hat schon mal jemand so einen fehler gesehen?

  • Hallo miteinander,


    ich teste seit Wochen eine Montierung der 30-Kilo-Klasse, bisher lieferten die Messergebnisse Gesamtfehler zwischen knapp unter 30 und etwas über 50 Bogensekunden. Eindeutig zuviel, deswegen habe ich ein Zahnrad, das sich verschoben und deswegen einseitig abgenutzt hatte, gewechselt, und den Anpressdruck der Schneckenwelle etwas zurückgenommen. Die Messergebnisse waren wie gesagt, ziemlich unterschiedlich, ich hab meistens einen oder vor allem zwei Umläufe fotografisch festgehalten, und zwar mit zwei Methoden: einmal im Süden, wobei ich die RA-Pendelabweichung anhand eines Probebildes mit stehender Montierung ermittelt habe. Zum anderen über Alkor/Mizar als Maßstab. Dann habe ich jeweils im Photoshop die Sinuskurven vermessen.


    Diesen Abend habe ich erstmals vier Umläufe festgehalten und bin erstaunt:



    Mal der erste Eindruck: Es sollten vier komplette Umläufe (4 x 13,2 = 52,8 Minuten)
    drauf sein, ich hab 56 Minuten belichtet. Ich sehe
    drei Sinuskurven wie man es sich vorstellt (okay mit ein paar
    interessanten "Ecken", aber immerhin) und dann ein, wie soll ich sagen
    "Ereignis". Zunächst dachte ich, irgendwas müsste mit dem Gesamtsystem
    passiert sein, das kennt man ja vom Fotografieren her, also Wind, ein
    Anstoß, ein Motor fällt aus, etwas löst sich. Etwas dergleichen also.


    Das gibt aber keinen Sinn. Der Refraktor sitzt auf der Monti bombenfest.
    Es war windstill und in meiner Sternwarte ist es ohnehin windgeschützt. Und
    ich war die ganze Stunde lang nicht in der Sternwarte. Wenn die Kamera
    am Auszug verrutschen würde, wäre das viel deutlicher zusehen. Wenn
    man genau hinschaut, ist dieser Anhängsel aber auch eine Sinuskurve, aber
    eine weitaus kleinere als die anderen.


    Ich bin mir nicht sicher, in welcher Reihenfolge die Kurven aufeinander
    folgten, also ob erst der Dreierpack kam und dann die einzelne oder
    umgekehrt. Aber ich denke, dass es von links nach rechts abläuft, weil
    ich auf dem zweiten Kontrollbild dafür einen Hinweis gefunden habe
    (zum Start der Belichtung zeigte sich ein kleiner „Haken“, eine Drift in
    DE, die von links nach rechts verläuft) Also laufen drei Umdrehungen nahezu
    gleichförmig ab, eine vierte ist viel kleiner, und dazwischen ist
    irgendwas passiert: mitten aus einem Teil der Kurve
    stürzt die Linie plötzlich ab, fängt sich dann und beginnt mit einer
    neuen Sinuskurve, die aber weitaus kleiner ist. Auch interessant: Immer
    auf dem "absteigenden" Teil der normalen Kurven erkenne ich so ein
    "Zittern", kurz bevor es in die andere Richtung geht. Und genau bei
    diesem Zittern, reißt die dritte Kurve aus und stürzt ab. Ich bilde mir auch ein, die
    Kurven werden zunehmend steiler, bevor es zu diesem Ereignis kommt.


    Die kleine Sinuskurve übrigens hat nach meiner Messung etwa 16
    Bogensekunden Gesamtfehler und wäre damit als allererstes
    Messergebnis innerhalb der Zusage meines Herstellers.


