Über dem Nebel in der Rhön im Dezember

  • Liebe Freunde des gesunden dunklen Himmels, ich hab es zum zweiten Mal geschafft in die Rhön zum Beobachten zu fahren. Meine Anfahrt ist ziemlich genau 150km aus dem Rhein Main Trog heraus gewesen.


    Mein Auto war eh schon seit ein paar Tagen mit dem Astro Ausrüstung bepackt in der Garage.
    Der Samstag war ein sonniger Tag, so daß ich mich langsam und frühzeitig für die Fahrt vorbereiten konnte, aber trotzdem erst um 16:30 nach Sonnenuntergang losgekommen bin. Ich hab mich ganz leicht geärgert, hieß es doch eine Stunde Beobachtungszeit verschenkt zu haben.


    Am Samstag kommt man gut durch das Autobahnengewirr rund um Frankfurt und ich befand mich schnell auf der Reiseautobahn 66 Richtung Fulda. Aber herrieh, ab etwa Bad Orb fuhr ich durch dichten Nebel, hmmm, weiterfahren! Ich habe auf die Meteo Vorhersage für die Waserkuppe vertraut, wahrscheinlich Inversion. Yep - und so kam ich denn hinter Fulda beim Anstieg auf die Hohe Rhön aus der Suppe heraus. Fein! ein gesunder dunkler Sternenhimmel empfing mich.


    Ben hatte im Frühling von dem Parkplatz Schwarzes Moor berichtet, daß ich auch aus dem Sternenparkführer kannte. Und siehe da, abseits des befestigten Parkplatzes befand sich noch ein unbefestigter Parkplatz mit besserem Rundumblick und bester Südsicht, bei gleichzeitig windgeschützter Lage (bei Ostwind). Was will man mehr :-)!


    Aufgebaut stand alles um 19:00 schon in Stockfinsternis. Ein 8" f/5 Newton auf einer HEQ5.
    Noch das mitgebrachte Abendbrot verdrückt, sich warm angezogen und es konnte losgehen. Ich war alleine auf dem Platz.


    Zum Einstimmen und weil es gerade über dem Kopf stand wurde zunächst M31 angesteuert. Zuerst mit dem 7x50 Fernglas. Herrlich - eine große Ellipse über das halbe Gesichtsfeld. Dann mit dem 38mm Erfle im Teleskop - Bildfüllend in Längsrichtung, ein tolles Bild. Auch das eine Dunkelband war fast mühelos zu sehen. Das Zweite aber nicht mehr. Eine Abrisskante aber dann dunles sterngesprenkeltes Feld bis M110. Mal ein Himmelscheck - hmm - mit Mühe konnte ich im Pegasus einen 6,0mag Stern indirekt erhaschen. Wohl nicht der allerdunkelste Himmel. Aber trotzdem toller Himmel für meine Verhältnisse.


    Dann ging es zu M33. Im 38mm und dann auch im 27mm Pano noch klar aber strukturlos oval. Im TSWA sogar recht hell. Erst im 12mm und mit mehr Ruhe beim Beobachten konnte ich ganz klar 4 Arme sehen. Schööön, eine Galaxis!


    Noch ein Klassiker der sich bei dunklem Himmel besser zeigen sollte ist natürlich M74. Groß und auch wieder sofort auffällig im TSWA (mein Aufsuchokular mit 2,7 Grad Feld). Aber hier konnte ich keine Spiralstruktur feststellen. Nur Kern und Halo, der Kern schien oval, obwohl es auf Fotos eine Frontalansicht ist.


    Und dann natürlich NGC891. Schon im TSWA 38mm gesehen (im Odenwald geht das nicht!), normal brauche ich das 12mm Nagler um es eindeutig zu finden in meiner Gegend. Hier war sie klar und deutlich, aber leider doch ohne das Band.


    Naja und so ging es weiter. Mit Klassikern hauptsächlich. Es sollte ein Genußabend sein, kein Arbeitsabend.


    M42 haute naturgemäß um. Im O3 der volle Ring, Wahnsinn. Aber keine braunen Farben ;-)!
    Dann der Flammennebel. Kommt total klar herüber hier. Blass, aber eindeutig. Im Odenwald gehts auch aber da muss ich mich schon konzentrieren und sehe ihn ziemlich schwach. Dafür habe ich mein 18mm BGO, damit lässt sich Alnitak haarscharf abschneiden und der Nebel ist trotzdem halbwegs im Zentrum des Okularfeldes.


