Mein 10" Chile Dobi

  • Hallo Andreas,
    danke, gibt ein Gefühl der Sicherheit.Effektiv weiss ich ja nicht, wie stark die Verbindung hält. Möchte da keinen Stress-Test wagen am Original-Stück.
    Grüsse

  • Hallo Andreas,
    schon längstens gemacht, hält nicht viel aus, aber die Gesamtleimfläche bei den vielen Holzstücklein ist eben doch beträchtlich und was das insgesamt bietet in Sachen Fixierung weiss man nicht mit einer Probeleimung.
    Grüsse Emil

  • Hallo Emil,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">gute Idee mit der fehlenden Platte, da könnte man noch ein paar Gramm einsparen. Andererseits muss der Fangspiegel dann verschiebbar sein, wenn die Okularachse eingemittet werden will, was wiederum ein Plus an ein paar g bedeuten dürfte.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hast recht, aber einmalig einstellbar reicht ja, und sei es mit der Feile an der Auflagefläche oben am Ring - da darf man sich nicht abschrecken lassen. Wer leicht bauen will, muss auf Komfort verzichten [:D] Aber ja, ein verschiebbarer Fangspiegel hilft.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Guten Tag,


    (Das Folgende passt weder zu 100% ins Selbstbauforum aber auch nicht ganz ins Reiseforum, der Kohärenz wegen füge ich es trotzdem hier ein.)


    …. und nichts wie weg nach Chile damit! Reisezeit fast ganzer Dezember. Schwerpunkt Elqui-Tal, unweit des Standortes für das neue Giant Magellan 21m Teleskop. Fazit: Durchzogen, alles hat zwar funktioniert aber doch viel Pech war mit im Spiel. - Ich muss husten vor dem Weiterschreiben.


    Den internationalen Flug hat das Teleskop bestens überstanden und auch das Herumkarren und Schubsen in der U-Bahn Santiagos war problemlos. Nach einer Inlandverschiebung kam dann die erste böse Ueberraschung.




    Der Bodenring war kaputt. Der Araldit hielt die Schläge oder Temperaturschwankungen nicht aus. Niemand wusste, wo man in dieser Millionen-Stadt 2 Komponentenkleber bekommen kann. Ich fand nur Uhu und das bekannte Doppelklebband in einer Papeterie in letzter Minute vor dem Weiterflug nach la Serena.


    Weiter hatte sich ausgerechnet die blöde Sucherschraube gelockert für die mir der Inbus-Schlüssel exakt fehlte. In der U-Bahn kam dann einer daher, der ein ganzes Schraubenzieherset für Elektrogeräte anpries für einen ganzen US-Dollar. Her damit! Ich war überglücklich bis ich später das Warnschild sah: Jeglicher Erwerb von Händlersachen ist streng verboten und wird strafrechtlich geahndet. Glück gehabt. (Abgesehen davon ist Hehlerei auch in Chile natürlich ein Straftatbestand.)


    Im Elqui-Tal angekommen hatte ich den ganzen Tag Zeit, in einem Bungalow mit primitivsten Mitteln alles zu flicken. Das mit dem Uhu konnte man sofort vergessen, also letzter Versuch mit dem Klebband. Sonst bliebe nur noch die Kiosklösung mit einem Kaugummipack. Das Abkratzen der Harzreste war mühsam und dauerte 90 Minuten. Als Zentriereinrichtung diente mir die Innenecke des Bungalows. Schliesslich war der Ring wieder zusammen. Entgegen jeglicher statischen Logik war der Ring nun kaum schlechter! Das kann man so definitiv sein lassen. Erklären kann ich mir das nur mit einer offensichtlichen grossen statischen Reserve, die das 4.5cm dicke Ding haben muss.




    Bungalow als Werkstatt




    Schab und kratz kratz...



