21. Labor-Bericht:
WIE GUT SIND ZUSATZ-OPTIKEN ?
Die Meinungs-Schlachten, die zur Qualität der jeweiligen Optiken auf dem Board schon ge-
führt worden sind, haben sich in der Regel auf das optische System selbst gestürzt, nicht
aber auf den Zubehör-Teil. Man kann also im Extremfall hochwertige Optiken durch
schlechte Okulare, Telekonverter bzw. Telekompressor wieder entwerten, weil die letzt-
genannten Bauteile in das System Fehler einführen, die man eigentlich glaubte, vermie-
den zu haben, nur weil man um die letzten Strehl-Punkte beim Spiegel feilschte, aber das
Okular, die Barlow-Linse und andere Zusatz-Systeme in ihrer Qualität nicht richtig ein-
schätzen kann, und somit genau noch der Zustand herrscht, den man einstmals mit den
Optiken selbst hatte, bevor man über nachvollziehbare Test etwas mehr Sicherheit hin-
sichtlich der Qualität der Telekope bekam. Es wird sich also das Interesse über die
Qualität dieser Zusatzteile ebenso ausweiten. Das führt aber beim Tester zu einem ähn-
lichen Problem, wie zuvor schon bei den Optiken selbst: Er hat die Händler "im Kreuz", die
es gar nicht lieben, wenn am Lack mancher hochgelobter Produkte gekratzt wird. Zu Recht
werden sie argumentieren, daß die getesteten Zusatz-Teile Einzelstücke sind, und auch
im Zubehör-Bereich Streuuungen zur Qualität auftreten. Trotzdem sei mir die Bemerkung
gestattet, daß bei den acht von mir vorgestellten Telekonvertern sowohl der ZEISS- 2-fach
wie der Skywatcher 2-fach Telekonverter mit sehr gutem Ergebnis abgeschnitten haben.
Der fragliche Händler wünschte sich einen PhasenKontrast-Test, weil er bereits vor
einiger Zeit ebenfalls eine Serie interferometrisch vermessen ließ. Bei diesem ersten
Test erwiesen sich - so sagte es der Händler - auch schon ZEISS und Skywatcher als
"Test-Sieger". Zugleich eine gewisse Bestätigung, daß man diesem Test durchaus
glauben kann.
01 Testaufbau im Bild
01 Um den Telekonverter möglichst alleine prüfen zu können, wurde er gegen einen
300/1200 Kugelspiegel von Lichtenknecker geprüft, der eine bekannt glatte Oberfläche
hat, und als Spiegel keine Farbfehler einführt. Im Krümmungsmittelpunkt hat dieser
Spiegel ein Öffnungsverhältnis von 1:4, weshalb vom Telekonverter das Äußerste ver-
langt wird. Zugleich erlaubt diese Test-Anordnung wie bei einem Planspiegel, daß man
das Licht zweimal durch den Prüfling schicken kann und damit doppelt so genau mißt:
Also sowohl die sphärische Aberration, wenn sie über den Telekonverter eingeführt wird,
den Farblängsfehler und die Flächenglattheit, wenn sie nachweisbar sind.
02 Testaufbau im Prinzip
02 Auch hier erweist sich ein Justierlaser als hilfreiches Instrument, weil er alle Bauteile
also auch den Telekonverter auf eine gemeinsame optische Achse bringen kann: Eine
1 1/4 Zoll Hülse bekommt vorne und hinten eine kleine 3 mm große Bohrung. Das Laser-
Bündel passiert beide Bohrungen, bevor es vom Kugelspiegel auf gleichem Weg zurück-
gespiegelt beide Bohrungen erneut passiert und hat damit eine hinreichend genaue
Testanordnung, die man über einen Kreuztisch nur noch entlang der Achse verschieben
muß.
03 Der ZEISS-Telekonverter 2-fach
03 Während ZEISS augenscheinlich einen stattlichen Preis kalkuliert und mich damit
abschreckte, dieses edle Teil an Land zu ziehen, konnte ich mich schnell für den 2.