    Ermutigt nahm ich mein alte Jagt nach dem Pferdekopfnebel auf, aber leider leider, absolut gar nix zu sehen im UHC mit dem Pano 27mm. Also nix vom IC434, das Pferdchen habe ich sowieso nicht erhofft mit dem 8" zu sehen. Schade. Zum Ausgleich gab es aber zum ersten mal den California Nebel. Erst geisterhaft im Fernglas, dann etwas klarer im TSWA38mm mit UHC bestückt - die 2,7 Grad machen es aus.


    Plötzlich ein Auto auf dem Parkplatz - hmrff - Augen zu und abwarten bis der das Licht aus macht. Ein Liebespaar? Ein Spechtler? Förster? Nein ein Astrofreund anscheinend, kommt mit Rotlicht herüber. Sir Andreas Hänel himself, klasse! Macht nochmal Messungen vom Sternenpark, wie praktisch. Endlich sehe ich mal ein SQM in Aktion: 21,35 - naja für die Rhön. Dann passt das wohl mit den 6,0mag was ich gesehen habe. Nach etwas Small Talk ging jeder seinen Steckenpferden nach.


    Für mich waren das unter anderem die Eridanus Gegend, dann Einhorn mit Rosette (volles Rund!), M46+47 mit dem PN ganz klar. Immer wieder eine wunderbare Kombination, aber in der Rhön besonders schön, weil der PN gar nicht soo geisterhaft, sonder präsent ist.
    Weiter zum Christmas Tree und dann Hubbles Veränderlichem. Der war auch besonders deutlich - ein schöner kleiner Fächer.


    Um 1:00 kommt schon wieder ein Auto von der Straße runter auf den Parkplatz - ja Sakrament! Und dieser hier will offenbar Spaß haben, brettert und schleudert ohne Rücksicht auf einen armen einsamen Astronomen hin und her, verzieht sich aber wort- und grußlos nach ein paar Schleudergängen. Gut das der Boden gefroren ist, das gäbe sonst eine kräftige Staubwolke. Hirnies! Aber sonst harmlos.


    Überhaupt stört der Verkehr auf der Straße im Süden etwas. Durch die entlaubten Bäume sieht man das Licht auch quer. Aber es geht wenn man ins Teleskop reinschaut und ein Tuch über dem Kopf hat. Verkehr von und nach Fladungen jedenfalls hats reichlich vor 0 Uhr.


    Naja und so ging es weiter, jetzt mit dem Zwilling. Mein alter etwas schwierig aufzufindender offene Haufen NGC2266. Ist etwas schwer zu finden im Odenwald. Hier wieder im TSWA (bei hoher AP) kein Problem, wupp , da ist er. Zum Genießen natürlich das 12mm Nagler reingestöpselt. Dann wird aus dem Wölkchen eine Ansammlung feinster Sterne auf mittelkleinem Raum unterlegt von einer 4er Kette heller Stern als Basis eines Dreiecks (der Haufen ist Dreiecksförmig).


    Dann der Duble Bubble PN, auch wieder hier in der Rhön einfach aufzufinden. Und dann noch den Intergalactic Tramp KS. Geht auch einfach, obwohl er recht klein ist. Klar ist ja auch ziemlich weit wg, wie der Name schon sagt.


    Wenn ich schon so weit "oben" war, hab ich das Rohr in den Schellen auch noch für den Großen Bären zurecht gedreht. M81/82. M81 war auch so großräumig wie sonst nicht, obwohl ich die Arme als solche nicht ausfuddeln konnte. M81 natürlich schön knotig, aber nicht "Staubbänder" als solche.


    Und noch ein bisschen mehr bis etwa 3:15, wo ich mich selbst etwas dazu überreden musste, aufzuhören wenns am Schönsten ist. Durchgefroren war ich trotz -4 Grad nicht unbedingt, dank des Windschutzes aber es war noch eine lange Heimfahrt zu absolvieren. Um 3:45 saß ich endlich abfahrbereit im Auto.


    Kurz vor Fulda war ich wieder im Nebel drin. Aber dieses mal war alles märchenhaft weiss, also die Bäume - stark mit Reif besetzt. So ging das dann wieder bis etwa Bad Orb und mit Annäherung an Hanau wurde es wieder frei, aber nach dem "gesunden schwarz" der Rhön, was für ein ekelhaftes Braun/Orange! Richtig giftig :-(, da bekommt das Wort "Lichtverschmutzung" so richtig bildhaft eine Gültigkeit.


    So gegen 5:30 war ich endlich wieder zu Hause und es erwartete mich ein schönes Bett, was nach so einer Nacht aber soo richtig gemütlich ist :-).


