Hallo zusammen,
kürzlich bei der Reise in die Heimat hatte ich während einer 10-stündigen Zugfahrt - 3 h Verspätung wegen Bombendrohung am Leipziger Hbf inklusive - die Gelegenheit, einen Bericht zu meiner letzten Bergnacht (24.09./ 25.09.) zu verfassen. Die holde Weiblichkeit sowie ein paar Kumpels aus Franken haben mich dazu animiert, das hier nun auch mal wieder zum Besten zu geben. Schöne Grüße an der Stelle [:)].
Auf geht´s - viel Spaß!
<b><font color="limegreen">Mit Anlauf hoch</font id="limegreen"></b>
Nach einigen gescheiterten Anlaufversuchen war es also endlich soweit: die erste Nacht mit dem umgebauten Dobson auf dem Wendelstein stand an. Eigentliches Firstlight in Raisting ein paar Etagen tiefer gab´s ja schon vor ein paar Wochen.
Entgegen zwei vorangegangenen Versuchen hatte die Steuerungstechnik der Berg-Gondel diesmal ein Einsehen und ließ mich gnädigerweise auf meinen Hausgipfel schippern. Trautes Heim: wie gewohnt war die Gondel leer – nur ich und der Gondelmann herinnen. Leider durfte ich nicht auf Kombiticket fahren – hoch abends und morgens runter auf einer Karte. Die logische Begründung des Kassenmenschs: man wäre dann ja verpflichtet, in jedem Fall dafür zu sorgen, dass man wieder runter kommt wenn mal irgendwas is. Aha – diese Notwendigkeit ergibt sich bei einem Kombiticket welches an einem Tag gilt, offenbar nicht. Again what learnt! Wie pflegte einer der Mitarbeiter mal zu sagen, der mir ohne Probleme so ein Ticket verkauft hatte immer, wo er von hörte, dass ´ne Kollegin mir die 6 Euro teurere Variante angedreht hat... „Schöne Scheisse!“. Jo. Egal. Immerhin müsste ich normalerweise – so erfuhr ich kürzlich auf der Homepage der Wendelsteinbahn – 4,30 Euro für Gepäck zahlen, welches zusätzlichen Raum in der Gondel beansprucht. Wenn es danach ginge... müsste ich das mit dem dicken Blauen jedes mal zahlen. Also sorum – immer positiv denken.
In jedem Fall verlief die Anreise mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) zum Glück unspektakulär – keine Ausfälle – keine Oktoberfestleichen, nix. Lediglich ein lustiger älterer dickerer Mann mit Action-Cam auf dem Helm, der in Fischhausen ausstieg (wo ich morgens darauf Mountainbiker sich vorbereiten sah), wo man nur mutmaßen kann, was der damit wollte. Aber allein der Wille zählt! Hoffentlich ist ihm nix passiert.
Ich unterhielt mich in der Gondel während der Gipfelfahrt noch nett mit dem Gondelfahrer, der hatte volles Verständnis zur Thematik Kombiticket und meinte auch nur „je nachdem welcher Bürokrat da sitzt...“ Ja nun war ich dann bald oben – es war erstaunlich ruhig – es war ein Samstag! Wo sind die alle? Normalerweise strömen einem vom Gipfel noch einige Leute entgegen und auf der Pommes-Terrasse ist meist noch viel los – dieses mal aber wirklich recht ruhig – nur vereinzelt kamen ein paar Touristen herunter. Ich konnte also in Ruhe schon sofort hochkraxeln zu meinem Platz. Vor mir war allerdings noch eine Dame mit Hündchen und Kamera. Irgendwann blieb die stehen und ich überholte sie dann einfach mal. An irgendeinem Punkt blickte ich zurück und stellte fest, dass ihre Kamera in meine Richtung zielte. Jo – schaut auch sicher lustig aus, wenn ein Männchen mit Rucksack körpergleichen Volumens sich da die Felswand entlangtwuchtet (die extradicke Schaumstoffmatte oben aufm Rucksack hat optisch sicher nochmal gut Gewicht simuliert). Aber das sah mit Sicherheit schlimmer aus als es ist – denn mit so wenig Gepäck war ich noch nie oben! 6 kg leichterer Dob, Stangen nochmal 1kg weniger und die Getränke dieses mal schön knapp bemessen – nochmal ein knappes kg weniger. Und: Blaue Fleecejacke vergessen. Wenn ich nicht den Tag vorher Basketball gespielt und meine Knie malträtiert hätte, wäre ich die restlichen Hundert Höhenmeter zu meinem Platz hochgeflogen. So war dann aber das einzige was geflogen ist, wieder ein kleiner Dohlentrupp, mit bekanntem Sound meinen Aufstieg begleitend. Ich fühlte mich sofort wohl.