    Der Hersteller schreibt in seiner Anleitung etwas nebulös, dass sich die
    Schnecke selbst justieren würde, und zwar wenn sie läuft. Er schreibt
    nicht, wie lange sie laufen muss! Dass der Mechanismus zurzeit irgendwie
    greifen muss, ist klar, schließlich hab ich ja an den Justierschrauben
    herumgedreht, um Druck von der Schneckenwelle zunehmen. Könnte da
    folgendes Szenario ablaufen: Der Mechanismus justiert erst nach einigen
    Umdrehungen die Schnecke und springt nicht gleich an.


    Näheres weiß ich, sobald das Wetter einen neuen Versuch zulässt.



    Grüße


    Sternchen

  • Hallo Sternchen,
    das ist natürlich ein komplexes Tema. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">und deswegen einseitig abgenutzt hatte, gewechselt, und den Anpressdruck der Schneckenwelle etwas zurückgenommen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nun hast du ja nicht gesagt welche Montierung du verwendest, aber nach meiner Erfahrung ist Anpressdruck überhaupt nicht sinnvoll, sondern eher etwas Spiel. Wenn dann die Gegengewichtsseeite etwas Übergewicht hat, liegt die Schnecke immer gleichmäßig am Zahnrad an.
    Zum anderen hat jede Montierung auch noch aperiodische Fehler. Die müssen natürlich den periodischen Anteil überlagern. Und wenn die Montierung neu ist, muss sich da auch sicher noch einiges "einfahren".
    Aber sag doch erst mal welche Montierung du hast.


    Gruß...Gerald

  • Hallo Sternchen -
    lass mich raten: Du verwendest eine AOK-Swiss WAM 450 oä dieses Herstellers? Bei meiner WAM650 hatte ich das gleiche Problem. Gelöst wurde es dadurch, daß ich die Schneckenwellenlagergehäuse festgesetzt habe mit definiertem Spiel. Axial habe ich anstatt der Federkugel eine simple M10-Schraube genommen und mit dieser das Axial-Spiel beseitigt. Sie drückt einfach hinten auf das Lagergehäuse der Schneckenwelle. Jetzt ist der per. Fehler bei 15", welches mit dem Autoguiding der ST-9 gut auskorrigiert wird.


    Gruß


    ullrich


    P.S. ich bin aber immer noch am Planen eines neuen Schneckenttriebes von Richard Gierlinger. Dazu muß aber eine neue Zeichnung gemacht werden und das Geld muß auch da sein...denn nur das Schneckenrad auszutauschen geht ja nicht. Es muß ja auch eine Schneckenwelle etc. neu eingebaut werden.

  • Hi Gerald,


    danke schonmal eigentlich wollte ich den Namen der Montierung weitestgehend zurückhalten, weil ich keine grundsätzlichen Diskussionen eröffnen wollte und immer noch davon ausgehe, das es sich um einen individuellen Fehler handelt.


    Anderseits hat Ullrich (eine Antwort weiter) sehr gut getippt. Es ist eine WAM 450 von AOKswiss. Sehr stabil wie ich finde und über die großen Klemmräder wunderbar zu bedienen, wäre da nicht dieser heftige Fehler.


    Bin für jeden weiteren Tipp dankbar


    Stefan

  • Servus Ullrich,


    das war aber ein Volltreffer, ist die 450. Hat die Kurve wirklich bei Dir auch so ausgesehen, also so sprunghaft? Und stimmt meine Vermutung, dass es mit dieser Justageautomatik zu tun hat?


    Für Deine Anleitung sag ich jetzt einmal dankeschön, aber ich muss das ausdrucken und in Ruhe am Gerät nachvollziehen, so vom Monitor weg wirds (wird's?) schwierig. Ich hab noch nicht alle Winkel ergründet, und ein großer Bastler bin ich auch nicht.


    Danke nochmals,


    Stefan


    P.S. Ich steh' im Geiste hinter Deinem Kampf gegen die Apostrophobie

  • Hallo Stefan -
    ja, ähnlich zumindest. Als ich die Montierung neu hatte, wars aber noch wesentlich krasser. Da waren es um die 60", die ich aber recht schnell habe beseitigen können.


