Sternfeldfotografie - welche Anfängerausrüstung?

  • Hallo Leute,
    eigentlich bin ich seit Jahrzehnten bekennender visueller Beobachter. Und zwar ausschließlich.
    Da ich aber einige z.T. ambitionierte Projekte betreibe, u.a. eine Fernglas-Kolumne oder ein Buch-Projekt, für die ich möglichst realistische Fotos brauche, bin ich am Umfallen:


    Ich würde gerne Aufnahmen von Sternfelder machen wollen, so, sagen wir, in der Größenordnung 5° (typisches FG-Sehfeld) bis max. 20°.


    Die Grenzgröße muss dabei nicht wesentlich über der von FGs liegen, 9-12 mag reichen vollauf.


    Schwach könnte ich werden, wenn ich sehe, was viele Leute an gebrauchtem Astrofoto-Equipment verkaufen wollen... denn bei mir ist noch nix in dieser Richtung vorhanden: keine DSLR o.ä., keine parallaktische Monti. Wie würdet ihr als erfahrene Astro-Fotografen heute einsteigen bzw. was würdet ihr mir raten? Es muss nicht unbedingt teuer werden und darf gerne minimalistisch sein... übrigens sollten die Fotos nicht unbedingt H-Alpha-optimiert sein, denn sowas sieht man im FG eh nicht.

  • Hallo Kay,


    in dem Fall Canon EOS z.B. 1200D auf Stativ ohne Nachführung. Für den Anfang kannst Du dann je nach Brennweite und Deklination bis zu 10s je Einzelbild belichten. Am Anfang tut es das Kit Objektiv. Erheblich besser und mit sehr gutem Preis/Leistungsverhälnis das 50mm 1,8 STM.


    Als Beispiel Kassiopeia, 26 x 8s, ISO800, EOS 1100DMC, 50mm 1,8(==>)2,8 STM



    Später dann evtl mit Star Adventurer nachführen und die Brennweite steigern (oder auch nicht).


    Warum empfehle ich Canon? Mit anderen DSLR geht es auch. Bei Adaptern und vor allem CLIP-Filtern ist dort bei Bedarf die Auswahl am Besten und sie kann gut umgebaut werden, falls Nebelgebiete mal ein Thema werden und Du mehr Empfindlichkeit im H-Alpha möchtest.


    Nachtrag: mit einem 200mm Objektiv hättest Du dann eine Sichtfelddiagonale von ca. 7°. Hier solltest Du aber auf jeden Fall nachführen.

  • Hi!


    Minimalistisch? Panasonic Lumix LX-100, eine Edel-Kompakte mit f/1,7. Dazu einen Weichzeichner (Cokin A830) und evtl. eine Nachführung - bei so einer kleinen Kamera langt auch der Nano.Tracker, muss gar nicht der Star Adventurer sein. Da kommt dann bei 10x60 Sekunden und 800 ISO so was bei raus (bei 24mm):



    Und bei 75mm Brennweite Kleinbildäquivalent lassen sich auch 2"-Filter ganz gut einsetzen:


    Ist natürlich immer noch mehr Weitfeld als ein Fernglas...


    Beste Grüße,
    Alex

  • Hallo Kay,


    Ein paar Gedanken dazu von mir (auch bekennender Visueller, aber ebenso seit meiner Kindheit Erfahrung mit Fotografie):


    Falls Du dir eine gebrauchte DSLR zulegst, achte unbedingt auf Live-Vorschaumöglichkeit mit Zoom. Neuere DSLRs haben das auch in den unteren Preislagen. Perfektes Scharfstellen ist eine absolute Notwendigkeit.


    Astrofotos machst Du mit manueller Einstellung der Kamera. Automatik funktioniert hier nicht wirklich.


    An Canon kannst Du über Adapter auch gebrauchte M42 oder Nikon Objektive dran bekommen.
    Zooms haben meist keine perfekte Schärfe.
    Die meisten Objektive musst Du 2-3 Stufen abblenden für beste Abbildung. Sehr gut für Sternfeldaufnahmen funktionieren übrigens viele Makro-Objektive.


    Den Star Adventurer hat ein Arbeitskollege. Wir haben ihn zusmmen ausprobiert und sind auf Anhieb damit zurecht gekommen. Bei deinem geschilderten Vorhaben ist das Teil im Prinzip genau richtig.


    Allerdings brauchst Du dann zusätzlich ein gutes stabiles Fotostativ.
    Deshalb könnte auch eine kleinere Astromontierung für dich Sinn machen, da kenn ich mich aber nicht genug aus, um dir was zu raten.


    Ein normales Stativ ist sehr vielseitig und erweitert die sonstigen Möglichkeiten einer DSLR.


    Was die beste Technik nicht ersetzen kann, ist ein dunkler klarer Himmel. Aber das dürfte dir ja bekannt sein!


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Kay,


    ich habe hier mal ein Bild vom Rosettennebel. Wenn ich Dich richtig verstehe, schwebt Dir etwas in der Art des unteren Bildes vor? Der Ausschnitt dürfte in der Diagonalen so bei ca. 7° liegen. Wenn das so passt, können wir Dir den Weg und das benötigte erklären. Wenn es so nicht passt, solltest Du Deine Wunschbilder weiter eingrenzen.


    Der obere Teil ist ein Stack der auch noch stark bearbeitet wurde, der untere Teil ein Einzelbild des oberen, ohne große Bearbeitung. Beim unteren wurde lediglich der Schwarzpunkt gesetzt und der Hintergrund geebnet, mehr nicht.


    So solle es eher dem Anblick im Fernglas entsprechen.

  • Hallo liebe Leute,
    ganz vielen Dank für eure vielen Tipps!
    Ich muss das erstmal ordnen und in Ruhe recherchieren.
    Stative habe ich schon einige, u.a. ein Alustativ für meine AZ 4 oder zwei schöne alte Vermessungsstative. Auch ein paar alte M42-Objektive, u.a. ein Pentacon 29mm, ein CZJ 50er und 135er. Auch lässt sich mein 70/420er ED in ferner Zukunft gut dazu gebrauchen, denke ich...
    Wenn ich euch richtig verstehe, reicht erstmal ein DSLR-Body aus, Hauptsache, man kann vernünftig fokussieren.


    Was die Nachführung angeht, finde ich den Neupreis für den Star Adventurer ganz schön happig. Da muss ich noch nachdenken, ob ich mich in diese Größenordnung bewegen möchte. Bisher genoss ich nämlich meine relative Unabhängigkeit von zu viel Technik. Aber vielleicht gibt es da für kurze Belichtungszeiten eine einfachere Alternative?


    PS. Da ich heute einen intensiven Arbeitstag hatte, bleibt es erstmal bei diesen globalen Gedanken. Ich werde mir aber noch die Zeit nehmen, um auf eure speziellen Fragen/Hinweise zu reagieren.

  • Hallo Kay,


    mit den bei Dir vorhandnen Objektiven kannst Du auch ohne Nachführung bereits gute Bilder machen. Je nach Deklination und Brennweite kannst Du mit denen 2- ca. 20s belichten und hast noch punktförmige Sterne. Die Kassiopeia oben wurde auch ohne Nachführung aufgenommen. Aufpassen mußt Du nur, wenn Du Dir einen M42 Adapter zulegst. Einige tragen zu dick auf, dann kann nicht auf unendlich fokussiert werden. Wenn Du Dich für diesen Weg entscheidest kann ich Dir den Hersteller von meinem Adapter nennen, der funktioniert mit einem 135 Pentacon sehr gut.

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