Ich hatte meine neuen Bergschuhe an, dazu hab ich mich spontan entschlossen, das ist passagenweise schon nicht ungünstig. Und so konnte ich mal testen, ob der Schuhtechniker vom Sport-Bittl die Hacken auch wirklich schön weichgeklopft hat – denn auf der ersten und bisher einzigen Bergwanderung mit den Stiefeln hatte ich mir ja so richtig schöne Blasen eingefangen. Auf den letzten Metern schwirrte irgendwo in Aussichtsplattform-Nähe ein Quadrokopter – offenbar die neue Seuche auf den Hausgipfeln, auch mein Gondelkumpel erwähnte die Teile als Trend.
Kurzum: die Schuhe haben ich zumindest auf diesem kurzen Anstieg gut begleitet und heil zu meinem geliebten Ostgipfel gebracht. Ich grinste breit, als die hölzerne Kanzel ins Sichtfeld trat und sie einsam und exponiert auf ich wartete. Noch einmal kurz durch die Latschen quetschen – nicht ganz einfach wegen der sperrigen dicke Isomatte – war ich auch schon da. Mein Heim, mein Reich. Sofort breitete ich mich häuslich aus, als wäre ich nie lange weg gewesen. Dabei war das letzte mal sicher mindestens ein halbes Jahr her.
<b><font color="limegreen">Die Prognosen</font id="limegreen"></b>
Es waren wolkenfreie Bedingungen vorhergesagt, lediglich zur Zeit um den Mondaufgang herum um 1 Uhr morgens könnten Zirren hereinrücken. Schon bei der Anfahrt gab es noch ein paar richtige Wolken, aber welche jener Sorte wo man weiß, dass die mehr mit der Thermik zu tun haben und sich bald auflösen. So waberte es noch eine Weile herum, ein paar Zirren waren sogar auch noch da. Aber ich war zuversichtlich, dass irgendwas irgendwie geht. Und wenn nicht: dann heißt´s einfach gemütlich aufm Berg Dämmerung und Sonnnenauf/ -untergänge genießen und mal wieder open air dort nächtigen, auch was Feines. Na und Mond würde auch irgendwie gehen, das Seeing ist ja normal ganz gut auf dem Berg, dass ich mal testen könnte, wie sich die neue Optik vom Daniel da im Bereich um 600fach herum so macht.
Der Aufstieg war zwar nicht anstrengend – ich glaube, zum ersten mal habe ich nicht an der Bank auf halber Strecke gerastet – aber die Socken waren trotzdem nass. Das Holzgeländer fungierte wieder kurzer Hand als Wäscheleine, auch das blitzeblaue T-Shirt kam drüber. Ich setzte mich in die verbliebene Sonne und wärmte mich. Ein Murmeltier pfiff in der Ferne. Ich hörte Fußstapfen, die kamen zu mir hoch. Ich sah nicht wer es war, vom Geländer verdeckt. Aber ein Murmeltier war´s nicht: Es war Haley! Der nette Kollege vom Wendelsteinobservatorium auf seiner üblichen Abendrunde, bevor es ans Kalibrieren der Profigeräte geht. Ich freute mich ihn zu sehen, wir quatschten ein bisschen, er kündigte zuversichtlich eine gute Nacht an. Es ist wie immer erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, obwohl die Sonne noch so deutlich scheint wenn man ankommt. Gemütlich aufbauen, etwas essen, Stimmung knipsen – schwupps ist die Nacht da! Keine Ahnung, wie die drei Stunden bis zur Dunkelheit so schnell vergangen sind.
<b><font color="limegreen">Watt nu?</font id="limegreen"></b>
Es stellte sich mit fortschreitender Dunkelheit die Frage nach der Objektwahl – was sollten die Ziele sein?