Sieger der Analyse entscheiden. Beider Bilder, die im PhasenKontrast-Test entstanden,
zeigen eine ziemlich ebene, durch Zonen ungestörte Fläche, die auch farblich weitest-
gehend einheitlich ist. ZEISS und Skywatcher entstammen einer APO-Serie, haben also
eine gute Farbkorrektur.
04 Der Skywatcher Telekonverter 2-fach
04 Im Vergleich findet man zum ZEISS Konverter wenig Unterschiede, lediglich die Spalt-
abbildung erscheint bei ZEISS um eine Nuance besser - übrigens der erste visuelle
Versuch, in die getesteten Telekonverter eine Hierarchie zu bringen.
05 Ebenfalls hochwertig ...
05 erwies sich ein weitere Kandidat, der aber nun schon Einbußen hinsichtlich der
Abbildungschärfe erkennen ließ beim visuellen Test. Durch den PhasenKontrast-Test
war auch klar warum. Die Fläche leidet ein bißchen unter Rauhheit.
06 Eine Reihe von Telekonvertern
06 haben entweder einen ausgeprägten Farbfehler oder einen Öffnungsfehler oder
beides zusammen. Der Farbfehler wurde nicht ausgemessen, sondern über den
kombinierten Foucault/Phasenkontrast-Test sichtbar gemacht. Vergessen darf man
nicht, daß in dieser "Autokollimations-Anordnung" diese Fehler mit doppelter
"Gemeinheit" (Zitat Kurt Schreckling) gemessen worden sind. Am Himmel wird man
weit weniger davon merken.
07 Der Farblängsfehler entsteht ...
07 dadurch, daß die Spektral-Farben unterschiedliche Schnittweiten haben und man durch
den Foucault-ähnlichen Test beispielsweise für die Farbe BLAU noch innerhalb des
Brennpunktes ist, während man für ROT das kegelförmige Lichtbündel bereits außerhalb
vom Fokus abschneidet. Und so leuchtet das vorherige Bild auf der linken Seite blau und
auf der rechten Seite rot.
08 Sphärische Abweichung ...
08 zeigen die drei weiteren Beispiele. Bei diesem Beispiel noch geringe Abweichung,
kann man beim nächsten und übernächsten Fall deutlich den Öffnungsfehler erkennen.
09 Öffnungsfehler und Farbfehler
09 lassen sich auch noch kombinieren, wie man bei diesem und dem folgenden Beispiel
erkennen kann.
10 Nicht mehr so toll
10 also eine Telekonverter-Gurke? Und spätesten hier müßte man wie bei den Spiegeln
auch, viele Telekonverter geprüft haben, um einen Eindruck für die Streuung der
Qualität zu bekommen. Und weil ich diesen Test erstmalig durchgeführt habe, habe ich
noch viel Erklärungs-Bedarf, wie gut einzelne Hersteller wirklich fertigen.
11 Spalt-Abbildung bei ZEISS
11 zeigt keine Farbzerlegung
12 Deutlicher Farbeffekt
12 eines anderen Telekonverters.
Fazit: Als Tester habe ich, jeder wird es gemerkt haben, die Testsieger hervorgehoben,
ob erschwinglich im Preis oder nicht. Damit habe ich dem qualitätsbewußten Stern-
freund zumindest einen Hinweis gegeben. Telekonverter lassen sich natürlich auch auf
andere Arten testen bzw. sind getestet worden, und wer auf solche Teile nicht verzichten
will, sollte sich auch mit deren Qualität vor dem Kauf befassen. Persönlich bin ich den
Telekonvertern eher kritsch eingestellt, solange die Qualität nicht klar ist.
Auch die Okulare sollten eindeutigen nachvollziehbaren Tests unterworfen werden.
Wolfgang Grzybowsky prüft sie interferometrisch. Zu einem Testaufbau habe ich mich
bisher nicht hinreißen lassen. Wird möglicherweise eine meiner nächsten Aktivitäten
sein - brauche ich noch ein paar Vorversuche.
Daß dieser Test ein qualitativer Test war, hat hoffentlich jeder von Euch gemerkt.
Herzliche Grüße
Euer Tester Wolfgang Rohr