    So long..., ich hoffe der/die Eine oder Andere konnte diese Nacht auch geniessen - ich hörte, auf der Hohen Geba war auch was los. Auch bis heute dauert ja anscheinend die Inversionswetterlage an, man hätte also richtig einen Astrourlaub machen können. Ich selbst sitze seit zwei Tagen unter einer grauen Decke, soll aber nur bis 600m hoch reichen. Feldberg und Wasserkuppe sind über dem Eisnebel und es sind Plusgrade oben laut Meßstationen.


    CS,
    Walter

  • Hallo Walter,


    freut mich für deine intensive Spechtelnacht in der Rhön ! Ja, genau dort haben wir letzten Herbst auch beobachtet, am Südrand des Parkplatzes - inklusive der gelegentlich vorbeikommenden "Besucher", die uns in ungebetenes Scheinwerferlicht getaucht haben. Wir waren früher dran, im Oktober, und die Bäume trugen noch viel Laub; so waren wir noch besser gegen Wind und Lichter von der Hauptstraße geschützt. Und hatten damals natürlich einen richtigen Superhimmel erwischt - bei den Bedingungen wäre das Staubband von NGC 891 im 8-Zöller sicher auch klar zu erkennen gewesen.


    Servus
    Ben

  • Hi Walter,


    danke für Deinen Bericht, war schön zu lesen, konnte ich mir gut vorstellen alles :)


    Jawoll, morgens alles schön eingereift, hab ich so kürzlich auch erlebt... wirklich wunderschön sah die Landschaft da aus...


    Prima, dass Du es mal wieder in eine schöne Ecke geschafft und eine tolle Nacht hattest!


    Best Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Norman, Ben


    vielen Dank - und sorry für die vielen Tippfehler. Irgendwie schaffe ich es nie, sie alle weg zu kriegen.


    Ja für diese Jahreszeit ist so eine durchgehende Beobachtungsnacht eine Seltenheit. Und dann noch Wochenende und Neumond! Gab es noch nie bei mir die letzten 4 Jahre (jedenfalls November oder Dezember). Irgendwie läuft dieser Herbst ganz gut :-)! Eigentlich alle Monate ab Himmelfahrt. Ob das so ein Nacheffekt vom letzten El Nino ist? Mir soll's recht sein :-).


    CS,
    Walter

  • Hallo Walter,


    Danke für den schönen Bericht. Das mit dem Dr. Hänel ist ja Lustig. [:D]


    Das Wetter speziell in der Rhön war im Dezember ziemlich außergewöhnlich, öfters setzen sich
    dort in dieser Zeit hartnäckige Wolken fest auch wenn es im Land drumherum klar ist. Mal schauen wie der
    Januar ausschaut, in der Rhön war ich um diese Zeit, in den letzten Jahren, noch nie Beobachten.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Walter,


    toller Bericht! Ja es war ein anstrengendes Wochenende in der Rhön, am Sonntagabend war ich wieder am Schwarzen Moor, aber wie am Samstag gab es einige Cirren, die ich auf den Aufnahmen sehe.


    Und am Montagabend waren wir (mit Caro) mit dem Kurs "Lebensraum Nacht" vom Rhöniversum in Oberelsbach, das am Abend im Nebel lag, über den Nebel zum Parkplatz Schornhecke weiter südlich vom Schwarzen Moor gefahren. Nach Monduntergang war es die dunkelste Nacht, da das Licht der Dörfer vom Nebel verschluckt wurde,


    besten Gruß,
    Andreas


    PS: Beobachter an der Hohen Geba waren enttäuscht, dass an den Steckdosen nun Zahlenschlösser sind. Man bekommt die Nummer, nachdem man sich bei der Gemeinde Rhönblick angemeldet hat!

  • Hallo Andreas,


    ist ja noch eine Überraschung[:)]! Danke für den netten Kommentar!


    Ich kannte Deinen Namen ja seit etwa zwei Jahren, da hab ich zum ersten mal was über Sternenparks und insbesondere Gülpe gelesen. Danach Rhön, es gab auch glaube ich einen verlinkten Fernsehbeitrag usw. Aber in der Nacht ist bei mir der Groschen etwas spät gefallen [:D].


    Dann gab es also ein wenig Zirren? Ist mir so gar nicht aufgefallen.
    Na dann ist das Ganze ja noch steigerungsfähig - super!


    Ich hab mal grad den P Schornhecke in g-maps gesucht. Der scheint noch besser zu sein von der Abgeschiedenheit und nicht unbedingt weiter zu fahren als zum Schwarzen Moor hinauf. Muss ich mal probieren...danke für den Tip. Stört dort die schon nahe Antenne(Beleuchtung)?


    CS,
    Walter

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