Hallo Freunde,
mal wieder lausiges Wetter, keine Möglichkeit zum Spechteln und zwei Scopes die einfach in der Gegend herum stehen – was kann man da machen? Basteln, natürlich!
Ich habe es endlich geschafft – aus meinem wohlwollenden Weihnachtsgeschenk habe ich ein ganz tolles Gerät geflickt. Dafür ging ein ganzer Samstag und etwas vom Sonntag drauf aber es hatte sich gelohnt. Meine Frau hatte mir zum Weihnachten einen Seben 76/700 Newton geschenkt weil ich ihr immer stundenlang von den Sternen erzählt hatte. Sie wollte, dass ich ihr endlich zeige was da oben zu sehen ist und so ist meine neue Leidenschaft ins volle Fahrt gekommen. Seit Weihnachten habe ich mir einen Celestron 6“ f/5 Newton auf einer EQ 3-2 geholt, 3 „gute“ Okulare von TS dazu, einen 2x Barlow, ein paar Bücher, etc. haben sich auch noch dazu gesellt. Zuerst wollten wir den Seben (a.k.a Tschibo-Torpedo) wieder über eBay verkaufen aber die Lust aufs Basteln wollte nicht so richtig einschlafen
Wir kennen die Geschichte nur zu gut: der Tschibo-Newton ist einfach nicht das Wahre – die Montierung ist absoluter Schrott und das Gerät selber ist aus sehr viel Plastik und sehr leichtem Aluminium. Verglichen mit dem Celestron (Synta) ist das Ding fast wie ein Witz. Aber – es lässt sich auch ohne viel Geld und Aufwand in ein sehr brauchbares Schnellspechtelgerät umwandeln. Als Erstes habe ich die Okulare von TS im kleinen Newton eingesetzt und war überrascht wie schön das Bild war. Gerade bei Sachen wie die Plejaden oder auch der große Orion-Nebel. Sogar bei gutem Seeing ging Saturn mit Cassini und Jupiter mit 4 Monden und deutlichen Wolkenbänder. Da passte das Bild wunderbar und über die Optik kann man sich doch freuen. Blieb also nur dem Wackeln ein Ende zu setzen…
Also was machen? Einen eigenen Rockerbox bauen! Ich hatte mehrere Sites gesehen wo man so etwas probiert hat – auch hier im Forum gab es HIER http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=19574 einen ambitionierten Einsteiger der sich eher so etwas wie einen Dobson-Turm für seinen kleinen Newton gebaut hat. Das Problem (dachte ich zuerst) war, dass das Ding vielleicht so klein dimensioniert wäre, dass nur mein 3 jähriger Sohn oder vielleicht auch ein paar Japaner ohne Verrenkungen ins OAZ schauen können. Das geht aber auf jeden Fall anders!
Auf zum Obi wo ich als Erstes bei den Resttückchen von der Holzabteilung gewühlt habe. Ich habe 3 Stück Holz, je für 2Euro geholt, ein paar Schrauben und 2 Abflusrohr-Deckel geholt. Kostenpunkt: unter 15 Euronen für Alles. Dann ab nach Hause und direkt ans Werk:
Der Tschibo-Torpedo musste komplett auseinander genommen werden.
Den Tubus habe ich zuerst mit Velourfolie komplett ausgekleidet. Dann habe ich die Löcher von der Gabel-Monti-Halterung vergrößert und lange Schrauben von Innen nach Außen durchgesteckt und festgesschraubt. So weit, so gut. Dann wurden in die Abflussrohr-Deckel jeweils 3 Löcher gebohrt damit sie schön stabil an die „alte“ Gabelhalterungen festgeschraubt werden konnten.
Als Nächstes habe ich dann die Holzteile zurecht geschnitten mit einer Kreissäge und danach fest zusammengeschraubt und genagelt. Voila! Fertig war das – erstmal…
Der "Drehteller" war eine echte Herausforderung. Wie man auf den oberen Bilder sieht habe ich zuerst ein gaaanz billiges Ikea-Möbelstückchen auseinandergenommen. Die Teile waren leider aus Pressholz und völlig verbogen. Auch ein Verbindungsstück für die Stabilität fehlte. Also nochmal ran - diesesmal mit sehr stabilen Holz...
Ich habe auf jeden Fall darauf geachtet, dass die Box so hoch gebaut ist, dass man bequem im Stuhl spechteln kann (Gesamthöhe ca. 75cm von den Füßen bis zur obersten Kante). Im Stehen geht es sogar auch gerade noch (wenn die Bandscheiben noch in Ordnung sind).
Ich hatte einen tollen Tipp für den „Drehteller“ bei einer Amerikanischen Website gefunden – haltet Euch fest – einfach eine alte Vinyl-Platte unten an die Box mit doppelseitigem Klebeband (die Variante für Teppiche – hält bombenfest) befestigt,
Löcher in die 2 unteren Platten gebohrt und dann mit einer dicken Schraube mit Flügelmutter fest gemacht. Ich sag’s Euch – das Ding dreht sich unglaublich gut. Sehr smooth und Ruckelfrei!
Aber warum da aufhören? Die Löcher in den Deckel hatte ich so schön gemacht, dass ich die Rohrschellen von meinem Celestron auch dran schrauben kann – und die Box ist so schön groß geworden, dass sie auch den dicken Schweren 6“er anstandslos trägt. Wahsinn, oder. Nun habe ich auch eine Montierung mit dem ich beide Gerät schnell startklar machen kann! Und das Alles für kleines Geld.
Ich klopfe mich selber jetzt auf die Schulter. Im Januar war ich ein blutiger Anfänger – jetzt habe ich Verbesserungen an meinem Celestron vorgenommen und sogar aus einem hoffnungslosen Fall ein vollwertiges Scope gemacht mit dem man (und bestimmt auch später mein Sohn) jeder Menge Spaß und Freude haben wird!
Also – für die anderen Einsteiger da draußen die eine bescheidene Monti haben – nur ran an das Werkzeug. Ich maile auch gerne weitere Fotos und gebe auch Tipps zu dem verwendeten Material. Da kamen nämlich noch ein paar Sachen die ich im Haus zusammensuchen musste wie eine Metalschiene, passende Schrauben und Mutter, Füße, etc.
Bis die Nächte,
Jacko