den h-alpha Anteil des Lichts.


    Du erstellst also getrennte Aufnahmen von jeder Farbe. Nachher verarbeitest du diese Bilder mit der passenden Software und diese baut aus den getrennt aufgenommenen Bilder dann ein Farbbild.


    Noch zur Erklärung- weshalb macht eine Farbkamera mit RGB-Filtern wenig Sinn? Auf dem Chip der Farbkamera sitzt die Bayermatrix, die einzelnen Pixel sind also den Farben zugeordnet.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Bayer-Sensor


    Wenn du nun z.B. einen Rotfilter vor diese Kamera setzt, würden nur die rot maskierten Pixel Licht empfangen, also nur 1/4 der vorhandenen Pixel genutzt. Damit verlierst du jede Menge Licht und Auflösung. Und im roten Bereich wäre die DSLR unmodifizierte noch dazu von Haus aus recht unempfindlich.


    Gruß
    Stefan

  • Hi,


    Schmalband fotografie geht auch mit Farbkameras. Natürlich verschenkt man damit Pixel (Auflösung), aber was solls...


    Ich hab ne astromodifizierte Canon 450D(a), der hab ich nen H-Alpha Clipfilter von Astronomik spendiert, weil ich es ausprobieren wollte.


    http://www.sternwarte-zollern-…stegor/cirrus-h-alpha.htm
    http://www.sternwarte-zollern-…r/nordamerika-h-alpha.htm
    http://www.sternwarte-zollern-…dekopf-flamme-h-alpha.htm
    http://www.sternwarte-zollern-…stegor/bubble-h-alpha.htm


    Nachdem ich die Ergebnisse gesehen hab, hab ich mir auch noch O-III geholt und Bicolor generiert:


    http://sternwarte-zollern-alb.…r/lobsterclaw-bicolor.png
    http://www.sternwarte-zollern-…estegor/rosettennebel.htm
    http://www.sternwarte-zollern-…or/crescent-widefield.jpg


    Alle Aufnahmen mit martelaltem Orestegor 4/300 Teleobjektiv (Vollformat von Mayer-Görlitz) auf diversen Montierungen. Alle Autogeguidet per 8x50 Sucher und ALCCD5L-IIc und PHD.


    Kameraumbau: 150 Euro
    2 Filter: ca. 350 Euro
    Tele: 35 Euro bei Ebay


    Bildbearbeitung: jeweils die Bilder pro Filter mit Dark, Flat und Bias in DSS gestackt, jedes Summenbild in Fitswork in seine Farbkanäle zerlegt und nur den Rot- bzw. Grünkanal weiterverarbeitet, also gestretcht, entrauscht, dann zueinander ausgerichtet und für Farbbilder die H-Alpha Bilder als Rot-, die O-III Bilder als Grün und Blaukanal zu nem Synthetischen Farbbild zusammengelegt. Kam deutlich günstiger als ne echte, gekühlte Astro s/w CCD mit APS-C Chip. [:)]


    Nachteil: Du mußt deutlich mehr Bilder machen als wie mit ner gekühlten CCD-Kamera...


    CS
    Silvia

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