    Raierspiegelchen in neuer Schatulle




    Zum Rekognoszieren für die kommende Nacht reichte es nicht mehr. Chile ist ein riesiges feudales Latifundien-Stacheldrahtgehege und freie Wanderwege kann man ziemlich vergessen. Kein Strassenrand ohne Stacheldraht mit bissigen Hunden dahinter. Der hinterste Eigentümer im Tal wirkt gleichzeitig als Talsperrer. Ohne seine Durchgangserlaubnis kommt man gar nie zu den Bergen am Talende. Das ist systematisch so in Chile ausser in Gebieten die total unfruchtbar sind. Die Profi-Sternwarten machen das natürlich auch so. Direkt neben der Panamericana, wo der Privatweg viele viele Kilometer weit zu den Kuppeln und Hotelunterkünften beginnt, ist bereits die Barriere runter. Kein Durchgang, auch nicht einen Meter weit mit dem eigenen Fuss. So wollte es Pinochet, so wollen es alle Länder, welche die franz. Aufklärung immer noch nicht begriffen haben.





    Immerhin gelang es mir mich von den Strassenlampen zu entfernen und aus dem Dorf zu schleichen. Ein Plätzchen war gefunden. Ueberall lagen zertrümmerte Wein- und Schnapsflaschen herum. Bald kamen die ersten Jungs und Mädels herbei mit noch vollen Trinkflaschen. - Ich packte zusammen und ging ins Bett.


    Die nächste Nacht war dann der Volltreffer: Aufstieg mehr als 1 h. Windstill und sich anbahnende Transparenz vom Feinsten ohne jegliche Szintillation. Alles funktionierte perfekt; als dann hinter den fernen Bergen Argentiniens eine ungeheure Lichtverdichtung in der Milchstrasse aufging, sich der ganze Eta-Carinae Komplex im Okular bemerkbar machte, war für mich das Fass voll. So etwas haben wir nicht im Norden….. Reiner Wahnsinn, was man da sieht, Schockfronten, Verdichtungen, Ausfaserungen und Elefantenrüssel . - Enttäuschend waren eigentlich nur die Galaxien. Da fehlen einfach die Photonen bei 255mm Oeffnung. NGC 55 gross aber düster, NGC 253 schlechter im Zenith als von uns aus am Horizont mit 500mm Oeffnung.


    Immer wieder musste ich bei diesem bockstillen Firmament auch die Optik überprüfen. Die ganze Fangspiegelschweinerei im Newton-System kommt da halt optimal störend zum Vorschein. Besser man hätte einen Kutter-Schreckling mit zudem etwas dickeren Gläsern im Reisegepäck. Immerhin sah ich Beugungsringe aber mit viel Gefummel darum herum. Starker Unterschied zum Beugungsbild im Lehrbuch leider.





    Nützlich war die ausserordentliche Standfestigkeit meines Dobis. Man findet in den Bergen als Zeltler bekanntlich alles, nur nicht eine ebene Fläche von etwa 2 m2 Grösse. So auch hier. Aber die leichte Schräglage verkraftete das Teleskop spielend, nachdem sich kein geeigneter Stein zur Nivellierung finden liess.
    Ein Streulichtschutz unten war nicht nötig: Als ich zum Austreten mich vom Fernrohr pietätsmässig angemessen entfernte, fand ich im Ernst das Teleskop erst nach längerem Suchen wieder. Nur der Wiederschein des Himmels im Spiegel verriet es schliesslich. (Das war in der Folge nicht immer so.)



    Dieses Beobachtungsglück währte leider nicht lange. Nach einer Velofahrt am folgenden Tag kam ein eigenartiges Stechen in der Lunge auf. Eine schlimme Erkältung bahnte sich an. Sie dauert bis jetzt. Die Wahrheit erfuhr ich in der Plaza de Armas vom Volk, nicht vom Hotelier, den Reiseagenturen oder Amtspersonen. Pestizidvergiftung. 40km langes Tal beidseitig bis zum geht nicht mehr mit Pisco-Reben bestückt ist halt zu viel für gewisse Lungen. Als dann der Bungalow-Nachbar, ein kräftiger Argentinier mit einer *traumhaften* Landsgenossin an seiner Seite, auch noch zu husten anfing und abreiste, war für mich klar: Der hat sich sicher nicht nachts erkältet! Ich wechselte in ein Seitental nach Cochiguaz. Noch besserer Himmel, da keine Dorfbeleuchtung, gute Beobachtungsmöglichkeit direkt vor dem Hostal, aber nicht bessere Luft. Ich war benommen und konnte nicht mehr als 1h beobachten, schliesslich Abbruch der Uebung und nichts wie weg an die Pazifikluft in la Serena. Es wurde besser aber nicht gut und jetzt, wo ich hier unter dieser stickigen Zürcher- Nebel- Abgasluft schreibe und atme, wird es eher wieder schlechter. Hoffentlich kommen bessere Zeiten. - Ein Walliser Sterngucker hat mir einmal gesagt, der beste Beobachtungsstandort sei immer bei den Reben. Pfui Teufel würde ich dem jetzt sagen.