<i>Warum ist dieses Bild hier so groß? Das war ein Versehen! Aber irgendwo hat das seine eigene Dramaturgie, deshalb lass ich´s so ;-)</i>
Ich hatte mir zu hause noch schnell drei DSS-Ausdrucke für verbliebene Superthins gekrallt und hoffte auf restliche Markierungspfeile im Atlas und setzte auf Spontanität. Der Himmel war nun richtig dunkel. Es haben sich doch tatsächlich sämtliche Schwaden abgesetzt und/oder verzogen, im Tal sah es recht diesig aus – aber sichtbarer Trennschicht sei Dank saß ich auf der sonnigen – äh.... ja klaren Seite des Lebens nun. Die Milchstraße kam schon wirklich gut raus. Die anfängliche Luftfeuchte der Dämmerung von 75% hat sich sehr schnell auf um die 60 gesenkt – was dem prognostizierten Wert entsprach. Phasenweise fielen die Werte in der Nacht knapp unter 50%.
Ich machte ein paar Schritte auf der Holzplattform und unter mir quietschte es. Ich hielt inne. Hab ich da was unter den Brettern aufgeschreckt? So ein niedliches Quietschen. Ein Mäuschen? Ich machte ein paar Probeschritte abseits der Holzbretter und horchte. Meine Stiefel! Das Leder quietschte! Schade, ich dachte, ich hätte ´nen Kompagnon die Nacht über an einem Plätzchen. Auf den Brettern blieb ich eh nicht zum Beobachten, das war insgesamt leider doch zu wacklig wie ich feststellen musste. Das Bild vibrierte. Das Sitzen statt dem Stehen früher minimierte zwar die Verwacklung, aber sie war mir doch zu hoch. So gemütlich das auf der Kanzel dort auch ist.
Also die Nacht war überraschend gut offenbar – oder ich war keinen Alpenhimmel mehr gewöhnt, trotz der kürzlichen Nächte auf dem Sudelfeld. Die Transparenz war so gut, dass ich auf die behinderte Idee kam, nochmal den neuen Kugelhaufen <font color="orange">Laevens 3</font id="orange"> im Delphin zu probieren. Letztens noch mit DSS gescheitert, aber noch die Sternkette im Kopf, von der ich ausgehen muss. Die Fehlerquellen in der Verortung waren minimal. Aber ich wusste nicht mehr 100pro, ob vom dritten oder zweiten Stern der Kette ausgehend ich schauen musste. Im Endeffekt habe ich mindestens eine von 4 klaren dunklen Stunden dieser Nacht versucht, ohne DSS und gesicherter Positionskenntnis ein Objekt zu erhaschen, welches öffentlich dokumentiert bisher nur in Geräten jenseits von 18“ erfolgreich beobachtet wurde. Das Ergebnis war ein schwaches gesichtetes Sterndreieck nahe der Wahrnehmungsgrenze, wo ich mich schon drauf freute, zu hause nachzuprüfen, wie schwach die Komponenten da nun sind. Aber dass davon was mit Laevens zu tun haben sollte, von dem Gedanken verabschiedete ich mich von Minute zu Minute mehr während ich die Vergrößerung hochschraubte. Alles nur stellar.
<b><font color="limegreen">Das Licht</font id="limegreen"></b>
Irgendwann fiel ein sanfter Lichtstrahl auf meinen Geist: man sollte vielleicht langsam mal was schönes, Sichtbares ansteuern bei diesem tollen Himmel. Ich glaube, ich fing mit M 15 an – der stand einfach nahe der Kulmination und ist einfach mein Lieblingskugelhaufen. Ich glaube der klare Anblick von ihm führte mich zu der Laevens-Idee. Sorum wird ein Schuh draus. Also ich blätterte ein wenig durch den Atlas in der Hoffnung auf ein paar nicht abgehakte Klebepfeile – denn die Superthins standen noch zu tief irgendwo in den Fischen oder sowas rum. Lange nicht mehr besucht hatte ich den <font color="orange">„Blue Flash“ NGC 6905</font id="orange">-PN, der mit ein paar Details wie dunkleren Bereichen bzw. einer mittigen Abdunklung, helleren Seite daherkam – und überlegte schon zu zeichnen. Hatte ich den schon? Ich verwarf den Gedanken ans Zeichnen aber recht schnell, ich wollte einfach quantitativ ein wenig was schaffen jetzt hier. Aber ein schönes Objekt, hübsch eingerahmt von ein paar helleren Sternchen.
