Zwiebelringe an Jupiter

  • Hallo Planetenfans,


    vergangenen Freitag konnte ich bei sehr ruhigen Bedingungen meine neue i-nova PLB-Cx mit dem MT9M034-Farbsensor ausprobieren. Eigentlich waere ich zufrieden mit der Farbkamera, wenn ich nicht egal bei welchen Einstellungen Zwiebelringe beim Verarbeiten der Filme bekomme:



    Aufgenommen hab ich am 25-Teleskop bei sicher zu langer Brennweite und plx-capture. Den gain hatte ich von 60% bis 80% eingestellt, die Belichtungszeiten fuer 50% bis etwa 80% Histogrammausnutzung variiert und erhalte immer aehnliche Zwiebelringe [B)]. Man sieht schon im Livebild einen seltsam strukturlosen Randbereich vom Jupiter, wo dann die Zwiebelringe resultieren.


    Was mache ich falsch? Hoffe es kann jemand helfen, da derselbe oder ein aehnlicher Farbchip in anderen handelsueblichen Kameras wie ZWO oder QHY ebenfalls verbaut wird.


    Danke und Gruesse
    Jan

  • Hallo Jan,


    meiner Erfahrung nach hat das weniger mit einem spezifischen Chip oder der Aufnahmetechnik zu tun sondern resultiert aus nicht all zu tollem Seeing in Verbindung mit dazu relativ übermäßigem Schärfen. Es scheint besonders dann aufzutreten, wenn das Seeinv viel Bewegung verursacht aber trotzdem schrafe aber verzerrte Bilder durchlässt. Ich kenn den Effekt selber auch von neben den neuen Kameras auch der Toucam oder es gibt auch Bilder der DMK/DFK mit Zwiebelringen.


    Du könntest mit der Verwendungsrate beim Stacken experimentieren, nimm etwas weniger Bilder, vielleicht nur 500 bis 1000 Einzelbilder bzw. entsprechende Prozent Verwendungsrate. Das verursacht wohl etwas körnigere Bilder nach dem Schärfen, dementsprechend etwas sanfter schärfen. Probiere auch mit der Position und Anzahl der Alignment-Points zu experimentieren, eventuell manuell setzen, besonders am Rand. (Ich nehme an du verwendest Autostakkert?)


    Für zukünftige Aufnahmen, 60% bis 80% Gain ist vielleicht auch etwas viel, ich versuche am Jupiter eher bei max. 30% zu bleiben, hell genug ist der Jupiter ja noch.


    Gruß, Gerry

  • Moin


    Ich glaub eigentlich, Dein Bild ist ganz ok.


    Viele Farbcam-User glauben gerne, dass sie die RGBs einfach in Registax laden, schärfen, und !PENG! wird alles gut [:)]. Geh mal bei Planetenbild immer davon aus dass Du eigentlich 3 Bilder hast, R, G und B, auch wenn Du eine Farbcam hast.


    Bei Deinem Bild ist der Zwiebelring im G-Kanal sehr schlimm, aber im R und B kaum sichtbar.



    Zerleg also das Rohsummenbild Bild in die 3 Farbkanäle und schärf jeden Farbkanal einzeln. Tu also so, als hättest Du eine Monochromcam. Schärf jeden Kanal nur so doll, dass gerade eben kein Zwiebelring erscheint. Kombinier alles zu einem RGB. Fertig.


    Hab mal spaßeshalber mit Deinem Bild mit Fitswork ein R+B-RGB gemacht. Das zeigt den Zwiebelring nur noch als Farbnuance. Auch die wäre bei einem separat geschärften G-Kanal wech.



    Sieh Dir auch mal beim Aufnehmen die Kanäle einzeln im Histogramm an (Firecapture und ich glaub auch Sharpcap können das). Wahrscheinlich war der G-Kanal einfach zu doll aufgedreht.


    Hoffe das hilft.


    Hartwig

  • Hallo Jan,


    ich kann die Aussagen von Hartwig und Gerry bestätigen.
    Ich selber nutze eine ASI120MC, Firecapture (Aufnahme), Autostakkert (stacken), Registax (schärfen), ...
    Bei allen drei "Tätigkeiten" nicht übertreiben!
    Gerade am hellen Jupiter. Sonnst habe ich auch einen Zwiebelring an gleicher Stelle.
    Wenn ich es drauf anlege, sogar noch viel heftiger als deiner.
    Wenn aber mit Umsicht und Bedacht er- und bearbeitet wie Gerry und Hartwig es umschreiben, gar nicht.