    Grüsse und ein gutes Neues Jahr (mit pestizidfreien Beobachtungsnächten) an alle Emil




    P.S. So eine Chile-Reise weckt neue Teleskop-Baugelüste, wie immer sie auch ausfällt: 16“ Nur-Newton, 9kg Gesamtgewicht, Packmasse kleiner als der vorhandene. Das sind so die Zielvorgaben, die ich mir am Pazifik gegeben habe.

  • Hallo Emil,


    ein spannendes Abenteuer mit einem bitteren Ende. Wer will sich schon vergiften lassen!
    Ich kann das gut nachvollziehen, wie man sich da fühlt.
    Im Juli war ich für 14 Tage/Nächte in Südafrika.
    14 Nächte geniale Bedingungen, nette Mitbeobachter, Super-Teleskope und ich habe mich mit einer scheußlichen Erkältung angesteckt!
    Bei mir nur eine Erkältung, aber es ist ja richtig gefährlich, wenn Pestizide im Spiel sind.
    Da würde ich nie mehr hinfliegen!


    Du schreibst:
    <font color="yellow">P.S. So eine Chile-Reise weckt neue Teleskop-Baugelüste, wie immer sie auch ausfällt: 16“ Nur-Newton, 9kg Gesamtgewicht,
    Packmasse kleiner als der vorhandene. Das sind so die Zielvorgaben, die ich mir am Pazifik gegeben habe.</font id="yellow">
    Das ist mal eine Ansage! Mein 16er wiegt 13 Kilo und ist ein extrem leichtes Teleskop. Da bin ich gespannt, ob du das schaffst.


    Gute Besserung und cs
    Timm

  • Hallo Emil,


    Gute Besserung, das klingt nach einem notwendigen Besuch beim Spezialisten, ich hoffe das wird wieder. Dass die da derart mit der Chemie aasen hätte ich ja nicht gedacht. Dann will ich nicht wissen, wie das dort erzeugte Material in die Flaschen kommt ... und bei uns in die Supermärkte.


    CS
    Jörg

  • Hallo Emil,


    danke für den Bericht über Deine Chile-Expedition. Besonders schön fand ich die Anekdote darüber, daß Du im Dunkeln Dein Teleskop nicht wieder gefunden hast. Das kann ich nachempfinden. Nur verstehe ich nicht recht, warum Du ausgerechnet im Elqui-Tal beobachten wolltest. Da gibt es doch andere Gegenden mit viel besseren Bedingungen, z.B. die Atacama-Wüste: keine Lichtverschmutzung, keine Zäune und keine Pestizide. Und wenn Du z.B. in die Atacama Lodge fährst, kannst Du Dir einen 600 mm Spiegel ausleihen. Darin sind NGC 55 und NGC 253 eine wahre Pracht, erstere sogar noch mehr.


    Viele Grüße
    Johannes

  • ==&gt; Timm
    9kg Gewicht für einen 16" schaffe ich locker auch wenn der Spiegel allein schon 6kg hat.Die Packmasse werden ebenfalls erfreulich sein. Aber der Beobachtungskomfort ist noch kritisch,da könnte es happern bei dem System, das ich mir ausgedacht habe. Ich lasse die Katze aus dem Sack, sobald ich mehr Tests gemacht habe.Das wird diesen Frühling sein.


    ==&gt; Jörg
    glaube auch ich muss in die gesundheitliche Abklärung.- Enge Täler benötigen eben immer andere Grenzwerte. Und die gewährt man ihnen nicht! Bei uns in den Alpen ist es der Transitverkehr auf der Nordsüdachse, der Gesundheitsschäden hervorruft. Aber die internationalen Speditionsfirmen wollen es nicht zulassen, dass der Schwerverkehr auf die Schiene verlegt wird. Der neue 50km lange Gotthardtunnel wurde für die Katze und (die Touristen) gebaut.