Auch den PN bei M 15 <font color="orange">NGC 7094</font id="orange"> peilte ich erneut an. Ich meinte, das war jener, den ich bei gutem Seeing nochmal zwecks Details ansteuern wollte. Allerdings konnte ich nichts Gewinnbringendes gegenüber der früheren Sichtung erkennen, da ging früher mehr. Die Transparenz in den Nockbergen vor ein paar Monaten war eben doch nochmal einen Zacken krasser. Es kann nicht lange gedauert haben und ich steuerte endlich mal konsequent und strukturiert Richtung <font color="orange">Taffy Galaxies UGC 12915 und 12914</font id="orange">. Die bisherigen Versuche waren so halbgar ohne Starhop – einfach wild mit dem Rigel in die Gegend gestrahlt und mit dem Rührsystem versucht, was Adäquates zu erhaschen. Das führte bisher alles zu nichts Vernünftigem. Der Starhop dieses mal war schnell, direkt, zielführend, erfolgreich. Und ein schönes Objekt tat sich auf: zwei längliche etwas elliptisch daherkommende fast parallel stehende Galaxien, hübsch rechtwinklig arrangiert zu nahen Sternchen, das ganze passte prima ins 8er Ethos. Ein wirklich lohnendes Ziel – endlich erreicht! Die Galaxien waren einfach zu beobachten, ohne weitere Augenverrenkungen.
<i>Quelle: Wikisky</i>
<b><font color="limegreen">Bretter und Balken</font id="limegreen"></b>
Wenn man die Augen aufgemacht hätte beim Atlas aufschlagen, hätte an noch Arp 249 ansteuern können, aber ich glaube, das hab ich verpeilt oder das Ergebnis vergessen – was aufs gleiche herausläuft. Es lebe die akribische Dokumentation! Ohne Anne bin ich verloren. Wer soll denn jetzt alle eine Objekte dokumentieren? Seit sie auf La Palma derart gut dokumentiert hatte (während ich daher der Ökonomie halber praktisch nichts aufschrieb), bin ich komplett in den Faultier-Modus verfallen und schreibe nicht mal mehr was richtig auf, wenn ich alleine bin. Zumindest eines konnte ich mir noch merken: das Ansteuern von der markanten Staubbandgalaxie <font color="orange">NGC 7814</font id="orange">. Ich hielt einfach mal so drauf, weil ich in Ruhe selber nochmal mit 12“ probieren wollte, ob da was mit dem Staubband geht. Zunächst mal zeigte sich mit eine fette helle Spindel. Eine wirklich fette. Und relativ bald zeigte sich indirekt an beiden langen Enden eine doch recht deutliche Einkerbung. Zeichen des Staubbands?! Ich versuchte das zu reproduzieren und mir gelang es. Zeitweilig meinte ich auch, eine längere feinere Linie auf aufblitzen zu sehen. Aber für mich als Staubband-Rudi schwer zu sagen, ob das nicht ggf. Einbildung war. Mit den Einkerbungen bin ich mir aber ziemlich sicher. Ich hatte auch nicht so prägnant im Hinterkopf, was mich da erwarten würde, wie das Staubband ausschaut. Insofern bin ich sehr zuversichtlich, mir nichts eingebildet zu haben, es kam mir alles sogar recht einfach vor.
Ich hatte noch einen Pfeil an der <font color="orange">NGC 108</font id="orange">, wusste aber nicht mehr warum, abgehakt war das Teil auf jeden Fall schon. Ich probierte es nochmal , denn irgendwelche Details müssten da warten welche mir bisher verschlossen blieben (ein Blick aufs DSS zeigte im Nachhinein eine Balkanspirale mit runden Enden). Aber das Ding war dermaßen schwach, dass es auch dieses mal nichts mit irgendwelchen Details wurde. Aus meiner Erinnerung war die aber durchaus etwas oval, was auf die vedickten Enden/ den Balken hinweisen würde.
