Autoguider - Sprünge in DEC

  • Hallo,


    bisher fotografiere ich mit einer DSLR 200mm auf einer EQ5. Um mich bzw. meine Technik weiterzuentwickeln, habe ich kurzerhand ein 400mm Kaufhausteleskop fürs Autoguiden umfunktioniert, indem ich eine Webcam an das Teleskop montiert habe. Leitsterne finden usw. kein Problem, Guiding mit PHD2 funktioniert. Drift-Anlignment mit PHD2 ebenfalls.


    Problem ist nun, dass 1. die Oszillationen in RA recht hoch sind - liegt das an der schlechten Qualität der Montierung? Hauptproblem sind aber regelmäßige Sprünge in DEC, die ich mir nicht erklären kann. Ich habe mal einen Screenshot beigefügt, einmal mit DEC guiding an, dann DEC guiding off. Die möglichen Parameter für das DEC guiding (Lowpass usw.) beeinflussen die Sprünge kaum:


    Mit DEC Guiding:


    Ohne DEC Guiding:


    Sowohl in RA als auch in DEC gibt es ein leichtes Ungleichgewicht bei den Achsen, wobei das bei DEC egal zu sein scheint (ändert sich nichts).


    Gefühlt sind die Sprünge in DEC größer, wenn das Leitrohr Richtung Westen zeigt, kleiner, wenn das Leitrohr nach Süden zeigt (N/W/S nur sichtbar, E verdeckt).


    Ich wäre echt dankbar, wenn hier jemand ne gute Idee hätte. Im Moment tappe ich vollkommen im Dunkeln was die Ursache der Sprünge angeht...


    Danke und viele Grüße!
    Meschmesch

  • Die EQ5 ist in der DEC nicht kugelgelagert. Allein schon dadurch wird die Achse etwas hakelig. Bei meiner EQ5 habe ich auch das Problem. Zudem kommt in der DEC noch ein relativer großer Backlash. Setz mal bitte das Häkchen bei "Korrekturen", sodass man auch sieht, wann PHD Impulse sendet und wie lang die sind.
    Bei Dir sieht es aber trotzdem so aus, als würde er schon fleißig Impulse senden und die Achse haut dennoch weiterhin in die selbe Richtung ab. Deutet auf jeden Fall auf ein zu großes Schneckenspiel hin. Das erklärt auch den plötzlichen Sprung nach unten und dass er dann wieder sehr lange braucht um sich zu beruhigen.
    Wenn ich bei mir den Druck auf die Schnecke erhöhe kriege ich aber das nächste Problem. Bei den Impulsen schiebt er mir zuerst die Achse in die falsche Richtung bevor er dann letztlich korrigiert. Dann ist das Guiding noch unsauberer. Bei der EQ5 muss man also wirklich ganz genau das Schneckenspiel einstellen, sonst hat man immer solche Sprünge.


    Für die RA-Achse würde ich mal Mx RA auf 500 runterstellen. Da sind 2500 viel zu hoch. Ggf. auch die Agr etwas höher, so auf 65-70; MnMo auf 0,25.


    Aber wie gesagt: Bei der DEC-Achse hat man bei der EQ5 gerne mit Problemen zu kämpfen. Ich würde empfehlen, das Guiding auf Norden oder Sünden (je nachdem wohin die DEC abhaut) zu setzen. So muss nur in eine Richtung korrigiert werden. Dadurch steht die Schnecke immer unter dem gleichen Druck. Das schafft Abhilfe.


    Zusätzlich würde ich aber auch bei der EQ5 das ganze China-Fett rausschmeißen und durch vernünftiges Fett ersetzen. Das hilft meist auch schon eine ganze Ecke.

  • Hallo David,
    gibt es eine Faustregel in welche Richtung das Ungleichgewicht in DEC verschoben werden sollte?


    Und verstehe ich richtig, dass die Sprünge in DEC durchaus "normal" sein können für eine EQ5 und ich mir keine Sorgen machen sollte, dass die Schnecke einen Schuss hat?


    Hast Du noch einen Ratschlag, was für ein Fett verwendet werden sollte?


    Danke und viele Grüße!
    Meschmesch

  • Im Zweifel hilft auch immer, Dec statt auf "Auto" auf "Nord" oder "Süd" zu setzen, je nachdem wohin Dein Stern driftet. Viele Probleme entstehen durch Richtungsumkehr in Dek in Verbindung mit zu viel Spiel in Dek. Jedes Mal muss bei einer Richtungsumkehr das ganze Spiel durchlaufen werden. Daher kann man besser Dek-Korrekturen in die falsche Richtung ganz unterbinden. Allerdings sollte man bei diesem Trick öfter mal prüfen, dass sich die Richtung der Dek-Drift nicht irgendwann mal umkehrt, wenn das Objekt über den Himmel segelt. In RA gibt es ja keine Probleme mit Richtungsumkehr.



    Hartwig

  • Hallo Meschmesch,


    ich hab den Tubus bei mir so verschoben, dass er leicht kopflastig ist. Ist aber auch davon abhängig in welcher Höhe sich dein Objekt befindet, denn wenn man sehr horizontnah arbeitet, "zieht" der Tubus ja doch viel stärker als in Zenitnähe.


    Generell kann ich zum Fett nur bedingt etwas sagen, da ich bisher nur eine Fettsorte bei mir ausprobiert habe. Nennt sich "Centoplex" und hatte ich mir von einem anderen Spechtler besorgt, da eine komplette Tube gleich mal eben irgendwas bei 80 Euro gekostet hätte. Centoplex ist ein Fließfett für Langzeitschmierung bei normalen Temperaturen und hohen Belastungen.


