Hallo Freunde,
es war mal wieder so weit: spechteln in Südafrika zum Neumond!
Diesmal waren wir wieder zu dritt: Patrice, Rainer und ich.
Eine etwas mutige Angelegenheit, denn Ende März bis Mitte April
kann das Wetter noch recht wechselhaft sein.
Mich reizten aber der Sirius fast im Zenith und Orion, höher stehend als in Deutschland.
Nach Ende der Dämmerung dominiert der Eta-Carinae-Komplex und
die Milchstraße kommt bis Mitternacht so hoch, dass der Skorpion im Zenith steht.
Und das bei angenehmen Temperaturen: tagsüber um die 30° und nachts immer noch gemütliche 13° bis 15°.
Die Anreise verlief schon anders als gewohnt. Der Rainer flog von München
mit Southafrican Airways, Patrice und ich mit der Lufthansa von Frankfurt.
Beide Flieger sollten in kurzem Abstand landen, so dass wir alle zusammen
nach Vryburg/Northwest fahren konnten.
Eine WhatsApp-Nachricht vom Rainer warf alle Planungen um!
Sein Airbus hatte Hydraulikprobleme und konnte nicht starten.
Erst am nächsten Morgen sollte der Flug stattfinden... was für uns einen Tag Pause
in Johannesburg bedeutete und Hottie, der Farmer der Astrofarm, musste
einen Tag später zum Abholen bestellt werden.
Nach Ankunft in Johannesburg hatten wir viele, viele Stunden Zeit, den Flughafen
und das Hotel kennen zu lernen. Erst eine Stunde vor Mitternacht landete
sein Flieger und wir machten es uns im Hotel gemütlich.
Der Transfer am nächsten Tag zur 400km entfernten Farm klappte dann aber wie gewohnt!
Das Wetter war extrem schön mit blauem Himmel und mehr als 30° im Schatten...
wenn es denn welchen gab.
Auf der Farm wurde dann alles für die kommende Nacht vorbereitet.
Der 20" Dobson wurde von den umhüllenden Planen befreit, auf die Plattform
getragen, aufgestellt und justiert.
Nach dem abendlichen Grillen konnte die erste Beobachtungsnacht starten.
Das SQM muss defekt gewesen sein, denn die erste Messung senkrecht
ergab 22,05! Die folgenden Messungen bestätigten aber die sehr gute Durchsicht mit Werten weit über 21,90.
Nicht leicht zu fotografieren, deshalb bitten wir um Nachsicht!
Die ersten Objekte waren der Flammen-, der Pferdekopf- und der Orionnebel.
Boah! Der Filterschieber rupft und klemmt und ruckelt, dass es wenig Spass macht!
Da muss unbedingt nachgebessert werden,
Thors Helm und Eta-Carinae folgten, wieder mit Filterschieber-Problemen und danach wurde die Magellansche Wolke abgegrast.
Wenn man den Südhimmel gut kennt, fallen einem gleich dutzende Objekte ein, die man unbedingt in der ersten Nacht sehen will!
Das sind die schönen Kugelhaufen, allen voran Omega Centauri, 47 Tucanae oder NGC 1851 in Columba, M79 im Lepus oder
die schönen Planetaries wie der Spiral-Planetary oder wie NGC3132, mit seinem extrem hellen Zentralstern und vielen Details bei 425x.
Hier einige Impressionen, fotografiert vom Rainer:
Der Laserpointer zeigt auf Sirius.
Blick vom Beobachtungsplatz nach Süden.
Das Milchstraßezentrum, links, grünlich der Komet Linear...
Der Skorpion und der Pfeifenkopf-Dunkelnebel.
Die große Magellansche Wolke und, ganz hell, der Tarantelnebel.
Der Eta-Carinae-Komplex.
Alles Einzelaufnahmen mit meist 120Sek. Belichtungszeit.
Ist sie nicht schön, unsere Galaxis?
Die erste Nacht dauert erfahrungsgemäß nicht sehr lange, aber bis Mitternacht hatten wir bestimmt zwei Dutzend Objekte gesehen.
Zum Abschluss kam dann Jupiter, der noch sehr hoch stand und extrem blendete!
Bei gutem seeing konnte man sehr schöne Details und den GRF erkennen, am Himmel allerdings dann nichts mehr... Zeit, ins Bett zu gehen.
Am zweiten Tag tauschte ich am lowrider den HC2-Auszug gegen einen
weich laufenden Crayford aus. Eine Maßnahme, die sich sehr gelohnt hat!
Auch der Filterschieber wurde verändert, so dass man endlich wieder ohne
Kraftaufwand und Gemurkse Filterblinken konnte.
Der Wetterbericht sagte nach drei, vier sehr guten Nächten starke Bewölkung voraus.
So planten wir eine Tour zum 350km entfernten Pilanesberg, weil Beobachten die nächste Nacht aussichtslos war.
Pilanesberg ist ein über 500qkm großes Reservat, durch das man bequem mit dem
Auto kutschieren kann und viele Tiere vor die Linse bekommen kann.
Hier Beispiele, was man da sehen kann:
Leider wollte das Wetter auch die nächsten Tage nicht mitspielen, so dass wir
eine Namibia-Tour dranhängten. Namibia ist von Vryburg mehr als 700km entfernt.
Puh, da stand uns noch eine sehr lange Reise bevor!
Hier ein paar Impressionen aus insgesamt vier Tagen, zuerst der Wasserfall des Orange-Flusses, dann Namibia:
Namibia: Schotterpisten bis zum Horizont!
Nach vier Tagen ging es endlich weiter mit dem genialen Südhimmel!
Die letzten drei Nächte waren allesamt sehr gut, auch wenn das SQM "nur" noch 21,70 anzeigte!
Rainer fotografierte mit seiner Canon 6D auf EQ5 und schaute zwischendurch mit uns eine endlose Zahl von wunderschönen Objekten.
Besonders interessant war die vermeintliche Bedeckung eines Hintergrundsternes durch Jupiter!
Wir hatten mal wieder Jupiter im Okular, ein Mond rechts, drei links, wie gewohnt in einer Reihe, als Rainer einen Lichtpunkt am Jupiterrand hervorkommen sah!
Eine Bedeckung ist ja sehr unwarscheinlich und wäre bestimmt bekannt gewesen.
Rainer meinte plötzlich, der Lichtpunkt sähe ja wie ein kleines Scheibchen aus... es war ein Mond, der da zu sehen war!
Der rechte "Mond" war ein Fixstern und stand zufällig auf der gleichen Ebene wie die Monde. So sahen wir den Jupiter mit scheinbar fünf Monden! [:)]
Das war eine wunderbare Reise, die mit den beiden Touren und sieben klaren Nächten zum Besten gehörte, was ich bisher erlebt habe!
Jetzt muss ich mich bloß wieder an die schlechten Wetterbedingungen in Deutschlabnd gewöhnen! [:(]
cs
Timm