    Ein grundsätzliches Problem bei den älteren Ausführungen ist das grobe Schneckenrad. Die Schnecke läuft zu langsam und durch leichtes Rucken durch das Stirnrad-Vorgelege kommt sie zum Stillstand, aus dem sie erst durch Überwindung des Losbrechmomentes wieder zum Laufen kommt. Das äußert sich bei mir in leichtem Zittern des Bildes, nur sichtbar bei hohen Vergrößerungen &gt;280fach. Durch neues Fett konnte ich auch diesen Effekt beseitigen. (Die neuen Versionen haben einen vollkommen geänderten Antrieb, so daß dort solche Fehler nicht mehr zu erwarten sind)


    Leider habe ich die Montierung nicht so aufgestellt, daß ich zu jeder Zeit Fotos davon machen kann, sonst würde ich gern Bilder davon ins Netz stellen. Wo wohnst Du denn? Wenn es Dir möglich wäre, nach Hamburg zu kommen, könnte ich Dir die Einzelheiten zeigen.


    Gruß


    ullrich

  • Hi Ullrich,


    ich wohne am anderen Ende der Republik, in Ostbayern. Aber du legst eine interessante Spur, die ich gerne aufgreife.


    Was ist denn diese Federkugel? Wo finde ich sie und was tut sie?


    Was ist das Stirnrad-Vorgelege?


    Kann mein Fett nach zwei Jahren zu alt sein?


    Was meinst Du mit alter Montierung? Wahrscheinlich die Zeit vor den ganz neuen Modellen mit Friktionsabtrieb. Meine ist zwei Jahre alt und angeblich die "letzte alte". Sie ist jedenfalls mit 109 Zähnen bewaffnet, wie ein Butterkeks.


    Danke schonmal


    Stefan

  • Ich nochmal.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was ist denn diese Federkugel? Wo finde ich sie und was tut sie?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Sie belastet die Schneckenwelle mit einer Federspannung und ist die M10 (bei Dir evtl M8) Madenschraube, die zum Vorschein kommt, wenn man die Hutmutter abnimmt. Diese ist auf der rechten Seite der Schneckenwelle (wenn man die aufgebaute Montierung von Süden aus betrachtet)


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was ist das Stirnrad-Vorgelege?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Damit ist das einstufige Stirnradgetriebe gemeint, das die Untersetzung von der Motorwelle auf die Schneckenwelle macht.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kann mein Fett nach zwei Jahren zu alt sein?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das nicht, aber das Original-Fett ist *zu leichtgängig*, zu dünnflüssig. Da kann bei hoher Belastung der Schmierfilm reißen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was meinst Du mit alter Montierung? Wahrscheinlich die Zeit vor den ganz neuen Modellen mit Friktionsabtrieb. Meine ist zwei Jahre alt und angeblich die "letzte alte". Sie ist jedenfalls mit 109 Zähnen bewaffnet, wie ein Butterkeks.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Genau das meinte ich. Meine ist 5 Jahre alt und ganz ok sowie bombenstabil. Bis auf das relativ grobe Getriebe uneingeschränkt für meinen 15" samt Zubehör tauglich.

  • Hi Ullrich,


    ich hatte heute den bisherigen Besitzer bei mir und wir haben mal den wchtigsten Ratschlag befolgt, allerdings etwas vereinfacht: Wir haben keine neue 10er-Schraube anstelle der Kugelfeder eingedreht, sondern einfach die Kugelfeder so fest angezogen, dass nicht mehr die Kugel bzw. die Feder Druck ausübt, sondern der Schraubenkörper selbst übers Gewinde die Schneckenwelle sehr steif festhält.


    Wenns so diesig-klar bleibt wie momentan, werde ich in zwei Stunden nochmal einen Test starten.


    Daumen drücken!


    Vielen Dank nochmals


    Stefan

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!