    (==>) Hartwig: Das es aber nur ein Kanal besonders verursachen kann, wusste ich auch noch nicht bzw. habe ich noch nicht drauf geachtet. Guter Tipp! Danke dafür. Da werde ich diesbezüglich auch mal auf´s Histogramm achten.


    Gruß und CS
    Svend

  • Das hier besonders der Grünkanal betroffen ist, mag daran liegen, dass dieser Chip im Grünen seine höchste Empfindlichkeit hat.


    Kann mich hier euch nur anschliessen, also auch immer darauf achten den Weißabgleich bei der Aufnahme schön einzustellen, so daß alle Farbkanäle im Histogramm gleichmäßig bei 60% bis 70% liegen. Auch wenn man in RAW aufnimmt, stellt man das vorher nicht gut ein hat man nachher einen grünstichigen Jupiter und der Grünkanal ist dann schnell überbelichtet. Das geht wie gesagt mit Firecapture sehr gut, da kann man alles km RGB-Modus einstellen und dann in RAW aufnehmen.


    Auch sonst schließe ich mich unsrem Planetenguru Hartwig an [;)]


    Gruß, Gerry

  • Hallo Jan,


    Ich kenne die Zwiebelringe auch noch aus meiner Webcamzeit und konnte sie fast immer auf schlechtes Seeing zurückführen. Durch die längeren Belichtungszeiten war das Problem damals noch viel ausgeprägter als heute. Durch Verwendung einer monochromen Kamera, Farbfilter und passender individueller Schärfung der Farbkanäle ist das Problem bei mir weg.


    Dieser Jupiter ist bei hundsmiserablem Seeing entstanden. Er zeigt dementsprechend wenig Details. Aber ich habe keine Zwiebelringe:



    Das Farbvideo in drei Kanäle zerlegen, diese einzeln schärfen und dann wieder zusammen fügen dürfte der beste Weg sein.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure beherzte Hilfe! Gibt mir Mut mit der Kamera weiter zu arbeiten und mit den Einstellungen umsichtig um zu gehen. War da sicher verwöhnt mit der DBK618.


    Spannend finde ich auch die Zwiebelringbildung besonders im Grünkanal. Da werde ich mich drauf achten. Gestern Abend hab ich mir das Aufnahmeprogramm plx-capture genauer angeschaut und das ist weniger geeignet für die Farbkamera (arbeite ja sonst auch monochrom, dafür ist es tiptop). Selbst sharpcap macht da einen viel besseren Eindruck. Die i-nova's laufen glaub ich nicht mit firecapture.


    Stacken tu ich soweit mit Registax, wenn man weiss, wie man die alignment-Punkte setzen muss, macht es das auch sehr gut. Ich variiere auch die Anzahl gestackter Frames und vergleiche die Resultate. Da sieht man dann natürlich den seeing-Einfluss ... bei guten Bedingungen wie vergangene Freitagnacht kann ich jeweils 80%-90% der frames stacken!


    Viele Grüsse
    Jan

  • Hallo Jan,


    meiner Meinung nach kommen die Zwiebelringe dadurch, dass Autostakkert bei weichen Motiven (schlechtes Seeing) dann eben auf
    die Bit-Abstufung (1/256-Schritte) korreliert.


    Mach mal single point alignment (nur ein riesengrosses Rechteck) um Jupiter beim Stacken, dann sollte der Effekt verschwinden.


    klare Grüße
    John

  • Hallo John,


    danke für diese mögliche Erklärung.
    Ich wollte gerade auch meine Zweifel anmelden, ob das wirklich die Beugungszwiebelringe sind, weil diese viel zu weit innen liegen für 250 mm Öffnung, und zu unregelmäßig sind. (vgl. z.B. die Ringe im Grünkanal auf Roberts letzten Bildern hier mit 8").


    Jan: um das zu klären, könntest Du vielleicht parallel zur Jupitersession auch mal einfach einen Stern aufnehmen, damit man die PSF sieht.


    EDIT: bilde ich mir das nur ein oder biegt sich der Ring dort weiter nach innen, wo die dunklen Bänder des Jupiter liegen - das deutet ja auch auf ein Stackingartefakt oder Ähnliches hin.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    Zitat: bilde ich mir das nur ein oder biegt sich der Ring dort weiter nach innen, wo die dunklen Bänder des Jupiter liegen - das deutet ja auch auf ein Stackingartefakt oder Ähnliches hin.


    Eben: das ist ja gerade der Beweis, dass es sich um Zwiebelringe handelt, die auf die 1-Bit Abstufung zurüchzuführen ist!
    Schwingen die "Iso-Lumen" (ha Ha!) = Linien gleicher Helligkeit nach innen, so gehen die Zwiebelringe mit!