Hier schaffte ich aber den Blick über den Tellerrand – äh das Objekt hinaus und nahm in der Karte die nahegelegene <font color="orange">Arp 130</font id="orange"> wahr. Versuch macht kluch: es zeigte sich zunächst mal eine Ministernkette und dicht da dran ein schwacher Wuschelfleck. Das war´s. Aber immerhin. So mittendrin peilte ich dann auch auf die <font color="orange">NGC 891</font id="orange"> – ein bei guten Bedingungen traumhaftes Objekt - und ich wurde nicht enttäuscht. Im 13er Ethos war noch viel Platz drumrum und die Staubbandgalaxie schwebte im Sternfeld. Auch <font color="orange">M 33</font id="orange"> musste herhalten. Im 13er ist diese Galaxie ein Parade-Objekt. Besser einrahmen kann man diese Galaxie nicht. Die Spirale spiralte vor sich hin mit allem was man so kennt von dieser Galaxie – aber eben perfekt ins Sehfeld platziert mit gerade genug Sehfeld drumrum und schon guter Auflösung mit einigen Sternentstehungsgebieten. Klasse.
Der Cepheus stand superhoch und ich wollte nochmal den tollen Nebel <font color="orange">NGC 7129</font id="orange"> probieren, das Rausschmeisser-Objekt der letzten schönen Nacht. Heute war die Transparenz noch etwas besser bzw. das Objekt stand noch etwas höher. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob im 13er oder 8er Ethos, jedenfalls war der Nebel perfekt ins Sehfeld zusammen mit <font color="orange">NGC 7142</font id="orange"> gesetzt – solche Kombinationen haben einfach was – ein wirklich schöner Anblick. Der Haufen wirkte letztens recht unscheinbar, da recht schwache Mitglieder – da fragte ich mich unwissend noch, ob das wirklich ein realer Haufen ist, aber heute war die Transparenz besser und der Haufen prägnanter. Echt eine hübsche Kombi.
<i>Quelle: Wikisky</i>
<b><font color="limegreen">Daddelduddeldünn</font id="limegreen"></b>
Mittlerweile hab ich soviel Zeit verdaddelt, dass die Superthin-Regionen langsam anpeilbar waren. Die Kulminationszeit war zwar noch so 2-3 Stunden hin, aber allemal hoch genug für Erfolg versprechende Transparenz. So war mein erstes Ziel <font color="orange">UGC 1817</font id="orange">. die hatte ich schonmal probiert, aber entweder schlicht erfolglos oder unter optimistischen Bedingungen. Das Zielgebiet ist leicht gefunden und ausgehend von einem Gx-Duo auch ein netter Weg dahin. Die Galaxien <font color="orange">NGC 877 und 871</font id="orange"> bilden zusammen mit ein paar helleren Sternchen ein Parallelogramm – eine coole Kombi mal wieder, auch wenn die Gx´sens selber nichts außer ihren Umrissen zeigten. Aber Präsentation ist alles! Aber wirklich, ein nettes Ziel. Bei der nachbearbeitenden Recherche stellt sich sogar heraus - WIE nett: eine richtig differenzierte Gruppe, wovon eine weitere längliche (NGC 876) direkt bei der 877 hätte gehen müssen! Und schon wieder ein Objekt, welches wiederholt werden muss!
<i>Quelle: wikisky</i>
Die <font color="orange">UGC 1817</font id="orange"> zeigte sich dann relativ schnell und einfach, allerdings erst mit mittlerer Vergrößerung. Die Ausdehnung und Lage war gut nachvollziehbar, weitere Auffälligkeiten sah ich nicht. Ich meine mich noch zu entsinnen, ziemlich dran geknabbert zu haben beim letzten Versuch in der Ecke. Dafür ging es heute erstaunlich leicht. Bei <font color="orange">UGC 2441</font id="orange"> am Kopf vom Walfisch zeichnete sich ein ähnliches Bild: auch hier war Lage und Ausdehnung gut zu verfolgen, ohne weitere Erkenntnisse. Aber hiermit war Nr. 102/ 132 der Superthinliste geknackt. Direkt um die Ecke lag <font color="orange">NGC 1153</font id="orange">, die ich nur der Nähe halber ansteuerte. ACHTUNG ACHTUNG - Durchsage an alle: großräumig umfahren, völlig langweiliges Ziel. Nun angespornt nahm ich mir die dritte Superthin der Nacht vor, jene, welche man aufgrund Nummer und fast identischer Rektaszension (2.38h) sehr leicht mit vorangegangener verwechseln kann: <font color="orange">UGC 2411</font id="orange">. Das Sternfeld war nach megaumständlichem Starhopp über ´nen halben Quadranten dann doch gut gefunden – aber dort wo die Galaxie sein soll, befindet sich ein ganz fieses, wirklich ausgesprochen fieses Sternpärchen. Der hellere der beiden steht genau am Ende der gesuchten Gx – gemäß DSS-Ausdruck. Der blendet alles weg – und die Gx selbst ist offenbar auch eine Superfunzel. Ob ich die jemals erwische, keine Ahnung. In seltenen Momenten bildete ich mir was ein aber fernab von wirklich gesehen. Da muss ich nochmal ran.