    ==&gt; Johannes
    atacama lodge als Standort habe ich auch evaluiert. Nur: Das ist nicht mehr die Atacama mit den meteorologischen Spitzenwerten, sondern das Altiplano, wo es Seen und Schnee hat, also auch viele Regentage. Im Altiplano stehen nur Radiotelskope, die optischen sind alle auf der ersten Hügelkette über der Inversionsschicht am Pazifik. Das Elqui-Tal ist für mich jetzt auch out, aber in der reinen Atacama fehlt jegliche Infrastruktur, die man braucht zum Beobachten. Das geht nur als Expedition in Gruppe mit Geländefahrzeugen.


    Gruss Emil

  • Emil,


    nur falls Du das noch nicht kennst, schicke ich Dir hier einen link:


    http://www.spaceobs.com/en/Informations


    Die Bedingungen in San Pedro de Atacama sind besser als im Elquital, denn die Luft ist trockener, man befindet sich auf 2400m Höhe, und es gibt weniger Fremdlicht. Allerdings sollte man nicht nur den Südwinter meiden (Juli und August), sondern auch den "Altiplano Winter" (Januar und Februar).

    Die Infrastruktur ist übrigens perfekt: Beobachtungsplatz 50m vom Haus entfernt, zahlreiche Teleskope ausleihbar, technischer Support die ganze Nacht (falls erforderlich), und die Anlage ist mit einem normalen PKW über asphaltierte Straßen erreichbar. (Allerdings ist ein Pickup dort eigentlich der Standardmietwagen, und wenn man auch mal die Staubpisten befahren will, ist der auch zu empfehlen.) Und wenn Du es abenteuerlich magst, kannst Du mit Deinem Chile Dobbi auf der Passstraße bis auf knapp 5000m hoch fahren und von dort aus beobachten.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    vielen Dank für den link. Habe bei der Reisevorbereitung 3 Optionen angeschaut: Elqui-Hurtadotäler, San Pedro und Gegend östlich von Iquique. Dabei 1 Jahr lang die Wetterprognosen beobachtet. San Pedro hatte mit Abstand die unsicherste Wetterlage. - Berge sind, so komisch es tönt, immer schlecht für die Astronomie. Sie verursachen Störungen in der Atmosphäre, die sich unter anderem in Wolken äussern. Habe bei meiner Reise das deutlich gesehen: Oestlich vom Elqui-Tal konnte man in den Anden jeden Abend Blitze wahrnehmen. Auch Santiago war immer sonnenklar, dahinter wo die Cordillera beginnt, dunstig, gewitterhaft z.T. pechschwarz.


    Meteoblue sagt z.B. für diese kommende Nacht hohe Bewölkung voraus für San Pedro, in Pisco Elqui soll es sternenklar sein.


    Aber du hast schon recht, wenn man den Sternenhimmel nicht unter der Gasmaske geniessen will, geht man besser nach San Pedro.


    Grüsse Emil


    P.S. Könntest mir ja vielleicht via Mail mitteilen, wie die lodge ist in Sachen Verpflegung, Sauberkeit, Zuverlässigkeit des Personals etc. wenn du sie aus erster Hand kennst. Ich wäre nach Toconao gegangen, um den Wucherpreisen San Pedros zu entfliehen.

  • Hallo Emil,


    danke für Deinen spannenden Reisebericht und ich wünsche Dir baldige Genesung. Trotz dieser schlechten gesundheitlichen Erfahrung wegen solch unerwarteter Umstände in fernen Ländern sind die echten Belastungen für Mensch und Technik aus dem wirklichen harten Reisealltag unglaublich wertvolle Erfahrungen für alle Mitleser. Das ist nochmal was ganz anderes als das komfortable Mitlesen im Forum oder das Beobachten aus dem heimischen Garten.
    Also ganz großen Dank, dass Du uns hier teilhaben lässt !


    Viele Grüße
    Daniel

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