    Also schön wäre doch, würde Jan einfach mal das machen was ich sagte:


    Zitat: Mach mal single point alignment (nur ein riesengrosses Rechteck) um Jupiter beim Stacken, dann sollte der Effekt verschwinden.


    und dann das Ergebnis hier einstellen würde. (Grünkanal reicht uns aus, nur da ist ja das Problem)


    klare Grüße
    John

  • Hallo John, Hallo Holger


    Auch euch herzlichen Dank. Wie oben erwaehnt stacke ich mit Registax mit manuellem setzen der alignment-Punkte. Bei monochromen Filmen hat sich das bewaehrt. Ich weiss gar nicht ob man mit Regi auch ein grosses Rechteck um den Planeten ziehen kann. Ein PSF aufnehmen hab ich noch nicht probiert, waere aber mal interessant. Die Luftruhe wuerde ich mit 8-9/10 charakterisieren, zwischendurch verschwomm das Bild war aber sonst fast bockstill. Dementsprechend kann ich ebenfalls aufgenommene monochrome Filme zu 80-90% gewinnbringend stacken!


    Anyway, man sieht die Zone der Zwiebelringe bereits im livebild als strukturlose Randzone, dies obwohl der Jupiterrand scharf ist. Das ist ein typisches wenn auch sehr gutes Einzelframe:





    Das ist leider typisch bei zu starken Aufnahmeeinstellungen, das kenne ich auch von frueher mit der Toucam etc. Bin sicher, bei weniger Brennweite, weniger gain und und und kommt das besser. Die einzelnen Farbkanaele schaerfen ist auf jeden Fall ein super Tip!


    Viele Gruesse
    Jan

  • Hallo Jan,


    nachfolgend zwei Aufnahmen aus 2015, die zeigen, was bei gutem Seeing mit dem Chip der I-Nova und einem 10-Zöller möglich ist (Der Chip ist auch in der ALCCD5LIIc verbaut, mit der diese Bilder entstanden.



    Es liegt sicher an den Aufnahmebedingungen, nicht an der Kamera, was aber nicht gepasst hat, daüber könnte ich nur spekulieren. Jedenfalls hattest Du eine wesentlich größere Brennweite und damit die Kamera möglicherweise überfordert.


    Viele Grüße



    Oskar

  • Hallo Oskar,


    danke fürs Vergleichsbild - da sieht man, wo die Seeing-Beugungs-Zwiebelringe mit 10" eigentlich liegen müssten (nämlich weiter außen). Keine Ahnung, was da bei Jan schiefgeht !?


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Oskar,


    vielen Dank fuer den Vergleich. Ich muss unbedingt die Brennweite reduzieren und nicht mehr mit plx-capture arbeiten.


    Hallo Holger,


    ich werds schon rausfinden was bei mir schief laeuft bei den Kameraeinstellungen! Uebrigens kann die eher einseitige Ausbildung von Randartefakten (Bildresultate von Oskar, rechte Jupiterkante) nach meiner Erfahrung auch durch eine sehr geringfuegige Dejustierung resultieren, die man visuell beim 10"-er selbst bei hoher Vergroesserung nur schlecht erkennt, aber sich bei guten Bedingungen nach dem stacken so manifestiert.



    Bei gleicher Brennweite hab ich ja auch monochrom aufgenommen, hier ein schnell verarbeiteter Rotkanal (4500 von 5800 frames gestackt):



    Der viel kleinere Abbildungsmassstab resultiert durch die etwa doppelt so grossen Pixel meiner i-Nova 618. Seeing war also ganz in Ordnung!


    Viele Gruesse
    Jan

  • Hallo Jan,


    "Seeing war ganz in Ordnung" scheint mir noch etwas untertrieben zu sein...


    Wie Du schreibst, kann die Asymmetrie der Zwiebelringe in Oskars Bild von einer Dejustage herrühren. Mir ist allerdings aufgefallen, dass einseitige Zwiebelringe eigentlich imer da liegen, wo die schärfere Kante des Jupiter liegt (so auch hier) - auf der anderen Seite wird der Ring (falls vorhanden) durch Intensitätsabfall der Beleuchtungsphase geglättet. Nur zur Opposition gibt es links und rechts die gleichen Verhältnisse.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    das ist mir auch schon so aufgefallen an der schaerferen Kante eines Planeten, besonders an Mars. Hier ein typisches Beispiel:



    Man muss wirklich sehr vorsichtig schaerfen, dammit das Randartefakt nicht zu stark wird. Koennte also bei Oskar nicht durch geringe Dejustierung verursacht sein. Damit muessen wir wohl einfach leben ...


    Viele Gruesse
    Jan

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