<b><font color="limegreen">Die Laterne</font id="limegreen"></b>
Dann wird es mit der Liste der angesteuerten Objekte schon ziemlich eng – es steht nix mehr auf dem Zettel, den ich auf die Schnelle während des Mondscheins notiert habe, bevor ich mich hinlegte, um ein wenig zu schlafen zu versuchen. Eigens hierfür hatte ich mal wieder den Schlafsack mitgenommen. Der Plan war, zum Mondaufgang um eins ein wenig rumzuknipsen und bald darauf 3 Stündchen Schlaf fassen, um dann Mond bei gutem Seeing abzuschießen. Leider war das Seeing alles andere als super – 270fach ging am Mond gerade eben noch, aber mit erheblichen Fluktuationen in der Bildschärfe. Nur selten blitzte heraus, was man von dem Spiegel erwarten kann. Ich legte mich also hin, bekam erstaunlicherweise keine kalten Füße, aber der Rest war dann bei 4,7 angezeigten Grad meiner neuen Messerrungenschaft dann doch zu wenig für geruhsamen Schlaf. Das war mehr oder minder ein Herumliegen. Allerdings verging die Zeit bis um 5 doch recht schnell, sodass ich wohl doch irgendwie geschlafen haben muss. Das Seeing wurde leicht besser, sodass ich mal aus Spaß mit 600fach draufgehalten habe um zu sehen, was mich in etwa erwartet, wenn die Luftruhe mal mitspielt. Das konnte sich trotz Gewaber sehen lassen und auf bessere Bedingungen hochextrapolieren. Die Hirsche im Tal röhrten die ganze Nacht immer wieder mal vor sich hin. Oder ein Jäger mit verdorbenem Wurstaufschnitt, wer weiß...
<b><font color="limegreen">Outro</font id="limegreen"></b>
Die Szenerie mit dem Mond und den angehenden Nebelschwaden zwischen den Bergen war wundervoll.
Um 5 stand ich nicht zuletzt deshalb auf, weil mich ein Anblick besonders fing: wie ein Gespenst wirbelte eine Zirre genau am Mondrand – das wollte ich festhalten!
Ich vertilgte meine restlichen Radieschen-Käsebrote und war stolz auf mich dieses mal nicht zu viel Verpflegung umsonst mit hochgeschleppt zu haben. Mach ich ja sonst gerne mal bis immer eigentlich. Bei diesem Anblick mussten die letzten Vorräte dran glauben:
Außer einem Notschluck Apfelschorle und einem Müsli-Riegel schleppte ich nichts nahrungstechnisch Verwertbares den Berg hinunter, nur der Riegel durfte am Ende noch bis nach München reisen und einem müden Sternegucker als Behelfsfrühstück nach dem Aufwachen dienen – um überhaupt in die Gänge zu kommen. Eine wunderschöne Nacht, traumhaft windstill – untypisch für den Wendelstein – war wieder zu Ende. Ich sonnte mich noch eine kurze Weile auf der Bank mit blick nach Osten und genoss den ruhigen Ausblick auf die von der Morgensonne angestrahlten Szenerie. Alsbald machte ich mich auf den Abstieg Richtung Bergbahn, um die erste Gondel 9.15 Uhr zu erwischen – bevor die Massen heraufkommen.
Die Rückfahrt bis dahin verlief entspannt bis kurz vor den Toren Münchens, wo schon die ganzen Wiesenbesucher unter strahlendem Sonnenschein drauf warteten, die Bob zu stürmen. Zu hause dann sogleich die Recherche, wo ich denn beim Laevens so hingepeilt habe – Bingo, genau den falschen Stern als Start herangezogen. Aber das Dreieck das ich sah, hatte als schwächstes Sternchen 15m85 laut wikisky, immerhin auch eine Erkenntnis.
CS
Norman
Edit: Bilder wie angekündigt eingefügt/ ersetzt.