    Es gibt daneben noch diverse andere Fette auf MoS2-Basis. Teilweise werden auch Fette empfohlen, die Graphit-Haltig sind, insbesondere für die Schnecken. Da konnte ich aber noch keinen Test machen.

  • Hallo,


    das mit dem Setzen von Dec auf Nord oder Süd statt auf Auto hatte ich versucht, hatte allerdings nichts gebracht. Ich werde die Montierung zerlegen, reinigen, neu fetten und dann hoffen, dass es besser wird.


    Vielen Dank!

  • Naja, Du müsstest auch erst die RA-Achse etwas in den Griff bekommen. Die juckelt ja auch mal gut zwei bis drei Grad in jede Richtung.
    Wenn Du in PHD die Brennweite des Leitrohrs richtig eingestellt hast, dann ist das definitiv zu viel.
    Da würde ich das Guiding in DEC erst mal komplett aus lassen und dann an den Parametern fummeln, bis die Achse weniger als ein Grad schwankt. Rein subjektiv würde ich behaupten, dass größere Sprünge in RA auch die DEC stark beeinflussen.

  • Hallo,


    habe am Wochenende die Montierung zerlegt, geschmiert und neu justiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich das testweise angebrachte Handrad insbesondere bei Vorhandensein des Motors relativ schwergängig drehen lässt. Ohne gibt es leichte Schwankungen in der Leichtgängigkeit - nach 180 Grad Rotation des Handrads wirds leichter, dann wieder schwergängiger.


    Ist das alles normal?


    Und dann habe ich wohl etwas zu viel Fett aufgetragen, die Achsen lassen sich jetzt nicht mehr so gut festklemmen wie früher und rutschen unter dem zwischen Achsklemme und Achse befindlichen Fett durch, wenn die Belastung größer wird. Ist das ein Problem? [8)]


    Danke für eure Unterstützung. Ohne hätte ich das Teil schon längst gegen die Wand geworfen...


    Viele Grüße!
    Meschmesch

  • Moin Mensch Mensch ,
    ich besitze auch eine EQ5 und dein Graph entspricht so ziemlich meinen , als ich das erste mal geguidet habe . Nur die Ra Achse lief bei mir etwas besser .
    Gründe waren erstmal Überbelastung und schlechte Gewichtsverteilung meines Gedöns .
    Und natürlich eine super schlechte Justage der Montierung .
    Es blieb mir nichts anderes übrig , als den Aufbau zu optimieren und natürlich alles zerlegen , säubern und neu fetten . Danach dann die nervige Justage . Nach etlichem hin und her (weil ich nicht wusste wie es nun am besten ist) , habe ich mich für die nach Empfinden leichtgängigste Einstellung entschieden . Beim drehen sind mir auch immer wieder etwas schwergängigere Momente aufgefallen , die ich dann aber akzeptiert habe , da mir sonst das Spiel wieder zu gross wurde . Es war sehr nervig für mich . Verwendet habe ich stink normales Mehrzweckfett , da ich das ganze eh mindestens einmal im Jahr reinigen werde .
    Mein Graph hat sich um einiges Verbessert , und ich war schon mal fast dauerhaft im 0.5 er Kreis bei den Treffern. Ich bin noch nicht ganz zufrieden und könnte wohl noch etwas besser werden aber das erfordert viel Geduld glaube ich und testen . Mit Fett habe ich auch nicht gegeizt , aber die Höhen wo geklemmt wird ausgelassen .
    Mein Fazit war , dass die Demontage und Justierung bei der EQ5 ein muss ist .
    War bei dir auch der China Klebstoff vorhanden ?
    Hast Du Deinen Polsucher auch justiert ?
    Viel Erfolg weiterhin und Grüsse
    Karsten

  • Hallo Karsten,


    da war irgend ein transparentes Fett reingeschmiert. Die Schmiernut in DEC war komplett fettfrei, sauberer Lauf war da kaum möglich.


    Wie ist das mit dem offenen Kugellager? Ich habe dort alles gelassen und lediglich oben drauf das neue Fett geschmiert, reicht das oder muss ich das Kugellager auch komplett vom alten Fett befreien?


    Polsucher habe ich nicht sonderlich justiert, verwende ich nur zum groben einordnen. Rest erfolgt dann über PHDguiding und Driftjustage.


    VG!
    Meschmesch

  • Also ich habe auch das Kugellager zerlegt, mit Bremsenreiniger entfettet und neu gefettet. Man weiß ja nie, was die da reingepackt haben. Aber da es ja an sich schon ein Kugellager ist, ist das Neuschmieren dessen kein Muss.


    Bei mir muss ich die Klemmung auch etwas mehr anziehen als vorher, aber durchrutschen tut im normalen Betrieb nix. Wenn das Gewicht gut austariert ist, sollte auch keine zu große Last auf den Achsen liegen. Eigentlich gerade so viel, dass der Tubus ganz langsam nach unten dreht, wenn man ihn ungeklemmt nach oben zeigend mit dem Finger leicht anstupst.


    Das Problem, dass in der DEC das Schneckengetriebe mal schwerer und mal leichter geht, habe ich auch. Da ist wirklich viel Testen gefragt. Man sollte die Schnecke auch nur handwarm anziehen, sodass man das Gefühlt hat, es könnte noch ein minimalstes Spiel sein. Man muss genau den Punkt erwischen, wo das Schneckenspiel verschwindet. Dann sind die Ausbrüche in DEC meist minimal.
    Aber wie gesagt: Ich lasse nach dem Einnorden die Montierung eigentlich immer 10 Minuten ohne Korrektur-Impulse in der DEC-Achse laufen. Dann sehe ich ja, wohin die Achse abhaut und lasse nur Korrekturimpulse in eine Richtung senden.

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